Kontakt oder nicht?

  • Hallo habe ja schon erzählt, daß ich einen Sohn mit fast 16 Monaten habe. Der Vater kümmert sich gar nicht um ihn obwohl ich es wirklich einige Male versucht habe, war er seit seiner Geburt erst 2x da und jetzt hab ich seit 2 Monaten gar nichts mehr von ihm gehört. Ich habe keine Lust mehr im ständig hinterher zu laufen. Was habt ihr da für Erfahrungen wenn ein Kind ganz ohne seinen Vater aufwächst oder soll ich weiterhin versuchen Kontakt zu halten?

  • bei meiner tochter (3) ist das vater-tochter-verhältnis ähnlich gelagert, d.h. mittlerweile hat sie ihn fast ein halbes jahr nicht mehr gesehen und ich will ihn auch nicht hertragen oder beknien, dass er sich mit ihr trifft. war schon vorher relativ unregelmässiger kontakt.


    ich habe das gefühl, dass es ihr auch ohne vater gut geht. seine mutter - also ihre andere oma - sehen wir vergleichsweise häufig, damit gibt es kein problem. meine tochter hat dann als männliches familienmitglied dann noch meinen vater bzw. ihren opa, den sie 2-3 mal in der woche sieht und somit denke ich, hat sie einen guten ausgleich für ihr vater-defizit.


    neulich habe ich diesbezüglich mal eine bekannte befragt, die selbst ohne vater aufwuchs, da dieser die mutter verließ,als das kind 2 jahre alt war, wie sie denn damit zurecht kam/kommt. sie meinte, dass sie ihren vater nie vermisst habe, später hat sie dann zwar versucht, mal mit ihm kontakt aufzunehmen, dann aber feststellen müssen, dass er auch in ihren augen ein a****och ist und dann den kontakt wieder einschlafen lassen. sie meinte, sie habe ihn nicht vermisst.


    kann natürlich von fall zu fall verschieden sein, aber ich denke, wenn die kids schon relativ früh ohne vater sind und sich die familie auf mutter und evtl. geschwister beschränkt, dann werden sie auch nix vermissen. es wird ja letztlich nur eingeredet bzw. anerzogen, dass man hierzulande und in unserem kulturkreis unbedingt einen papa braucht, damit man "vollwertiges mitglied der gesellschaft" ist.

  • Da kann ich mich Binebine nur anschließen!
    Wenn dein Sohn genug Bezugspersonen hat, die ihn lieb haben, ist das für ihn bestimmt besser, als wenn der Vater sich nur halbherzig kümmert und eigentlich keine Lust hat.


    Ich selbst bin auch ohne Vater aufgewachsen, allerdings ist mein Vater gestorben als ich fünf war. Als Kind kam ich prma damit klar, ich hatte meine Mutter und meine Großeltern, das hat mir total gereicht. Das Vermissen kam erst als Erwachsene.... und da haben Scheidungskinder ja immer noch die Möglichkeit des Kennenlernens.


    Ich denke den Kindern ist es egal, ob nun Papa oder Opa oder Onkel für sie da sind - Hauptsache sie fühlen sich geliebt

  • Hallo Melli,
    es gibt Väter, die sich nicht kümmer, das ist sehr schade, aber es ist so. Mein Sohn hat seinen Vater seit der Trennung (er war damals 6 Monate alt) nur 2 Mal gesehen. Einmal kurz nach seinem ersten Geb. einmal kurz nach seinem 2. Geb.. Mein Kleiner wird diese Woche 6 und es fehlt ihm an nichts. Er kennt seinen Vater zwar nicht, aber er hat viele Bezugspersonen und zu einigen auch eine enge Bindung. Sicher fragt er manschmal nach seinem Vater. Fragen, die ich so gut es geht beantworte.


