kann man leben erlernen?

  • ... diese frage stelle ich mir schon lange. im moment verstärkt.


    ich meinte jetzt nicht das leben sondern die tätigkeit leben.



    leben ist doch etwas was spaß macht/ machen sollte, etwas was sinn macht, etwas was mich voran bringt. etwas was ich gerne tue.


    aber irgendwie ist es irgendwann bei mir abhanden gekommen. wann genau, kann ich nicht sagen - es kam wohl schleichend.
    kam zum ausbruch vor mehr als 5 jahren - der trennung von meinem mann. der ausfall von leben wurde verstärkt durch den schlaganfall vor 2 1/4 jahren.


    ich funktioniere nur noch. lebe mein leben mechanisch - nach irgendwelchen strukturen. welche ich jedoch brauche um zu überleben, welche ich brauche damit die kids leben können.


    nach dem schlaganfall habe ich zwar gelernt, auf körperliche signale zu achten - sprich ich kann jetzt gewisse grenzen, welche zur körperlichen erschöpfung führen wahrnehmen, und auch gegensteuern.



    jedoch kann ich seit jahren nicht mehr leben - mal entspannt ein buch zur hand nehmen, mal entspannt in der wanne liegen ... einfach nur mal die seele baumeln lassen.


    ich habe in den letzten 6 jahren gerade mal 2 bücher gelesen. ich will, kann aber nicht - fange ich an - bin ich irgendwann blockiert. ich habe vor 2 wochen erst wieder neue bücher, welche ich geschenkt bekommen habe (geburtstag und für den krankenhausaufenthalt), ungelesen als spende in unsere bibo gegeben.


    mein hobby, die nähmaschine verkümmert - ich habe vor kurzem alle nähhefte, stoffe etc. ins ebay ...


    ab und zu - fröhne ich mich meinen unvollendeten objekten - habe aber auch hier viel wegggeben.


    alles was mit basteln zu tun hat - ist inzwischen auch weg.


    positiv - leere schränke, leere abstellkammer.



    erst dachte ich, meine interessen ändern sich - die kids werden älter etc., von daher manches hobby nicht mehr notwendig.



    jedoch ist mir vieles auch abhanden gekommen. mal mit freude shoppen gehen? fast ein no go
    freude empfinden, wenn ich beim friseur war oder beim "nageln" - fast ein notwendiges muss.


    nein, ich laufe nicht wie latsch rum - ich achte sehr darauf gepflegt auszusehen, aber es ist wie gesagt ein muss - macht mir keinen spaß.



    fernsehen? ich weiß nicht, wann ich mal einen film länger bzw. bis zum ende geschaut hätte.
    auf einer wiese liegen - nur die ruhe und die natur geniessen - fehlanzeige - ich bekomme panik.



    usw



    dabei will ich doch nur einmal wieder unbeschwert leben und vor allem mal wieder lachen können...

  • liebe wes,


    ich kenne dieses gefühl. man lebt von tag zu tag und funktioniert. freude ist ein fremdwort. du sprichst mir aus der seele, aber ich kann dir mut machen. es kann vorbeigehen. es hört sich nach einer depression an. ich war früher lebenslustig und habe viel unternommen. das ging durch die beziehung mit dem kv völlig verloren. als ich mich endlich befreit habe, war ich wie der vogel, der nicht aus dem offenen käfig fliegen konnte. gewohnheiten geben sicherheit, auch wenn die gewohnheiten negativ belastet sind. wenn diese sicherheit plötzlich weg ist, fühle wir uns leer.
    ich lese in anderen threads, dass du beziehungsprobleme hast. mache dein glück nicht von anderen abhängig! liebe dich selbst. auch ich konnte nicht freudestrahlend in der stadt shoppen gehen, wenn ich mal kindfrei hatte. ich war wie verloren und lief sinnlos von geschäft zu geschäft. spazierengehen? wozu??? das machte alles keinen sinn. nun habe ich erfolgserlebnisse. ich bin doch tatsächlich neulich um die mittagszeit nach der arbeit in der stadt essen gegangen, alleine!!
    wenn du es nicht alleine schaffst, dich aufzuraffen, hole dir hilfe!! depressionen sind kein grund sich zu schämen. sie werden nur schlimmer, wenn du dich ihnen nicht stellst! meine panik die mich zum umdenken gebracht hat. mit 70 sitze ich im stuhl und denke mir, was ich alles hätte machen können und nicht gemacht habe. du bist frei!! wir haben das glück, in einem land zu leben, wo frauen frei sind. mach dir das klar! viele haben dieses glück nicht.
    wenn ich dir irgendwie helfen kann, melde dich jederzeit. :troest

    I know I´m not perfect
    and I don´t claim to be,
    but before you start pointing your fingers,
    make sure your hands are clean
    - Bob Marley -

  • Mmmmhhh philosophisch.


