Wie verhalten sich Kinder nach Kindesentziehung?

  • Hoffentlich ist es bald soweit, dass ich meine beiden wieder in meine Arme nehmen kann.


    Aber was dann.
    Sie waren weg und in einer völlig anderen Umgebung.
    Auf der Flucht, ohne festen Tagesrhytmus ohne echten Halt.
    Wie gehe ich dann auf sie ein.


    Die Große 2 1/2 Jahre wird sich sicherlich an mich erinnern.
    Allerdings wird sie wahrscheinlich jedesmal, dass ich weggehe darüber nachdenken, dass sie wieder weggebracht werden wird.


    Die Kleine, fast 5 Monate alt, hat mich nur 2 Monate kennengelernt, seit dem ist sie in einer anderen Umgebung.


    Wer hat damit Erfahrung?
    Was wird mich erwarten?
    Worauf sollte ich besonders achten?
    Wie kann ich das Defizit der Kinder aufarbeiten?


    Ich freue mich auf Eure Antworten.

    Und wenn es nicht so kommt wie du denkst, kommt es doch so wie es besser ist für Dich !

  • Moin

    Wie gehe ich dann auf sie ein.


    Wie ein Vater der sich freut seine Kinder um und bei sich zu haben.

    Auf der Flucht


    Dann schaffe Ruhepunkte.

    ohne festen Tagesrhytmus


    Dann schaffe feste Rhythmen.

    ohne echten Halt


    Dann gib ihnen Halt.

    Allerdings wird sie wahrscheinlich jedesmal, dass ich weggehe darüber nachdenken, dass sie wieder weggebracht werden wird.


    Sie könnte anfangs Angst haben. Die geht vorbei wenn Kontinuität erkennbar ist. Das benötigt Zeit. Und Geduld auf deiner Seite.

    Die Kleine, fast 5 Monate alt, hat mich nur 2 Monate kennengelernt, seit dem ist sie in einer anderen Umgebung.


    Körperkontakt. Den halte ich für wichtig. Dein Geruch, deine Stimme, deine Interaktionen mit ihr.

    Was wird mich erwarten?


    Sorgen, Ängste, Kummer (was könnte sein, was mach' ich falsch, was soll ich tun ... ;))

    Worauf sollte ich besonders achten?


    Ohne dich zu kennen: Sei Du selbst!
    Sorge dich um deine Kinder, sorge für deine Kinder und durchlebe all die Höhen und Tiefen die die meisten hier auf die eine oder andere Weise auch erleben bzw. erlebt haben.

    Wie kann ich das Defizit der Kinder aufarbeiten?


    Bei so kleinen Kindern? Ich meine gar nicht.
    Sei ihnen ein Vater ...


    Wenn es erst so weit ist, wirst Du für die meisten Fragen gar keine Zeit mehr zum nachdenken haben. Dann biste nämlich beschäftigt :lach


    Du schaffst das! :daumen


    Instetten

    "Er hatte sich zuende gelebt, war ausexistiert." T. Bernhard - Der Untergeher

  • Das ist ein so schwieriges Thema. Ich an deiner Stelle, würde mich (neben den sicherlich hilfreichen Erfahrungen die du hier lesen wirst) an den Kinderschutzbund wenden. Dort kann man einfach einen Beratungstermin machen um sich genau dafür wertvolle Tipps von Fachleuten zu holen.


    Ich hoffe du musst nicht mehr all zu lange warten bis ihr wieder zusammen seid!

  • Hallo,


    bei uns war es jetzt nicht so krass, wie bei Dir.


    Aber, Motte kam zu einer Pflegefamilie für 8 Monate, nachdem sie der Mutter entzogen wurde- und, ehe sie zu uns kam.
    Das prägt.


    Motte war etwas über 2 Jahre alt und als sie zu uns dann kam 3.
    Jetzt ist sie 6.


    Am Anfang war es ganz schlimm, wir mussten immer in ihrer Nähe bleiben.
    Sie war sehr anhänglich- auch jetzt, nach 3 Jahren machen ihr neue Situationen erstmal Angst.
    Obwohl sie sonst sehr aufgeschlossen und quirlig ist.
    Bei Ärzten war es auch ganz schlimm- Mutter hatte sie aus der Mutter - Kind- WG raus immer ins Krankenhaus abgeschoben, damit sie am WE feiern gehen konnte ( als die Kleine noch bei ihr war)



    Ich denke mal, die ganz Kleine ist nicht ganz so das Problem- sondern eher die Größere.
    Viel Geduld und Liebe brauchst Du dann auf jeden Fall.
    Körperkontakt ist auch wichtig, mal in den Arm nehmen, kuscheln.




