Hilfe!!! Hat er Chancen auf das ASR?

  • Hallo Emma,


    ich stelle es mir schwierig vor, mit der Angst und den Erinnerungen im Nacken einigermaßen neutral bis positiv auf der Elternebene agieren zu können.


    Hoffentlich ist diese Frage hier jetzt nicht zu persönlich:
    Was hat dir geholfen, mit deinen Gefühlen klar zu kommen, um die Aufgabe "Vater vermitteln" meistern zu können?
    Wie kann mann/frau den gewaltbereiten Elternteil positiv einem Kind vermitteln, das womöglich die Gewalt voll mitbekommen hat, ohne dessen Wahrnehmung/Gefühle zu verbiegen?


    Ich versuche mich grad in ein betroffenes Elternteil hinein zu versetzen - und muss gestehen, ich wäre mit der Aufgabe überfordert.


    Viele Grüße
    maschenka

  • Was sagt denn Dein Anwalt zum Verfahrensverlauf? Was war Eure/seine Strategie - wie sieht er es jetzt?

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hallo Maschenka - ja, deine Frage ist persönlich und ich hab mich schwer getan bei der Überlegung, ob und in welcher Intensität ich antworten will.
    Jetzt brauchst du halt ein bißchen Geduld zum Lesen.


    Fakt ist jedoch, dass vor Gericht - gerade wenn es um Sorgerechtsverfahren geht - keineswegs nur irgendwelche Strategien zählen, sondern v.a. der eigene Umgang mit dem Erlebten in Bezug auf sich selbst und infolge in Bezug auf die Kinder.
    Und diese Haltung spiegelt sich in allem Weiteren, was man vor Gericht sagt oder tut und wird den Richter beeinflussen. Daher lasse ich die Antwort öffentlich und schicke sie dir nicht als PN.


    Was hat dir geholfen, mit deinen Gefühlen klar zu kommen, um die Aufgabe "Vater vermitteln" meistern zu können?


    Eine gute Psychotherapeutin, die mich unmittelbar nach unserer persönlichen "Finalkatastrophe" übernommen und sich mit mir nicht überfordert gefühlt hat, sondern immer wieder neue Ideen entwickelte, neue Wege für mich suchte und Therapiestunden "abgab", um geeignete Spezialisten einzubinden.


    Eine Krankenkasse, die das unterstützte.


    Drei JugendspychologInnen, die mit meinen Kindern u.a. an diesem Thema gearbeitet haben: "Wenn ihr euren Papa momantan hasst und ihn nicht sehen wollt, ist das okay. Ihr dürft ihn aber auch trozdem lieben und zu ihm wollen - Das ist auch okay."


    Polizisten, die mich 4 Tage unter Polizeischutz stellten und sich in der Zeit wirklich mehrmals Zeit nahmen, mit mir "Täterstrategien" zu erörtern. Sie nahmen mich absolut ernst, redeten aber nicht nur von Gewaltschutz und der Einteilung "Täter-Opfer". Sie nahmen mir die "Monsterangst" und waren daher auch in psychischer Hinsicht sehr wertvolle Ersthelfer.


    Wunderbare Freundinnen, die meinen Mann am liebsten in der Luft zerrissen hätten, aber seine Bedeutung als Vater für die Kinder nie aus den Augen verloren. Sie waren es, die in mir die Erinnerung an gute, liebevolle, schöne Zeiten wieder herauskramten und die Tränen aushielten, die das kostete.


    Und nicht zuletzt half mein eigenes professionelles Wissen.



    Unsere heutige Familienkonstellation ist alles andere als einfach, aber zumindest ist für meine Kinder heute eine Sichtweise normal: Mutter und Vater haben ernsthafte Probleme miteinander - Sie als Kinder sind davon aber nicht ursächlich betroffen, wenn sie es auch natürlicherweise mit aushalten müssen. Sie waren und sind von uns beiden gewünschte und geliebte Kinder.






    Wie kann mann/frau den gewaltbereiten Elternteil positiv einem Kind vermitteln, das womöglich die Gewalt voll mitbekommen hat, ohne dessen Wahrnehmung/Gefühle zu verbiegen?


