Ich bitte euch um euren Input - jeder Kommentar hilft mir weiter und sei es nur als Denkanstoß, denn ich empfinde die Situation gerade als sehr schwierig.
Kurz nochmal die Zusammenfassung: KV ist depressiv und nicht in Behandlung. Teil seiner Erkrankung ist, dass er kaum Verantwortung für sich oder sein Tun übernimmt und versucht Problemen durch Lügen und Vortäuschen falscher Tatsachen (im großen Stil) aus dem Weg zu gehen. Die daraus entstehenden Probleme (vor allem das mangelnde Vertrauen), waren dann schlussendlich auch der Trennungsgrund. Er ist grundsätzlich ein liebevoller und toller Papa für die beiden Kids, kommt regelmäßig alle 14 Tage zum Umgang, die Kids freuen sich auf ihn und sind gerne bei ihm - alles prima.
Jetzt ist es etwa ein Jahr her, dass er ausgezogen ist und ein halbes, seit die Kinder und ich in eine neue Wohnung gezogen sind. Ich würde mittlerweile unser Zusammenleben als "gefestigter, ganz normaler, alltäglicher Wahnsinn" beschreiben. Sprich: So normal, wie es eben allein mit einem 3,5jährigen Sensibelchen und einer 15 Monate alten Dickköpfin sein kann. Es ist anstrengend, aber ich bin überglücklich meine beiden Kids zu haben und ich sehe erstmal keine größeren Probleme (mehr).
So sieht das wohl auch das Söhnchen, denn der befasst sich jetzt nochmal ganz anders mit der "Papa wohnt nicht mehr bei uns" Thematik und zwar auf eine Weise, bei der ich mir nicht sicher bin, in wie weit das altersentsprechend ist. Bei der Trennung hatte KV ihm gesagt, dass er ausziehen muss, weil er krank ist und deswegen so viel lügt. Er müsse sich erst Hilfe suchen und zum Arzt gehen, damit er wieder gesund wird. Damals kam öfter mal die Frage, wieso der Papa nicht zum Arzt geht. Das hab ich immer mit "Das kann ich dir leider nicht sagen, ich weiß es auch nicht." beantwortet. Aber jetzt ist es irgendwie anders geworden.
Die erste Situation war bei einem der allabendlichen Telefonate mit dem Papa. Kurz vorher hatte er mich gefragt, ob wir dem Papa auch einen Geburtstagskuchen backen, wenn der wieder Geburtstag hat (er war davor dabei gewesen, seinen eigenen Geburtstag inkl. Kuchen und Gästeliste schon mal zu planen) und ich hab abgelehnt, mit der Begründung, dass der ja nicht mehr hier wohnt und bestimmt in seiner Wohnung einen Geburtstagskuchen hat. Beim Telefonat kam dann plötzlich "Papa, ich möchte mich mal mit dir unterhalten. Darüber, wieso du immer lügst. Das ist nicht in Ordnung, wenn man lügt, weil andere wollen nicht angelügt werden." - der KV war zuerst sprachlos, ich ebenfalls. Er hat dann versucht Söhnchen abzulenken und hat nach dem Kindergarten gefragt, aber Söhnchen blieb hartnäckig. "Magst du vielleicht was dazu sagen, Papa? Wie können wir das machen, dass du nicht immer lügen musst?" Da hat KV dann drum gebeten, dass er mal mit mir sprechen kann und Söhnchen hat mir das Telefon gegeben. KV ging (verständlicherweise) davon aus, dass ich da irgendwas zum Söhnchen gesagt habe. Hatte ich aber nicht.
Die Wortwahl hat Söhnchen übrigens definitiv von mir geklaut - man ersetze "lügen" durch "schubsen" und man hätte ziemlich genau, was ich ihm sagen würde, wenn er seine Schwester schubst.
Seither kommen immer wieder solche Sätze von ihm, in denen er das Lügen thematisiert. Auch "Der Papa ist ja selbst schuld, dass er immer so viel lügt." kam vorgestern mal oder "Wenn ich mal ein Erwachsener bin, dann lüg ich nicht.". Es beschäftigt ihn sehr, das merke ich daran, dass er eben immer wieder, auch ohne Zusammenhang oder konkreten Anlass, damit anfängt. Er ist zur Zeit auch wieder seeeehr anhänglich und kuschelbedürftig, was bei ihm immer ein Zeichen ist, dass er an etwas zu knabbern hat.
Ich habe versucht, mit ihm darüber zu reden und da meinte er nur, dass es ihn traurig macht, dass der Papa nicht hier ist und er sich wünscht, dass der Papa nicht mehr lügt, danach hat er das Gespräch abgebrochen und möchte auch nicht mehr drüber reden.
Außerdem habe ich ein Gespräch mit dem KV geführt, weil ich es extrem scheiße fand, dass er den Kleinen so hat auflaufen lassen mit seinen Fragen. Kind hat offensichtlichen Redebedarf und es ist Aufgabe des Elternteils, sich dann eben auch mit unbequemen Fragen auseinander zu setzen. Zumal Söhnchen auch ein Kind ist, dem man sagen kann, dass man einen Moment darüber nachdenken muss. Oder wenigstens mal anerkennen, dass Kind diese Fragen gestellt hat und anbieten, dass man da später drüber redet. KV tat sich mit sowas schon immer schwer, hat aber versprochen, dass er versuchen wird mit dem Söhnchen nochmal ein Gespräch zu führen.
Hier gibt es doch bestimmt noch mehr Menschen, deren Ex-Partner ungelöste psychische Päckchen mit sich herumtragen und die diese Situation ihren Kindern erklären mussten/wollten. Wie habt ihr das gemacht, kindgerecht natürlich. Ich schaffe es ja noch nicht mal, dem erwachsenen Teil meiner Familie zu vermitteln, wie das ist und das in dem Fall die Lügerei nicht nur Ausdruck unserer misslungenen Partnerschaft, sondern ein grundsätzliches Problem ist. :rolleyes3: