Beiträge von Simone+Leo

    Ungefähr im gleichen Alter ist mein Sohnemann auch jeden! Abend aus dem Gitterbettchen geflankt* und hat sich bis ca. halb elf in die offene Küchentür gestellt (das war damals noch in der 1-Raum-Wohnung), um zu schauen, ob nicht noch ein interessantes Abendprogramm läuft. Denn wer weiß schon, was alles noch geschieht, wenn man als armer, bemitleidenswerter Zwerg endlich im Bett ist!
    "Schon" nach vier bis fünf Wochen habe ich seinen Beweggrund erkannt und danach gehandelt.


    Also keine aufregenden Schimpfausbrüche mehr, keine netten Nervenzusammenbrüche oder gar spannende Appelle an seine erst in Ansätzen vorhandene Vernunft. Nein, gähnende Langeweile ist das Gebot der Stunde.
    Statt fernzusehen habe ich die Füße hochgelegt, ihn ignoriert und gelesen. Nachdem ihm das Programm nicht gefiel, hat er intensiv, aber vergeblich versucht, mich doch noch zu einer sehenswerten Aktivität zu provozieren. Dafür ist er nach und nach bis in die Küche gekommen, wo ich ihn sofort wieder rausgeschmissen habe; nur um ihn dann wieder komplett zu ignorieren.


    Selbstverständlich braucht man trotzdem einen langen Atem. Aber irgendwann, so nach zwei, drei Wochen kam der glorreiche Moment: Mein Kind mußte gähnen vom Brustbein bis zur Stirn, ist noch ein Weilchen von einem Bein auf's andere getreten und schlich sich dann zurück ins Zimmer. Ich habe natürlich nichts von alledem mitbekommen (wichtig wegen der Wahrung seines Gesichtes!) und sicherheitshalber trotz meiner Neugier noch eine halbe Stunde gewartet, bis ich nachsehen ging. Und siehe da - meine kleine Nervensäge lag allerliebst im Bett, tief schlafend.
    Nach diesem Abend gab's noch ab und an mal eine Kontrolle, ob Mama abends immer so uninteressant ist, dann hatte sich das Problem endlich, endlich erledigt.


    ... und ich konnte mich mit dem nächsten befassen.




    *Nachdem ich ein einziges Mal zufällig gesehen habe, wie er sich beim Raushüpfen mit seinen rutschigen Schlafanzugfüßen am Querlauf abstützte, habe ich freiwillig die beiden dafür vorgesehenen Stangen aus dem Gitter genommen. Mein Sohn soll schließlich nicht sein Leben lang Sopran bleiben.

    Meistens weiß ich nichts über die HA von Sohnemann. Er verschwindet einfach mit einem ominösen: Ich muß erstmal Hausaufgeben machen." in seinem Zimmer und kommt nach 15-20' frisch-fröhlich wieder raus.


    Gelegentlich schaue ich mir aber seine Hefter an. Dann sehe ich eine von ihm selbst gezeichnete Kurve, die die Fehleranzahl pro Hausaufgabe darstellt. In der Schule werden die Hausaufgaben fast immer verglichen und von den Kindern selbst nachgesehen und dann ebenjenes Diagramm mit Datum und Smilie aktualisiert.


    Das ist seit der ersten Klasse bis jetzt zur dritten mehr oder weniger gleichgeblieben.

    Was auch immer Du tust, lüge nie Dein Kind an, nie.
    Das untergräbt sein Vertrauen in Dich. In einer Welt, in dem ihm viele Kontakte wegbrechen, sollte wenigstens Mama eine sichere Konstante sein. Und das bist Du nur, wenn Dein Kind uneingeschränktes Vertrauen zu Dir haben kann.


    Hm, kommt drauf an... mindestens 18 Jahre lang musst man für so ein Kind dasein, es nimmt, was es kriegen kann, tut nie das was man will und macht einem meistens einen Strich durch Rechnung und Pläne, es fordert viel Geduld und Nerven und manchmal überfordert es einen auch, und Du hast die lebenslange Verantwortung dafür...

    ... und dann zieht es aus und man hört vielleicht alle halbe Jahre mal von ihm.



    @all
    Bleibt bitte ein bißchen gelassener!
    Eine drastische Wortwahl impliziert nicht zwingend mangelndens Verantwortungsbewußtsein für ein Kind. Schließlich ist dies hier auch irgendwie ein Jammer- & Auskotzforum, wenn's einem schlecht geht.



