Umgang 1 Stunde pro Monat?

  • Hallo ihr Lieben,


    noch mal kurz zusammengefasst: der Vater meiner Tochter (2 Jahre alt) ist schwer drogenabhängig und kam bisher alle 3 Wochen für 2-3 Stunden zu Besuch in unsere Wohnung. Ich saß nicht im Kinderzimmer daneben, hielt mich jedoch in der Wohnung auf. Der Vater ist nicht in der Lage die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen, guckt Kind beim Spielen zu, redet und lacht wenig. Fragen bezüglich Kind (Entwicklung, Gesundheit,...) stellt er nie, meldet sich auch nie zwischendurch.


    Für mich war immer wichtig den Kontakt dennoch zu ermöglichen - wohl aus meiner persönlichen Erfahrung mit meinem leiblichen Vater.
    Inzwischen sind aber einige Dinge vorgefallen und ich habe beschlossen mir Hilfe (bezüglich Umgang) vom Jugendamt zu holen. Ich war ausserdem bei der Suchtberatung für Angehörige und beim Kinderschutzzentrum.


    Rat vom Kinderschutzzentrum: Umgang verweigern, lieber jetzt als in zwei Jahren (Kind hat jetzt noch keine feste Bindung zum Vater - fragt ausserhalb der Umgänge nie nach ihm). Kind wächst mit einem bestimmten Vater-/Männerbild auf, erlebt ihren Vater nie in einem klaren Zustand, usw.
    Wenn er Umgang einklagt, bin ich durch die Beratungsgespräche abgesichert aber das ein Gericht eine andere Entscheidung treffen könnte ist mir bewusst.
    Empfehlung vom Jugendamt: Umgang reduzieren auf eine Stunde im Monat unter den bisherigen Vorraussetzungen (in meinem Beisein und ich habe die Option den Umgang ausfallen zu lassen wenn er unter Drogeneinfluss steht - das allerdings ist quasi immer der Fall). Laut JA liegt definitiv eine Kindswohlgefährdung vor und das Kind muss geschützt werden. Der Schutz bin in dem Fall ich und ein auf's Minimum reduzierter Umgang.


    Mich hat diese eine Stunde im Monat ehrlich gesagt etwas verwundert, denn ich denke dass Kind dadurch (auf lange Sicht) mehr leidet.
    Außerdem kann so keine Beziehung zueinander entstehen. Auf der anderen Seite soll das Kind ja genau davor geschützt werden.


    Die endgültige Entscheidung liegt bei mir und die Dame vom JA vertraut auf meine Einschätzung und Fähigkeit und würde auch mitgehen wenn ich den Umgang gänzlich verweigere. Ich werde noch mal das Gespräch beim Kinderschutzzentrum suchen, denn beim ersten Termin ging es um die Frage "Was wiegt für das Kind schwerer - Kontakt zum schwer drogenabhängigen Vater oder gar keinen Kontakt". Jetzt ginge es um die Frage "Eine Stunde im Monat um den Kontakt nicht völlig zu unterbinden oder gar keinen Kontakt".


    Ich hätte aber auch gerne eure Meinungen und Erfahrungen. Wie geht es einem Kind mit Umgang für 1 Stunde pro Monat?


    Danke!

  • bisher alle 3 Wochen für 2-3 Stunden


    Wie geht es einem Kind mit Umgang für 1 Stunde pro Monat?


    genauso, wie bei 2 Stunden alle 2 Wochen ;)


    Ich denke mal, schaden tut es nicht-
    es gibt ja auch viele Freunde, Verwandte, die man nicht öfter sieht- aber, das Kind kennt seine Wurzeln-


    und genauso würde ich das hier sehen-


    Solange er in der Stunde, oder in den 2 bis 3 Stunden nett ist, und dem Kind nicht schadet, ein wenig mit ihm spielt....
    kann das nicht schädlicher sein, als gar kein Kontakt (ausser, die Drogensucht bestimmt auch in dieser Zeit sein Verhalten, oder er leidet unter sichtbarem körperlichem Verfall...)

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Zunächst einmal ist das eine wirklich schwierige Situation.


