Kind fragt nicht nach Papa

  • An so was in der Art kann ich ich nur ein einziges Mal erinnern. Tochter (jetzt 11) kannte ihren Vater allerdings kurz und knapp.
    Bei ihr war es auch abends, übermüdet, letztlich habe ich es als "nicht-einschlaf-Show" gewertet. Kennt man ja durchaus. Sie war auch nicht ganz hysterisch wie deiner, aber etwa gleiches Alter.
    Ich denke, dein Sohn vermisst durchaus EINEN Vater (zumindest hätte er gerne einen, weil andere ja auch einen haben), er fantasiert sich da was zusammen, was ihm irgendwie unheimlich ist, weil er es nicht kennt.
    Kinder haben ja auch immer so "Selbstfindungsphasen", in denen sie sich und ihre Umwelt/Familie einordnen lernen. Vermutlich hat er gerade kapiert, dass er eben keinen hat. Und eben viel (neue) Fantasie (Labyrinth, retten usw.). Schwierig.


    Was ich in solchen Phasen gemacht habe: Ganz klar sagen: Das geht nicht, ich weiß die Adresse und die Telefonnummer nicht. Vielleicht kann er (über dich) wirklich was schreiben, aber auch hier würde ich ganz klar sagen, dass er nicht auf eine Antwort hoffen darf.
    Vielleicht auch mal eine Karte zeigen, wo er wohnt.
    Weißt du denn seine Postadresse? Vielleicht schließt er dann erst mal (wieder) damit ab.

  • Ich habe den Eindruck, je mehr ich mit ihm darüber rede, desto mehr steigert er sich da rein. Ich würde also gern weitere Nachfragen und das Heulen "ich vermisse meinen Papa" geschickt unterbinden, denn ich werde ihm nichts neues mehr sagen können in den nächsten Jahren, und ich möchte dass er das Thema ruhen lässt. Aber wie mache ich das am besten, ohne ihn zu verletzen und ohne dass er sich zurückzieht und nun heimlich über all das nachdenkt.
    Klare Ansagen sind schon mal keine schlechte Idee.
    Schreiben wäre schlecht denke ich, er ist eher ein Kind, das keine Zurückweisung akzeptiert. Wenn da keine Antwort kommt, und es kommt ganz sicher keine, würde es ihn noch mehr treffen.

    Einmal editiert, zuletzt von NemesisLady ()

  • Also ich würde jetzt sagen ... so rein vom Gefühl her ... seine Nachfragen subtil zu unterbinden wird dazu führen, dass er im Geheimen darüber nachdenkt.


    Ich würde ihm eher Raum geben für seinen Schmerz. Ihm klar sagen, dass Papa nicht erreichbar ist, aber ihm vielleicht ein Foto geben? (Das habe ich bei meiner Kurzen gemacht in einer langen Phase der völligen Abwesenheit des Vaters.)
    Vielleicht mit ihm ein Bild malen, dass für Papa ist, auch wenn er ihm das nicht geben kann.


    Es gibt viele verschiedene Familienformen und halt auch abwesende Väter oder Mütter. Darüber kannst du auch mit ihm sprechen.
    Mausis Physiotherapeutin meinte mal zu mir (allerdings aus anderem Grund), dass mein Mitleid keinem von uns etwas bringen würden. Ich kann ihr nur die Lobby bieten, ihren Schmerz zu leben.


    Hast du Schuldgefühle wegen der Situation? Wie bewertest DU sie?

  • Ich habe keine Schuldgefühle. Ich vermittle ihm den Eindruck, dass unsere Familie absolut normal ist. Zum Glück habe ich Alleinerziehende Freundinnen, also weiß er dass es bei anderen auch so ist.
    Fotos habe ich ihm gezeigt und gerade danach kam ja diese Hysterie und das Reinsteigern. Vielleicht weil der Papa jetzt durch das Foto zu einer greifbaren realen Person wurde? Ich überlege, ob es ein Fehler war.

  • Meine ist noch kleiner. Für uns funktioniert bei fragen, willst du ihm eine SprachNachricht schicken. - wir schicken oft Freunden oder oma eine- dann entscheidet sie “ ja“ kurz überlegen “nein, will ich nicht“' . Erst einmal haben wir eine verschickt, und da hat sie von ihrer Freundin erzählt und nur allo und tschüss war an ihn gerichtet. Vll will sie nie was verschicken, weil sie Angst hat, oder was ich eher denke, sie kann ihn so aktiv ablehnen und damit ist ihre unmacht weniger.

