Ob man sich aus Liebe kaputt macht oder nicht, hängt doch damit zusammen, wie man selbst mit der Situation umgehen kann. Natürlich sind wir nicht alle Mutter Teresa und ich glaube, die wenigsten von uns haben tatsächlich so viel Kraft wie diese Frau hatte. Es ist aber kein unumstösslicher Umstand, dass man mit schwierigen Situationen nicht umgehen kann und deshalb eine Trennung immer vorzuziehen ist. Es soll tatsächlich Menschen geben, die die Kraft aufbringen, selbst unter schwiergisten Umständen für andere da sein können.
Ich finde diese Denkweise sehr gefährlich. Und zwar aus dem Grund, weil mich dieses unbedingte Zusammenhalten 17 Jahre bei meinem Mann gehalten hat. Immer im guten Glauben, es würde irgendwann besser werden, wir würden das zusammen packen.
Es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer und kostete mich mindestens 12 unnötige Jahre, die ich energiemäßig in ihn gesteckt habe anstatt auch in mich, die unser Kind darüber hinaus ernsthaft belastet haben.
Weißt du, wie ich jetzt darüber denke? Es war nur noch dumm von mir. Dumm, schädigend und meinen Selbstwert leugnend. Und - ich habe meinem Mann kein bißchen damit geholfen. Im Gegenteil. Er hat nie in all den Jahren wirklich und ernsthaft den Sinn darin eingesehen, sein Verhalten ernsthaft zu ändern. Das tat ihm selbst auch nicht gut.
Es ist darüber hinaus auch so, dass man beim Ertragen einer solchen Situation (denn was anderes ist es im Grunde nicht) immer die Sachlage vor sich verschönigt. Reiner Selbstschutz.
Ok, ich bin mir bewußt, dass ich dadurch, dass ich gegangen bin, die Ehe im nachhinein vielleicht schlechter bewerte als sie war...
wäre ich nicht gegangen und mein Mann wäre gestorben, dann würde ich sie vielleicht in einem positiveren Licht sehen als sie tatsächlich war, denn dann müsste ich vor mir rechtfertigen, dass ich so lange geblieben bin.