Im Durcheinander der Gefühle

  • Unsere kleine (lange) Geschichte:


    Ich war in einer Fernbeziehung. Kurz nachdem sich mein Freund von mir getrennt hatte, weil seine Gefühle nicht reichen würden, stellte ich fest, dass ich schwanger war. Mir war sofort klar, dass ich dieses kleine neue Leben behalten würde. Ihm war sofort klar, dass er es nicht will und ich es wegmachen müsste. Es begann eine Zeit der Vorwürfe und des emotionalen Terrors, er versuchte mich immer wieder zu bedrängen. Ich konnte dieses neue Leben nicht beenden und habe mich dafür entschieden.
    Der Anfang einer ständigen Berg-und-Talfahrt der Gefühle.


    Ich habe also von Anfang an gewusst, dass ich allein mit meiner Kleinen sein werde. Und trotzdem habe ich immer wieder versucht, den Vater in seine Vaterrolle zu bringen, um Teil des Lebens meiner Kleinen zu werden. Er wollte nicht. Dann gab es doch immer wieder Anläufe der Verständigung, die aber scheiterten. So war die Schwangerschaft einerseits sehr anstrengend, andererseits natürlich aber auch sehr aufregend und wunderschön, das Leben in mir zu spüren. Freude und Trauer bestimmten beide diese Zeit – Tränen und Lachen waren immer ganz nah beieinander.


    Dann kam mein kleines Mädchen vor 2 Monaten auf die Welt. Sie ist wundervoll. Ihr Vater war auch gleich da und ganz verzaubert und hingerissen. Er kam ein weiteres Mal, war voller Stolz und Ehrfurcht dem kleinen Wunder gegenüber. Und wir besprachen unsere Vorstellungen für die Zukunft des Babys und er äußerte, dass er sein möglichstes tun wolle für sie. Er wollte ein paar Wochen später für eine ganze Woche kommen und auch seine Mutter mitbringen, damit sie ihr Enkelkind kennenlernen kann. Er sendete einen Halbjahresvorrat an Windeln. Es schien alles so vielversprechend, dass wir es schaffen würden, eine gute Elternbeziehung aufzubauen.


    Er kam nicht, sagte auch nicht ab, reagierte nicht auf Anrufe oder Nachrichten. Dann rief er irgendwann doch zurück. Er ist ebenso zerrissen wie ich, weiß nicht wie er mit der Situation umgehen soll, zieht es vor, keinen Kontakt zu ihr zu haben, weil es so weh tun würde, wenn er dann wieder gehen müsste... Eine Psychologin, bei der ich Rat suchte und der ich die Situation und ihn schilderte, meinte dass er evtl. an Borderline leiden könnte. Das würde zumindest seine positiven wie negativen emotionalen Extreme erklären, die sich auch vorher bereits deutlich äußerten. Das lässt aber auch jede Hoffnung schwinden, dass es besser werden könnte. Muss ich mir vielmehr nicht die Frage stellen, ob ich ihn dann nicht lieber möglichst von der Kleinen fern halte, damit sie da nicht reingezogen wird?


    Als wir auf den Unterhalt zu sprechen kamen, fühlte er sich schnell in die Ecke des Bezahl-Vaters gedrängt. Dabei ist er es doch selbst, der sich darauf reduziert. Er ist selbständig, verdient das meiste Geld schwarz, offiziell verdient er also kaum was. Deswegen möchte er nur den Mindestunterhalt bezahlen, obwohl er locker mehr geben könnte. Aber hoffentlich zahlt er zumindest das. Denn ab und zu meinte er bereits er würde sich absetzen in außereuropäische Ausland, so dass ich ihn nicht finden würde...


    Er meint, dass die ganze Situation ihn emotional so fertig macht, dass er nicht mehr arbeiten könne und ganz viele Kunden verloren hat. Er arbeitet übrigens u.a. als eine Art esoterischer Lebensberater (kein Witz), da erzählt er seinen Kunden wie sie z.B. mit solchen Situationen umgehen können, handelt aber selbst im genauen Gegenteil - der reinste Hohn.


    Auch im Alltag mit dem Baby geht die Berg-und-Talfahrt weiter. Gerade wenn das Baby etwas Neues lernt oder einfach nur so unglaublich herzerweichend lächelt, tut es weh. Ich sitze da, schaue die Kleine an, bin überglücklich und möchte es unbedingt teilen... mit ihm, da er doch die andere Hälfte dieses kleinen Wesens ist und sehen soll, was er da grandioses hervorgebracht hat, aber es geht nicht... er zieht es vor, sie zu verdrängen, sie möglichst zu vergessen.... das tut so weh.


    Traurigkeit überwiegt, manchmal flüchte ich mich auch in Wut. Dann wieder habe ich Mitleid mit ihrem Vater, da er so unfähig ist, mit dieser Situation umzugehen und es vorzieht in Selbstmitleid und Wut zu versinken. Dann wieder bin ich es, die in Selbstmitleid und Wut versinkt.


    Es fällt mir noch immer schwer, das Ende der Beziehung zu akzeptieren, noch mehr aber, dass mein Baby ohne Vater aufwachsen soll. Da die Situation ja nicht seinen Vorstellungen des Kinderkriegens entspricht und er sie ja nicht wollte...