    Für mich hat das was mit "Sinn" zu tun.
    Ich glaube nicht, dass das Leben ansich Sinn hat oder man diesen suchen und finden kann sondern, dass man sich "Sinn erschaffen" muss. Und zwar immer wieder neu.


    Ich frage mich dann: Was ist mir wichtig im Leben? Was ist für mich persönlich ein sinnvolles Leben. Daraus formuliere ich einen Satz und versuche jeden Tag etwas zu tun, dass ich als sinnvoll sehe (oder möglichst viel davon) - nur so machen mir auch die "entspannenden Tätigkeiten" Spaß. Weil ich das Gefühl habe dass mein Leben ansich sinnvoll ist.


    Schwer zu erklären...


    Aber ich kenne auch das Gefühl, dass alles "leer" erscheint und dann ist es für mich an der Zeit genau obriges zu tun und zu sehen, wo mein Leben einfach so in Strukturen dahinplätschert und wo ich was gestalten kann...

  • Hi,
    ich hab Deinen Text gelesen und spontan und mit innerer Wut "ja" lautlos geschrie,n!
    Danach bin ich einfach rausgegangen..........
    Jetzt bin ich wieder da und beantworte diese Frage nochmals neu.
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    Natürlich kann man Leben lernen.
    Abhängig bleibt man allerdings lange von GEWOHNHEITEN.
    Und ich hab das groß geschrieben, weil das ein großes Thema ist.
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    Ich möchte, weil mir das einfach sehr wichtig ist, dass Du über folgende Dinge nachdenkst:
    Was ist Leben?
    Ist es das aneinanderreihen von Dingen, Abläufen und Jahren, die Mensch gut durch steht?
    Ist gut durchgestandenes Leben der Familie automatisch mein Leben?
    .......................................................................
    Hm..........
    immer war die Sicherheit der Kinder vorrangig, das war einfach so, weil die von mir abhängig waren und ich die schützen musste.
    ...und immer kam der "Ärger" zu mir..........., weil ich es nicht anders wußte!
    Und:
    Man hat sich gekümmert und gekämpft und bezahlt und bezahlt und... bezahlt noch immer, obwohl die Sicherheit der Kinder längst gesichert ist.....
    Und:
    Man macht die alten Fehler immer und immer wieder neu.
    WARUM?
    WARUM?
    Weil Mensch aufgehört hat zu LEBEN!
    Weil die Marionette nun weiter funktionieren möchte um zu sein........
    ...............................................................
    Du hast Deine (imaginären) Pflichten erfüllt, Deine Kinder werden immer selbständiger, Du hast diesen Weg GUT geebnet.
    ...............................
    Hm...
    Ich Heul!
    Aus -wie soll ich det denn benennen?
    Nähe.
    Ich heul aus dem Leben heraus, dass ich nicht oder nur schwer füllen kann..........
    Ich war so viel Mama, so viel Helfetante, so viel Kummerkasten.
    Und jetzt bleibt oft der Kasten leer.
    Neuorientierung ist angesagt!
    Nur Du kannst Dein Leben neu befüllen.
    Und Du mußt das, weil Du WERTVOLL bist, weil
    Du einzigartig bist, einKämpfer bist und bleiben wirst
    weil ich Dich beobachte, von Dir lerne, durch Dich neu denke
    und somit liebe!
    Ich geh jetzt raus,
    ich muss meine Atmung und mein Hirn beruhigen............
    Mensch, Mädchen!

  • leben ist doch etwas was spaß macht/ machen sollte, etwas was sinn macht, etwas was mich voran bringt. etwas was ich gerne tue.


