Verwaiste Eltern

  • Klingt dramatisch, aber anderes fiel mir dazu nicht ein.


    Ich habe 3 Kinder (17, 12 und 6), die seit der Trennung vor 2einhalb Jahren bei mir lebten.
    Seit Ostern machte sich der Mittlere Gedanken darum, zu seinem Vater zu gehen.
    Der wohnt 80km von hier weg und fand die Idee gut.


    Mir hat das von Anfang an Bauchschmerzen gemacht, aber mein Sohn litt auch unter der Trennung, gab alle Hobbies auf, sackte ab in der Schule.


    Nun hat er dort seine Sommerferien verbracht. Zunächst hieß es "bis nächste Woche", dann übernächste Woche, dann war nach Hause kommen kein Thema mehr.
    Es kristallisierte sich heraus, daß er dort bleiben würde.
    Da alles andere purer Egoismus meinerseits gewesen wäre, war ich natürlich einverstanden.


    Die Schule dort ist sehr gut, das Wohnen beim Papa...nunja, anders als hier.
    Keine Geschwister, er kann wohl tun und lassen, was er will.
    So, wie ich das vom KV erfahren habe, benimmt er sich dort auch ganz anders als hier.
    Er ist wohl sehr entgegenkommend, er gibt sich Mühe.


    Auch ist dort von seinen Wehwechen nichts zu merken.
    Hier hat er oft von Bauchschmerzen und Kopfschmerzen gesprochen (besonders morgens vor der Schule)....dort bisher nichts.
    Ist natürlich klasse, ich freu mich wenn es ihm gut geht.


    Seitdem er fort ist, habe ich ihn zweimal gesehen.
    Einmal auf einer Familienfeier und einmal war er mit dem Papa hier, um alle papiere zu holen. :flenn


    Diese vorher zusammenzuholen und hinzulegen war für mich wie....naja, herzzerreißend.


    Von ihm selbst kommt nicht viel.
    Nunja, er war nie ein gesprächiges Kind.
    Sich aber wegzudrehen, wenn die Mama aus dem Haus kommt um ihn zu begrüßen, und den Fußboden genauestens zu betrachten...anstatt sich einfach mal drücken zu lassen....hmmmm...war seltsam.


    Okay, er ist in der Pubertät und er ist halt sehr introvertiert.
    Ich hab trotzdem Angst, daß wir uns entfremden werden.


    Wie war das denn bei den Betroffenen hier?


    Was die zukünftige besuchsregelung angeht, habe wir noch keine sehr gute Idee.
    tauscht man alle 2 Wochen die Jungs aus, sehen diese sich nicht mehr, alles andere wird auch teuer.


    Durch den Umzug zum Vater habe ich dann 400€ weniger.
    Kann die Wohnung nicht mehr halten und werde umziehen müssen.


    Klar, er ist dann auch nicht mehr da, aber trotzdem fehlt es ja.


    Ich find's auch blöde, daß er dadurch dann kein eigenes Zimmer mehr hier hat.


    Wie habt Ihr das denn geregelt?



    Von den Emotionen, die mitunter hochkommen- auch bei den geschwistern, will ich gar nicht reden.


    :(

  • Hallo Kohlpudding


    Erstmal finde ich, es zeugt von echter Mutterliebe, wenn man ein Kind gehen lassen kann. Das ist etwas, von dem ich weiß, ich täte es auch, bin aber froh es z.Z. nicht zu müssen.


    Ich habe zwei 11jährige im Haus und wenn ich mir diese Situation bei einem von denen vorstelle, sehe ich auch warum dein Sohn sich wahrscheinlich abwendet (außer da ist was vorgefallen, wovon ich hier nix weiß) wenn er dich sieht. Er hat sicher ein schlechtes Gewissen dir gegenüber, denn er hat dich schließlich "verlassen" obwohl er dich noch lieb hat.
    Vielleicht hat er Angst die Trauer in deinem Gesicht zu sehen.


    Auch meine ich, dass schnell eine Besuchsregelung her muss um einer Entfremdung vorzubeugen. 80km sind ja nun nicht sooo viel. Da findet sich doch sicher was machbares.


    Dass ihr umziehen müsst ist natürlich ein großer Einschnitt für euch. Das ist eben auch eine fühlbare Konsequenz seine Entschlusses. Aber er wird trotzdem immer bei dir zu Hause sein, egal wo du wohnst. Das ist ja auch so wenn Kinder erwachsen werden und ihr eigenes Leben leben.


    Ich drück dir die Daumen, dass alles so schnell und so positiv wie nur möglich gelöst wird und du dich an den neuen Alltag gewöhnst.


    LG
    Villette

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Sich aber wegzudrehen, wenn die Mama aus dem Haus kommt um ihn zu begrüßen, und den Fußboden genauestens zu betrachten...anstatt sich einfach mal drücken zu lassen....hmmmm...war seltsam.


    Okay, er ist in der Pubertät und er ist halt sehr introvertiert.


    Ich denke auch das es bei ihm wahrscheinlich das schlechte Gewissen ist, denn er weiss auch, was über Änderungen für dich damit verbunden sind.