    @TS
    Ich war auch schon 39 Jahre alt, als ich mein Kind bekam und auch von Anfang an alleinerziehend. Solch ein biblisches Alter hat Vor- und Nachteile (Watt 'ne Überraschung).
    Vorteil für mich war auf jeden Fall die Tatsache, daß ich nicht mehr ganz so versessen auf das wilde Leben jenseits der Hausmauern war wie mit, sagen wir: 25. Allerdings ist das erste Lebensjahr des Babys in dieser Hinsicht trotzdem für mich hart gewesen, weil sich die Freunde einfach neu sortieren. Einige, bei denen es offenbar mehr eine Interessengemeinschaft war, blieben dauerhaft verschollen.


    Vorteil ist das größere Selbstbewußtsein bei der Kindererziehung. Man läßt sich nicht mehr von jedem Ratgeber und von Tante Erna verrücktmachen.


    Vorteil ist ganz allgemein, daß man schon ein Leben hat und deshalb nicht ganz sehr Gefahr läuft, nur noch für das Kind zu leben. Der übrigbleibende "Rest" :lach ist sowieso schon groß genug. Man weiß auch schon um die wahnwitzigen Veränderungen, die sich im Laufe eines Lebens so ergeben und kann deshalb mit mehr Übersicht agieren.


    Als Nachteil sehe ich vor allem die Biologie. Deshalb gilt man ja auch als Risikoschwangerschaft und bekommt kostenfrei diese und jene Untersuchung.
    Auch und gerade nach der Geburt macht mehr Lebenserfahrung diesbezüglich nichts wett. Als ich mit dem Stillen begonnen habe, tat meine Brust sehr viel irrer weh als die meiner jugendlichen Bettnachbarin im Krankenhaus. Oder ich hab es schlechter ertragen. Als ich nach vier Wochen immer noch nicht richtig sitzen und stehen konnte, sagte eine Freundin, die mit 19 geboren hatte: "Also ich war gesund, als ich aus dem Krankenhaus kam." Den Schlafmangel steckt man vermutlich mit 23 auch besser weg. Und auch auf längere Sicht - ich sag nur Beckenboden und die damit verbundenen Schließmuskeln. Sämtliche Heilprozesse dauern eben länger, je älter man ist. Ach und Rücken ...


    Dennoch war es für uns beide besser, erst spät ein Kind zu bekommen. Ich glaube fest, ich wäre früher eine grottenschlechte Mutter gewesen. Inzwischen gehe ich sehr viel reflektierter mit mir selber um. Das bekommt auch meinen Reaktionen auf das Kind.


    Du wirst es auch packen. Praktisch jeder schafft am Ende die Kindergroßzieherei. Vertrau auf Deinen Instinkt und auf Deine praktische Vernunft. Und vergiß bei allem Stress nicht, dieses wunderbare Wunder zu genießen. Am Anfang scheint man ewig zwischen Windeln und Milchflecken gefangen, aber im Nachhinein war die Babyzeit so kurz, so kurz.



    Irgendwo hab ich mal gelesen, daß Kinderkriegen das letzte große Abenteuer ist. Ich halte diesen Satz für wahr.



    Gruß
    Simone

    Ich bin hergekommen, weil mir mein aktives voriges Leben gefehlt hat.
    Mit einem Kleinkind kann man abends nun mal nicht weggehen, um seinen Hobbys zu frönen. Die meisten meiner Freunde wiederum hatten keine Lust, dauernd nur an meinem Küchentisch zu hocken. Wieder andere haben zwar ziemlich zeitgleich auch Babys bekommen, hatten aber genügend Kontakte mit und durch ihre Partner. Außerdem - die Abende kann man mit anderen Eltern von Kleinkindern natürlich nicht gestalten.
    Ein Freund hat mir dann 2006, glaube ich, beim Installieren eines Internetzuganges geholfen. Seitdem bin ich abends oft online.
    Zu diesem Forum bin ich durch Tante Goggle gekommen, wie auch zu zwei anderen Foren, in denen ich mich herumtreibe, mal mehr und mal weniger.

    das Gelb hat mir gefallen.

    :lach Ja, das ging mir auch so.


    Zwischendurch hatte ich mir eine Weile kaum Zeit für dieses Forum genommen, weil soviel anderes wichtiger war; manchmal habe ich auch keine Lust auf die immer gleichen Probleme, aber letzlich hat mir das Forum schon viel gegeben und ich fühle mich wohl hier. Auch wenn ich kaum jemals einen thread eröffnet habe. Ich habe wohl nicht soviele Fragen bzw. über die Forumssuche konnte ich schon reichlich Antworten finden.