    Es gelingt mir noch nicht, dazu zu stehen, dass ich alleinerziehend bin. So erzähle ich Bekannten, dass wir trotz Kind mit unserer Fernbeziehung weiter machen, weil wir beide unsere Freiheit bräuchten... Ist das Feigheit? Versuche ich mir selbst etwas vorzumachen, weil
    ich mich an den Traum der glücklichen Familie festhalte? Habe ich Angst was sie denken oder lästern könnten bzw. schlimmer, dass sie mich bemitleiden könnten? Ich fühle mich nicht bemitleidenswert, aber schon komisch wenn alle mit Kindern um mich herum, Paare sind... Natürlich weiß ich, dass sie auch ihre Probleme haben, aber trotzdem sind sie zusammen, nicht allein... Es war nie mein Plan mit einem Baby allein zu sein.
    Hattet ihr auch Probleme, dazu zu stehen, dass ihr alleinerziehend seid? Wie habt ihr gelernt, es zu akzeptieren und nicht als hässlichen Makel zu sehen?


    Ich schaffe es nicht, loszulassen und kämpfe immer wieder darum, ihn zu einem Teil ihres Lebens zu machen, indem ich immer wieder nachhake und ihm schreibe. Ich sollte wohl besser damit aufhören und die Situation akzeptieren, wie sie ist, aber ich schaffe es (noch?) nicht.


    Insgesamt ist die Situation mit meiner Kleinen sehr gut und wunderbar, ich liebe sie sehr, sie ist wundervoll und vergleichsweise sehr pflegeleicht und lieb. Es geht ihr gut und auch mir geht es die meiste Zeit gut. Ich habe Familie und Freunde, die für mich da sind. Und trotzdem fühle ich mich oft sehr einsam!


    Ich bin total verliebt in sie und bestaune jede ihrer kleinen Entwicklungen. Manchmal könnte ich sie einfach nur stundenlang betrachten. Ihr Lachen und Staunen überwältigen mich, ihre Grimassen bringen mich zum Lachen.
    Erstaunlicher Weise (ich bin selbst Scheidungskind und hatte viele Jahre den Kontakt zu meinem Vater auf ein absolutes Minimum reduziert) ist es mein Vater, der ihr nun das männliche Vorbild bietet und sie vergöttert und jedes Wochenende und unter der Woche in fast jeder Mittagspause kommt, um ihr seine Liebe zu schenken. Das macht mich sehr glücklich.


    Aber manchmal bin ich sehr erschöpft und habe keine Geduld für meine Kleine. Dann lasse ich sie schreien, statt sie zu trösten. Bekomme dann aber sehr schnell ein schlechtes Gewissen und fühle mich schuldig. Zwinge mich dann schließlich, mich zusammen zu reißen. Wie schaffe ich es, meine Erschöpfung und Frustration nicht an ihr auszulassen?


    In mir wütet ein Chaos der Gefühle und Gedanken (wie man wohl auch der kleinen Geschichte anmerkt), das ist verwirrend und anstrengend. Viel Raum zum Durchatmen und Abstand nehmen habe ich logischer Weise nicht, durch die Kleine. Ich verteufle ihn nicht, dafür liebe ich dieses wundervolle kleine Baby, das Ergebnis unserer schönen gemeinsamen Zeit, viel zu sehr. Aber ich fühle mich verloren und durcheinander und möchte lernen, wieder Klarheit zu erlangen und ohne Traurigkeit sein zu können.


    Wie geht man mit diesem Durcheinander der Gefühle um? Wie habt ihr das gemacht?
    Wie kommt man darüber hinweg? Wie habt ihr das geschafft?
    Wie verbittert man nicht??
    Ich weiß, die Zeit heilt alle Wunden...... Aber das hilft mir derzeit noch nicht so sehr. Es wird im Rückblick so sein, klar...
    Ich weiß auch, dass die Kleine für alles entschädigt, trotzdem fühle ich mich oft einfach nur einsam und verloren.
    Was tut ihr, um mit eurer Situation klar zu kommen???
    Wie habt ihr gelernt zu akzeptieren, dass ihr alleinerziehend seid?
    Wie habt ihr Trost gefunden?


    So viele Fragen... Danke fürs Zuhören, es hat gut getan einfach mal alles von der Seele zu schreiben...

  • Hallo!


    Herzlichen Glückwunsch zu deinem Kind. Es klingt toll, wie du über sie schreibst. Ich bin auch so verliebt in meine Kleine :-)


    Zu einer deiner Fragen:
    Das Alleinerziehend sein habe ich nie als Makel empfunden, weil es den ehrlichen und wahrhaftigen Zustand der Beziehung von mir und meinem Ex wiederspiegelt. Unsere Paarbeziehung war eine Farce. Ich kann nicht so tun als ob alles gut ist und hinter verschlossenen Türen ist nichts gut. Was andere Leute über mich denken, hat mir noch nie viel bedeutet und so ist es auch geblieben.
    Ich muss auch sagen, dass ich sehr viel Unterstützung erhalten habe. Auch Verständnis. Frauen, die inzwischen in Partnerschaften leben, erzählten mir ganz offen, dass sie auch eine Zeit alleinerziehend waren. Ich sehe das so: Ich habe eine tolles Kind, eine gute Ausbildung, eine schöne Wohnung. Nur keinen Partner zur Zeit. Den Kindsvater gibts ja noch. Er wohnt eben woanders. So präsentiere ich das nach außen. Vieles am alleinerziehend sein tut mir weh. Vor allem die Trennungsgeschichte und das es mit meinem Ex nicht geklappt hat und ich durch unser Kind an ihn gebunden bleibe.
    Aber der Status "Alleinerziehend" klingt in meinen Ohren nach "Verantwortungsbewusstes Organisationstalent mit viel Herzblut und Stärke. ;)


    Grüße..