    Kannst du ihn Dir beim nächsten mal nicht einfach schnappen, ihn fest drücken und ihm ins Ohr flüstern, ( in Etwa ) "hey, mach Dir keine Sorgen um mich, es ist ok , du bist und bleibst mein Sohn und ich liebe Dich" ! ?

    ♥♫ Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ ♫♥
    ☜❤☞ i still haven´t found what i´m looking for ☜❤☞
    LG Jennylee

  • Hallo!


    Also erstmal :respekt , dass du deinen so loslassen konntest. Ich weiß nicht ob dir etwas hilft, aber ich habe vor kurzem gehört, dass die Jungs im Teenager Alter gerne zum Vater wechseln. Sie bleiben einige Zeit und es kommt auch vor, dass sie wieder zurück zur Mutter wollen.


    Ich finde es auch o.k..


    Ich stelle es mir aber schwierig vor, wenn es ein ständiges HIN und Her gibt. Ich finde, das Kind das wechselt, sollte schon mindestens ein Jahr dann dort bleiben.


    du bist wirklich eine starke Mutter!

    Chaque jour est une chance de retrouver le bonheur. Jeder Tag ist eine Chance für neues Glück.

  • Hallo Kohlpudding,


    mit 17 gehen die Kinder ja oft mehr ihre eigenen Wege als die Zeit mit ihren Eltern zu verbringen, insofern denke ich , dass in diesem Alter vielleicht nicht mehr so ein regelmässiger Umgang stattfinden wird. Habt ihr Eltern noch nicht darüber gesprochen?


    Seine Reaktion auf Dich, hm, schwierig, Pubertät wohl. Wenn du vermutest, dass er ein schlechtes Gewissen hat wegen dem Umzug zum Vater solltest du ihm klarmachen, dass das absolut falsch wäre. Auch wenn dieser Umzug für dich noch andere Konsequenzen hat.


    Vermissen die Geschwister ihn denn? Sehen sie ihn nicht, wenn sie beim Vater sind?



    VG
    Ulla


    p.s. deine überschrift finde ich doch etwas daneben, denn das trifft es absolut nicht.

  • Der 12jährige ist umgezogen. Das ist schon ein Unterschied zu einem 17jährigen.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Oh, sorry, habe da wohl eben "17 Jahre" und "mittlerer" nicht ganz zusammen gekriegt.


    Ja, das sieht dann etwas anders aus, aber grade für einen Jungen in dem Alter ist der Vater nun wohl sehr wichtig. Da würde ich auch gucken, das ich wieder einen regelmässigen UMgang finde. Bei einem 17jährigen würde ich das schon lockerer sehen.


    VG
    Ulla


  • Hallo Ulla,


    Die Große (17) fährt nicht zum Vater. Sie weiß nicht, was sie dort soll, sagt sie. Und der Kleine mag dort nicht so gern übernachten. Er war zuletzt zur Jahreswende dort und meine Älteste war vor 1 Jahr dort.


    Ja, die Überschrift erschient seltsam, aber mir ist zZt so zumute.
    Muß mir selber immer sagen, daß er nicht "tot" ist, sondern nur nicht mehr hier lebt.


    Dieses WEG sein ist in meinem Herzen wie VERLOREN haben, ihn verloren zu haben.
    Hoffe, daß die Ratio bald wieder Oberhand hat, die sagt nämlich, daß er halt nur nicht mehr hier lebt.

  • Einmal ist es sehr typisch, dass "mittlere" Kids diesen Weg gehen. Als Sandwichkind in die Rolle des Ausgleichenden gepresst und mit der Belastung einer Elterntrennung versehen, ist es auf der einen Seite ihr Weg, den Geschwisterkonflikten zu entgehen. Andererseits ist es oft ihr heimlicher Gerechtigkeitssinn: Der andere Elternteil ist sonst allein.
    Zusätzlich: Sie bekommen dort ihr "Alleinstellungsmoment", das sie sinst nie hatten. Mittelkind eben.


    Geprägt aber vom schlechten Gewissen. Entscheidung für den einen Elternteil wirkt wie Entscheidung gegen den anderen Elternteil. Das Problem schwingt bei Deinem "Kerl" wohl auch mit. Vor allem, weil sein Tun ja direkte Auswirkungen hat: Umzug für die Restfamilie...


    Den Umgang könntest Du variabel gestalten. Mal ist er mit dem kleinen Bruder bei Dir, mal "tauscht" ihr die Kinder aus. So hat jeder einen besonderen Effekt davon und einen speziellen Zugang zum anderen Elternteil - wenn es "machbar" ist.


    Ansonsten großes Lob. Du kämpfst ums Wohl Deines Kindes - und lässt es ziehen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hallo Bap,
    es ist nicht das erste Mal, daß ich von Deiner Weitsicht und Erfahrung lernen kann :blume


    Es erscheint so herrlich logisch, was Du da schreibst- und tröstet ein wenig!


    Dazu noch die frischesten Smsen meines Ex:
    Juniors Schulstart verlief sehr gut, er ist zufrieden.


    das macht mich auch ganz zuversichtlich, da ich ja weiß, wie nah am Wasser er gebaut hat und wie schwer ihm manchmal die Kontakteknüpferei fällt.


    Bin nun sehr beruhigt.


    Danke an Euch alle.