Wann ist ein Kind für euch "gut erzogen"?

  • Ich habe von meinem Kind niemals verlangt, Bitte oder Danke zu sagen, zu grüßen, sich zu verabschieden, zu winken, die Hand zugeben, anderen zu helfen usw. Zu meinem großen Erstaunen hat er sich das alles schon sehr früh ganz von alleine angewöhnt und sein gesamtes Umfeld damit entzückt. Es war ihm ein inneres Bedürfnis, sich so zu verhalten, wie er es sich bei mir und anderen abgeschaut hatte und die ausnehmend positiven Reaktionen seines Umfeldes haben ihn permanent darin bestärkt.


    So ein anderthalbjähriges Kind, das permanent Danke und Bitte sagt und bei Langeweile durch das gesamte Zugabteil läuft, um jeden Mitreisenden mit Hallo zu begrüßen, ein Kind, daß seit dem Krabbelalter nach kurzem Zugucken unerschütterlich mitanpackt, wenn es sieht, daß Angestellte im Geschäft Waren ein- oder ausräumen, weil es das selber so will, kommt ganz ander rüber als ein Kind, das Bitte, Danke usw. sagt, wenn es ihm geheißen wird. Dieser ganze Mist vonwegen "Bedanke Dich, sag Bitte, entschuldige Dich, sag Hallo, wink mal, entschuldige Dich usw." erzeugt nur künstliches, aufgesetztes Verhalten. Wenn ich sowas mitbekomme, schauderts mich regelrecht.


    Zu Thema Gehorsam noch eine Anmerkung. In einem recht alten Buch habe ich vor längerer Zeit mal etwas gelesen, daß man heute so wohl nicht mehr schreiben würde, aber es trifft doch im Kern: "Ein Kind ist nicht gut erzogen, nur weil es gehorcht, sondern erst dann, wenn es gerne gehorcht." Klingt im ersten Moment blöd, ist aber wahr. Ein gut erzogenes Kind gehorcht aus der Überzeuguing heraus, daß es das richtige ist. Die Basis dafür ist das Vertrauen in die Urteilskraft der Eltern.

  • Naja Vorraussetzung für MEIN Verhalten ist natürlich ob sich das Verhalten meiner Eltern sich emotional positiv bzw richtig angefühlt hat und ob ich Alternativen habe.
    Oft ist es so, das man aus den eigenen Erfahrungen herraus (die man als negativ empfunden hat) ins krasse Gegenteil umschlägt. "Ich werde nie so wie meine Eltern!"
    Bestes Beispiel dafür ist mein Vater.

  • Ich finde es auch interessant dass behauptet wird, "dressierte" Kinder hätten kein Selbstbewusstsein und kein Durchsetzungsvermögen.
    Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.


    Das eine sind gesellschaftliche Benimmregeln (in manchen Ländern muss man zum Beispiel Schuhe ausziehen oder man darf keine Hand geben zur Begrüßung, hier sind es nun mal hallo und danke, mal übertrieben ausgedrückt).
    Das andere ist die Entwicklung der Persönlichkeit.
    Ich wüsste nicht warum ein höfliches Kind kein Selbstbewusstsein haben sollte.

  • Ich finde es auch interessant dass behauptet wird, "dressierte" Kinder hätten kein Selbstbewusstsein und kein Durchsetzungsvermögen.
    Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.


    Ich finde doch. Zumindest nach meiner Interpretation von "dressiert". Da wird den Kindern permanent etwas gegen ihren Wille aufgezwungen. Und wie kann ein Kind ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, wenn es ständig Dinge gegen seinen Willen tun muss?

  • Ich finde doch. Zumindest nach meiner Interpretation von "dressiert". Da wird den Kindern permanent etwas gegen ihren Wille aufgezwungen. Und wie kann ein Kind ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, wenn es ständig Dinge gegen seinen Willen tun muss?


    Naja es wird den Kindern ja auch permanent aufgezwungen, gegen ihren Willen abends ins Bett zu gehen. Oder anderes.
    Höflichkeit gehört zum Erwachsenwerden und zur Integration in die Gesellschaft.
    Und so sollte es auch vermittelt werden, dass es einfach dazu gehört, und nicht als Zwang.