    Ist er während der momentanen Besuche nur mehr oder weniger abwesend oder siehst du auch eine direkte Gefahr für die Kleine, sei es durch latente Aggression oder so schwerwiegende Ausfallserscheinungen, dass ihr dadurch ein ernstlicher Schaden entstehen könnte?


    Von einer Stunde Umgang / Monat hat ein zweijähriges Kind wohl eher nicht so viel...


    Obwohl:


    Alle drei Wochen zwei bis drei Stunden,
    einmal im Monat eine Stunde,
    das gibt sich wohl augenblicklich nicht wirklich viel :amok:

  • Aggressionen spielen zum Glück keine Rolle. Ehr das Gegenteil. Er ist lethargisch und sein Reaktionsvermögen gering. Er ist in seiner eigenen Welt.
    Er hat Töchterchen mal alleine auf der Erwachsenentoilette sitzen gelassen (mit etwa 20 Monaten) und ist ans andere Ende der Wohnung gelaufen. Zwar mit einem Sitzverkleinerer aber eine Badewannenecke unmittelbar davor und er weiß, dass sie versucht von der Toilette herunter zu klettern oder versucht nach dem Toilettenpapier zu angeln.


    Der Drogeneinfluss bestimmt sein Verhalten. Ich selbst habe ihn wohl nie in einem klaren Zustand erlebt. Dazu leidet er unter einer Psychose.


    Ich denke mal, schaden tut es nicht-
    es gibt ja auch viele Freunde, Verwandte, die man nicht öfter sieht- aber, das Kind kennt seine Wurzeln-


    Alle drei Wochen zwei bis drei Stunden,
    einmal im Monat eine Stunde,
    das gibt sich wohl augenblicklich nicht wirklich viel


    Da habt ihr wohl recht.

    Einmal editiert, zuletzt von anri ()

  • Liebe Anri,


    puh, dass ist für mich absolutes Fremdgebiet ein drogenabhängiger Vater......


    Mmmmh, ich glaube , dass ich der Empfehlung des Kinderschutzzentrums vertrauen würde. 1 Stunde pro Monate halte ich, sorry, für völlig daneben.
    Der Kindsvater hat einen Haufen Probleme und ich bin der Meinung, dass eure Tochter davon nicht unbedingt etwas mitbekommen sollte. Wenn er es irgendwann einmal schaffen sollte clean zu werden,
    dann kann er versuchen einen neuen Kontakt aufzubauen. Ich an deiner Stelle hätte kein gutes oder entspanntes Gefühl, wenn er beim Kind wäre. Auch dann nicht, wenn ich mich in einem Nebenraum aufhalten würde.


    Anri, ich würde definitiv keinen Umgang mehr zulassen.


    Ich weiß nicht, ob dir meine Meinung wirklich weiterhilft, doch mich würde diese Situationen zuviel Energie kosten. Dann lieber ganz alleine als einen vollgedröhnten oder auf Entzug fahrenden Erzeuger in der Wohnung und beim Kind zu haben.....


    Liebe Grüße und ich wünsche dir, dass du den richtigen Weg für dich/euch findest.

  • eine Stunde Umgang wird das Kind nicht schädigen, weil es zu wenig ist. Onkel, Tanten, Großeltern, die sehr weit weg wohnen. Andere sieht das Kind auch nicht häufiger. Ich denke, hauptsache, das Kind hat eine Vorstellung vom Vater.

  • Es kann in einer Stunde viel passieren, auch wenn der andere Elternteil in der Wohnung anwesend ist. Ansonsten sehe ich es so, dass der Umgang dem Kind "nichts bringt", weil der KV überwiegend passiv herumsitzt und nur guckt. Dann kann er sich auch zu Hause eine Stunde lang ein Video von dem Kind ansehen, er spielt ja nicht einmal mit oder ist nennenswert ansprechbar.


    Ansonsten würde ich einen Drogensüchtigen nicht in meine Wohnung lassen, auch nicht - oder erst recht nicht -, wenn es der Vater meiner Kinder ist.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Er kifft alle 2-3 Stunden und das weiß ich weil ich es gesehen habe. Er hat es sogar während der ersten Umgänge getan und mir dann auch erzählt wie viel er sonst kifft, wenn er nicht bei seiner Tochter ist.
    Dazu kommen Psychopharmaka gegen seine Psychose, die die Wirkung der Drogen sogar noch verstärken.