    Meine Kinder haben die Gewaltaktionen erlebt und waren z.T. selbst Ziel. Nach wie vor ist der Vater zeitweise verbal höchst grenzüberschreitend und auch potentiell körperlich gefährlich. Zu uns allen. Und nach wie vor ist Vorsicht geboten. Von uns allen.
    Wir haben aber Handlungs- und Denkstrategien entwickelt, die uns helfen, nicht in Panik zu verfallen, sondern aktiv und autonom zu bleiben.


    Jede Wahrnehmung ist richtig und wichtig. Sie darf ausgesprochen und dem Gefühl, das zu dieser Wahrnehmung gehört, darf Raum gegeben werden.
    Niemand von uns entschuldigt die Gewaltausbrüche des Vaters und wir suchen auch keine beschönigenden Umschreibungen oder verharmlosende Begrifflichkeiten. Wir haben mit Hilfe der oben genannten Aktionen die Verantwortungsbereiche der einzelnen Familienmitglieder geklärt, aber auch, wie es z.B. zu eigenem Verhalten kommen kann, das man selber so nicht will. Beim Vater ist derartiges Verhalten aus gewissen Gründen ausgeprägter, als bei uns (und den meisten) anderen Menschen und das führt zu diesen gewalttätigen Ausbrüchen. Das ist keine Entschuldigung für ihn, hilft uns aber, ruhiger zu bleiben und ihn nicht durch und durch schlecht zu sehen. Es hilft uns, sein Verhalten und seine Person zu trennen und die positiven Seiten, die er trotz allem ja hat, immer wieder aus der Erinnerung holen zu können - Diese Seiten zu suchen und zu finden, war harte Arbeit für die Jugendpsychologen. Ich fördere das bis heute, indem ich u.a. spontan auf Ähnlichkeiten mit dem Vater verweise, wenn sie mich gerade so an eine nette Begebenheit aus unserer guten Zeit erinnern.
    Z.B. hat meine Tochter ein bestimmtes, sehr süßes Lächeln, das ich auch an ihrem Vater so mochte und das auch die Oma in bestimmten, verschmitzten Momenten zeigt. Der Bruder meines Mannes hat es auch und zwei dessen Kinder... Auf diese Weise versuche ich, auch ihr Zugehörigkeitsgefühl zum Vater und zu dessen Familie aufrecht zu erhalten.


    Mein Mann hat diesen Aufwand nicht verdient, meine Kinder aber sehr wohl!

  • Liebe Emma,


    ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für deine Offenheit bedanken.


    :thanks:


    Liebe Grüße
    maschenka

  • Ich finde den Beitrag v on Emma* klasse. Er macht deutlich, auf wievielen Ebenen Eltern denken müssen, denken sollten.


    Das was Emma beschreibt geht zwar deutlich über die Pflicht hinaus, es ist schon intelligente Kür, denoch macht der Beitrag deutlich, worum es geht.


    Nach der Trennung geht es nicht mehr um die Trennung, sondern darum, wie Eltern ihr Elterndasein gestalten und zwar nicht nur sich selbst betreffeen, sondern auch den anderen Elternteil betreffend. Die fehlende Akzeptanz des anderen Elternteils in eben dieser Rolle (auch der andere Elternteil ist wichtig für das Kind) ist dann ein deutlicher Mangel in der Erziehungsfähigkeit (fehlende Bindungstoleranz).


    Die Vorgeschichten interessieren im Sorgerechtsverfahren Niemanden mehr, es sind olle Kammellen. Es geht dann nahezu ausschließlich darum, ist der Betreuende Elternteil in der Lage, den Umgangselternteil gegenüber dem Kind positiv zu würdigen (im Interesse des Kindes).


    Unter diesem Aspekt möchte ich der Themenstarterin tatsächlich sagen, dass sie Gefahr läuft, das Kind zu verlieren, zumindest in dem Sinne, wie sie es versteht! Tatsächlich wird sie bei einem möglichen Aufenthaltswechsel das Kind natürlich nicht verlieren, denn sie hat ja einen Anspruch auf Umgang und das Kind wechselt auch nur zum Vater, wenn dieser besser in der Lage ist, die Beziehung zur Mutter zu fördern.


