Vermittlung von Werten

  • Gestern abend war Gruppenelternabend im Kindergarten meiner Tochter, bei dem es u. a. um das Thema "Werte" ging. Wir Eltern wurden anfangs gefragt, welche Werte uns wichtig seien und warum. Werte, so die These, sind wichtig, weil sie Orientierung für das Leben geben. Wir haben eigentlich alle festgestellt, dass wir sehr durch das beeinflusst sind, welche Werte uns unsere Eltern mitgegeben haben.


    Mir persönlich war bzw. ist Respekt vor seinen Mitmenschen wichtig, ein für mich damit eng verbundener Wert wurde von einer Erzieherin genannt: Achtsamkeit. Für Kinder finde ich es wichtig, dass sie insbesondere lernen, mit engen Bezugspersonen pfleglich umzugehen: nicht beschimpfen, nicht hauen, kompromissfähig zu sein, sich in einer Gruppe einordnen zu können. Sicher fallen mir noch andere Dinge ein, wenn ich nachdenke, aber ich möchte das mal weitergeben und fragen: Welche Werte sind Euch denn wichtig und warum?

  • Uhaaa, gar nicht so einfach.


    Der wichtigste Wert den ich versuche meinen Jungs zu vermitteln ist der Selbstwert - der unerschüttliche Glaube an sich selbst und die Erkenntnis das man nicht falsch ist. Falsch im Sinne das man zb auch ohne ein Abitur, Studium perfekt ist.


    Ehrlichkeit und Empathie sind mir wichtig. Fühlen wie das Gegenüber tickt und dementsprechend darauf zu reagieren.


    Humor, es ist "Pflicht" bei uns das täglich herzhaft gelacht wird.


    Und ganz wichtig Liebe, die Respekt vor sich und der Umwelt mit einschliesst.


    Desweiteren Lebensfähigkeit, dh das sie wissen wie kochen, putzen, einkaufen funzt und auch ne Waschmaschine funktioniert.


    Im großen und ganzen ist es bei mir das sie nicht dem allgemeinen Streben nach immer weiter und besser nacheifern sondern Zufriedenheit und Glück aus dem was sie ausmacht finden und wie gesagt für mich muss das nicht der Weg vom Gymnasium in Richtung Studium sein.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Uns war immer wichtig, den Kindern einen respektvollen Umgang miteinander vorzuleben, was in der Trennungsphase natürlich nicht immer leicht war. Ehrlichkeit, aber auch Bildung. Schon als sie klein waren, haben wir versucht, sie für verschiedene Dinge zu interessieren.


    Ganz wichtig und ganz oben steht für mich aber Liebe, Kinder die bedingungslos geliebt werden, entwickeln auch ein sehr gutes Selbstbewusstsein.


    Gibt noch andere Dinge, die mir wichtig sind, Pünktlichkeit, Ordnung, Zuverlässigkeit, gute Umgangsformen


    In der Pubertät wird das alles dann arg strapaziert

  • Humor, es ist "Pflicht" bei uns das täglich herzhaft gelacht wird.


    :daumen ...da soll noch einer sagen Humor sei kein Wert :lach ...dazu gehört auch, daß man sich selbst nicht so wichtig nimmt und über sich lachen kann, nur fällt mir gerade kein Wort ein, was dies wirklich beschreibt...



    Respekt (ein Teil geschenkt, der andere muß verdient werden) und Toleranz, gebe ich und erwarte ich...viele andere Werte sind für mich nur weitere mögliche Ausdrucksformen dieser Werte, sei es Achtsamkeit, Pünktlichkeit, sogar Liebe...



    Zufriedenheit... ein Lebensgefühl, was für mich einen Wert darstellt... Ohne dieses verzettelt man sich oft, wenn es darum geht, was wirklich wichtig ist... Neugier dem Leben gegenüber, neue Visionen find ich wichtig, Ehrgeiz ist bei mir dagegen negativ besetzt und ich überlege manchmal, wie sehr dies auch oft ein Ausdruck für ein schwaches Selbstbewußtsein ist... Aus meiner Zufriedenheit heraus muß ich weder mir noch anderen irgendwas beweisen...

  • Amselrüde, Selbstironie? Oder selbstreflektierender Humor? Ich kenn da auch kein Wort für :lach


    Eure Antworten decken sich ziemlich gut mit meinen Vorstellungen von Werten und Eigenschaften die man besitzen sollte.