    Ebenso sinnvoll finde ich es aber auch, anderen, die Fragen haben, Hilfestellungen anzubieten. Wenn niemand hier wäre, der bereits das Schlimmste überstanden hat - dann wären nur noch Fragesteller hier.

    Das ist zur Zeit auch mein Hauptmotiv. Manchmal allerdings ist es auch einfach sehr motivierend, am Beispiel anderer, die sich noch ganz am Anfang befinden, zu sehen, welch weiten Weg ich in den letzten neun Jahren zurückgelegt habe. Ich hoffe dann immer ein bißchen, Mut machen zu können. Einfach, weil es zu schaffen ist, weil es im Nachhinein oft nicht so schwer war wie anfangs gedacht oder weil es ungeheuer beruhigend sein kann, zu bemerken, daß andere auch bloß mit Wasser kochen.


    Insgesamt werde ich wohl noch längere Zeit immer mal wieder hier hereinschauen; auch wenn viele von denen, die mich anfangs sehr beeindruckt haben und/oder die ich sehr sympathisch fand, hier längst schon nicht mehr auftauchen.
    Ich lese nicht alles; schon gar nicht schreibe ich überall. Wenn mich aber ein post auf irgendeine Weise berührt und bewegt, dann werfe ich mein 2-Centstück dazu, eventuell auch noch eins. Mit Senf kleckern ist eben befriedigend.



    Rikepike
    BET = BetreuungsElternTeil
    UET = UmgangsElternTeil
    Ja, ja, die Evolution hat die wundersamsten Wortungetüme hervorgebracht, die wahrscheinlich nur aufgrund rein praktischer Gesichtspunkte überleben konnten.

    Ich hab mal vergessen, daß ich ein Kind habe. Gut, es war noch ziemlich neu - etwas über 3 Monate aber auch schon.


    Komme ich also von der Arbeit, freue mich auf den Feierabend und schließe geruhsam meine Wohnungstür auf.
    Als ich die Wäscheleine mit den Babysachen sehe, fällt mir die Sache mit dem Kind wieder ein.
    Aber wo ist es?
    Ach ja, richtig, immer noch bei der Tagesmutter.
    Wie der Wind die Treppe runter und zur Tagesmutter gestartet.

    Nicht zuviel Spielzeug, denn es gibt vor Ort genug Steine, Muscheln, Treibholz u.ä.
    Taschenlampe auch für Sohn, Schnitzmesser, Ball, Lenkdrachen (vielleicht auch für Dich, dann könnt Ihr mit etwas Übung Formationsflüge machen), Metallener Kinderspaten oder Metallschippe mit langem Stiel für richtig tiefe Löcher, Sonnenschutz, Sonnenschutz, Sonnenschutz. Vielleicht Badeschuhe, kommt auf den Untergrund und die Sandtemperatur an.
    Was für schlechtes Wetter. Zum Beispiel gibt es Abenteuer-Spielbücher, die interaktiv sind; sozusagen ein Computerspiel im Buch. Dafür braucht man noch ein paar Würfel, einen Stift, Radierer und ggf. Papier. Macht aber echt Spaß, wenn das Buch gut ist.


    Ansonsten eine unkomplizierte Einstellung zum Sitzen im Schneidersitz, schmutzigen Füßen und Sand im Zelt trotz täglichen Kehrens mit dem Handfeger.


    Wie verpflegt ihr Euch? Habt Ihr einen Kocher dabei? Ihr braucht auch eine fliegensichere Aufbewahrungsmöglichkeit für Lebenmittel. Idealerweise recht kühl. Ameisensicher ist eh illusorisch, also muß man sich nicht übertrieben davor schützen.
    Könnt Ihr am Strand ein Lagerfeuer machen? Kohlenanzünder macht das Leben dann einfacher.
    Eine Plane als Vorzelt ist auch nicht verkehrt, am besten gehen die bereits mit Ösen versehenen grünen Baumarktdinger, finde ich. Man braucht dann aber solide Strippe und ein, zwei Bäume oder zusätzliche Zeltstäbe (Tarp ist so 'ne Sache - wenn es wirklich windet, brechen gern die Stangen.).


    Insgesamt liieeben Kinder Camping, denn das Leben im Zelt macht die Dinge einfach.


    Wenn Ihr noch nie gecampt habt, würde ich auch ein Wochenende probezelten.