    Meiner Meinung nach ist es nicht an dir dafür zu sorgen, dass eine Vater-Sohn-Beziehung entsteht und aufrecht bestehen bleibt (ich habe es einige Zeit lang versucht - ohne Erfolg). Du kannst den Kindesvater nicht zu seinem Glück zwingen und wenn du es tust wird es wahrscheinlich für deinen Sohn immerwieder zu großen Enttäuschungen kommen. Wie z.B. Versprechungen, die nicht gehalten werden.


    LG elseberta

    "Wo immer ich auch wandere,
    welchen Ort ich auch
    Heimat nenne,
    mein Reichtum liegt in
    meinem Herzen,
    in Allem, was ich erfuhr,
    und im wahren Traum
    meiner Seele."


    R. Blum

  • Ich sehe das etwas anders als meine Vorschreiberinnen.


    Ich denke, der Vater ist enorm wichtig und kann nicht mal eben durch jemand anderes ersetzt werden. Blut ist dicker als Wasser.
    Ich finde, als Mutter hat man die Pflicht, dem Kind den Kontakt zum Vater zu ermöglichen. Genauso wie der Vater die Pflicht auf Umgang hat - und das Kind das Recht auf beide Elternteile.


    Das Argument, das Kind könne den Vater ja noch kennenlernen, wenn es erwachsen ist, ist für mich eine Ausrede. Das Verhältrnis, was sich zwischen einem Kind und dem Vater entwickelt (entwickeln kann), wird nie dasselbe sein wie das, was zwischen Kind und Vater herrscht, die sich erst dann treffen, wenn Sohn/Tochter schon erwachsen sind. Da fehlt nämlich ein Stück, gemeinsame Erlebnisse aus der Kindheit etc. pp.


    Zwischen Opa und Vater ist nunmal auch ein Unterschied. Schon alleine das Alter. Darum ist der Opa zwar eine gute männliche Bezugsperson, aber er kann auch nicht mal eben den Vater ersetzen.


    Man muss sich als Mutter nicht dem Stress des ewigen Hinterherrennens machen, das kann man getrost einem Anwalt übertragen, welcher den Vater zum regelmäßigen Umgang nach § sowieso etc. pp. auffordert. Bei manchen Vätern fällt dann sogar der Groschen. Und als Mutter kann man immer ruhigen Gewissens sein, alles versucht zu haben, um Kind und Vater den Kontakt zu ermöglichen.
    Ich möchte mir jedenfalls später nicht die Vorwürfe meines Sohnes anhören. Sein Vater ist leider auch so ein abgehauener Nichtkümmerer.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • @ Kaj
    sicher ist man als Mutter in der Pflicht, den Umgang zu ermöglichen... Ich würde mich niemals in den Weg stellen, wenn der Kindesvater Kontakt möchte. Dieser Kontakt muss jedoch so gestalltet werden, dass er das Wohl meines Sohnes nicht gefährdet... Das heißt, der Kontakt muss regelmäßig (min. 1 Mal im Monat für min. 2 Tage) stattfinden - alles andere weckt Hoffnungen im Kind, die nur enttäuscht werden. Ist ist sicher nicht schön, wenn ein Kind einmal im Jahr einen Mann sieht, der sagt er sei sein Vater, sich aber in keiner Weise so verhällt? Und der Kontakt muss freiwillig sein - wenn der Kindesvater gerichtlich zum Umgang gezwungen wird ist der Kontakt mit Sicherheit minderwertig. Ich werde es meinem Sohn nicht zumuten regelmäßig mit einem Kerl in einem Raum zu sitzen, der garnicht mit ihm da sitzen möchte. :hm...

    "Wo immer ich auch wandere,
    welchen Ort ich auch
    Heimat nenne,
    mein Reichtum liegt in
    meinem Herzen,
    in Allem, was ich erfuhr,
    und im wahren Traum
    meiner Seele."


    R. Blum

  • Ich hab da mal ne Frage.


