Ich fühle mich wie eine Gefangene


  • Erst mal die kurz zusammengefasste Vorgeschichte.
    Mein noch Mann hat sich nach gemeinsamen 25 Jahren, davon 18 Jahre verheiratet, vor 11/2 Jahren von mir getrennt, weil er sein Glück in einer neuen großen Liebe, nach seiner Aussage die jetzt endlich wirkliche Liebe, gefunden hat. Wir haben 3 gemeinsame Kinder zwischen 11 und 18 Jahre und haben vor 10 Jahren ein Haus gebaut, das natürlich noch lange nicht abgezahlt ist.
    Ich möchte mich jetzt von ihm scheiden lassen, weil ich die klare Trennung möchte, um meinen Neuen Weg gehen zu können.
    Er möchte sich hingegen nicht scheiden lassen, wegen der finanziellen Nachteile, die dann entstehen. Allerdings beteiligt er mich nicht wirklich freiwillig an den Vorteilen, die ihm der ganze Schmu von Wiederversöhnung und Ehe aufrechterhalten bringen. Seine Berechnungen belaufen sich eher nach dem Gesetzt, zumindest so wie er es auslegt.


    Was mir klar wurde ist, dass er mich in unserer Familie Mutter (Ehefrau) - Vater (Ehemann) - Kinder nur nicht mehr als Ehefrau möchte, dafür hat er ja jetzt seine Freundin.
    Aber als Mutter braucht er mich noch, um erstens den Anschein nach außen aufrecht zu erhalten, den Kindern geht es gut, sie haben ihr gewohntes Umfeld mit der Mutter, die sich um alles kümmert, der Vater kümmert sich um die finanzielle Versorgung. Alles ist geblieben wie früher, nur dass er selbst halt woanders wohnt und eine Freundin hat.
    Und zweitens braucht er mich weiterhin in der Familienmutterrolle, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, dass er ja den Kindern nicht die Familie zerstört hat.


    Da für mich bis jetzt Familie, Ehe eine Absolutheit dargestellt hat, für die ich auch alles mache, war er sich sicher, dass er mich damit in der Hand hat. So quasi, wenn du das nicht machst oder dich mit dem Zufrieden gibst, geht eben das Haus drauf, oder geht eben die Familie drauf.
    Es hat sich komischerweise alles umgekehrt, dass er mir die Verantwortlichkeit, was bleibt und was sich ändert, zuschiebt. Eigentlich sind wir ja nur in der Situation, weil er sich neu verliebt hat und diese Liebe auch leben wollte. Ich habe mich immer mehr verstrickt in dem Versuchen alles möglichst für die Kinder beim alten zu halten und das "Beste" für uns rauszuholen. Und er hat mir immer mehr Schuhe hingestellt, die ich verzweifelt versucht habe anzuziehen, obwohl sie eben jetzt in der Trennung nicht mehr passen.


    Ich merke gerade jetzt beim schreiben, dass ich mich selbst immer mehr zur Gefangen gemacht habe, gefangen von meinen Wertigkeiten und Absolutheiten , gefangen von der Vorstellung finanzielle Sicherheit für die Kinder und mich haben zu müssen.


    Deshalb werde ich jetzt meinen Entschluss, die Scheidung einzureichen, durchführen, trotzdem er mir Seitenweise auflistet, in welches finanzielle Desaster uns das bringt. Schließlich bin das doch nicht ich, die uns dahin gebracht hat, diesen Schuh werde ich mir nicht mehr anziehen!!


    Das aufschreiben hilft doch sehr klare Gedanken zu bekommen. eigentlich müsste ich jetzt schreiben:" ich f ü h l t e mich wie eine Gefangene ". Und eigentlich müsste ich das jetzt gar nicht mehr abschicken, weil ich mir jetzt klar geworden bin, dass die Scheidung für mich wirklich das richtige ist.


    Über Reaktionen von euch würde ich mich trotz meiner jetzt viel klareren Gedanken sehr freuen.


    Ade, famusi

  • auch wenn meine geschichte damals eine andere war , so kann ich dir dennoch sagen , das WENN dein entschluß jetzt ausgereift ist : dann gehe diesen weg
    es wird schwer
    keine frage
    aber wenn dein kopf und dein herz sagt : bis hier und nicht weiter....
    dann ist es der richtige weg!
    du hast völlig recht : du mußt die schuhe , die er dir hinstellt keinesfalls anziehen


    ich wünsche dir kraft und mut


    lg rübli

  • Hallo,


    Danke erstmal für deine lieben Worte.


    Zu deiner Situation- es ist schwer sich irgendwie hinein zu versetzen aber du musst das tun was dir am Herzen liegt und das was du für richtig hältst, natürlich unter Rücksicht der Kinder.


    Erst wenn du einen endtgültigen Schlussstrich ziehst, d.h. die Scheidung einreichst- egal mit welchen Konsequenzen, dann kannst du einen Neuanfang wagen. Ansonsten wird dich diese Ehe ein Leben lang begleiten und du wirst nie endgültig mit dem Thema abschließen können.


    Es ist ein langer und harter Weg, doch wenn du dies wirklich willst, musst du ihn gehen. Es ist sicher auch für die Kinder wichtig, denn so kannst du klare Verhältnisse schaffen.


    Und ganz wichtig- denke jetzt an dich und deine Kinder und nicht an das was dein (Ex)-Mann sagt oder befürchtet. Er hat diesen Weg gewählt, somit muss er (und leider auch du) die Folgen tragen.


    Viel Viel Glück für dich!