    Ich hab übrigens eine in langen Jahren selbsterstellte Camping-Checkliste, schreib ich Dir gern auf. Schick mir eine PN, wenn Du interessiert bist.



    Gruß
    Simone




    Edit: Habe Dein Eingangsposting gerade noch einmal gelesen. da steht nirgendwo, daß Du noch nie gezeltet hast. Wahrscheinlich ist also ein Teil meiner Tips Dir bereits lange bekannt.

    Ich verstehe den Vater schon irgendwie.
    Er möchte in die kurze Zeit, die er seinen Sohn hat, alles nur Menschenmögliche hineinlegen. Wäre eine Ausweitung des Umganges eine Lösung? Damit Papa sein Rundum-Spaß-Programm nicht pausenlos durchhalten kann.
    Prinzipiell wird ein interessierter UET mit dem Kind aber immer mehr unternehmen als der BET. So what.
    deshalb würde ich mich nicht in eine Bespaßungskonkurrenz zum KV begeben. Die kannst Du nur verlieren.
    Und vielleicht eher die Dinge betonen, die nur Du mit dem Kind machst/machen kannst.


    Betrachte die Sache vielleicht mit etwas mehr Gelassenheit. Du weist, ich weiß und auch der KV weiß, daß es genau umgekehrt wäre, wenn Euer Sohn beim Vater leben würde.
    Lies mal im Forum; spätestens in der Pubertät droht jedes Kind mit dem anderen Elternteil. Manche Kinder ziehen dann tatsächlich zum anderen Elternteil; die meisten ziehen aber auch sehr schnell wieder zurück. Gib Deinem Kind einfach die Dinge, die Du ihm geben kannst und laß die Zeit weiterarbeiten.


    Schlußendlich ist es ja auch schön, das der Vater sich so kümmert.

    Vielleicht beim nächsten Mal so:
    "He, warte mal. Komm doch noch mal her!"
    Und dann mit einem Grinsen: "Wie sagt man?"
    Höchstwahrscheinlich wird dann kein Danke kommen, sondern ein böser Blick, aber Du hast
    1. klargemacht, was Dir fehlt,
    2. ihn mit lächelnder Ironie behandelt (ist Balsam für's Selbstwertgefühl) und
    3. Deinen Kindern gezeigt, daß man auch Erwachsener nicht so einfach davonkommt. Wenn sie Dich nach dem Fest auf das trotzdem fehlende Danke ansprechen, kannst Du leichthin sagen: "Das muß Euer Papa auch noch lernen.", und zwar mit tiefempfundener innerlicher Überlegenheit.


    Das würde ich jedesmal durchziehen, wenn er nicht die mindesten Anstandsregeln beachtet oder bis es mir egal geworden ist.
    Ja, Rache kann schön sein.

    Ich würde diesen Urlaub zum jetzigen Zeitpunkt mit allen Mitteln verhindern. Auch fiesen.
    Allerdings hätte ich das der KM wohl schon zu einem frühen Zeitpunkt gesagt, damit sie gar nicht erst Tickets kauft.
    Mir wäre auf jeden Fall das Risiko, daß mein Kind plötzlich weg ist, zu groß.
    Notfalls würde ich die Kinderärztin auf Knieen anflehen.


    In ein paar Jahren sieht die Sache anders aus.






    Dass ihr früher gemeinsam in Thailand gewesen seid, ist eine völlig andere Geschichte. Da war die Rückkehr ja klar bzw. ihr habt einvernehmlich entschieden.


    Wohl, wohl.
    Ich hab's als Antwort auf die Argumentation gelesen, daß die andere Familie das Mädchen auch kennenlernen möchte.

    Simone+Leo: in deinen Worten find ich viel Wahreit drin, was die Beziehung zwischen Mann und Frau angeht und ich find das so zum .... würgen...


    Warum immer diese Spielchen?


    Nein, das sind keine Spielchen, das ist die Essenz. Vielleicht besser: Eine der Essenzen.


    Der Punkt ist, daß Männer und Frauen (und man verzeihe mir die Pauschalisierungen) unterschiedliche Dinge von einer Beziehung erwarten. Dabei meine ich gar nicht mal in erster Linie den bekannten Spruch: "Männer geben Liebe, um Sex zu bekommen. Frauen geben Sex, um Liebe zu bekommen.", obwohl auch der mehr als ein Körnchen Wahrheit enthält.