    Wurde dem Vater (bzw. auch den anderen Vätern) mal eindringlich erklärt, was sie ihrem eigenen Kind da antun? Ich meine in einem Brief oder einem ruhigen offenen Gespräch, welches man wirklich gut vorbereiten muss. Ich finde ja den schriftlichen Weg am besten, weil man als Verfasser einen besseren Abstand hat und der Leser diesen mehrmals lesen kann, um zu verstehen was da steht.


    Natürlich sollte dieser Brief ohne Vorwürfe (also ohne Beleidigungen oder "Du hast..." und "DU bist schuld.....") und ganz ohne Beziehungsprobleme verfasst sein, sondern einfach nur das Kind betreffen.


    Manchmal braucht der andere Partner einfach ein wenig Zeit um sich damit auseinander zu setzen und mit dem Gedanken klar zu kommen.


    Wenn es nun alles nichts nützt, dann würde ich ihm auch einen abschliessenden Brief schreiben, dass man es schade findet, dass er nicht soviel Verantwortungsbewusstsein hat, um sich um sein eigen Fleisch und Blut zu kümmern!


    Bei uns war's auch so, dass mehr Kontakt zur Oma (also Mutter meines Mannes) bestand, als zu meinem Mann. Wie der Kontakt zwischen den Beiden da lief, weiss ich nicht und ich empfand es ab da auch nicht mehr meine Aufgabe mich um den Kontakt zu bemühen. Mehr als ihm unseren Sohn vor die unmittelbare Nase zu setzen konnte ich ja nun auch nicht (er wohnte direkt neben seiner Mutter). :frag


    Und ich finde es auch wichtig, dass eine Regelmässigkeit besteht. Bzw. WENN es zu Treffen einmal- zweimal im Jahr kommt, darf nicht der Anspruch entstehen, dass das Kind diesen Elternteil als Vater anerkennt. Ein Vater ist auf irgendeine Art immer präsent, sei es persönlich oder per Brief, Telefon, Mail usw.. Es gibt ja auch Kinder, die sehen ihre Väter so gut wie gar nicht, weil die beruflich ständig unterwegs sind usw. da gehts ja auch.


    Gerichtlich erzwungenen Umgang halte ich für eine Gradwanderung... es kann positiv wie auch negativ sein. Mit nem gewissen Feingefühl für Menschen und ein wenig psychologischen "Tricks" kann man mehr aus einem Menschen rausholen, als wenn man über Gesetze und Gerichte geht. Wer nicht will der hat schon. Wichtig finde ich nur, dass der Vater nicht zum Tabu-Thema wird und das Kind IMMER weiss, wer seine Eltern sind.

    3 Mal editiert, zuletzt von Sunny ()

  • @ Sunny
    :daumen

    "Wo immer ich auch wandere,
    welchen Ort ich auch
    Heimat nenne,
    mein Reichtum liegt in
    meinem Herzen,
    in Allem, was ich erfuhr,
    und im wahren Traum
    meiner Seele."


    R. Blum

  • Hi,


    ich habe es briefeschreibender Weise versucht. Mein Ex ist nicht in der Lage zu erkennen, was er da dem Kind im einzelnen antut. Er war ja schon nicht in der Lage meine Situation als Schwangere zuerkennen und ich bin ein sehr mitteilungsbedürftiger Mensch. Ich habe immer wieder versucht Kontakt herzustellen.


    Zum Schluss wurden meine Bemühungen mit den Worten "es ist mit schei....egal was das Kind am Samstagabend macht!" abgetan.


    Ich sehe jetzt meine Pflicht ehr darin, dem Kind eine ehrliche und unbewertete Antwort auf entsprechende Fragen zu geben. Und das ist nicht immer einfach. (Mein Sohn wird 8, der KV ist auf nimmewiedersehen verschwunden als das Kind 11 Monate war.)


    Zum Thema Bezugspersonen kann ich nur sagen, dass ich es wichtig finde, dass Kinder eine Person im Umfeld haben, der die Position eines Vaters nach besten Wissen und Gewissen ausfüllt. (Ich habe das Glück seit 7 Jahren einen Partner zu haben, der alle Rechte und Pflichten im Umgang mit meinem Sohn ganz selbstverständlich soweit wie es geht erfüllt.)