    Dressur ist für mich was anderes - mal ein ganz krasses Beispiel aus meiner Grundschulzeit - nachsitzen für schlechtes Benehmen stundenlang ohne sich zu bewegen. Wer weiterhin tobte bekam noch eine Stunde drauf. Das ist Dressur pur. Im Nachhinein empfinde ich es als Kindesmisshandlung.

    Einmal editiert, zuletzt von NemesisLady ()

  • Das eine sind gesellschaftliche Benimmregeln (in manchen Ländern muss man zum Beispiel Schuhe ausziehen oder man darf keine Hand geben zur Begrüßung, hier sind es nun mal hallo und danke, mal übertrieben ausgedrückt).
    Das andere ist die Entwicklung der Persönlichkeit.
    Ich wüsste nicht warum ein höfliches Kind kein Selbstbewusstsein haben sollte.


    Einerseits schließe ich mich deiner Meinung an.


    Andererseits: Weil ein Kind vielleicht zum Beispiel auch selbst entscheiden kann, wen es grüßen möchte.
    Ich zum Beispiel grüße seit neustem auch eine meiner Nachbarin nicht mehr und das entscheide ich selbst.
    Vor einigen Jahren mussten Kinder sich küssen und drücken lassen, auch wenn sie das nicht wollten. Inzwischen ist es ihnen öfter gestattet "nein" zu sagen.

  • bei mein kleinen (Schnuckelchen) kann unter gewissen Umständen ein Danke oder Bitte mal Vergessen werden


    Beispiel


    waren Heute Pizza essen und Schnuckelchen hatte sich so auf die Pizza gefreut das er vergessen hat Danke zu sagen.


    Frage:Schnuckelchen haben wir nicht etwas vergessen?


    Antwort: PIZZA


    Frage: was macht man wenn man was bekommt?


    Antwort: ehh Danke





    Bei so was bin ich nicht auf Ihn böse oder nachtragend (das werde ich auch nicht in zehn Jahren)


    Wie viele hier schon Geschrieben haben hängt viel davon ab wie sich die Eltern geben. Kinder sind das Spiegelbild der Eltern.


    Bei uns ist auch nicht immer Sonnenschein


    -da hat der eine mal seine 5 min. ( am besten gehen lassen)


    -oder sie spielen Geschwister Ärger dich nicht ( ein richtig geiles Spiel )


    Aber die Harmonie überwiegt und das ist das wichtigste.



    Aus dem was jeder erlebt hat, den Glauben und der Einstellung, ist jeder der Meinung seine Erziehung müsste die Richtige sein.


    Weil kein Mensch gleich ist wird es immer unterschiedliche Erziehungen geben. Somit ist deine Erziehungsmethode vielleicht das absolut verkehrte was ich machen kann.


    Ein austauch der Erlernten Methoden würde ich trotzdem nicht blockieren, gegenteil würde ich begrüßen.


    Wie reagiert Ihr, wenn Ihr mitbekommt das euer Kind sich gerade daneben benimmt?


    Beispiel.


    anderen Kinder die Spielsachen weg nimmt oder mit Absicht mit Sand wirft?

    Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie brauchte.
    Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) :wand :wand :wand

    2 Mal editiert, zuletzt von papa26 ()

  • "Nein! Mit Sand wird nicht auf andere geworfen. Das macht Aua. Hast Du mich verstanden?" Sobald Kind nickt: "Okay, dann ist jetzt alles wieder gut." Bei meinem (kleinen) Kind reicht das völlig aus. Spielzeug nimmt er nur weg, wenn das andere Kind das zuläßt - da mache ich gar nichts. Wenn es sich um nicht schädigendes, ungefährliches Fehlverhalten handelt, dann erklär ich ihm kurz, was ich möchte und hindere in ggf. daran, das unerwünschte Verhalten fortzusetzen. Meist läuft sowas ganz unaufgeregt, ruhig und leise.

  • Kind und Eltern reden unglaublich leise und ruhig mit dem Kind. Kind spierlt auch entsprechend ruhih, wirft keine Spielsachen rum, spielt nicht laut (macht nicht laut Tiergeräusche nach oder sowas) udn spielt auch zu 95% Spiele, die ruhig von statten gehen. Lesen, Puzzlen, Memory. Mädchen ist auch extrem zurückhaltend, die erste Stunde ignorierte sie mich und Sohni total, schaute verschämt weg, redete kein Wort.