    Wie kann ich deutlich machen, was ich meine?
    Für viele Männer sind Sonnenuntergänge und Servietten und farblich passende Schuhe überflüssiges Gedöns. Spielchen halt, die mann nur deshalb nicht wegläßt, weil man da den Frauen zuliebe hindurch muß, um zum Eigentlichen zu kommen, als da ist: Eine aufregende Frau, ein schöner großer Braten und bequeme Klamotten.


    Ich habe bei Frau bewußt "aufregend" geschrieben, nicht schön - obwohl Schönheit durchaus nicht schadet.
    Noch nicht mal sexy, wiewohl das der Sache schon deutlich näher kommt. Meines Erachtens ist das aber immer noch nicht das Wesentliche. Sex und Sexyness entsteht gerade bei Männern vor allem im Kopf. Dazu wird an der Frau ein Aufhänger benötigt, eine Kante, irgendwas, woran die Aufmerksamkeit hängenbleibt.
    Und Männer sind dann soo glücklich, wenn mehr dahintersteckt, wenn wirklich etwas Neues, Interessantes zum Vorschein kommt.
    Wie eine unerwartete Wendung in einem Musikstück, das man zufällig im Radio hört. Wie eine völlig unvorhergesehene Handlung in einem Film, den man sich ansieht. Das ist dann aufregend.


    Und wenn sich nach einer zehnjährigen Beziehung immer noch unerwartete Dinge ereignen können, dann hat diese Beziehung wirklich gute Karten. Das geht aber nur, wenn ein Mann seine Frau noch nicht in- und auswendig kennt. Weil sie ein gewisses Maß an innerer Unabhängigkeit behält. Und genau das wird er immer und immer wieder testen.
    Klar will er dabei siegen. Und insofern ist es doch Spiel, aber ein sehr ernstes. Es ist das Spiel um die Rangordnung, das Männer immer spielen, weil sie nur so ihren eigenen Platz finden können.
    Letzlich tun Frauen untereinander auch nichts anderes, nur viel subtiler und nicht so eindeutig. Denn ein Erster, Zweiter, Dritter ist ihnen nicht halb so wichtig. Aber Macht üben Frauen genauso gern aus wie Männer.


    Das heißt aber nicht, das man sich deshalb in einer Beziehung nicht sicher fühlen kann, soweit es im Leben halt Sicherheit gibt. Man muß nur so eine gewisse Grundwachsamkeit behalten. Ungefähr wie im Straßenverkehr. Letztlich darf ich nicht erwarten, daß mein Partner pausenlos meine Interessen vertritt. Das muß ich schon selber tun.
    Und wenn das klar ist, dann bekommt die Beziehung Drive. Dann kann man sich am anderen ausprobieren, man kann eigene Wege gehen und dem anderen seine eigenen Wege lassen. Mit einem Wort, man kann Veränderung und Entwicklung zulassen. Dabei muß das Gleichgewicht immer wieder neu austariert werden - mit Verhandlungen, auch mal mit Streit und mit Großzügigkeit. Und man darf sich selber nie, niemals für weniger halten als man den anderen hält. Das, glaube ich, ist hauptsächlich mit dem unschönen Wort "Beziehungsarbeit" gemeint. Dabei ist es nicht nur anstrengende Arbeit. Sowas kann auch Spaß machen.


    Gruß
    Simone

    madime, meiner Meinung das Wichtigste, was Du tun kannst, ist, Dich nicht mehr für sein Verhalten verantwortlich fühlen. Wenn Du nicht verantwortlich dafür bist, dann muß es Dir auch nicht peinlich sein. DU tust ja nichts Übles. Im Gegenteil, Du bist das Opfer seines Verhaltens.


    Keine Frage, ausgesprochen lästig bleibt sowas trotzdem, aber es hat dann nichts mehr mit Dir zu tun, sondern nur und ausschließlich mit seiner Sucht. Und gegen die kann niemand etwas tun außer er selbst.


    Schütze ihn nicht, nimm's nach Kräften so unpersönlich wie einen Wespenstich und versuch, Dich nicht mehr zu ärgern als die Sache wert ist.
    Ach so - und zahle auf keinen Fall auch nur einen Cent seiner Borgschulden zurück.


    Ich finde es übrigens toll, daß Du Dich um die Katze gekümmert hast. Das Tier kann schließlich genauso wenig dafür wie Du.


    Gruß
    Simone

    Mach Meditation oder Yoga, vielleicht am besten Hatha-Yoga. Das ist im Grunde eine Art Gymnastik ohne Leistungsdruck und mit Entspannungsanteilen. Such Dir aber einen Yoga-Lehrer, der auch wirklich entspannend auf Dich wirkt.


