Traurig und enttäuscht

  • Eigentlich sollte mein 12-Jähriger, der seit Sommer 09 beim Vater wohnt, von Ostersamstag bis kommenden Mittwoch bleiben.
    Aber er wollte denn doch vorzeitig zurück.
    Ich hielt das für eine gute Idee, denn das Auskommen mit ihm war in dieser einen Woche....einfach schwierig.


    Er war schon immer ein schüchterner Kerl, der in sicherer Umgebung aber aufdreht und auch sehr aggressiv werden kann.
    Wenn er ein Spiel spielt und es klappt nicht so, dann wird geflucht, wie ein Bierkutscher, Worte, die sein 7-jähriger Bruder
    besser nicht hören sollte.
    Mit diesem Keilt er sich auch sehr oft.
    Die fast 18-jährige Schwester kritisiert ihn gern, wenn ich dabei bin, versuche ich, das zu unterbinden.


    Sie versucht dann, ihn mitzuerziehen.


    Es ist klar, daß er zuhause bei Papa seine Ruhe hat, niemand redet ihm rein, er kann tun und lassen, was er wil.


    Wenn er aber herkommt, hat er Probleme, sich an Regeln zu halten.
    Meist erwartet er in seiner Zeit hier, daß man ihn kulinarisch und finanziell verwöhnt, was ich gern auch tue, wobei
    letzteres mir nicht möglich war diesmal.


    Ich versteh einfach nicht, warum er sich auf uns freut, wenn er aber da ist dann ist es stundenlang schön und er ausge-
    glichen.
    Geht dann was nicht nach seiner Nase oder gibt es Unstimmigkeiten, dann wird er furchtbar launisch.
    Drauf angesprochen, sagt er "Na und? Is so!"


    hachja.....die Pubertät.


    Ich weiß.
    Dennoch, ich bin heute sehr traurig.


    Als sein Vater ihn dann abholte heute nachmittag, stand er vor mir und hob die Hand, um "locker zu winken", ich breitete
    wie immer, die Arme aus.
    Und er drehte sich halb weg, wollte sich so nicht verabschieden.


    Das tut weh...


    Ich schäme mich auch ganz ehrlich, daß ich zunächst froh war, daß er fort ist, aber im Grunde bin ich traurig.


    Ich habe seinem Vater schon oft erzählt, wie er sich hier aufführt, dann staunt dieser immer und sagt:
    "Das tut er bei mir überhaupt nicht!"
    klar, ist ja auch keiner, an dem er sich reiben muß.
    Und der Vater behandelt ihn eher wie einen Kumpel (nach eigener Aussage), ich denke eher, er hat Angst, einfach
    konsequent zu sein.


    Ganz schön verworren.


    Hm...danke fürs Lesen.

  • Ich habe seinem Vater schon oft erzählt, wie er sich hier aufführt, dann staunt dieser immer und sagt:
    "Das tut er bei mir überhaupt nicht!"
    klar, ist ja auch keiner, an dem er sich reiben muß.
    Und der Vater behandelt ihn eher wie einen Kumpel (nach eigener Aussage), ich denke eher, er hat Angst, einfach
    konsequent zu sein.


    Versetz dich doch mal für einen Moment in deinen Sohn:


    wie würdest du es empfinden, wenn du bei deiner Mutter und deinen Schwestern nur Besuch bist? Wenn du manche regel nicht kennst, dich aber trotzdem dranhalten sollst? Wenn du versuchst, dich einzubringen, aber immer weißt, nachher/morgen/am Wochenende bin ich eh wieder weg. Wenn deine große Schwester dann auch noch an dir rummäkelt, auf die du dich wahrscheinlich sehr gefreut hast.... um nur mal ein paar deiner Beispiele aus der anderen Perspektive anzuschaue.


    Und klar, du sagst es selbst, der Bub wird groß - da wird man launisch. Da will man nicht in den Arm genommen werden zum Abschied - schon gar nicht vor Zuschauern.


    Wie du daraus zu dem Schluß kommst, dass das an der inkonsequenz des Vaters liegt, wird mir nicht klar. Dort hat er seinen Alltag, seine Freunde, und seinen Vater, mit dem er sich vielleicht allein schon deswegen nicht zoffen muß, weil die Regeln klar sind. Auch Kumpelige Väter können konsequent sein.



    Schnauf mal durch jetzt, ich finds nicht schlimm, wenn man erleichtert ist, dass eine unangenehme Atmosphäre beendet wurde.
    Und dann überlege mal, wie du ihm die zeit bei Euch leichter machen und wie du dich auf das neue Alter einstellen kannst, ohne irgendwo - bei dir oder bei ihm oder beim Vater - den Buhmann suchen zu müssen.

  • Hi,


    spontan stelle ich es mir superschwierig vor, zum ET plus Geschwistern zu Besuch zu kommen...
    Keine Ahnung, ob ich mit diesem Bauchgefühl richtig liege- wenn ich mich an seine Stelle denke, blutet mir einfach das Herz.
    Mehr noch, als überhaupt bei Trennungskindern.


    Geschwister zu trennen ist ein zusätzlicher, schmerzhafter Einschnitt im Leben (der Kinder).
    Nicht das du mich falsch verstehst... das kann ja alles jeweils rational richtig und gewollt sein. Also bitte nicht als Vorwurf interpretieren!