    Man muss nicht alle Menschen mögen, sollte aber trotzdem freundlich sein, so wie es in den Wald schallt...



    Jetzt hätte ich die Frage wie ihr euren Kindern Dinge beibringt die ihr selbst nicht (gut) könnt.


    Ich hab es zum Beispiel nicht so mit dem Wörtchen nein.
    Aus Erfahrung weiß ich aber dass es wichtig ist Dinge zu äußern die man nicht will, nein sagen zu können.
    Sei es nun im Job ("Klar Chef, kein Problem, die Überstunden mach ich natürlich gern unbezahlt) oder allgemein im Umgang mit Menschen.

    Sie mag vielleicht klein sein, aber sie ist die ganz große Liebe...


    An seinen Vorfahren kann man nichts ändern, aber man kann mitbestimmen, was aus den Nachkommen wird.
    - François de La Rochefoucauld -

  • Amselrüde, Selbstironie? Oder selbstreflektierender Humor? Ich kenn da auch kein Wort für :lach


    ...triffts eben alles nicht so perfekt, wie ichs gern hätte :-) ...naja, man kann nur immer mit dem arbeiten, was man hat :lach

  • Das ist so eine Sache mit dem Werten :rotwerd
    das, was man tut, und, was einem leicht fällt, das gibt man auch problemlos weiter- ist ja auch keine Kunst ;) funktioniert es doch mehr oder weniger automatisch durch vorleben-
    schwieriger ist es mit dem Werten, die man selber nicht so richtig leben kann :tuedelue
    da kann man nur reden, und mit seinen Kindern sprechen, warum einem das selber so schwer fällt, obwohl man es als wichtig empfindet-


    Mir sind folgende Dinge wirklich wichtig: Rückgrad haben, Selbstironie/humor, Zuverlässigkeit, für Dinge einstehen, die man verbock hat, auch mal 5e grade sein lassen, Selbstbestimmtheit
    weniger wichtig (wenn auch immer noch wichtig): Pünktlichkeit, Höflichkeit, Grosszügigkeit, Toleranz
    noch weniger wichtig (aber irgendwie auch wichtig :rolleyes2: ): einigermassen Sauber und ordentlich
    ziemlich unwichtig: Statussymbole, Was denken Andere über mich


    vermutlich habe ich jetzt jede Menge vergessen, und somit erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit


    Schwierig ist die Sache mit dem Respekt...
    Respekt kann man meiner Ansicht nach nicht "erwarten", sondern der muss sich erarbeitet werden :brille
    respektvoller Umgang dagegen ist sehr wichtig!

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Jetzt hätte ich die Frage wie ihr euren Kindern Dinge beibringt die ihr selbst nicht (gut) könnt.


    ...hm...vielleicht in dem man versucht ihnen etwas über Integrität (auch ein Wert) beizubringen und dabei trotzdem auch oder gerade versucht authentisch zu bleiben...


    Respekt ist mir ein wichtiger Wert, den gibts aber nur in einem Abgleich mit meinem äußerlich oft despektierlichen Humor... Im Rahmen des Abgleichs meiner Werte und dem tatsächlichen Handeln, versuche ich so mit meinem vorgelebten Humor niemanden in der Persönlichkeit zu verletzen, böswillig herabzusetzen, würdelos lächerlich zu machen... auch schon, weil dies mich selbst kleiner machen würde... Ergo, ich lache an, aber nicht aus...frech, aber nicht wirklich bösartig...
    Junior lernt durch probieren...was darf er dem Alten an den Kopf schmeißen...was findet der dann noch lustig und wann wird er sauer...


    Welche Werte Junior ausbildet und was er von den vorgelebten Dingen übernehmen mag, muß er letztlich selbst entscheiden... Die Schwierigkeit liegt heute (oder vielleicht auch schon immer) darin, daß Werte auch gern dazu benutzt werden, Menschen zu manipulieren...


    Aber was man selbst nicht auch fühlt, kann man auch nicht wirklich vermitteln, denke ich... Ein hohler Wert ist keiner...

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  • Respekt kann man meiner Ansicht nach nicht "erwarten", sondern der muss sich erarbeitet werden
    respektvoller Umgang dagegen ist sehr wichtig!