  • Eine Psychologin, bei der ich Rat suchte und der ich die Situation und ihn schilderte, meinte dass er evtl. an Borderline leiden könnte.

    solch eine ferndiagnose, die lediglich auf hören-sagen beruht, halte ich für fraglich!!!



    Muss ich mir vielmehr nicht die Frage stellen, ob ich ihn dann nicht lieber möglichst von der Kleinen fern halte, damit sie da nicht reingezogen wird?

    Nein! Musst du nicht!



    Es gelingt mir noch nicht, dazu zu stehen, dass ich alleinerziehend bin. So erzähle ich Bekannten, dass wir trotz Kind mit unserer Fernbeziehung weiter machen, weil wir beide unsere Freiheit bräuchten... Ist das Feigheit? Versuche ich mir selbst etwas vorzumachen, weil
    ich mich an den Traum der glücklichen Familie festhalte? Habe ich Angst was sie denken oder lästern könnten bzw. schlimmer, dass sie mich bemitleiden könnten? Ich fühle mich nicht bemitleidenswert, aber schon komisch wenn alle mit Kindern um mich herum, Paare sind... Natürlich weiß ich, dass sie auch ihre Probleme haben, aber trotzdem sind sie zusammen, nicht allein... Es war nie mein Plan mit einem Baby allein zu sein.
    Hattet ihr auch Probleme, dazu zu stehen, dass ihr alleinerziehend seid? Wie habt ihr gelernt, es zu akzeptieren und nicht als hässlichen Makel zu sehen?

    ich bin auch von beginn an alleinerziehend. ich war mit dem kv nie zusammen. er wollte, dass ich abtreibe, hat mich unter druck gesetzt,... ich habe mich bewusst für das kind entschieden und wusste ich werde alleinerziehend sein. damit bin ich von anfang an offen umgegangen. und ich bin stolz darauf, diese entscheidung trotz des wissen, mit allen schwierigkeiten allein sein zu werden, getroffen zu haben. mein umfeld reagiert positiv. sie finden es toll, wie ich das alles allein meistere, bestärken mich, machen mir mut... alleinerziehend zu sein ist kein makel, sondern ein zeichen von stärke und verantwortung. meine mutter war alleinerziehend mit 2 kindern (nach scheidung) und meine oma mit 5 (nach tod vom ehemann).
    natürlich habe ich mir das auch mal anders vorgestellt und es war nie mein plan, mit kind allein zu sein (wäre auch ein dämlicher plan). aber es ist so und es ist kein grund zum schämen.
    und natürlich gibt es immer leute die lästern. in meinem fall wurden dinge gesagt wie:"ob die wohl weiß wer der vater ist" (kv hat zwar die vaterschaft anerkannt, möchte aber in unserem freundeskreis, dass er nicht als vater erwähnt wird. daran halte ich mich) oder "na mit 30 wurde es auch zeit für ein kind. die wird sich einen samenspender gesucht haben".
    solche kommentare kommen aber immer von menschen, die mich eigentlcih nur vom sehen kennen und mir das nie ins gesicht sagen würden. und es ist mir herzlich egal!!!!


    Ich schaffe es nicht, loszulassen und kämpfe immer wieder darum, ihn zu einem Teil ihres Lebens zu machen, indem ich immer wieder nachhake und ihm schreibe. Ich sollte wohl besser damit aufhören und die Situation akzeptieren, wie sie ist, aber ich schaffe es (noch?) nicht.

    nein, solltest du nicht. der kv scheint sehr verwirrt zu sein. ebenso wie du. er ist mit der situation überfordert. du solltest ihm zeit geben, keine streit suchen und ihm signalisieren, dass die tür zu eurem kind für ihn immer offen steht. sag ihm, dass es auch für dich nicht leicht ist mit allem umzugehen, aber dass euer kind einen vater braucht.



    Traurigkeit überwiegt, manchmal flüchte ich mich auch in Wut. Dann wieder habe ich Mitleid mit ihrem Vater, da er so unfähig ist, mit dieser Situation umzugehen und es vorzieht in Selbstmitleid und Wut zu versinken. Dann wieder bin ich es, die in Selbstmitleid und Wut versinkt.

    bis auf das selbstmitleid kenne ich alle diese gefühle. mein sohn ist jetzt 1 jahr. sein vater hat ihn das erste mal gesehen als er 3 moante alt war. und ich war lange in diesem gefühlschaos gefangen. auch heute ist es noch schwierig, aber es wird immer besser. wir finden eine basis und mittlerweile kommt er fast regelmäßig 2 mal die woche um seinen sohn zu besuchen. und das liegt auch daran, dass ich nie locker gelassen habe...



    ich wünsche dir viel kraft für die nächste zeit und das sich eure lage entspannt!

    Erziehung besteht aus 2 Dingen: Vorbild sein und Liebe. (Montessori)


    Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern. (A.S. Neill)


    Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest. (J. Korczak)

  • Wow, hast deine Geschichte sehr schön geschrieben. Berührt mich... aber meine Gedanken dazu:


    Bei euch beiden sind sehr viele Emotionen im Spiel die euch auch überfordern.