  • Scheidung scheint hier das einzig Richtige zu sein, nur solltest du mit ihm über dieses Thema gar nicht mehr reden, bringt außer Frust überhaupt nichts... Weil das ein nicht außergewöhnlicher Fall zu sein scheint, muss alles den "Weg des Gesetzes" gehen, die Gesetze (Unterhalt, etc.) sind dahingehend wohl einigermaßen "gerecht".

  • Hallo famusi


    Einsicht ist der erste Weg zur Besserung....


    Ich denke auch das du die Scheidung einreichen solltest. Dein Ex benutzt dich nur als Notstopfen. ehm geht es gut, er hat seine große Liebe und du kannst auf der Strecke bleiben...
    Vermutlich kommt er noch zurück ins gemachte Nest wenn es mit der "Neuen" nicht mehr funktioniert...


    Geh zum Anwalt, lass dich dort beraten... es ist ein langer harter Weg aus der Gefangenschaft... lass dich nicht entmutigen.


    LG

  • Gefangenschaft? Na, ich weiß nicht, man hat sich doch schließlich mal geliebt, hat 2 Kinder und sich was aufgebaut. Der Plan ging nicht auf und nun muss man halt andere Wege, ohne den langjährigen Partner, gehen. Scheinbar ist sich der Ehemann gar nicht richtig den Konsequenzen seiner Handlungen bewußt gewesen und versucht nun seine Ehefrau dahin gehend zu beeinflussen TROTZDEM zu bleiben. Wegen all der Unannehmlichkeiten, die jetzt auf alle Beteiligte zukommen. Vielleicht bereut er sogar insgeheim seinen Schritt sich einer anderen Frau zu gewendet zu haben?


    Wenn mir das passieren würde, wäre ich verletzt, gedemütigt und würde sofort und mit ganzem Elan meine Koffer packen.


    Viele Grüße

  • finanzielle Desaster


    ... das will bedacht sein, da hat er nicht unrecht ... weil das wird dich genauso betreffen.


    Beispiel Lohnsteuerklasse, Unterhaltsrecht, Rente, Teilung des Vermögens zB Haus.


    Als "Erpressung geht das natürlich gar nicht. Eine Einigung muss her.


    Aber zunächst musst du wissen, was DU wiillst.


    Wer frei sein will, muss dann aber auch die Konsequenzen tragen.


    Andre

    "Je schlimmer seine Lage ist, desto besser zeigt sich der gute Mensch" Bertolt Brecht
    (der zweite Gott in "Der gute Mensch von Sezuan")

  • Hallo Famusi,


    Ich weiß ja nicht was Du von sowas hältst, aber da bei Euch ja sehr sehr viel Verletzung im Spiel ist, er Dich aus meiner Sicht echt ausnutzt und es Dir damit garnicht gut geht, wäre es sicher gut wenn Ihr eine Mediation in Anspruch nehmt, dort kann parallel zum Scheidungsverfahren nochmal geklärt werden was mit den jeweiligen materiellen Interessen geschieht.


    Ihr habt dann eine neutrale Person die zwischen Euch vermittelt und es gibt keine unfairen Situationen mit Erpressung etc. Für Dich und besonders auch für Eure Kinder ist das total wichtig, daß es da eine klare Lösung gibt.


    Ich hoffe ich kann Dir mit meinem Tipp helfen.


    Auch ich wünsche Dir viel Kraft auf diesem schwierigen Weg


    Liebe Grüße Philina


  • Das aufschreiben hilft doch sehr klare Gedanken zu bekommen. eigentlich müsste ich jetzt schreiben:" ich f ü h l t e mich wie eine Gefangene ". Und eigentlich müsste ich das jetzt gar nicht mehr abschicken, weil ich mir jetzt klar geworden bin, dass die Scheidung für mich wirklich das richtige ist.




    ich wünsche die viel Kraft,deinen Entschluss umzusetzen.Ich für mich denke,es ist der richtige Weg für dich...

  • Hallo Famusi,


    auch ich kann dich nur in deinem Gedankengang bestätigen.
    Lass dir keine Zuständigkeiten und -noch wichtiger- Schuld zuweisen, die dich in einer von ihm gewünschten Rolle ausharren lassen.


    Suche deinen Weg!
    Auch ich war nach der Trennung und vor der Scheidung noch lange verheiratet (finanzielle Vorteile für ihn).
    Allerdings war unsere Trennung nicht durch einen neuen Partner bestimmt.
    Wo er doch so klar und sicher eure Ehe abhakt, ist der nächste Schritt die Scheidung.


    Es ist klein von ihm, dich menschlich abzuhaken und wirtschaftlich vor den Karren zu spannen zu wollen.
    Es gibt diesen Karren namlich so gar nicht mehr.
    Die Kinder leben genau so gut (m.e. sogar ehrlicher) wenn sie konsequente Eltern(teile) erleben.

    Er versucht, es sich leicht zu gestalten. OK. Sein Ding.
    DU spielst dabei keine emotionale Rolle.
    Die Gefahr über den Tisch gezogen zu werden, ist darum für dich hoch und du siehst es ja auch so.


    Anwalt wäre mein Tipp.
    Tu dir keine Mediation an, wenn er so deutlich ein neues Leben führt.


    Für schnelle Infos gibt es Sprechstunden von Fam. anwälten in Sozialeinrichtungen. Da kannst du sonst das finanzielle etc. schildern und Infos bekommen.


    Es ist klar, das ALLE finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, zu dem Familienkonzept.
    Mach dich frei. Das ist, was ich denke.

    LG
    Rotkäppchen

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