    Ich verstehe den Zusammenhang nicht ganz. Wenn man seinen Kindern vermittelt, dass alle Menschen gleich viel wert sind (jetzt nicht unter materiellen oder wirtschaftlichen Kriterien), dann bedeutet das für mich, respektvoll mit ihnen umzugehen. Sicher, Respekt kann man nicht erwarten, aber man kann selbst damit anfangen, auch und gerade dann, wenn es Menschen im sozialen Umfeld gibt, die einen nicht respektvoll behandeln. Das heißt aber nicht, dass man sich alles gefallen lassen muss.

  • Hi!


    Ich würde die Frage auch auffächern wollen in: "Welche Werte sind für mich wichtig, die ich auch vermitteln kann und welche Wert sind für mich wichtig, die ich nicht vermitteln kann.


    1. Kann ich
    Ich bin zuverlässig und pünktlich und ordentlich. Ich kann mich sehr gut abgrenzen, nein sagen, ich weiß was ich will, kann mich gut entscheiden und bin ein sehr selbstständiger Mensch. Ich bin gern kreativ, ich traue mich da an vieles ran, probiere aus, bastle, male, zeichne usw.
    Ich bewege mich gern, ich liebe Sport. Ich lese dauernd. Ich gehe einmal die Woche in die Bibliothek und hole stapelweise Bücher. Ich glaube, das erste Buch hatte meine Tochter mit 4 Monaten in der Hand.
    Ich bin idealistisch. Ich habe einen Beruf gewählt, der finanziell nichts einbringt und sich an Menschen orientiert. Und ich übe ihn gern aus. Ich möchte, dass die Welt anders wird, als sie ist. Mir ist es grundsätzlich zu kalt und zu materialistisch und zu rauh und zu zynisch.
    Ich bin freundlich und höflich und vor allem zu mir selbst ehrlich. Ich kann mich gut entschuldigen und ich bin empathiefähig. Ich kann mich gut entspannen, loslassen, das Leben in vollen Zügen genießen. Auch die allerkleinsten Dinge.


    Das lebe ich vor.


    2.Kann ich nicht- würde ich aber gern können.
    Ich wäre gern diszipliniert. Ich wäre gern maßvoll. Ich würde das Leben gern leicht nehmen. Und mir die Dinge weniger zu Herzen. Ich wäre gern toleranter. Hätte gern weniger Vorurteile. Wäre gern besser darin, neue Kontakte zu knüpfen. Hätte gern weniger Angst. Würde gern ein Instrument spielen können.



    Ich denke, ich lebe meiner Tochter vor, aus jedem Tag das Beste zu machen. So grundsätzlich. Das liegt einfach daran, dass wir am unteren Ende der Gesellschaft angekommen sind. Ich bin eine arme Frau mit einem akademischen Beruf, der uns kaum ernähren kann, kaum noch Sozialkontakten und fast ohne finanzielle Mittel.

    Gewünscht hätte ich mir ein Leben, in dem ich als Frau ein Kind normal großziehen kann, arbeiten und trotzdem Zeit mit ihr verbringen kann. Das geht aber nicht. Also machen wir das Beste daraus. Wir leben unser Leben eben weitgehend ohne andere Menschen. Wir sind trotzdem freundlich und offen und herzlich.


    Ich habe Arbeitskollegen, meine Tochter hat viele Kita-Freunde. Wir gehen in die Bibliothek, wir lesen, wir kochen, wir spielen zusammen. Wir lachen, tanzen und singen miteinander. Ich habe ein fröhliches Mädchen.


    Langfristig weiß ich nicht, was ich ihr vermitteln soll. Meine idealistische Weltsicht hat uns in die Armut geführt. Mein Wunsch, die Männer sollen anders sein, als sie sind, in die Einsamkeit.
    Ich hoffe, meiner Tochter gelingt es besser als mir, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, ich hoffe, sie hat nicht "meinen Kopf in den Wolken" geerbt. Sie wird selbst entscheiden.


    LG

  • Eine tiefgehende Frage :daumen


    Wenn ich auf die Schnelle ein Brainstorming mache, fallen mir sofort folgende ein:

    Toleranz
    Ehrlichkeit
    Ein respektvoller Umgang gekoppelt mit einem gesunden Selbstbewusstsein ...


    Und Lachen können sollte niemals, nie fehlen :-)


    Es sind so endlos viele, ich glaube aber, dass diese mir, zumindst im Moment, am Wichtigsten sind.