  • Ich habe den Eindruck, je mehr ich mit ihm darüber rede, desto mehr steigert er sich da rein. Ich würde also gern weitere Nachfragen und das Heulen "ich vermisse meinen Papa" geschickt unterbinden, denn ich werde ihm nichts neues mehr sagen können in den nächsten Jahren, und ich möchte dass er das Thema ruhen lässt. Aber wie mache ich das am besten, ohne ihn zu verletzen und ohne dass er sich zurückzieht und nun heimlich über all das nachdenkt.
    Klare Ansagen sind schon mal keine schlechte Idee.
    Schreiben wäre schlecht denke ich, er ist eher ein Kind, das keine Zurückweisung akzeptiert. Wenn da keine Antwort kommt, und es kommt ganz sicher keine, würde es ihn noch mehr treffen.



    Ich glaube das dies die schlechteste Wahl ist...
    Es mag dein Wunsch sein, aber er wird sich damit nicht abspeisen lassen und spätestens wenn er in die Pubertät kommen, wird er explodieren...dann doch lieber sich jetzt damit auseinander setzen und Trotzanfälle ertragen.
    Ihn dann ernst nehmen, altersgerecht ehrlich sein und auffangen...


    Enttäuschungen muss er lernen zu ertragen, lieber jetzt damit anfangen und Ihn einen Brief schreiben lassen, wenn keine Antwort kommt auffangen und ihm einfach sagen, dass du es auch nicht verstehen kannst, aber das es Elternteile gibt, die halt so sind!!!


    lg duechesse :strahlen


    PS: Es wird je älter die Kinder werden, auch immer schwieriger, nicht einfacher....

  • Das sehe ich genauso: Fragen abwiegeln, totschweigen bringt nichts, dann brodelt es noch mehr in ihm.
    Und versuchen, Enttäuschungen von ihm fernzuhalten, weil der Zurückweisungen nicht verträgt, halte ich auch für verkehrt. Genau das muss er lernen. Es läuft halt nicht immer glatt. Dass seine erste große Enttäuschung nun sein Vater ist, ist zwar bitter, aber es lässt sich ja einfach auch nicht ändern. Das kannst du nicht komplett abfangen.


    Hier war/ist der Papa auch immer wieder Thema. Wie warum wo und vermissen und her wünschen, als sie kleiner war. Inszwischen komme alle paar Monate "na toll, wieso ist mein Vater eigentlich so ätzend, der macht gar nichts für mich?!" Äußerst pubertär schon.
    Ich gehe immer drauf ein und sage eben genau das oben Genannte: Es ist so, wie es ist, ich kann es leider nicht ändern und ich verstehe es selbst nicht. Und ich verstehe, dass du wütend, enttäuscht, traurig usw. bist...
    Die einzigen Male, dass ich sie abgebügelt habe, war auf irgendeiner Familienfeier am Tisch oder einige Tage vorher bei Freunden, als es irgendwie um einen netten Papa ging und meine wirklich ganz unpassend sagte "super, und mein Vater kümmert sich gar nicht!"
    Da habe ich sie angezischt, dass ich das jetzt unpassend finde, und später, als wir alleine waren, habe ich etwas etwas ausführlicher dazu was gesagt.
    Sonst kommt aber gerade nichts mehr, aber da sie schon dermaßen pubertär ist, wird da sicherlich bald die nächste Phase kommen.

  • Dass du keine Schuldgefühle hast, ist ja schon mal super! Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass du seine Trauer und seine Wut über den nicht vorhandenen Vater aus eventuell diesem Grund nicht ertragen kannst.


    Warum fällt es dir schwer, seine Wut zu akzeptieren? Ich wäre an seiner Stelle auch wütend.


    Ich finde es gut, dass du ihm Bilder gezeigt hast! Der Vater existiert nun mal, auch wenn er nicht greifbar ist. Die Auseinandersetzung mit dem Thema kommt früher oder später. Ich denke, früher ist besser. Dass er jetzt so reagiert zeigt doch, dass es irgendwie in ihm gearbeitet hat. Du hast ihm die Möglichkeit gegeben, mit dir darüber zu sprechen! Ich glaube, wenn du ihm diese Möglichkeit offen hältst, dann wird er das Beste daraus machen können.