Nun sind ja fast schon wieder 3 Wochen vergangen.
Mein Ex setzte sich bislang weder mit L., noch mit mir in Verbindung.
Letzte Woche hatten L. und ich unseren Termin bei der Beratungsstelle. Das Gespräch fand in der Hauptsache zwischen dem Sozialarbeiter und L. statt, ich wurde nur am Rande mit einbezogen. Dennoch war ich während des gesamten Gespräches anwesend. In dieser Rolle fühlte ich mich nicht sonderlich wohl. L. wurde u.a. gefragt, wer für ihn der wichtigste Mensch ist und wie er sein Verhältnis zu meinem Ex und sein Verhältnis zu mir empfindet. Ich hätte es vorgezogen, solche Details wären in meiner Abwesenheit besprochen worden, aber ich vertraue jetzt einfach mal darauf, dass der Sozialarbeiter weiß, was er macht.
Alles in allem war dieses Erstgespräch für L. sehr zufriedenstellend. Er empfindet den Sozialarbeiter als wesentlich sympathischer, als den JA-Mitarbeiter. Auch ich hatte erstmalig den Eindruck, dass sich jemand für L., für seine Bedürfnisse und auch für seine Enttäuschung interessiert. Mir gab der Mann den Ratschlag, mich gänzlich aus dem Konflikt zurückzuziehen. Er brachte Verständnis für L.s Vogel-Strauß-Methode und für meine Vermittlungsversuche auf, erklärte uns aber in aller Deutlichkeit, dass der Konflikt nicht abebbt sondern vielmehr anschwillt, solange ich L.s Sprecher bin. Diesbezüglich steht ein separates Gespräch zwischen dem Sozialarbeiter und mir an. Ich bin derzeit sehr verunsichert und weiß nun nicht mehr, wann ich mich einmischen und wann ich mich zurückhalten muss.
L. und der Sozialarbeiter verabredeten, dass der Sozialarbeiter sich mit dem Kindsvater in Verbindung setzen und ein Gespräch zwischen Vater, Sohn und Sozialarbeiter anstreben wird. Heute Vormittag rief er mich an, erkundigte sich nach L.s Stundenplan und kündigte dieses schlichtende Gespräch binnen der nächsten beiden Wochen an (er muss jetzt nur noch einen Termin organisieren, der sowohl meinem Ex, als auch meinem Sohn zeitlich passt). Bezüglich des anstehenden Umgangs nächstes Wochenende notierte er sich, dass es keinen telefonischen Kontakt mit dem Vater geben wird. Dieser soll morgen in einer Woche wie in der Vereinbarung vorgesehen L. abholen. Sollte L. nicht mitkommen wollen, so sagt er das seinem Vater vor Ort persönlich.
Vorgestern erhielt ich einen Brief von unserem Jugendamtsmitarbeiter. Er verfasste den Brief bereits am 25. September-ich habe keine Ahnung, weshalb der Brief erst 5 Wochen später in meinem Briefkasten landete. In dem Brief bezieht er sich auf ein Gespräch mit meinem Ex, in dem dieser Probleme bei der Umgangsumsetzung vortrug. Offensichtlich gab mein Ex an, es käme kein Umgang zustande, weil L. an den Umgangsterminen mit Freunden verabredet ist. Zu dieser Schlussfolgerung komme ich, weil der JA-Mitarbeiter eine Passage der Umgangsvereinbarung zitiert, die besagt, dass der Umgang zwischen Vater und Sohn evt. Treffen mit Freunden vorzuziehen ist. Zu einer Stellungnahme o.ä. werde ich leider nicht gebeten. Vielmehr werde ich lediglich gebeten, Sorge zu tragen, dass der Umgang zukünftig wie vereinbart stattfindet. Natürlich habe ich dennoch kurz und knapp in Form einer E-Mail Stellung bezogen, einfach damit ich meine Sicht der Dinge und eine Korrektur der Darstellung des JA-Mitarbeiters schriftlich fixiert habe (bislang erfolgte der Kontakt ja einzig über Telefongespräche). Der "Tonfall" des Briefes stört mich massiv. Der Mitarbeiter schreibt im ersten Satz einleitend: "Herr Kindsvater sprach heute vor..." und der darauffolgende Text wird durchgängig in der "Wir-Form" formuliert ("Wir weisen daraufhin...wir zitieren den Absatz...wir bitten Sie, Sorge zu tragen"). Das erzeugt in mir das Gefühl, Ex und Mitarbeiter sind eine Einheit und ich bin die Böse. Aus diesem Grund bin ich mehr als erleichtert, dass wir die Vermittlung an die Beratungsstelle weitergegeben haben und dass das Jugendamt nun nicht mehr unser Ansprechpartner ist.
Fazit: L. hat das Gefühl, endlich einen verständnisvollen Fürsprecher gefunden zu haben, der sich nicht hinter den Rechten des Vaters versteckt, sondern vielmehr versucht, diese Recht mit den Bedürfnissen des Jungen zu vereinbaren. L.s Haltung meinem Ex gegenüber hat sich weiter verschärft. Seinem besten Freund und dessen Mutter teilte er letzte Woche bei einem Besuch mit, dass er nur noch ein paar Jahre aushalten muss, um nichts mehr mit dem "A********" (ja, das ist L.s neue Bezeichnung für seinen Vater) zu tun haben zu müssen. Mir gegenüber äußert er sich nicht mehr derart schonungslos, offen und direkt. Ich fürchte im Moment sehr, dass auch unser Verhältnis unter der aktuellen Situation leidet.