    Und die Krankschreibung ist schon mal ein sehr guter Anfang. Denn m. E. stehst Du nicht kurz vor einem Burn-out, sondern Du hast jetzt gerade einen. Deshalb dürfte es noch Monate dauern, bis Du wieder einigermaßen fit bist. Also hast Du auch Zeit für alle möglichen Dinge.
    "Was Du heute kannst besorgen, verschieb's getrost auf übermorgen."


    Viele Grüße
    Simone

    Ach je, die alte Geschichte.
    Wie unendlich viele vor Dir (zum Beispiel ich) und wohl noch sehr viele nach Dir bist Du in die Falle getappt. Hast im Interesse des "Wir" jede Menge "Ich" in den Topf mit der Familiensoße geworfen bis, tja, bis vom "Ich" nicht mehr allzuviel übrig war.
    Männer wollen ihre Frauen/festen Freundinnen immer kleinmachen und besiegen (ok, nur fast alle). Denk an "Under my thumb" von den Stones.
    Irgendwie kommen die Worte "Harmonie", "Kooperation" und "partnerschaftliche Lösungen" wohl in männlichem Denken weit weniger vor als die Worte "Kampf", "Konkurrenz" und "Sieg". Hat durchaus auch Vorteile, aber wenn er in einer Partnerschaft gesiegt hat, ist die Sache halt erledigt. Diese Frau ist dann keine interessante Aufgabe mehr.
    Männer bleiben im Allgemeinen nur dort, wo ein interessantes Problem ihre Kapazitäten fordert. Das ist der Grund, weshalb durchaus nicht immer die attraktivste Frau das Rennen macht - und auch die zuweilen nur wegen des Neides der anderen Testosteronträger.


    Das klingt jetzt ein bißchen zynisch.
    Ist es auch.
    Ich will damit aber keineswegs ausdrücken, daß ein Mann keine gleichberechtigte Partnerschaft zu führen vermag. Das klappt aber nur, wenn die dazugehörige Frau ihren Platz behauptet; auch selbstbewußt oder egoistisch - je nach Sichtweise - manchmal völlig gegen seine Wünsche handelt. Sich nie hundertprozentig in seine Hände begibt, nie ganz vollständig zu fassen ist. Will sagen, wenn sie darauf besteht, ein eigenständiger Mensch mit einem eigenen Leben zu sein.


    Und bei Dir würde ich sagen, soweit Ferndiagnosen überhaupt sinnvoll sind, die Sache ist gegessen. Der ist fort.
    Wenn er doch irgendwann wieder zu Dir zurückkommen sollte, dann nur, um seine Wunden zu lecken und vom sicheren Hafen aus einen Neustart II vorzubereiten. Selbstverständlich wieder mit einer neuen Frau.


    Was die materielle Seite anbelangt:
    Im Moment ist er wegen seines schlechten Gewissens und der zeitlichen Nähe zu seinem alten Leben sehr großzügig. Ob er das bleibt, wenn er sich erstmal richtig in sein neues Leben begeben hat, kann ich, ohne ihn zu kennen, nicht einschätzen. Ach, selbst dann ... ... wer weiß, ob er selbst das könnte.
    Deshalb würde ich schon versuchen, möglichst viel Schadensbegrenzung zu betreiben, z. B., indem ich mich unbedingt informiere und soviel wie möglich an rechtlichen Schritten vorbereite. Auf der anderen Seite würde ich aber keinesfalls den Krieg beginnen, denn vielleicht bleibt auch alles Finanzielle gut bzw. kann vernünftig geregelt werden.


    Und die Kinder würde ich wohl nicht mit der brutalstmöglichen Variante der Wahrheit erschrecken, aber ich würde sie auf keinenkeinen Fall belügen. Nur Wahrheit schafft Vertrauen und damit Sicherheit. Und emotionale Sicherheit werden Deine Kinder vor allem anderen brauchen.
    Deshalb könnte ich einen Satz wie:


    Also erstmal ein möglichst fröhliches: Der Papa wohnt jetzt woanders, aber natürlich möchte er nach wie vor Zeit mit dir verbringen und ist immer für dich da.


    nicht so ohne weiteres über die Lippen bringen. Kann man sicher sein, daß er "immer für sie da" ist? Das soll er mal lieber selber sagen. Dann ist es schlimmstenfalls seine Lüge und nicht Deine. (Ansonsten bin ich mit dem Beitrag von Selfmadefrau sehr einverstanden.)