    Das Leben zu leben bedeutet aber auch Schritt für Schritt zu sich zu finden, wieder Spass zu lernen. Manchmal
    bedeutet es "Arbeit", manchmal begegnet alles einem, wenn damit so gar nicht rechnet, es sich aber sehnlichst wünscht.


    Der Sinn liegt wohl darin, dass Du das "Alte" abgelegt hast und wieder lernen musst Neues zu beginnen, zu entdecken, was u.U.
    nicht unbedingt sich mit dem Alten kreuzt bzw. kreuzen darf?!


    Fange in ganz kleinen Schritten an. Je kleiner der Schritt, der Dich aber dann
    erfolgreich weiter bringt umso höher die Motivation wieder Neues zu lernen bzw. zu entdecken. Setz Dir langsam
    ein Ziel, aber setze Dich nicht selbst unter Druck.
    :knuddel


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • Man leben, auch so wie Du es meinst, Ja.
    Ob man es lernen kann, ich denke ja. Auch wenn das schwer ist. Fange mit kleinen Schritten an und gehe dann Schritt für Schritt. Erwarte nicht, dass sofort alles auf einmal besser wird.


    Oft ist das Ende einer Beziehung der Anlass sein Leben zu überdenken und dann auch bewusster zu leben. Du kannst also jetzt versuchen, Dein Leben bewusster wahrzunahmen und dann auch Dir selbst die Zeit zu gönnen, die Du brauchst. Sei ruhug einmal etwas egoistischer Dir selbst gegenüber. Meistens macht es sonst nämlich keiner.

  • Hallo w-s-e,


    ich glaube um das Leben liebevoll zu begegnen,um es zu lieben,muss man sich selbst begegnen und sich selber lieben,annehmen,wie man ist.


    ...und das fällt mir selber oft schwer...mein Selbstwertgefühl ist oft im Keller.


    An erster Stelle kommen leider oftmals erst die anderen...Kinder,Partner,Familie......es ist auch viel einfacher sie zu lieben und zu umsorgen,als sich selbst wichtig zu sein.


    Lerne es in klitzekleinen Schritten,die erste Hürde hast Du geschafft,Dein Energie- Vampir von Partner,darf gerne bei Nachbarn abhängen.... :tanz


    :knuddel:daumen Und jetzt darfst Du gerne trauern und Dein Leben selbst neu auffüllen mit allem was Dir gefällt.


    Lebe im Hier und Jetzt,wühle nicht in der Vergangenheit rum....frage Dich immer mal wieder kurz,was mag ich heute...in diesem Moment.


    Alles Liebe Dir,


    Hi....

    Wie es auch sei,das Leben es ist gut.


    Goethe

  • ja, ich kann mein eigenes ich nur schwer annehmen - ist zurückzuführen auf meine kindheit


    ich konnte kaum individualität aufbauen, ich habe jahrelang nur "gefallen"


    gefallen um mein da sein irgendwie begründen zu können - mich nur angepasst - gemacht was mir von oben diktiert wurde.
    habe gefallen, um nicht irgendwelchen zorn ab zubekommen, gefallen um ein bisschen zuneigung zu bekommen...



    ich war auch meist unsichtbar - wisst ihr, wie ich meinte? sah und hörte man mich nicht - war ruhe...



    ohja, man war auch stolz auf mich - schulabschluß, ausbildung, guter beruf, familie - kinder
    ich habe gekämpft und gelitten, um zu "gefallen"


    probleme sah nur ich, gab es nicht die welt war rosarot - ich sollte doch endlich mal genügsam sein...


    habe das mich irgendwann aufgegeben, nur noch mechanisch gehandelt - eigene bedürfnisse gab es nicht...
    doch, gab es schon - waren diese nur nicht konform mit dem "fordern" durch andere



    jetzt, wo ich mich selber fordern soll, kann, darf - weiß ich nicht wie !?
    wie entdeckt man eine welt , in der ich schon 40 jahre lebe? die ich kaum wahrgenommen habe/ wahrnehmen durfte?

  • jetzt, wo ich mich selber fordern soll, kann, darf - weiß ich nicht wie !?
    wie entdeckt man eine welt , in der ich schon 40 jahre lebe? die ich kaum wahrgenommen habe/ wahrnehmen durfte?