    Für deine Seite lese ich heraus, daß du dich eigentlich weiterhin in eine Beziehung mit dem KV wünschst, in der ihr drei eine schöne Familie bildet. Da dies aber (zumindest im Moment) vom KV nicht gewünscht ist möchtest du als akzeptables Minimum einen KV, der einen guten Umgang mit dem Kind pflegt, und auch aus der ferne für das Kind da ist (wozu berechtigtigter Weise ein Unterhalt gehört) und es aufwachsen sehen kann.


    Auf der anderen Seite ist der Vater, der festgestellt hat, daß die Beziehung mit Dir auf Dauer nicht aufrecht erhalten möchte. Nachdem jetzt aber Schwangerschaft da war, er sich nicht mehr endgültig lösen kann und (meine Meinung zum gelesenen) wegen des Kindes auch nicht möchte. Er wird das Kind auch lieben, nachdem er es gesehen hat. Auch wenn er anderen zu solchen Lebenslagen Ratschläge gibt, ist das auf Grund der Distanz was ganz anderes, als wenn man selber in der Situation ist. Dann kommt man sich auch auf Bezahlvater reduziert vor, wenn das Thema aufkommt.


    Ich selber habe auch schon einige male den Gedanken gehabt, die Kinder lieber nicht mehr zu sehen, weil's dann einfacher ist, aber das ist nur kurz (ist in den Momenten dann halt ne psychiche Sache). Möchte meine Kinder vom tiefsten Herzen nicht missen wollen.


    Was dich betrifft kann ich sagen: Hut ab, hast bisher alles richtig gemacht. Von der Entscheidung das Kind zu kriegen bis zu deinem Verhalten jetzt. Nur Mut, steh zu dir selber und zu deinem Kind.


    Was eure "Beziehung" (Also Verhältnis Vater-Kind, Vater-Mutter) betrifft:


    Sag oder schreibe ihm, was du dir von ihm wünschst, was du dir für deine Tochter von von ihm wünschst. Teile ihm mit, das du ihn in das Leben deiner Tochter gleichberechtigt (Soweit es vom Alter des Kindes und der Entfernung möglich ist) einbinden möchtest und auch möchtest, daß er Sorge trägt und vor allem tragen darf. Dazu gehört dann auch ein Unterhalt für das Wohl des Kindes.


    Evtl. biete ihm einen gemeinsamen Termin bei einer Erziehungsberatungsstelle (lokale adressen gibts beim JA) an, wo man Chancen und Möglichkeiten, dieses gut zu leben ausloten kann.


    Und zum guten Schluss:


    Jeder muss sich erstmal klar werden in welche Richtung es gehen soll und dem anderen dies verbindlich mitteilen.
    Dann sollte man aus beiden Richtungen versuchen nen Weg zu finden den jeder gehen kann.
    Falls die Richtungen so verschieden sind, daß die Wege sich nicht kreuzen werden, dann bleibt zum Schluss nichts, als den Weg des anderen zu akzeptieren. Man hat auf jeden Fall alles versucht und braucht sich nichts vorzuwerfen, dann heilen auch die Wunden schneller.


    In diesem Sinne, viel Glück für Euch

    Nicht Fleisch und Blut,

    das Herz macht uns zu Vätern.


    Friedrich Schiller


  • Auch von mir nochmal Glückwunsch zur Geburt Deiner Tochter. :blume


    Hab a bissel Geduld mit Dir, die Hormonumstellung ist kaum rum, dann der völlig neue Alltag mit Baby.... das ist schon ne Menge und drum hege und pflege Dich, wann immer Deine Kleine es Dir erlaubt ;)


    Anfangen solltest Du wohl erstmal damit ehrlich zu sein, Du bist eine alleinerziehende Frau, der Vater des Kindes ist nicht mehr mit Dir zusammen. Steh dazu, vor allen, mach niemandem was vor, dann kommt es auch bei Dir an.


    Schau das hier:


    Kurz nachdem sich mein Freund von mir getrennt hatte, weil seine Gefühle nicht reichen würden,


    Das wäre doch keine schöne Alternative oder? Ein Mann, dessen Gefühle nicht ausreichen, ein Mann der anderen Ratschläge gibt, die er selbst nicht umsetzen könnte...... hm.... also ich tät`s nicht wollen, ein Leben mit so nem "Partner".... Du?


    Halt ihm immer die Türe zu der Kleinen offen, aber grenze Dich unbedingt ab. Seine Gefühle sind seine, Deine sind Deine. Entscheidet er sich gegen einen Kontakt zum Kind, dann ist das seine Entscheidung. Du kannst ihm nur sagen, dass der Weg zum Kind immer offen ist für ihn, weil ein Kind seine Wurzeln kennen sollte (als Lebensberater sollte er das wissen ;) )


    Analysier ihn nicht mit irgendwelchen Psychologen, solche Ferndiagnosen taugen nix und bringen nix. Es geht um Dich und das kleine Menschlein, Ihr müsst Euren Weg erstmal finden. Der Rest kostet Dich nur Energie und ich bin sicher, es wird sich von alleine finden. Vielleicht ist er in ein paar Monaten der stolzeste Vater der Welt, vielleicht aber auch nicht. Offen ist alles, aber wie gesagt, kümmer Dich um Dich und um`s Mäusle und vertrau auf die Zeit.