    Tja, ansonsten mach's wie viele hier: Kratz aus den Trümmern Deines Lebens die brauchbaren Dinge raus und bau Dir nach und nach ein neues auf. Vielleicht sogar ein besseres. Besorg Dir 'ne extragroße Packung Taschentücher und einen frauensicheren Flaschenöffner. Und lerne, die abendliche Stille als erholsam zu begreifen.


    Viele Grüße und eine dicke Umarmung
    Simone

    Hmm.
    Den Artikel habe ich nicht gelesen, weil er mir aus irgendeinem Grund nicht erscheinen mochte - fragt meinen Computer.


    Allerdings habe ich schon mehrfach gelesen und gehört, daß sich Fremdbetreuung für Kinder unter 3 Jahre negativ auswirke. Interessanterweise meist von Eltern, die wahrscheinlich ebenfalls keine Fremdbetreuung im Vorschulalter erfahren haben.


    Mein Kind wird fremdbetreut seit seinem vierten Lebensmonat. Genau - weil meine Arbeitsstelle sonst weggewesen wäre. Dabei hatte ich schon Glück, daß an die sechs Wochen Mutterschutz nahtlos die Betriebsferien paßten.
    Allerdings kam mein Kind nicht in die Krippe, sondern zum gleichen Tarif (die Differenz wurde vom Jugendamt bezahlt) zu einer Tagesmutter. Leo hat sie geliebt. Außer meinem Sohn betreute sie noch zwei, übergangsweise auch mal drei weitere Kinder. Außerdem hatte sie eine ca. zwölfjährige Tochter, die sich ebenfalls viel mit den Kindern beschäftigte.
    Für mich war es wie die Betreuung durch eine Tante oder so - sehr familär. Als zum Beispiel einmal die gesamte Stadtautobahn wegen eines Bombenfundes gesperrt worden war, kam ich erst 5 (in Worten: Fünf) Stunden später bei ihr an. Sie übergab mir Leo lächelnd, frisch gewickelt UND beabendbrotet. "Ja, ja, ich hab's schon im Radio gehört. Der Stau muß ja furchtbar gewesen sein."


    Der Eintritt in den Kindergarten war schon schwieriger. Trotz behutsamer Eingewöhnungszeit hat Leo viel geweint; heute glaube ich, aus Reizüberflutung. Nun ja, mit drei Monaten ist eben eine gute Zeit für eine neue Beziehung, mit drei Jahren eine ganz schlechte. Aber was will man machen. Durch meinen Umzug wollte ich vorher keinen Betreuungswechsel.
    Wahr wurde allerdings auch eine Prophezeiung anderer Mütter, wirklich mehrfach gehört: Durch den Kindergarten wird Dein Kind einen Entwicklungssprung machen, das glaubst Du nicht!
    Nach der Eingewöhnung war Leo dann sehr glücklich im Kindergarten. Durch diese zweite Lebenswelt hat er das bekommen, was ich ihm nicht bieten konnte oder wollte: Endlose Bastelstunden, Sport und Mannschaftsspiele, das (ziemlich mühelose) Lernen, sich in ein Team einzufügen und - als Wichtigstes von allem - andere Kinder. Die Freundschaftstruppe von sechs Jungen hat die gesamte Kindergartenzeit hindurch gehalten, und der eine, der in die selbe Schule kam wie Leo, ist immer noch mit ihm befreundet.


    Soweit ich statements von anderen Eltern bekommen habe, befürworten sie alle die Fremdbetreuung.
    Auch, weil man nach einer Pause sein Kind viel mehr liebt, als wenn's einem den ganzen Tag auf den Keks geht.
    Auch, weil die Erzieherinnen fast alle hochmotiviert sind und immerhin Fachschulausbildung haben.
    Auch, weil die Kinder im Kindergarten einfach irrsinnig viel lernen, was sie in der Schule gut gebrauchen können.


    Schlechte Betreuung hingegen hat natürlich immer negative Auswirkungen, Egal, ob in der Kinderbetreuung, in der Serviceabteilung des Telefonanbieters oder durch das Personal eines Lehrganges.
    Ich war aber in der glückllichen Situation, mir verschiedene Kindergärten und -läden vorher ansehen zu können.


