Gestern war Elternabend in der Klasse meines Sohnes - viertes Schuljahr. Nach den üblichen Fragen (Nutella auf`s Schulbrot? Hausschuhe ja oder nein? Mein Kind ist unterfordert! Meins auch! Und meins am meisten!... :muede) kamen wir dann auf ein anderes Thema:
Gute Kinder gegen böse Kinder.
Ausgelöst wurde das Ganze durch eine Strafarbeit, die ALLE Kinder der Klasse machen mussten. Der Lehrer hatte ein Thema besprochen und mehrmals erklärt, worum es geht. Die Schüler (bis auf 4 oder 5) haben gequatscht, gestört, genervt. Auf Nachfragen des Lehrers, was er erklärt habe, kam dann von den Schülern (bis auf die 4 oder 5) keine oder eine falsche Antwort.
Daraufhin wurde der Lehrer sauer und hat - zusätzlich zu den Hausaufgaben - eine Strafarbeit (langen Text abschreiben) aufgegeben.
Es war wirklich ein laaaaanger Text. Und viele Kinder haben sich bei ihren Eltern beschwert. Und dann haben sich gestern die Eltern beim Lehrer beschwert...
Natürlich hat KEINES dieser Kinder den Unterricht gestört. ALLE haben zugehört. Und NIEMAND hat diese Strafe verdient!
...Außer natürlich ...die bösen Kinder.
Also die, die man ja schon kennt. Die, die IMMER stören. Die, weswegen die lieben Kinder NIE lernen können. Die, wo sich die Eltern nicht kümmern...
Der Lehrer hat dann noch erklärt:
" Nein, Frau G. und Frau K. und Herr B. und Frau D. usw.....auch Max und Lisa und Hannelore und Levin haben gestört! Klar hatten sie keine Lust auf die Strafarbeit. Und dass die ganze Situation zu Hause etwas anders ankommt, ist ja auch nix Neues..."
Natürlich war es schwierig für die Eltern, das zu schlucken und sie haben sich sehr gewehrt. Denn niemand will eines der bösen Kinder haben...
Irgendwann einmal habe ich dann folgenden Einwand eingeworfen:
Die Klasse ist eine Gemeinschaft. In guten wie in schlechten Tagen. Wenn der Lehrer eine Strafarbeit für die gesamte Klasse aufgibt (was ja nicht so oft vorkommt - in 4 Schuljahren bisher ein Mal...), sollten die Eltern das akzeptieren und hinter dem Lehrer stehen.
Alle Kinder machen diese Strafarbeit. Und natürlich bleibt es den "lieben Kindern" überlassen, zu den "bösen Kindern" zu sagen: ihr Blödiane, wegen euch müssen WIR jetzt auch Strafarbeit machen. Das finden wir richtig kacke!!!
Ich glaube, dass diese Art von "Gruppendruck" in Erinnerung bleibt. Dass in einer ähnlichen Situation die lieben Kinder die bösen Kinder schon vorher ermahnen, leise zu sein...oder sich sonst irgendwie situationsbedingt der Gruppe im Verhalten anpassen.
Und dass die bösen Kinder sich daran erinnern, dass ihr Verhalten alles andere als cool von den Klassenkameraden betrachtet wird...
Wie aber sollen die Kinder so ein Verhalten erlernen, wenn die Eltern den eigenen Egoismus über soziale Kompetenz stellen?
Hm...dieser Einwand kam nicht wirklich gut an... :Hm
Wie seht ihr das denn so?
Ach ja...wer Lust hat, kann noch raten, ob ich ein liebes oder ein böses Kind habe...
Anja