    LG Conny

  • Ich glaub die wahren Fallstricke kommen erst nach einigen Monaten. Dass die Kinder zunächst aufgebracht, unruhig, ängstlich, anhänglich etc sind liegt ja irgendwie auf der Hand. Da hilft nur Verständnis und das Vertrauen in die Tatsache, dass Kinder selbst am besten wissen, was ihnen gut tut. Können sie nicht alleine einschlafen, dann können sie es eben nicht. Will die große wieder Windeln, obwohl sie trocken war, dann braucht sie eben diese rückfällige Bemutterung (Bevaterung :brille ), will die Kleine nur noch auf dem Arm getragen werden und nicht in einen Kinderwagen, dann ist der intensive Körperkontakt eben von Nöten. Und manche Dinge können auch lange bleiben.
    Ich würde Dir gerne an die Hand geben, gelassen zu bleiben. Auch später wenn Alltag eingekehrt ist. In den ersten drei Lebensjahren werden die Bausteine für die Bindungs- und Beziehungsfähigkeit eines Menschen gelegt (das betrifft nicht nur Liebesbeziehungen, auch spätere Arbeitsverhältnisse u.ä.). Es gibt da kein zu viel an Verständnis, Nähe, aber auch Respekt wenn das Kind z.b. eben die körperliche Nähe erst mal ablehnt. Versuche nicht, sie zu formen, sondern lass sie ihren Weg gehen und unterstütze sie dabei. Das wäre mein Ratschlag. Kinder sind unglaublich kompetent.
    Was kommen kann ist sooo vielfältig. Wende Dich an den Kinderschtzbund oder an die Caritas, hol Dir unterstützung.
    Bevor so etwas Dramatisches passiert, ist es relativ einfach auf Kinder einzugehen, danach weiß man aber selber ggf gar nicht mehr was richtig oder falsch ist, was normale Entwicklung ist und was in der Erfahrung des Kindes begründet liegt, da verschwimmen Grenzen, Ansichten, Unsicherheit macht sich breit. Lass Dich selber nicht damit alleine.

    LG Sankofa



    Mit dummen Menschen zu streiten ist wie gegen eine Taube Schach zu spielen.
    Egal wie gut Du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf
    das Brett kacken und herum stolzieren als hätte sie gewonnen.

  • Bei uns gibt es zwar "nur" Kindesentzug auf Raten, also die Kinder werden tageweise unplanmässig einbehalten oder mitgenommen, aber auch da haben wir schon die "typischen" Reaktionen zu bekämpfen: die Kinder leiden unter massiver Verlustangst, sind zappelig, brauchen phasenweise sogar auf dem Klo jemanden (Mama) der Händchen hält, nicht aus dem Zimmer geht, nicht mal eben ohne Ankündigung duschen geht etc. Gleichzeitig gibt es eine grosse Unsicherheit, dauernd müssen sie sich vergewissern dass sie noch geliebt werden und dass jemand da ist, auch phasenweise durch negatives Verhalten, wie zb Wände anmalen oder Wutausbrüche. Mit 2,5 kann ein Kind diese Ängste nicht in Worte fassen und vermutlich sind solche Reaktionen am wahrscheinlichsten.
    Ausserdem kam alles mit einiger Verspätung an, das ist auch typisch für (kleine) Kinder, wurde mir gesagt. Erst wenn die Kinder im neuen Leben wieder richtig angekommen sind, lassen sie Wut, Frust und Angst raus, und das kann schon mal Monate oder auch ein Jahr später sein.
    Das einzig wichtige für die Kinder ist in dieser Situation Beständigkeit. Such Dir Hilfe wenn es schwierig wird und hab vor allem Geduld, das wird sicher nicht leicht sein mit einem auf den ersten Blick grundlos tobenden Kleinkind. Ich musste mir ein sehr dickes Fell zulegen.
    Ansonsten sei Du selbst, zeig ihnen dass Du sie liebst und sei konsequent in allem was Du tust, das gibt viel Sicherheit.
    Viel Glück!