    Gruß
    Simone

    Hallo Kleene,
    da kommt's ja echt dicke bei Dir im Moment. Fühl Dich mal gedrückt. :troest
    Das einzig Gute, das man aus meiner Sicht über diese Situation sagen kann, ist, daß Du Deinen Ex ziemlich plötzlich recht gut kennengelernt hast.
    Und wie!
    Kein Wunder, daß Du darüber völlig fassungslos bist. Laß Dich auffangen: Von Deinem besten Freund, von Deiner Familie (so möglich) und wohl auch von einem guten(!) Psychologen.


    Irgendwann wirst Du wahrscheinlich froh darüber sein, daß Du nicht noch mehr Zeit und Gefühle für solch eine Flachzange reserviert hast. Denn das meine ich, aus Deinen Berichten herauslesen zu können. Ich sehe in seinem Beziehungsverhalten Muster.
    Dein Begriff "Westentaschencasanova" trifft's, glaube ich, ganz gut.
    Deshalb wage ich zu bezweifeln, daß er Dir in der jetzigen Situation wirklich der Fels in der Brandung wäre, den Du jetzt brauchst.
    In zehn Jahren wirst Du Dich wahrscheinlich darüber wundern, wieso dieser Typ solch einen emotionalen Aufruhr in Dir entfachen konnte.


    Bis dahin: Einfach den Tag überstehen. Und den nächsten. Und dann noch einen ... ...
    Vertrau einfach auf das Fortschreiten der Zeit. Sie schleift wirklich die scharfen Kanten des Schmerzes rund.


    Gruß
    Simone

    Hallo luluv,
    Auch ich war von Anfang an alleinerziehend; der Vater meines Sohnes hat mir angekündigt, den Kontakt mit mir vollständig abzubrechen, wenn ich mein Kind behalte. Nun - er hat sich dran gehalten.
    Ich habe mir dann schleunigst eine männliche Bezugsperson für Sohni organisiert. Das klappt bis heute sehr gut; der Mann ist furchtbar gern Vater gewesen, aber seine Söhne sind schon erwachsen und Enkel noch nicht in Sicht.
    Mit Deinem Vater hast Du ja auch schon so jemanden.
    Wichtig ist, daß Dein Kind eine echte Beziehung aufbaut und daß sie sich stabil entwickeln kann, derjenige also nicht plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Wenn das klappt, hast Du eine unschätzbar wertvolle Hilfe, denn Du wirst immer wieder mal einen Babysitter brauchen. Außerdem ist eine zweite Meinung und eine andere Herangehensweise oft sehr hilfreich.

    ... es ist doch einfach nicht fair, dass er alles auf dem silbertablett hinterhergetragen bekommen soll und ich mich durch den ganzen dreck kämpfen muss und auch noch verständnis für ihn haben soll, wo er mich doch ständig aufs neue mit den füßen tritt.


    Wir glauben heute sehr an Gleichberechtigung und Gerechtigkeit, und das sind ja auch tatsächlich ausgesprochen sinnvolle Sachen.
    Deshalb trifft es uns so schwer, wenn wir merken, das beim Kinderkriegen und -großziehen gar nichts gerecht und gleich ist. Das gesamte erste Lebensjahr von Sohni (das, wie ich finde, ohnehin bislang das härteste war) habe ich damit gehadert.
    Erst ganz allmählich ist mir aufgegangen, daß nicht nur die Lasten so ungleich verteilt sind, sondern auch die Freuden. Es ist einfach unglaublich zu sehen, wie sich ein kleiner Mensch entwickelt, der mich obendrein noch bedingungslos liebt. Ich kann nie aufhören, über dieses Wunder zu staunen, das ich nicht nur auf dem Premiumplatz miterleben darf, sondern es auch mitgestalten kann.
    Und es geht so rasend schnell. Eben noch haben die kleinen Patschhändchen die Buddelschippe gegriffen, schon verabredet sich ein cooler Achtjähriger telefonisch mit seinem besten Freund.


    Was hingegen hat ein sich nicht kümmernder KV? Nichts, oder allenfalls ein schlechtes Gewissen, das schnell wieder verdrängt wird.


    Nun mag es ein Trick der Biologie sein, bei der Kinderaufzucht spätestens im nachhinein vor allem die Freuden zu sehen, aber deshalb ist es doch reale Freude, die langfristig gesehen einfach mehr wiegt als das deutlich leichtere Leben eines Kinderlosen. Falls, wie bei einem geschiedenen Freund von mir, diese Erkenntnis irgendwann auch beim KV durchsickert, wird es für eine Menge Erlebnisse zu spät sein. Erlebnisse, die Du mit Deinem Kind jeden Tag ganz beiläufig hast.


    Gruß
    Simone