    Ich wünsche dir die Kraft, ihm die Zeit zu lassen die er braucht und immer als Mutter da zu sein.


    :knuddel
    Rotkäppchen

  • Hallo Rotkäppchen,
    er hat es ja selber so gewählt.
    2 Jahre hat er versucht, klarzukommen mit der neuen Situation ( schon da war er sehr schwierig, wie auch davor schon) dann wollte er zum Vater.
    Ich habe den Eindruck, daß er immer weglaufen will, wenn es schwierig wird.


    @ Schlotterlotte:
    nix da. Er kennt alle Regeln, die hier herrschen.
    Und das sind eigentlich Normalitäten im Umgang miteinander.
    Daß man zB keine Gruselfilme schaut, wenn der kleine Bruder dabei ist :devil: oder daß man sonst auch mal Rücksicht nimmt.


    Nein, ich suche keinen Buhmann.
    Mein Exmann hatte schon in der Ehe Probleme damit, sich durchzusetzen bei den Kindern.
    Ich kenne ihn, ich habe 20 Jahre mit ihm gelebt.
    Und er sagt ja auch selbst, er will sowas wie ein Freund sein, er will nicht meckern, er will diskutieren.


    Aber in Wirklichkeit will er halt der "liebe Papa" sein, indem er nämlich nicht nein sagt.


    So kann man sich auch Schwierigkeiten entziehen.
    Und daß man sich mit 12 nicht mehr von der Mutter in den Arm nehmen läßt....HUmbug.
    1 Woche vorher zur begrüßung ging es doch auch.


    Außerdem kann er es doch sagen "hörma, Mama, nichtknuddeln, ich steh da nicht mehr drauf.

  • hey, erstmal eine tröstende umarmung, wenn ich darf




    vielleicht ist es für das kind ein problem das ihr unterschiedlich mit ihm umgeht? andere regeln?


    hast du deinen sohn mal gefragt was ihm bei dir fehlt?

    man muß schon wissen wo man hin will-
    sonst kommt man woanders an
    :tuedelue

  • Hi Kohlpudding,
    ja, es ist traurig und enttäuschend und am allerschlimmsten ist, dass man seine aufgestellte und notwendige Konsequenz beibehalten muss um sich durchsetzen zu können...
    Lass Dir das im Interesse aller Kinder und Dir selber, nicht zerstören, hab Geduld und sieh es mal aus ner anderen Perspektive....
    Bei Papa dreht sich alles um den Buben und der nutzt das natürlich aus, bei Dir gibt es Regeln, die es bei Papa so nicht gibt- der kann ja nur am "Rad" drehen.
    Das nennt man wohl "Machtspiel", verdeutliche vor allem Dir selber, wer hier Erwachsen und wer Kind ist.
    Und........................ lass ihn gehen, wenn er glaubt, gehen zu müssen....
    Auch seine Entwicklung ist im Umbruch und warte mal ab, irgendwann unverhofft klingelts an Deiner Tür.
    Jeanny

  • Hallo und danke für die Ergänzung.


    Meine Gedanken:
    Er möchte es einfach, aber so ist es nicht.
    Mit 10 die Trennung und mit 11,5 Umzug zum Papa. Übrigens: :daumen , das du/ihr seinen Wunsch umgesetzt habt.
    Das 2. von 3 Kindern nennt man ja oft Sandwichkind.... ich war keins und habe keins... jedoch die Probs kann ich mir vorstellen und da hinein gehen meine Gedanken bei
    deinem Thema.
    Beim Papa ist er jetzt No1 (aber mit viel weniger Familie) , bei "euch" nun zu Besuch.


    Frage: Mixt ihr denn auch mal, oder wäre das denkbar?
    ZB Ein WE Sandwichsohn bei dir und klein und groß beim Papa?
    ... Die Große ist 18.... ich kann mich noch gut erinnern, das mein großer Bruder mir auch TOTAL in den Rücken gefallen ist, weil er mit an mir rumerziehen wollte...
    Falls also der Vater wg. Alter nicht planbar ist, könnte sie doch sicher auch bei einer Freundin sein.


    Gedanke: Eine Zeit- nur du und der Mittlere.
    Das fänd ich schön.


    Euer Kind liebt und braucht euch. In dem Alter und seiner Geschichte kann ich es mir nicht anders denken.
    Du liebst ihn auch.
    Du bist die Mama... und groß... ;)
    Halt an deiner Liebe fest und versuche Zeit mit ihm zu finden.


    Hmm... das ist eine Meinung von jemanden, den du nicht einmal kennst. Ratschläge mag ich eigentlich nicht, darum seh' es bitte nicht so.
    Vielleicht ist es eine Anregung. Oder auch nicht.


    Alles Gute
    Rotkäppchen

    Einmal editiert, zuletzt von Rotkäppchen ()

  • Danke, Rotkäppchen
    das war sehr einfühlsam geschrieben.


    Ja, sicher haben wir uns lieb...
    und das mit den Sandwichproblemen haut auch hin. Darüber hab ich schon viel nachgedacht.


    Ja, vielleicht braucht er auch einfach mal mehr Zeit mit mir.
    Das Problem dabei ist, daß der Jüngste nicht gern zum Papa geht.
    Aber das kann man ja anders lösen, wie Du auch schreibst.


    Nun geht es mir auch schon viel besser.


    Wir werden es beim nächsten mal nochmal anders versuchen.