Kind lügt - merken lassen, dass man es weiß oder darüber hinweg gehen?

  • Hallo,
    bei der Tochter (acht) meines Freundes hat er nun schon öfter festgestellt, dass sie lügt, wenn es um die Belange der Mutter geht.
    Beispiele: - Sie hat einen anstehenden Umzug geleugnet, als er sie darauf angesprochen hat
    - Der kleine Bruder hat etwas ausgeplappert (was mein Freund aber vorher schon wusste, es ist eine Kleinstadt) und sie ging sofort dazwischen, dass das nicht stimmt, obwohl es doch stimmt


    Darauf vom Vater angesprochen sagt sie, dass er das nicht wissen darf und sie "totalen Ärger" bekommt, wenn Mama rauskriegt, dass er das weiß.
    Ob die Mutter wirklich sagt, dass sie nicht darüber reden darf oder ihr Ärger androht oder ob das nur eine Vermutung von ihr ist, wissen wir nicht.


    Fest steht, das Kind steht ziemlich unter Druck, ob selbst gemacht oder von außen - keine Ahnung...


    Aber was macht man nun am besten in einer solchen Situation? Sie wissen lassen, dass man weiß, dass sie lügt? Einfach darüber hinweg sehen und es auf sich beruhen lassen, damit sie nicht noch mehr Druck hat?
    Einerseits ist da die Angst, dass sie irgendwann nicht mehr zum Vater möchte, aus lauter Angst, irgendetwas falsches zu sagen, andererseits kann es ja auch nicht richtig sein, wenn sie sich das Lügen angewöhnt und merkt/meint, damit kommt man immer durch.


    Mein Freund leidet darunter, dass er zum einen angelogen wird und zum anderen sieht, wie seine Tochter unter Druck steht.


    Eine Kommunikation mit der Mutter ist leider nicht möglich, sie will nicht mit ihm reden.
    Ein Vermittlungsgespräch steht an, jedoch findet sich frühestens Anfang nächsten Jahres ein Termin.

    Einmal editiert, zuletzt von DieNeue D'dorf ()

  • Zuerst einmal: Was die Tochter hier macht, ist absolut kein "Lügen" im üblichen Sinne. Sondern es ist der Druck, der von mütterlicher Seite (du darfst nichts sagen) und letztlich auch von väterlicher Seite (er spricht das Thema an, obwohl er den Druck auf Tochterkind ahnen müsste) aufgebaut wird. Mit acht Jahren hat sie da gegen Erwachsene, gegen die eigenen Eltern keine Chance. Denn sie will beiden gerecht werden.


    Ihr bei ihren hilflosen und erkennbaren Versuchen dann eine Lüge zu unterstellen, würde sie mutmaßlich noch mehr verletzen.


    Ihr solltet diese Dinge einfach überhören und nicht zur Kenntnis nehmen. Ihr solltet bestimmte Themen vermeiden. Und wenn sie solche Schoten von sich gibt, sie fest in den Arm nehmen und sagen: Es ist schon gut. Du brauchst hier nicht für Mama zu kämpfen. Was zu klären ist, klären Papa und Mama untereinander. Oder nach Situation alternativ sagen: Du, das interessiert mich jetzt nicht die Bohne. Kein Thema für uns ...


    Gemeinsame Elternverantwortung wäre hier wirklich, das Kind aus der Verantwortung heraus zu nehmen, "Informierter" zu sein über (Fehl-)Entwicklungen und den Eindruck zu haben, Vermittler oder Verantwortlicher zu sein (und wenn es nur für das Geschwister ist).
    In einem Alter, in dem das Kind noch (und das ist wichtig) absolut daran glaubt, dass Eltern Recht haben 8und deshalb in den elterlichen Zwiespalt rutscht), muss sie viel zu früh den Ablösungsprozess beginnen, der eigentlich erst bei Hochpubertierenden dran ist.


    Ganz, ganz schnell nehmt diese Last von ihr, sonst ist mit einer psychischen Schädigung zu rechnen, um es deutlich zu sagen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • sondern kommuniziert 1 zu 1 den Kommunikationskonflikt der Eltern.
    Das Kind ist in der Schusslinie und versucht da heil raus zu kommen. Also allen gegenüber!
    Alle sollten ihr vermitteln, dass sie nichts tun kann, diese Situation zu klären. Sie ist eben nicht verantwortlich und deshalb auch nicht zuständig für die Klärung...


    Deshalb: Ruhig bleiben! Distanziert Euch vom Konflikt, wenn Sie da ist. Sagt ihr, dass alles unter Erwachsenen geklärt wird. Nehmt sie einfach raus!


    Lieben Gruß und viel Erfolg!

  • Ohje, das arme Kind steht ja völlig zwischen den Fronten.


    Es ist doch völlig egal, ob Muttern umzieht.


    Wenn der Kleine es ausplaudert, hätte ich vielleicht gesagt: Oh, da hat die Mama sicher eine schöne Wohnung gefunden, da freust Du Dich doch sicher drauf, beim Einrichten zu helfen, oder?


    Wenn die Tochter dazwischen geht und das Gegenteil behauptet, könnte man sagen: Hey, ist doch völlig egal ob Mama umzieht, geht uns ja auch nix an, deswegen müsst Ihr Euch jetzt nicht streiten.



    Grundsätzlich würde ich den Kids beibringen, daß das was zwischen den Erwachsenen passiert Erwachsenenkram ist und wenn ich da mal was falsch mache, dann darf sie mir gerne sagen: Das ist Erwachsenenkram, besprich das mit Papa ( also bei mir ).


    Ich hab den Eindruck, daß es Euch schon wichtig ist, zu wissen, ob die Mutter umzieht, nen neuen Freund hat oder sonstewas...davon solltet Ihr Euch frei machen, denn sowas spüren Kinder und schwupps sind sie im handfesten Interessenkonflikt.


    Sie merkt, daß Papa wissen will, ob Mama umzieht und weiß, daß Mama nicht will, daß Papa weiß, daß sie umzieht.


    Aber aussteigen hieraus kann man immer nur selbst.

  • Sie ist mit der Situation überfordert, will keinem weh tun...
    der Konflikt offensichtlich nichts sagen zu dürfen ist für ein Kind purer Stress


    (hatten wir leider auch - einige Themen wurden bewusst ausgeklammert, um keinen Druck auszuüben -
    ein Gespräch auf Erwachsenenenbene wäre angebracht, um sowas künftig auszuschliessen...)