    Krankheitseinsicht nicht vorhanden und er versteht noch nicht mal warum ich ihm verbiete während des Umgangs zu kiffen.

  • Vielen Dank für eure Hinweise und Ratschläge!
    Ich war heute noch mal beim Kinderschutzzentrum und kam zu dem Entschluss den Umgang zu unterbinden, solange der KV Drogen konsumiert.
    Diese "1-Stunde-pro-Monat"-Empfehlung habe ich also ausgeschlagen, auch mit der Option den Umgang abzubrechen wenn er unter Drogeneinfluss steht. Ich habe bisher alles dafür getan damit Kind und KV sich sehen können und die Entscheidung gegen den Umgang immer gescheut weil ich als Kind meinen leiblichen Vater auch nicht kannte und meine Tochter vor dieser Erfahrung schützen wollte.


    Der KV kam noch nie in einem völlig klaren Zustand bei uns an, somit hebelt sich die Empfehlung vom JA also selbst aus. Ich kann Kind nicht auf den Umgang mit KV vorbereiten da ich nie weiß ob dieser wirklich stattfinden wird.
    Man stell sich also folgendes Szenario vor: Es klingelt an der Tür, Kind freut sich, sieht den Papa an der Tür. Ich sehe KV steht unter Drogeneinfluss, schicke ihn wieder weg, verschließe die Tür. Kind projiziert den erlebten Verlust auf mich und versteht die Welt nicht mehr.


    In meine Entscheidung spielen noch viele weitere Punkte eine Rolle, viele Geschehnisse während der Umgänge in den letzten Monaten und ich habe mir diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht und mir ist auch bewusst das ich nun meine Tochter auffangen muss wenn sie anfängt Fragen zu stellen. Aber ich möchte sie nicht weiterhin dieser Situation aussetzen.
    Jetzt muss ich es am Sonntag nur noch dem Vater beibringen :nixwieweg


    Danke für eure klaren Meinungen hier und in dem anderen Thread! :blume

  • Ja ich glaube auch es ist besser so. Stell dir vor, deine Tochter entwickelt im späteren Alter eine Co-Abhängigkeit. Wie kann sie dann noch Kind sein, wenn er nicht erwachsen ist? Schlimmstenfalls fühlt sie sich noch verantwortlich für ihren Papa! Nein das geht nicht. Sie sollte unbeschwert groß werden. Der Papa bleibt dennoch der Papa, aber ich denke so wie´s jetzt ist machts keinen Sinn. Und er soll auch merken, dass das nicht korrekt ist. Ich weiß ja Sucht ist eine Krankheit. Aber wie soll das ein Kind begreifen? Ein Kind kann darauf keine Rücksicht nehmen, dass Papa suchtkrank ist, ein Kind sucht die Antworten bei sich selbst. Und du auch nicht, du kannst nicht darauf Rücksicht nehmen.


    Wenn Menschen nicht begreifen, was Lebensglück ist, dann kann keiner ihnen das beibringen.

  • Echt schwierig Eure Situation.


    Neulich hab ich mich mit einer Bekannten unterhalten, ihr Ex hat gesoffen und sich irgendwann umgebracht. Sie haben zusammen eine Tochter und sie sagte, sie ist im nachhinein froh, dass sie ihrer Tochter Umgang ermöglicht hat, auch wenn es schwer war. Anfangs wollte sie den Umgang verhindern, aber nach Gesprächen mit dem Jugendamt hat sie umentschieden. Sie musste auch jedesmal abwägen, ob er zu voll ist, um Umgang wahrzunehmen. Als Mutter hat man da echt die A-Karte gezogen.