    Wohingegen ich das Mädchen beinahe dressiert empfinde, die kommt wirklich garnicht aus sich heraus. Sie bekommt das in der Familie aber auch garnicht vorgelebt. Da verhalten sich alle ja so leise und Mäuschenmässig.

    Ich war als kleines Mädchen auch so und wenn mich jemand länger anschaute, habe ich geweint. Ich war extrem schüchtern, konnte erst ein Jahr später eingeschult werden, weil ich Angst hatte. Das lag aber nicht an der Erziehung, das war mein Charakter. Ich habe noch Geschwister, von denen war niemand so.


    Was das "Bitte" und "Danke" angeht ist es ein Automatismus und das ist gut so. Nicht jedes Bitte und Danke muss von Herzen kommen. Diesen Anspruch finde ich ganz schön vermessen. Ich stelle mir folgende Szene vor: Oma schenkt Enkel etwas, Kind sagt Danke. Oma sagt: Gefällt es dir denn wirklich? Kind sagt: Ja, Oma. Danke. Oma lässt nicht locker: Das meinst du doch nicht ernst. Ich sehe doch, dass du nicht freust. Das kannst du ruhig sagen. Kind genervt. Und ehrlich? Ich finde solche Menschen auch extremst nervig. Ein Danke ist ein Danke und ein Bitte ist ein Bitte. Da muss man nichts reininterpretieren.


    Und es ist auch keine Dressur, wenn Kinder automatisch Bitte und Danke sagen. Für mich ein Minimum an Anstand im täglichen Miteinander und das muss man seinen Kindern auch bei bringen. Und klar können Kinder das auch mal "vergessen". Dann erinnert sie man als Eltern dran. Finde ich ganz normal. Mit gutem Benehmen kommt man im Leben um einiges weiter.


    Und ich finde schon, dass auch ein 3jähriger schon gewisse Tischmanieren haben kann. Es ist auch nicht zu viel verlangt, dass ein 7jähriger ein Besuch in einem Cafe durchsteht ohne zu quengeln. Ich bin nicht streng, aber Regeln sind Regeln und daran muss sich jeder halten. Dieses Kind hätte von mir gar kein Eis bekommen und bestimmt auch keinen Besuch mehr auf den Spielplatz. Warum? Als Belohnung für das scheußliche Benehmen? Nein

  • Ein "Danke" muß nicht zwingend aus tiefstemHerzen kommen, aber es sollte aus dem ehrlichen Wunsch, sich bedanken zu wollen herrühren und nicht aus bloßem Gehorsam. Ich habe als Kind darunter gelitten, mit Forderungen, mich zu bedanken, bedrängt zu werden. Mir wurde dadurch die Chance genommen, mich aus freien Stücken zu bedanken, sobald der Wunsch dazu in mir gereift ist. Ein abverlangtes "Danke" ist nicht nur wertlos, sondern meines Erachtens unmittelbar beleidigend, weil es Dankbarkeit nur vorspiegelt, mithin eine soziale Lüge darstellt.


  • Wohingegen ich das Mädchen beinahe dressiert empfinde, die kommt wirklich garnicht aus sich heraus. Sie bekommt das in der Familie aber auch garnicht vorgelebt. Da verhalten sich alle ja so leise und Mäuschenmässig.


    Das ist doch Quatsch! Das Mädel hat zwei wesensruhige Eltern und schlägt charakterlich total nach ihren Eltern. Das hat doch nix mit dressiert zu tun, man kann keinen Menschen komplett in seinem Wesen drehen, verändern.


    Du wirst nie aus nem ruhigen Menschen die Rampensau schlecht hin bekommen!


    Ich kenne das aus meinem Zu Hause, mein Vater war ein absolut ruhiger Mensch, der hat mit uns gebastelt, vorgelesen. Also alles Dinge die nicht mit Trubel verbunden sind. Meine Mutter das absolute Gegenteil, von ihr haben wir Baum klettern, schimpfen wie ein Rohrspatz und Zähigkeit sich durchzubeißen.


    Ich finde meine Jungs richtig, zu Hause ticken sie mal frei, aber ich kann mich überall mit ihnen sehen lassen und es reicht wenn ich die Augenbrauen hochziehe wenn mir was nicht passt, sie schnallen sofort was ich will.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Das ist doch Quatsch! Das Mädel hat zwei wesensruhige Eltern und schlägt charakterlich total nach ihren Eltern. Das hat doch nix mit dressiert zu tun, man kann keinen Menschen komplett in seinem Wesen drehen, verändern.


