Ein Nestmodell ist neben ideologischen, pädagogischen und sonstigen Aspekten vor Allem eins: Ein teurer Spaß. Denn es läuft ja darauf hinaus, dass 3 statt 2 Wohnungen unterhalten werden müssen - das Nest und je eine Wohnung für die Eltern. Das mag noch ganz gut machbar sein, wenn da wirklich nur die Eltern sind, aber spätestens wenn neue Partner und ggf. auch noch weitere Kinder ins Spiel kommen, wird´s auch organisatorisch sportlich. Alle zwei Tage Umzug zu 4? Hurra.
Frei von Kritik ist es allerdings auch nicht, denn eins hemmt das Nestmodell ganz erheblich: Die Aklimatisierung mit der neuen Situation der getrennten Eltern. Im Nestmodell dürfte es für die Kinder deutlich schwieriger sein diese Trennung tatsächlich zu begreifen, denn für sie ändert sich ja nichts, außer dem Umstand, dass die Eltern immer nur einzeln da sind. Das mag bis zu einem gewissen Punkt Schaden vermeiden, die Frage was geschieht, wenn dann klare Faktoren der Trennung aufkommen (neuer Partner, am besten noch Halbgeschwister bald hinterher etc.) und das Kind zwischen der gelebten Realität "alles wie immer" und der strukturellen "getrennte Eltern, getrennte Leben" herumeiert, ist meines Wissens nicht untersucht, schon weil das Nestmodell so extrem selten gelebt wird.
Ein Wechselmodell ist ein tolles Modell für so manches Kind. Nicht für die Eltern. Meines Wissens wird aber auch nicht und wurde auch nie ein Wechselmodell irgendwo angeordnet, damit sich die Eltern nur möglichst fair behandelt fühlen. Dass ein Richter auf die Idee käme, ein Wechselmodell anzuordnen, damit das Kind DANN die entsprechenden Bindungen aufbaut halte ich für extrem unwahrscheinlich. Das BGH-Urteil schließt dergleichen sogar ausdrücklich aus. Wenn man in Einzelfällen vermehrt nachhakt erstaunt dann mitunter, wie viele Kinder scheinbar völlig schadfrei immer wieder bei Oma und Opa quasi mitwohnen und auch übernachten, in Anbetracht der Tatsache, dass dasselbe Kind explodieren soll, wenns im selben Turnus beim eigenen Vater oder der eigenen Mutter wäre. Da steht und fällt sehr vieles mit dem Konfliktniveau der Eltern und da bleibe ich bei meinem Mantra: Umso Krach desto Umgang. Umso weniger die Eltern es auf die Reihe kriegen das Kind in seiner Bindung zum andren zu unterstützen, umso mehr muss das eben vom Elternteil selbst im Rahmen des Umgangs leisten.
Ein Kind simpel zu fragen, wann es wo sein will, ist übrigens hochgradig schadhaft. Das Kind darf nie in die Lage kommen, Partei ergreifen zu müssen und nichts andres passiert, wenn es sagen soll, bei welchem Elternteil es wann lieber sein will. Solche Fragen sollten, wenn, niemals von Laien gestellt werden und schon gar nicht von betroffenen Laien. Wenn sowas gefragt wird, dann bitte von fachkompetenten Menschen, die fragen dann aber auch nicht auf den Kopf zu sondern machen das anders.