    Ich habe schon einmal, zu einem anderen Thema, geschrieben, dass mein LG und ich unserem Kleinen einen Unterschied zwischen Vater und Papa erklären. Vater sein kann jeder, Papa ist nur jemand ganz besonderes. Das hilft einem AE-Single bestimmt nicht, ist ja auch eine andere Situation.
    LG Stellabetty

  • Sunny,


    genau da liegt doch der Hase begraben.


    Wer soll denn dem Vater erklären, was er seinem Kind da antut?
    Als Mutter ist man ja parteiisch - und selbst wenn man einen ganz neutralen Brief an den Vater schreibt, wird er schon mit dem Gedanken an Widerstand diesen Brief lesen. Die Großeltern von beiden Seiten fallen auch raus. Gemeinsame Freunde? Mein Ex hat überhaupt keine Freunde, er will auch keine, es sei denn, er kann von ihnen karrieremäßig profitieren.


    Die meisten Väter sind sich sicherlich nicht bewusst, dass sie mit der Kontaktverweigerung das Kind treffen - sie wollen meistens die Mutter verletzen! Oder es ist ihnen schlichtweg egal, dass sie ihrem Kind weh tun.


    Und genaus deshalb denke ich, sollte jemand unparteiisches diesen Brief schreiben - bei mir ist das die Anwältin. Die droht nicht sofort mit §§§ wenn ich das nicht möchte, sondern schreibt auch einen ganz normalen Brief, in dem nur drin steht, dass das Kind den Kontakt zum Vater wünscht.
    Man kann das auch übers JA machen, aber bei denen habe ich den Eindruck, die sind so überarbeitet und voller Unlust, die sind da nur halbherzig bei der Sache.


    Aber als Mutter darauf warten, dass der Vater sich besinnt, halte ich auch für falsch.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Hmmm nun ja es kommt ja auch auf viele Dinge an, was da abgelaufen ist während der Trennung usw.


    Im Normalfall ist die Mutter natürlich "parteiisch"... aber sollte das der Vater nicht auch sein? Und je nachdem wie man einen Brief formuliert, kann man doch schon rüber bringen, dass er nicht der Frau sondern einzig und allein dem Kind schadet. Halt etwas "bauchpinseliger".


    Ein Anwalt ist nicht parteiisch... nun ja, *schmunzel* Wenn ich Post von dem Anwalt (m)eines Freundes oder meines Mannes bekomme, dann halte ich diese Person für noch parteiischer... weil dieser Anwalt fasst NUR seinen Nutzen sieht, oder nicht? ?(


    Ich sage ja, zwingen kann man niemanden, man kann nur alle Mittel ausschöpfen und wenn es wirklich keine andere Lösung gibt, dann bleibt einem eben nur noch, dem Kind so offen wie möglich gegenüber zu sein und den anderen Elternteil nicht zum Tabu-Thema zu machen. Vorallem wenn ein neuer Partner da ist, denn einem Kind seinen neuen Partner als "Vater/Papa" zu verkaufen (also als das, wie die Kinder diesen Mann sehen, und ohne Erklärung) halte ich für schlicht weg falsch und sogar einen Betrug am Kind. Sonst sind immer alle so sehr darauf bedacht, Kinder mit entscheiden zu lassen und dass Kinder auch Rechte haben, aber oft ist es leider so, dass da das Rechtsempfinden aufhört, weil es einfacher ist. Dabei verschiebt man das nur immer weiter nach hinten, bis man sich in einer Sackgasse befindet, und irgendwann holt einen dieser Bumerang garantiert ein. Und die Enttäuschung DANN (meist sind die Kinder dann in der Pubertät) ist viel grösser als wenn sie gleich damit aufwachsen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Sunny ()