Zappelliese

  • Hallo zusammen,


    gestern hatte ich also mit Töchterlein den langerwarteten Termin beim Kinderpsychologen, weil sie so eine Zappelliese ist.


    Aaaaaaalso, sie hat schonmal ziemlich sicher kein ADHS, hatte ich aber auch nicht wirklich angenommen, weil ich schon sehen konnte, dass sie sich auch Ewigkeiten auf ein "Projekt" konzentrieren kann, wenn sie daran Interesse hat.


    Allerdings ist sie völlig gestresst und abgespannt, auch übermüdet. Dass sich das bei Kindern oft nicht darin äußert, dass sie sich ruhig hinsetzen, wenn sie zu Hause sind und ausruhen, hat er mir gestern klar gemacht. Ihre Überempfindlichkeit, ihr Heulen und die Aggressionen sind typisch für dieses "Krankheitsbild", genauso wie die Tatsache, dass sie sich mit zappeln und reden wach hält.


    Wir haben mal ihren "Terminkalender" durchgesprochen und er meinte, sie hat einfach zu viel um die Ohren. Nicht nur die ganzen Kurse (die sie alle total liebt und von denen sie eigentlich keinen einzigen hergeben möchte), sondern auch der lange Aufenthalt im Hort jeden Tag und so weiter. Naja, das was ich ändern KANN werde ich ändern, aber am Hort zum Beispiel kann ich eben nix ändern, da muss sie nach wie vor hingehen, weil ich eben arbeiten muss, ist halt so.


    Als Aufgabe haben wir mitgenommen, mindestens drei von den fünf Kursen zu streichen, was gestern zu einer ziemlichen Verzweiflung bei der Süßen geführt hat, da sie sich partout nicht entscheiden kann und außerdem hab' ich eine Literaturempfehlung bekommen:
    Ganzheitliche Entspannungstechniken für Kinder,
    nach der wir die Süße nun entspannen sollen, bin mal gespannt, ob das klappen wird...


    Ach ja, und ich habe die Möglichkeit bekommen, sozusagen "Erziehungsnachhilfe" bei einem Pädagogen zu nehmen, da der Psychologe meinte, einige Verhaltensweisen von Töchterlein (dass sie haut und tritt, wenn ihr etwas nicht passt und sie abgestresst ist, oder dass sie kreischt und heult wie eine Sirene, wenn es nicht nach ihrem Willen geht) seien absolut, auch nicht in Stresssituationen zu tolerieren. Naja, prinzipiell denke ich ja dasselbe, aber den "Knopf" zum abstellen habe ich bisher auch noch nicht gefunden...


    Tja, das waren unsere News im Großen und Ganzen, bestimmt schreib' ich dazu im Laufe der Zeit nochmal was...

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    - Doe Zantamata -

  • Wichtiger als die Kurse (5 fände ich für meine beiden, die älter als deine sind, auch noch zuviel!) ist, dass ihr nachmittags nach dem Hort gemeinsame Zeit habt, sie zusammen mit dir oder allein spielen kann, ganz frei und ohne Zeitdruck und Anleitung. Dann wird sie auch wieder ruhiger. Fernseher und Radio am besten aus lassen, genießt die Stille.
    Vielleicht kannst du allabendlich mit ihr lesen/ihr vorlesen. Dabei kommen Kinder ganz gut runter, sofern die Geschichten nicht zu aufregend sind.


    Das Gejammer um ihre Kurse wird nur von kurzer Dauer sein, sie wird selber merken, wieviel besser es ihr geht ohne den ganzen Stress.


    Viel Erfolg!

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich hatte (und habe...) manchmal ähnliche Probleme mit meiner großen Tochter.
    Sie ist jetzt 12 und war immer ein richtiger Feger, aber Verdacht auf ADHS bestand nie.
    Wir hatten auch zuviel um die Ohren und durch das Einschränken von ein paar (heiß geliebten) Sachen wurde es auch besser.


    Mittlerweile stört mich nur noch, dass sie ziemlich unkonzentriert ist und als ich mit meiner kleinen Tochter beim Osteopathen war, hat er sich die große auch mal angeguckt und festgestellt, dass ihr Kiefer zu klein ist.... das würde auf die Schädelplatten drücken und daher würde die Unkonzentriertheit kommen.
    Haben jetzt einen Termin beim Kieferorthopäden und der soll eine Gaumenschiene anfertigen, um das zu beheben - danach sollte es besser sein..... (bei meiner Tochter könnte sich durch das Kieferproblem sogar die Wirbelsäule verschieben!)