    Schließ Dich doch anderen Alleinerziehenden aus Deiner Gegend an, wenn Du soweit bist wieder raus zu wollen. Gleichgesinnte sind immer gut :daumen

  • Hallo Luluv,


    glückwunsch zur Geburt Deiner Tochter! :knuddel


    Ich denke, viel von Deinem Gefühlschaos hat im Moment noch mit Hormonen zu tun. Das wird sich bestimmt bald von allein bessern.


    Zum Thema AE sein, als hässlichen Makel, ich bin stolz es eine Weile allein geschafft zu haben. (Jetzt bin ich nicht mehr AE).
    Das hat mein Leben sicher für immer geprägt und es hat mir gezeigt, das ich zu viel mehr fähig bin, als ich mir jemals selbst zugetraut hätte.
    Allerdings kann ich bis heute die "heilen und normalen" Familien um mich herum nicht gut ertragen. Ich hab meinen Weg allein gewählt und jemand der deswegen auf mich herabsieht kann mir gestohlen bleiben.


    Du kannst auch stolz auf Dich sein, das Du Dich für das Kind entschieden hast.

    Einmal editiert, zuletzt von Ronja75 ()

  • Hallo MyMarlena,


    danke für deine Antwort. Und toll, dass du das alles so gut hinbekommst!


    Zitat


    Das Alleinerziehend sein habe ich nie als Makel empfunden ... Aber der Status "Alleinerziehend" klingt in meinen Ohren nach "Verantwortungsbewusstes Organisationstalent mit viel Herzblut und Stärke. ;)


    Ja, da habe ich noch einiges zu lernen. Ich muss zugeben, dass der Begriff "alleinerziehend" bei mir sehr negativ besetzt ist, z.B. mit "ständig unter Stress, zu viele Sorgen, immer knapp bei Kasse und trotzdem nie genug Zeit für die Kinder". So bei meiner Mutter erlebt, aber ich bin ja nicht sie.
    Habe ja jetzt reichlich Zeit zum lernen....


    Zitat


    Vieles am alleinerziehend sein tut mir weh. Vor allem die Trennungsgeschichte und das es mit meinem Ex nicht geklappt hat und ich durch unser Kind an ihn gebunden bleibe.


    Ja... :(

  • Hallo Frascita,


    danke für deine Rückmeldung. Schön, dass du so gut klar kommst und auch "komische" Situationen/ Kommentare so leicht wegsteckst. Hoffentlich kriege ich das auch bald so gut hin.



    solch eine ferndiagnose, die lediglich auf hören-sagen beruht, halte ich für fraglich!!!


    Das hast du natürlich recht, das war eine erste "bequeme" Schublade.


    Zitat

    nein, solltest du nicht. der kv scheint sehr verwirrt zu sein. ebenso wie du. er ist mit der situation überfordert. du solltest ihm zeit geben, keine streit suchen und ihm signalisieren, dass die tür zu eurem kind für ihn immer offen steht. sag ihm, dass es auch für dich nicht leicht ist mit allem umzugehen, aber dass euer kind einen vater braucht.


    ja, das habe ich alles bereits so getan. manchmal kochen in den gesprächen noch die emotionen hoch, aber das gibt sich auch mehr und mehr. grundverständnis ist mehr oder weniger von seiner seite aus da. aber er besteht darauf, dass er sie nicht sehen will. er meint seine pflicht mit geld zahlen getan zu haben.


    wie funktioniert das praktisch mit dem "zeit geben"? soll ich keine emails mehr mit fotos der kleinen schicken, da ihn das überfordert? generell auf kommunikation verzichten?


    Zitat

    bis auf das selbstmitleid kenne ich alle diese gefühle. mein sohn ist jetzt 1 jahr. sein vater hat ihn das erste mal gesehen als er 3 moante alt war. und ich war lange in diesem gefühlschaos gefangen. auch heute ist es noch schwierig, aber es wird immer besser. wir finden eine basis und mittlerweile kommt er fast regelmäßig 2 mal die woche um seinen sohn zu besuchen. und das liegt auch daran, dass ich nie locker gelassen habe...


    danke für das teilen dieser erfahrung. es hat bestimmt ganz viel kraft gekostet, nie locker zu lassen.
    ich möchte das auch schaffen, wie hast du das denn gemacht?

  • Hallo Hucky,


    danke dass du eine männliche Perspektive beiträgst.
    Deine Zusammenfassung trifft es ganz gut.


    Dann kommt man sich auch auf Bezahlvater reduziert vor, wenn das Thema aufkommt.


    Ja, ich kann das ja auch nachvollziehen. Nur reduziert er sich eben selbst dazu und das versteht er zum Glück auch immer mehr. Es ist auch eine recht bequeme Art für die "Bezahlväter/mütter" die schwierige emotionale Situation auf eine sachliche/ materielle Ebene zu reduzieren, um sich in Wut flüchten zu können, statt eine Lösung für die emotionale Herausforderung zu suchen.... (Verstehst du was ich meine??)


    Zitat

    Ich selber habe auch schon einige male den Gedanken gehabt, die Kinder lieber nicht mehr zu sehen, weil's dann einfacher ist, aber das ist nur kurz (ist in den Momenten dann halt ne psychiche Sache). Möchte meine Kinder vom tiefsten Herzen nicht missen wollen.


    Danke dass du das teilst. Und was hat dir dann geholfen, wie bist du aus diesem Moment des zweifelns dann wieder raus gekommen? Vielleicht kann ich das ja dann mit ihm teilen.