    Ich meine, Du kannst Dich durchaus damit beschäftigen, Dich über die Richter zu ärgern und damit, den Vater als Gewalttäter darzustellen, Du wirst aber möglicherweise das Kind (wie beschrieben) "verlieren".


    Also -> Ein Umdenkungsprozess ist erforderlich, evtl. unter Zuhilfenahme von Beratung/Therapie. Die oben beschrieben Angst/Sorge würde ich da sehr Ernst nehmen.


    Der Kater :brille

  • Hallo Wirzwei,


    Tasse Kaffee/Tee für dich...
    :troest


    Das ist eine richtig schwere Aufgabe, die du vor dir hast.
    Wie geht es dir damit?


    maschenka

  • Vielen Dank, Maschenka!


    Ich habe mir vorgenommen mich Schritt für Schritt in meiner Problematik vorzuarbeiten.


    Erst läuft ja noch eine mind. Verhandlung zur Körperverletzung - mal abwarten, was diese bringt.


    Dann werde ich noch einige weitere Entscheidungen treffen, die mich hoffentlich weiter bringen.


    Es ist aber schon merkwürdig, hier im Forum immer wieder lesen zu müssen, dass das ASR sooooo schwer zu bekommen ist - und im Falle meines Ex dann doch so einfach???


    Denke ich nicht.


    Wenn andere anders darüber denken - dann ist mir das egal.


    Ich werde für mein Kind kämpfen.


    Für mich ist klar, dass ein KV, der die KM in Gegenwart des Kindes halb tot schlägt und das Kind gefährt, dann sich auch noch als Opfer ausgibt und die KM überall anschwärzt, kaum erziehungsfähig ist.


    Wenn den Richtern diese ganz klare einsichtige Auffasung noch nicht verständlich genug dargelegt wurde, dann wird es Zeit, das zu tun.


    Auf jeden Fall gebe ich nicht auf.


    Ein hochagressiver Gewalttäter, der seine Taten nicht einsieht, bekommt kein ASR, wenn die Mutter nichts falsch macht.


    Punkt.


    Ich werde mich hier im Forum aktiv nicht mehr melden, da der KV wieder mal meine Passwörter gecknackt hat.


    Also, bis bald - unter einem anderen Namen.


    Danke an Alle, die mich unterstützt haben.

  • Zitat

    Ich werde mich hier im Forum aktiv nicht mehr melden, da der KV wieder mal meine Passwörter gecknackt hat.


    Ist das nicht Internetkriminalität?
    Ist das nicht Stalking?


    Was sagt bitte das Team dazu?
    Gibt es hier nicht ein paar Experten, die dir bei der entsprechenden Absicherung helfen können?


    :troest

  • Wenn er Zugang zum PC hat und kein Passwort knackt dann ist es nicht.
    Stalking sowieso nicht.
    Absichern kann man nur wenn man weiß wie er gegebenenfalls zugang hatte.

  • Ein alter Thread, den ich noch einmal hoch ziehe, weil ich die letzten Antworten für sehr wichtig halte.



    Ergänzen möchte ich:

    Zitat

    Diese Haltung hat mir in unserem Verfahren nicht nur geholfen, sondern mir alle Freiheiten gegeben, d.h. ich darf den Umgang in bestimmten Grenzen freiverantwortlich regeln.

    Das diese Haltung in gerichtlichen Verfahren nützlich sein und zu Freiheiten verhelfen kann, ist wichtig - aber nur ein Seiteneffekt.


    In erster Linie kann man mit dieser Haltung sich selbst zu mehr Freiheit verhelfen.
    In zweiter Linie, verhilft man dadurch auch den eigenen Kindern zu mehr Freiheit - indem man Vorbild ist.
    Mehr Freiheiten im Alltag -wie beispielsweise die gerichtlich zugesprochene Handlungsfreiheit- sind dann eine Folge dieser veränderten Haltung.