    Ich weiß nicht, was ich tun würde, aber grundsätzlich denke ich schon, dass Kinder beide Eltern kennenlernen dürfen sollten. Die Tochter meiner Bekannten ist mittlerweile erwachsen und da sie ihren Vater kannte, hat sie auch eine reale Vorstellung davon wie er war, was ihr wahrscheinlich auch sehr geholfen hat mit dem Verlust klarzukommen. Vielleicht wäre sie das auch, wenn sie keinen Bezug zu ihm gehabt hätte, aber man weiß es nicht und nachholen lässt sich nicht alles im Leben.


    Wahrscheinlich würde ich einmal im Monat die Zähne für ein bis zwei Stunden zusammenbeißen, den Umgang unter meiner Aufsicht stattfinden lassen und abwarten, wie es sich entwickelt :frag


  • Ohje. Wenn ich das so lese hast du bzw. deine Bekannte absolut Recht. Ich wäre grundsätzlich auch dafür den Kontakt wenigstens für eine Stunde weiterlaufen zu lassen, damit Kind wenigstens eine Vorstellung von ihrem Papa hat.
    Auf der anderen Seite habe ich jetzt zwei Jahre lang die Zähne zusammen gebissen und den Umgang beaufsichtigt, ihn in meine Wohnung gelassen und mich eingeschränkt. Und das abwarten wie es sich entwickelt... es entwickelt sich von mal zu mal schlimmer. Es passieren ständig Dinge, die mich an seinem Verstand zweifeln lassen.
    Und auch laut JA liegt eine Kindswohlgefährdung vor und die Dame dort sagte mir ganz klar, wenn ich den Umgang so wie bisher weiter laufen lassen würde, würde sie ihre Möglichkeiten als JA-Mitarbeiterin nutzen um an dieser Stelle einzugreifen um die Gefahr für's Kind abzuwenden.
    Ich möchte nicht, dass meine Tochter mit diesem Bild aufwächst... Der Vater sitzt emotionslos in ihrem Zimmer, sie fragt sich irgendwann "Warum?" und vergleicht mit anderen Vätern. Aber "schlecht" für's Kind können irgendwie alle Entscheidungen sein. Sie könnte mir in jeglicher Form irgendwann Vorwürfe machen.
    Es ist wirklich eine schwere Entscheidung da der Schaden für's Kind schleichend kommt und im ersten Moment ja alles in Ordnung ist. Kind freut sich das der Papa da ist.

    Einmal editiert, zuletzt von anri ()

  • Es ist geschehen. Ich habe ihm die Entscheidung mitgeteilt. Seine Reaktion war unter aller Kanone und hat mir gezeigt das es die richtige Entscheidung war. Ich habe ihm aber offen gelassen, dass er sich natürlich jeder Zeit bei mir nach Tochter erkundigen kann. Mal sehen ob das jemals passiert. Ein Gespräch beim Jugendamt lehnt er ab und akzeptiert die Entscheidung... einfach so.
    Es lief (wie erwartet) sehr ruhig ab und ich bin froh, dass Töchterchen keine rege Diskussion miterleben musste.

  • Ich verstehe deine Entscheidung vollkommen und finde gut, dass du aktiv geworden bist!
    Vor allem glaube ich dir auch, dass du die Tür offen hältst und er "jederzeit" kommen könnte.


    Schlimm, was Drogen aus einem Menschen machen. Traurig für eure Tochter, aber leider ist das ihre Realität.


    Alles Liebe!

  • Mein Vater war selbst Alkoholiker und ich habe ihn nur als Mann in Erinnerung, der teilnahmslos da saß, oder meine Mutter zusammenbrüllte. Darauf könnte ich ehrlich gesagt gerne verzichten. Klar will man wissen, wer sein Vater ist, aber vielleicht bekommt der KV ja noch die Kurve und kann in ein paar Jahren einen normalen Umgang mit dem Kind haben.
    Deshalb finde ich deine Entscheidung fürs erste richtig. Wenn sich sein Zustand bessert, kannst du immer noch darüber nachdenken, ob er deiner Tochter wieder sehen darf.


  • Der Drogeneinfluss bestimmt sein Verhalten. Ich selbst habe ihn wohl nie in einem klaren Zustand erlebt.


    Er war dir aber immerhin klar genug, um ein Kind mit ihm zu zeugen und dieses Kind muß es jetzt wieder ausbügeln, indem es auf den Vater verzichten muß.