    Zitat

    Sag oder schreibe ihm, was du dir von ihm wünschst, was du dir für deine Tochter von von ihm wünschst. Teile ihm mit, das du ihn in das Leben deiner Tochter gleichberechtigt (Soweit es vom Alter des Kindes und der Entfernung möglich ist) einbinden möchtest und auch möchtest, daß er Sorge trägt und vor allem tragen darf. Dazu gehört dann auch ein Unterhalt für das Wohl des Kindes.


    Das haben wir ja schon mehrfach gemacht, aber immer wenn er wieder allein ist mit seinen Gedanken (wenn es das ist), dann ändert er wieder seine Meinung. Mit dem Ergebnis, dass er zwar zahlen möchte, aber keinen Kontakt will.


    Zitat

    Man hat auf jeden Fall alles versucht ....


    Woher weiß man denn, dass man wirklich alles versucht hat?

  • wie funktioniert das praktisch mit dem "zeit geben"? soll ich keine emails mehr mit fotos der kleinen schicken, da ihn das überfordert? generell auf kommunikation verzichten?


    danke für das teilen dieser erfahrung. es hat bestimmt ganz viel kraft gekostet, nie locker zu lassen.
    ich möchte das auch schaffen, wie hast du das denn gemacht?

    ich habe ihm schon bilder geschickt und nachrichten. ich hab ihm gesagt,
    wie wichtig er für das kind ist und ihn immer wieder "genötigt" mir zu
    sagen, wie es ihm damit geht. ich habe auch den kleinsten fortschritt
    gewürdigt. ihm immer wieder positive rückmeldung gegebn. auch wenn es
    mir oft sehr schwer viel und ich eine faust in der tasche machen musste.
    wenn ich gemerkt habe, er ist gerade überfordert, hab ich es 2-3 woche
    gut sein lassen, mich gar nicht gemeldet und danach dann eine
    "belanglose" mail geschrieben nach dem motto : "wollte nur mal hören wie
    es dir geht. bei uns ist alles ok. hoffe deine prüfungen laufen
    gut,..." ich habe ihm gesagt, dass ich nichts erwarte (was natürlich so
    nicht ganz stimmt, aber ich versuche meine erwartungen so gering wie
    möglich zu halten und nicht direkt an ihn heranzutragen). es ist sehr
    schwierig, das richtige maß auszuloten und es gelingt mir auch heute
    manchmal noch nicht ganz. aber es wird besser. mittlerweile meldet er
    sich oft von selbst. versuch es ihm so leicht wie möglich zu machen. seh
    ihn sowenig wie möglich als expartner, oder mensch, der dich enttäuscht
    hat und so viel wie möglich als überforderten mensch, der trotzdem ein
    toller vater sein kann. ich habe gemerkt, wenn ich mit einer positiven,
    wertschätzenden haltung an ihn herangehe, kann ich etwas erreichen.


    und wenn ich mal wieder sehr enttäuscht war über etwas, was er gesagt,
    oder getan hat, dann hab ich eine sehr böse sms, mit all meinen gefühlen
    und dingen die ich ihm sagen will an meine beste freundin geschrieben.
    die wusste dann direkt was los war und ich konnte mich bei ihr
    ausheulen, toben, usw. wenn die wut dann weg war hab ich ihm eine
    sachliche mail in bezug auf sein verhalten geschrieben, oder es einfach
    gut sein lassen.


    am allerwichtigsten ist, ich habe ihm vermittelt, dass ich verständnis für seine situation habe, auch wenn ich mich an seiner stelle anders verhalten würde. und ihm gesagt und gezeigt, dass die tür zu seinem kind immer offen steht!


    ich finde du klingst sehr reflektiert und so, als würdest du das im sinne eures kindes hinbekommen. ihr barcuht beide zeit. akzeptiert, dass ihr ein anderes modell von familie leben werdet. das ist nicht einfach. niemand wünscht sich bet oder uet zu sein. in einer solchen situation gehen auf beiden seiten viele träume zu bruch. man muss sein bild von familie, von elternschaft neu erfinden. das dauert, schmerzt und macht traurig. auch wütend und hilflos. das ist normal. das darf so sein. wenn ihr beide liebende menschen seid, werdet ihr das für euer kind schaffen. erwarte nicht zu viel und nciht zu schnell. es wird alles kommen wie es soll. vielleicht kannst du schneller mit der situation umgehen. dann musst du ihm helfen...


    ich drücke euch die daumen!


    edith: wahrscheinlich hat er angst sich der liebe für das kind zu öffnen. wenn er kontakt zum kind hat, wird er sich genauso verlieben wie du. das bedeutet für ihn einen zusätzlichen schmerz. denn das kind, dass er liebt, lebt nicht bei ihm. also schützt er sich vor diesem schmerz, indem er das kind nicht sieht. die angst hatte der vater unseres kindes auch. wir studieren beide lehramt. ich wollte fürs ref nach rlp und er in bayern bleiben. nun haben wir einen kompromiss auf bawü geschlossen und er hat weniger angst, seinen sohn wieder zu verlieren und ist deshalb auch entspannter im umgang.