    Das kann man lernen, mit oder auch ohne Hilfe. Nur Du kannst für Dich sagen, was brauchst? Schaffst Du das alleine oder nicht.
    Es ist wichtig, zu erkennen, das DU wichtig bist, nicht nur dass außen herum. Lernen Nein zu sagen, wenn Du erkennst,
    dass es für DICH ist, nicht für andere.


    Versuch es mit banalen Dingen, einfachen Sachen oder Situationen? Frage Dich, was fällt Dir besonders schwer?
    Mach Dir vielleicht eine Liste, welche ZIele Du hast. Beginne mit dem einfachsten von dieser Liste.


    Für mich ist es nach all den Jahren sehr sehr schwer Dinge für mich einzufordern. Für mich etwas zu tun.
    Auf der einen Seite sehnt man sich Ruhe herbei, ist sie da, dann macht mich das total nervös, weiß nicht wirklich
    etwas anzufangen mit mir - obwohl sich viele Dinge "stapeln".


    Ich habe einen Tag als Hausaufgabe aufbekommen, eine 1/2 Std. irgendwo Cafe trinken zu gehen oder spazieren.
    Ehrlich? Es war super schwer. Mir ist fast das "Dach auf den Kopf gefallen".. Auch wenn sich einige das nur sehr schwer
    vorstellen können, es ist wahrlich Schwerstarbeit. Ich habe an diesem Tag ein schlechtes GEwissen entwickelt, weil in dieser
    "nur halben Std" (und das ist wirklich nicht viel) vieles liegen geblieben ist. Ich hatte soviele andere Dinge im Kopf.


    Als ich das erzählte, erklärte mir meine Hilfe, dass, wenn ich dieses "schlechte Gewissen" entwickelt habe,
    sehr wohl etwas positives ist - wenn auch ungewohnt. Denn dann war es für mich, es tat mir gut.
    Dieses Gefühl musste ich erst wieder in mir aufnehmen.


    Ich möchte Dir damit auch sagen, es ist schwer, aber es ist zu schaffen. Setz Dir ein Ziel, erreichbar, es braucht
    nur total klein sein. Du schaffst das, da bin ich mir sicher, aber es geht nicht von heute auf morgen, zumal Du
    wohl auch einige Zeit schon damit zu kämpfen hast.


    LG Susa :knuddel


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • Hi,
    ich hab det gelernt, indem ich mir zugehört hab.
    Von Leben hatte ich null Ahnung, weil ich ja nur ein "Funktionspüppchen" war und funktionieren konnt ich gut, zu gut......
    Es gab dann ne Zeit, wo es mir eben halt innerlich schlecht ging und ich begriff nicht, warum det so war.
    Die Kids waren gut erzogen, höflich, gut in der Schule.
    Mein Freund war eben mein Freund und ich hielt unser System beisammen.
    Aber irgendwie war ich immer auf der Suche -nur wußt ich nicht, nach was...
    Mich nahm ich nicht mehr wahr, weil ich das schon in meiner Kindheit vermauschelt hatte.
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    Damals hab ich mich leer gemacht, Zeit für mich und meine Gedanken eingefordert und bin über Jahre zu mir hin gewachsen.
    Ich hab mir erlaubt, zu spinnen, zu probieren, abzulehnen und über mich zu lachen.
    Als ich mich dann mit Lust und Laune neu befüllte, war det einfach nur geil, weil ich einfach Dinge tat, die ne mehrfache Muddi
    nicht mehr tuen sollte...
    Nachts mit Isomatte und Schlafsack am Strandpennen, Inlinerfahren, laut singend, voller Energie Lust und Wollen, weil ich mit mir in mir das so ausgemacht hatte.
    Ich bekam ein ganz anderes Gesicht, endlich ne sichtbare Kontur und Leben pur.
    Und wenn dann mal wer mir staunend oder Kopfschüttelnd nachblickte, hab ich gelacht.....


    Zu Dir findest Du meist- ach was- ich sag IMMER - nur mit Dir, Zeit und innere Bereitschaft sowie Annahme.
    Probiers aus und gestatte den "Egoisten" in Dir och mal nen Schritt
    Sich erinnernde Jeanny