    Ich bin bei so alternativen Heilmethoden oft skeptisch, aber was die Osteopathen so hinkriegen (kriege ich auch im Freundeskreis mit), das ist schon beeindruckend. Theoretisch müssten in Zukunft generell die Besuche bei Logopäden und Orthopäden nachlassen....

  • Kaj
    Ja, die Kurse sind das eine, das andere ist "ganz gepflegte Langeweile", wie es der Therapeut gestern so schön nannte... Das kennen wir beide wirklich nicht, wenn wir zwei Nachmittage im Monat zu Hause sind und nix vorhaben, ist es wirklich viel.


    Ich glaube, das wird auch die größte Umstellung werden, die auf uns zu kommt. Bisher hatte sie ja entweder ihre Kurse nachmittags (zwei mit mir zusammen, einen am "Großelterntag" mit meinem Vater zusammen, die anderen beiden während der Hortzeit), wir waren mit Freunden von mir oder ihr verabredet oder hatten Besorgungen/Termine auf dem Programm stehen.


    Bisher weiß ich noch nicht so ganz, wie das nun in Zukunft wird, denn zumindest Besorgungen/Termine wird es weiterhin wohl geben müssen und so aaaaab und zuuuu wollte ich die eine oder andere Freundin von mir auch gerne nochmal sehen. Aber ich lasse mich jetzt mal für ein halbes Jahr konsequent und mit dem Herzen darauf ein und dann werde ich ja sehen ob und was dabei herauskommt.


    Allabendliches Vorlesen haben wir sowieso schon im Programm, allerdings meinte der Therapeut, dass ich das je nach Zeit entweder ergänzen oder ersetzen soll durch diese Entspannungsübungen aus dem Buch, das er mir empfohlen hat.


    Gern
    Über Osteopathen habe ich auch schon viel gehört, meistens positives, aber noch nie etwas negatives. Sollte sich mit dem konsequenten Kürzertreten innerhalb eines halben Jahres nichts verändern, werde ich andere Hebel in Bewegung setzen - Ostheopath könnte durchaus dazu gehören...

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    - Doe Zantamata -

  • Hi!




    Dann hab ich ja quasi schon einen Anhaltspunkt für meine "Zapelliese"... Hatten da vor längerer Zeit mal drüber gesprochen. ;)



    Ich könnte mir bei ihr auch eine ähnliche Diagnose vorstellen, jetzt wo ich es so lese. 3 Tage nachmittags bei Omi und Opi, Mittwochs Volitigieren, Freitags Schwimmkurs. Mmmm uns bleibt nur das Wochenende...



    Muss da mal drüber nachdenken... :idee



    :winken:

  • Wenn ich mitbekomme, was manche so jeden Tag alles veranstalten, wundert mich gar nicht mehr, dass viele hier über den ganzen Stress und ihre Überforderung klagen und nahe am burn-out sind.


    Schaltet doch bitte einen Gang runter. Ihr verpasst zu leben wenn ihr weiter so macht. Sich mal richtig langweilen ist doch etwas ganz tolles. Man lernt dabei, sich selber wiederzuentdecken und entwickelt neue Kreativität.


    Meine beiden haben jede Woche an zwei Nachmittagen etwas (Christenlehre und Musik), mehr nicht. Das reicht vollkommen. Sie sollen doch zu Hause noch etwas Zeit haben zu spielen, Hausaufgaben zu machen, zu lesen oder auch mal nur zu gammeln. Unter der Woche ist der Computer für sie tabu, nur ausnahmsweise darf der Große mal abends bei mir eine kleine Weile surfen. Ein wenig Fernsehen nach dem Abendessen und dann geht es pünktlich 20.15 Uhr ins Bett.


    Keine Sorge, Sophina, deine Tochter wird auch ohne Englischkurs für Kigakids, Tanzen, Reiten etc. pp. zu einem wundervollen, begabten, kreativen Menschen heranwachsen und in der Schule ihre Sache machen. In ihrem Altern hatten meine beiden jeweils nur einen Termin pro Woche. Das reicht vollkommen.

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  • Zitat von "Kaj"

    Das reicht vollkommen.


    Wenn Du es sagst :D.


    Nur noch mal kurz zur Anmerkung: ICH bin nicht die treibende Kraft für dies und das und jenes, das waren alles Wünsche von Töchterlein, deshalb dachte ich eigentlich, das geht ok... Na gut, tut es nicht, und so ziehen wir nun die Konsequenzen, grins.