    Erziehung besteht aus 2 Dingen: Vorbild sein und Liebe. (Montessori)


    Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern. (A.S. Neill)


    Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest. (J. Korczak)

    Einmal editiert, zuletzt von frascita ()

  • frascita: WOW!!!
    respekt, wie du das machst und schaffst, das ist bewundernswert!
    danke für diese ganz konkreten worte und tipps. das ist genau, was ich brauche, es ist sehr hilfreich.


    beim lesen merke ich, dass ich es rational gut und richtig finde, so mit der situation umzugehen.


    allerdings merke ich auch, wie sich in mir noch sehr viel dagegen streubt. meine emotionen schlagen revolte gegen dieses vorgehen und ich sehe, dass ich noch nicht die kraft dafür habe - meine verletzten gefühle, mein stolz, (die hormone)... es ist doch einfach nicht fair, dass er alles auf dem silbertablett hinterhergetragen bekommen soll und ich mich durch den ganzen dreck kämpfen muss und auch noch verständnis für ihn haben soll, wo er mich doch ständig aufs neue mit den füßen tritt.


    da brauche ich noch zeit.

  • allerdings merke ich auch, wie sich in mir noch sehr viel dagegen streubt. meine emotionen schlagen revolte gegen dieses vorgehen und ich sehe, dass ich noch nicht die kraft dafür habe - meine verletzten gefühle, mein stolz, (die hormone)... es ist doch einfach nicht fair, dass er alles auf dem silbertablett hinterhergetragen bekommen soll und ich mich durch den ganzen dreck kämpfen muss und auch noch verständnis für ihn haben soll, wo er mich doch ständig aufs neue mit den füßen tritt.

    :-) so geht es mir immer noch. und dann, wenn ich es wieder mal besonders ungerecht finde, gucke ich meine sohn an und mein herz geht auf. dieses geschenk hat er mir gemacht. und es ist das größte, was mir je im leben passiert ist. und dann bin ich plötzlich, neben all der wut, ein bißchen dankbar. mein sohn ist (auch wenn es echt anstrengend ist) eine unerschöpfliche quelle der kraft. ich habe das gefühl für ihn alles schaffen zu können. er hat mich gelehrt meine emotionen nicht immer ungefiltert raus zu lassen (ich bin eigentlich sehr impulsiv).


    nimm dir die zeit, die du brauchst. du bist jetzt schon weiter als ich es zum gleichen zeitpunkt war. der vater unseres sohnes hat ihn erst mit 3 monaten zum ersten mal gesehen. bis er 6 monate war, war der kontakt zwischen seinem vater und mir auch nicht wirklich gut und entspannt... aber es spielt sich ein und wird immer besser.



    ich freue mich, wenn ich dir durch meine beiträge helfen konnte. :rotwerd

    Erziehung besteht aus 2 Dingen: Vorbild sein und Liebe. (Montessori)


    Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern. (A.S. Neill)


    Erziehe dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest. (J. Korczak)

  • Hallo luluv,


    .....der Anfang was sinnvolles zu schreiben ist schwer.


    Also, den Ansatz von Frascita finde ich gut. Schreib ihm alles paar Wochen was, ein Foto dabei.


    Um mit deinen Emotionen etwas zurecht zu kommen:


    1. Alleinerziehend sein ist heute kein Makel mehr (frag da mal meine Mutter, die das selbe mit mir 1971 erlebt hat. Da war das noch was schlimmes. Aber selbst zu der Zeit ist sie so akzeptiert worden). Ist nur ne Frage wie du zu dir und deinem Kind stehst.... wobei das ,denke ich mal, selbst keine Frage ist.


    2. Mach alles im Interesse des Kindes, nicht in deinem und nicht in dem deines Ex. Diese sichtweise macht das ganze schon wesentlich erträglicher mit dem Kontakthalten zum Vater.


    3. Viel reden hilft deine Last auf andere etwas abzulegen. Zuspruch von anderen tut auch sehr gut ;-)


    Mit den Emotionen deines Ex kann ich dir aber nicht so wirklich weiterhelfen, da die Situation bei mir ne ganz andere ist. Kiddis bei mir sind 5 und 8 (die große ist nicht leiblich) und 5 Jahre verheiratet gewesen. Ich kenne meine Kiddis genau, ich kenne meine Frau und in meinem Fall heißt Wohl der Kinder: auf Dauer raus bei Mama. Sorry, aber ist leider so. Der Weg dahin ist sehr steinig und hat viele Tunnel. Man muss es halt beweisen könnnen, und sowas dauert. Da tun einem dann öfters die Kinder sehr Leid, aber man kann in dem Moment nichts dagegen tun. Ist dann sehr hart und man möchte die Kinder dann lieber nicht sehen. Aber da meine Frau sich kurz danach wieder selber disqualifiziert, ist immer schnell wieder das Licht am Ende des Tunnels. Und die meiste Kraft geben einen die Kids, die man von ganzem Herzen liebt. :-))))

    Nicht Fleisch und Blut,

    das Herz macht uns zu Vätern.


    Friedrich Schiller


  • Hallo luluv,
    Auch ich war von Anfang an alleinerziehend; der Vater meines Sohnes hat mir angekündigt, den Kontakt mit mir vollständig abzubrechen, wenn ich mein Kind behalte. Nun - er hat sich dran gehalten.
    Ich habe mir dann schleunigst eine männliche Bezugsperson für Sohni organisiert. Das klappt bis heute sehr gut; der Mann ist furchtbar gern Vater gewesen, aber seine Söhne sind schon erwachsen und Enkel noch nicht in Sicht.
    Mit Deinem Vater hast Du ja auch schon so jemanden.
    Wichtig ist, daß Dein Kind eine echte Beziehung aufbaut und daß sie sich stabil entwickeln kann, derjenige also nicht plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Wenn das klappt, hast Du eine unschätzbar wertvolle Hilfe, denn Du wirst immer wieder mal einen Babysitter brauchen. Außerdem ist eine zweite Meinung und eine andere Herangehensweise oft sehr hilfreich.