    Genau das hab ich doch auch geschrieben - das Kind kommt nach den Eltern.


    Und meine Wortwahl "Wohingegen ich das Mädchen beinahe dressiert empfinde" ist nicht das gleiche, als würde ich sagen "das Mädchen ist dressiert".

  • Also ich nehme hier niemand ab dass jeder Erwachsene hier sich jedes Mal aus tiefsten Herzen bedankt, wenn er Wechselgeld an der Kasse bekommt oder wenn er anruft und jemand ans Telefon verlangt (vor allem bei Behörden oder so :D ).
    Da kommt ein danke automatisch.
    Sich jedes Mal nur aus tiefsten Herzen bedanken zu müssen finde ich irgendwie vermessen und ja, ein wenig realitätsfremd, denn es ist nicht Alltag in unserer Gesellschaft. Und das finde ich logisch.

  • Ich habe als Kind darunter gelitten, mit Forderungen, mich zu bedanken, bedrängt zu werden. Mir wurde dadurch die Chance genommen, mich aus freien Stücken zu bedanken, sobald der Wunsch dazu in mir gereift ist. Ein abverlangtes "Danke" ist nicht nur wertlos, sondern meines Erachtens unmittelbar beleidigend, weil es Dankbarkeit nur vorspiegelt, mithin eine soziale Lüge darstellt.

    Na und? Jeder benutzt Notlügen, zwangsläufig. Das ist kein Drama und niemand leidet unter einem Danke und "sobald der Wunsch in mir gereift ist, mich aus freien Stücken zu bedanken" finde ich beleidigend und egoistisch. Soll der Gebende/Schenkende dann erstmal ein paar Std/Tage warten, bis da evtl vllt ein Danke in dem Beschenkten gereift ist? Nein, geht gar nicht. Das ist für mich schlechtes Benehmen

  • Also ich nehme hier niemand ab dass jeder Erwachsene hier sich jedes Mal aus tiefsten Herzen bedankt, wenn er Wechselgeld an der Kasse bekommt oder wenn er anruft und jemand ans Telefon verlangt (vor allem bei Behörden oder so :D ).
    Da kommt ein danke automatisch.
    Sich jedes Mal nur aus tiefsten Herzen bedanken zu müssen finde ich irgendwie vermessen und ja, ein wenig realitätsfremd, denn es ist nicht Alltag in unserer Gesellschaft. Und das finde ich logisch.


    Das sehe ich genauso, man lebt ja mit täglichen Ritualen und bitte und danke gehört einfach dazu, dass kommt automatisch und ich glaube nicht, dass da jemand sich vorher den Kopf zerbricht wie er das sagt.


    :D Stell ich mir grad vor - oooo der Verkäufer ist ja toll, der bekommt mein erotisches Danke entgegengehaucht, der war blöd, der kriegt mein bockiges Danke usw. usw.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Stell ich mir grad vor - oooo der Verkäufer ist ja toll, der bekommt mein erotisches Danke entgegengehaucht, der war blöd, der kriegt mein bockiges Danke usw. usw.

    :lgh Aber bitte erst, wenn der Wunsch nach einem Danke in dir gereift ist

  • Ich schrieb beinahe (fast, nahezu, annähernd) dressiert. Wenn du da jetzt so drauf rumhackst, lies bitte richtig :) Das ist nicht das gleiche.


    Ich hacke nicht darauf rum, es ist nur lustig wie Du das für Dich zurecht rückst, damit es gut klingt. Wortklauberei vom feinsten. Ist doch egal ob für Dich das Kind nun so ist oder nicht, die Welt dreht sich weiter und gut.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ich hacke nicht darauf rum, es ist nur lustig wie Du das für Dich zurecht rückst, damit es gut klingt. Wortklauberei vom feinsten. Ist doch egal ob für Dich das Kind nun so ist oder nicht, die Welt dreht sich weiter und gut.


    Na, du bist halt so drauf angesprungen und hast dich lustig gemacht und ich wollte nur nochmal erklären, was ich geschrieben habe. Aber dann ist ja gut, wenn das jetzt alles egal ist udn die Welt sicvh weiter dreht :D