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    - Doe Zantamata -

    2 Mal editiert, zuletzt von Sophina ()

  • Sophina,


    Kinder wollen immer viel und können dabei nicht abschätzen, was sie verkraften und was gut für sie ist. Hier bist du gefragt. Oder kaufst du auch alles, was deine Maus im Laden so sieht und haben will? ;)

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  • Hi Sophina,


    meiner bescheidenen Erfahrung nach hängt es auch sehr vom Alltag der Kleinen ab, was sie noch so als "Beiprogramm" brauchen oder wollen. Meine ist ja nun kleiner und von daher reicht meine Erfahrung auch nicht so weit, aber sie war 18 Monate im ersten Kindergarten, der hatte einen schönen Garten und das Konzept dort ließ sich zusammenfassen zu: "nun geht mal raus und spielt schön und streitet nicht!"


    Dort gab es aber über externe Anbieter Englisch-Spielgruppe und Musikschule. Und eigentlich wollte sie nur noch an den Tagen in den Kindergarten, an denen diese "externen" Angebote waren. Darüberhinaus geht sie seit 1,5 Jahren zum Ballett und liebt auch das.


    Im neuen Kindergarten (seit 6 Monaten) wird viel intensiver mit den Kindern "gearbeitet". Und mit einem Mal äußerte meine Tochter den Wunsch (!) nur noch KiTa und Tanzen zu machen.


    Ich leite daraus für mein Kind jetzt ab, daß sie ein bestimmtes Maß an "Reizen" braucht und darüberhinaus dann auch erkennen läßt, wenn es zuviel wird.


    Nutzt Dir das jetzt was?


    LG
    Susanne

    "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" Helmut Schmidt, Altkanzler

  • Zitat von "Kaj"

    Oder kaufst du auch alles, was deine Maus im Laden so sieht und haben will? ;)


    Ööööhm, erwischt... Natürlich nicht! Und jetzt weiß ich auch das mit dem "schütze sie vor sich selbst!"


    @Heidelberg

    Zitat

    Ich leite daraus für mein Kind jetzt ab, daß sie ein bestimmtes Maß an "Reizen" braucht und darüberhinaus dann auch erkennen läßt, wenn es zuviel wird.
    Nutzt Dir das jetzt was?


    Das nutzt mir in so weit, als dass ich sehe, dass Dein Kind ein vernünftiges ist und meins nicht :D .
    Im Ernst - als ich Kind war, konnte ich auch erkennen, wann genug ist, mein Töchterlein kann es offensichtlich nicht. Sie ist ein Schwamm für alles neue, will aber auch vom alten nicht lassen. Alles interessiert sie, alles will sie machen, haben, was auch immer. Sie ist wahrscheinlich zuuuuu empfänglich für alle Reize dieser Erde und ich bin von nun an die böse, die ihr den Spaß verdirbt :lgh .
    Aber wenn es so sein muss, dann nehme ich das zusätzlich noch in mein Programm zum erziehen und Grenzen setzen auf... Macht ja nix, wenn sie mich jetzt noch bissel mehr hasst und denkt, ich bin die schrecklichste Mutter der Erde :( . Nein, ganz so schlimm ist es nicht, sie sieht schon, dass es ihr nicht so doll geht im Moment, aber es fällt mir schon schwer, in ihren Augen jetzt die Spielverderberin zu sein, da hilft es wenigstens ein bissel, dass sie dabei war, als der Arzt das alles gesagt hat.

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    - Doe Zantamata -

  • Ich habe auch so ne Zappelbombe und habe alles runtergefahren,weil ich selbst auch so drauf bin und mich diese ewigen Termine,wenn auch schöne und freigewählte,abgenervt haben und ich gemerkt habe,dass meine Tochter nur noch auf 300 läuft .
    Das äusserte sich auch durch ständiges Geblubber und aufgedreht sein...
    Jetzt geht sie 1 mal zum Turnen und 1 mal zum Jazztanz-Bewegung muss sie haben,sonst ist sie wie ein Tiger im Käfig,aber alles andere ist gestrichen.
    Im Hort kann sie bis 16 Uhr spielen oder an den Bastel-,Mal -oder Singangeboten mitmachen und das reicht dann auch erstmal,danach ist Ruhe angesagt..(bis auf 2 mal die Woche eben das Gehüpfe)
    Weniger ist oft mehr.
    Wenn ich sehe was einige meiner Hortkinder alles so an Programmpunkten abzuleisten haben,da wird mir ganz schwindlig.

    ...Wer immer nur der Herde folgt,braucht sich nicht zu wundern,wenn er nur Ärsche vor sich hat...