    ... es ist doch einfach nicht fair, dass er alles auf dem silbertablett hinterhergetragen bekommen soll und ich mich durch den ganzen dreck kämpfen muss und auch noch verständnis für ihn haben soll, wo er mich doch ständig aufs neue mit den füßen tritt.


    Wir glauben heute sehr an Gleichberechtigung und Gerechtigkeit, und das sind ja auch tatsächlich ausgesprochen sinnvolle Sachen.
    Deshalb trifft es uns so schwer, wenn wir merken, das beim Kinderkriegen und -großziehen gar nichts gerecht und gleich ist. Das gesamte erste Lebensjahr von Sohni (das, wie ich finde, ohnehin bislang das härteste war) habe ich damit gehadert.
    Erst ganz allmählich ist mir aufgegangen, daß nicht nur die Lasten so ungleich verteilt sind, sondern auch die Freuden. Es ist einfach unglaublich zu sehen, wie sich ein kleiner Mensch entwickelt, der mich obendrein noch bedingungslos liebt. Ich kann nie aufhören, über dieses Wunder zu staunen, das ich nicht nur auf dem Premiumplatz miterleben darf, sondern es auch mitgestalten kann.
    Und es geht so rasend schnell. Eben noch haben die kleinen Patschhändchen die Buddelschippe gegriffen, schon verabredet sich ein cooler Achtjähriger telefonisch mit seinem besten Freund.


    Was hingegen hat ein sich nicht kümmernder KV? Nichts, oder allenfalls ein schlechtes Gewissen, das schnell wieder verdrängt wird.


    Nun mag es ein Trick der Biologie sein, bei der Kinderaufzucht spätestens im nachhinein vor allem die Freuden zu sehen, aber deshalb ist es doch reale Freude, die langfristig gesehen einfach mehr wiegt als das deutlich leichtere Leben eines Kinderlosen. Falls, wie bei einem geschiedenen Freund von mir, diese Erkenntnis irgendwann auch beim KV durchsickert, wird es für eine Menge Erlebnisse zu spät sein. Erlebnisse, die Du mit Deinem Kind jeden Tag ganz beiläufig hast.


    Gruß
    Simone

  • Hallo Hucky,


    danke für deine Tipps.
    Das mit dem viel reden, beginne ich ja gerade hier mit euch! Also schon mal danke fürs zuhören und lasten abnehmen!
    Hier lesen hilft auch, weil die Themen sich ja ständig wiederholen. Obwohl es bedauernswert ist, tut es gut zu sehen, wie vielen es ähnlich geht - seien es bestimmte Emotionen oder auch konkrete Probleme. Dieses Forum ist wirklich sehr hilfreich!


    Du schreibst:

    Hallo luluv,
    Und die meiste Kraft geben einen die Kids, die man von ganzem Herzen liebt. :-))))


    Ja, das ist wohl der traurige Knackpunkt bei uns, da er seine kleine noch nicht liebt, sich bewusst versucht davor zu verschließen, es nicht zulassen möchte - gibt es für ihn ja auch keinen Grund um irgendetwas zu kämpfen...


    Ich finde es toll, dass du deine nicht-leibliche Tochter auch nach der Trennung noch als deine Tochter siehst. Da kann sie sehr froh sein, dich in ihrem Leben zu haben!
    Alles Gute und viel Kraft für deinen Weg, auch dir!

  • Hallo Simone,


    danke schön für das Teilen deiner Gedanken. da steckt viel für mich drin.


    Wenn das Kind den eigenen Vater nie wirklich kennen gelernt hat, dann kann es ihn wohl auch nicht vermissen. Und wie du schreibst, ist wohl generell ein stabiles, verlässliches, männliches Vorbild das worauf es für das Kind wirklich ankommt, ob das nun der leibliche Vater ist oder nicht, ist dem Kind bestimmt egal.
    Natürlich muss man trotzdem ehrlich bzgl. der biologischen Wurzeln sein.



    Erst ganz allmählich ist mir aufgegangen, daß nicht nur die Lasten so ungleich verteilt sind, sondern auch die Freuden. Es ist einfach unglaublich zu sehen, wie sich ein kleiner Mensch entwickelt, der mich obendrein noch bedingungslos liebt. Ich kann nie aufhören, über dieses Wunder zu staunen, das ich nicht nur auf dem Premiumplatz miterleben darf, sondern es auch mitgestalten kann.


    Ja, da hast du vollkommen Recht.
    Wenn meine Kleine morgens aufwacht, mich mit ihren kleinen Geräuschen weckt und ich sie dann anspreche, dann kriegt sie sich vor Freude nicht mehr ein und strahlt und strahlt und strahlt... Unglaublich ist das!!! Das geht direkt ins Herz...
    Und gerade jetzt liegt sie in meinem Arm und schläft, sie träumt und lächelt und lacht dabei!!! Es bringt mich selbst zum Lachen und ich wüßte zu gern was das für Träume sind... Vielleicht ihr Bärchenmobile, das noch eine Runde extra dreht oder der Opa, der noch ein komisches Gesicht macht... Dieses kleine Menschlein so glücklich zu wissen, ist wohl das Erfüllendste, was ich bisher erlebt habe.