Brauche Hilfe! - Meine Nichte - 13 Jahre

  • Hallo liebe Foris,


    so - gerade habe ich mit meiner Schwester telefoniert und bin völlig schockiert...


    Meine Nichte, 13 Jahre driftet gerade ab.


    Ich wusste schon länger, dass etwas im Argen liegt - meine Schwester hatte mir vor ein paar Monaten erzählt, dass sie sich wohl ritzt und eben zuhause entsprechend auf Krawall gebürstet ist.
    Daraufhin habe ich zwar gesagt, ich werde mal mit ihr reden, da erfahrungsgemäß die Tante oder eine ausstehende Person eher den Zugang findet als die Mutter / Vater, jedoch dies aufgrund eigener Herausforderungen bisher noch nicht vollumfänglich getan.


    Nun gut. Psychologische Hilfe wurde bereits gesucht - eine Testung vorgenommen, dessen Ergebnis morgen besprochen wird.


    Heute erfahre ich, dass meine Nichte schon des öfteren in den vergangenen Wochen nachts durchs Fenster abhaut, bei einer 16-jährigen Freundin übernachtet, nicht zur Schule geht. Sie war wohl schon 14 Tage am Stück weg. Aktuell ist sie seit heute Nacht wieder nicht da.


    Puh..Durchatmen...ich bin gerade etwas aufgelöst.



    Ich weiß, dass es hier im Forum einige Mütter/Väter gibt, die ähnliches mit ihren Kindern durchhaben und hoffe auf Unterstützung, Tipps, Hilfe...


    Was habe ich nun mit meiner Schwester besprochen:


    - Jugendamt proaktiv einschalten um hier Unterstützung zu bekommen. Ihr klar gemacht, dass das JA keine Institution ist, die ihr die Tochter wegnimmt (davor hat sie Angst), sondern die ihr hilft, die richtigen Schritte zu gehen.


    - ich werde versuchen Kontakt zu meiner Nichte zu bekommen, ihr anbieten, mal ein paar Tage zu mir zu kommen (wir wohnen ca. 80 km entfernt)


    - morgen werde ich mit ihr das Ergebnis der Testung erfahren, meine Schwester spielt mit dem Gedanken meine Nichte einzuweisen, einfach weil sie die Verantwortung nicht mehr tragen kann.



    So. Eventuell alles etwas wirr. Bitte gebt mir Eure Einschätzungen hierzu ab. Wie geht man in so einer Situation am konstruktivsten vor?


    Vielen Dank!


    Fio

  • ...gibts denn niemanden, der was dazu sagen kann?


    Ich brauche da wirklich gerade ein paar Denkanstösse, da meine Schwester auf meine Hilfe angewiesen ist.
    Alleine kriegt sie das aufgrund ihrer Krankheit nicht hin.


    Ich muss jetzt was tun - für meine Nichte - und ich habe zwar einige Ansätze, wäre aber über zusätzliche Erfahrungen und/oder Meinungen von außen sehr dankbar.

  • Hi,


    F2003, nicht übel nehmen, aber jetzt mal eben eine "Diagnose" zu äußern, bringt nicht viel und finde ich auch sehr voreilig. Außerdem schrieb Fiocca, daß bereits Psychologen involviert sind.


    Fiocca, ich weiß nicht wie das Verhältnis bei Euch so ist.


    Würdest Du Deiner Schwester was verschweigen, wenn Deine Nichte Dich darum bittet? Kann Deine Nichte Dir so vertrauen, daß Du ihr erstmal zuhörst, ohne daß Du gleich Deiner Schwester was "petzt"?


    Vielleicht mal Deine Schwester fragen, ob sie damit erstmal klar käme. Auch wenn sie neugierig ist, verständlicher Weise, vielleicht ist es beruhigend, wenn sich die Tochter zumindest DIR gegenüber erstmal öffnet.


    Tausch mit der Nichte Telefonnummern aus, biete ihr an Dich anzurufen wenn was ist.


    Was ist mit den Eltern dieser Freundin, wo sie einfach hin abhaut? Auch mit denen würde ich den Kontakt suchen (daß die wissen was los ist).


    Wenn das Mädel meint, von zu Hause flüchten zu müssen ist das eine Sache. Aber zumindest muß immer die Sicherheit und der Aufenthaltsort geklärt sein.


    Bei der Schule vielleicht mal die Handy-Nr hinterlegen lassen? Im Radio hab ich vor ein paar Tagen erst davon gehört, daß in Schwänz-Fällen auch mal sms von der Schule versendet werden können.


    Mehr fällt mir erstmal nicht ein. Alles Gute

  • F2003, nicht übel nehmen, aber jetzt mal eben eine "Diagnose" zu äußern, bringt nicht viel und finde ich auch sehr voreilig. Außerdem schrieb Fiocca, daß bereits Psychologen involviert sind.


    Ich habe KEINE Diagnose aufgeführt, sondern nur die Möglichkeit einer Ursache

  • Puh. Heftige Kiste. Ich kann da nur aus der Kind-Perspektive was zu sagen - im Alter von 12-14 bin ich recht oft abgehauen, wenn zuhause gestritten wurde. Weil ich das nicht ertragen konnte. Geritzt habe ich mich nie, wohl aber oft das Gefühl gehabt, dass mich eigentlich niemand braucht... Und wenn der Druck zu groß wurde, bin ich geflitzt. Durch die Vordertüre, Stunde weg, wieder heim. Oder war tagelang bei meiner Patentante.


    Richtig passiert ist da nichts, einmal gings zum JA, wo ich bockig war und rein garnichts sagte. Die empfohlene Therapie lief ins Leere, weil ich schlicht nicht benennen konnte, was meine Gründe waren, erst Jahre später konnte ich das formulieren.


    Fazit: Ritzen ist immer ein Druckventil. Man müsste also wissen, woher der Druck kommt bzw. ob es schon ein Selbstläufer ist, indem eine gewisse Zeit ohne Ritzen schon den Druck auslöst.


    In JEDEM Fall muss therapeutische Hilfe erfolgen, Ritzen ist kein Modetrend (obwohl es oft so aussieht) und vom simplen Schrei nach Aufmerksamkeit bis hin zu Missbrauch oder massiven Ängsten/Störungen kann alles dahinterstecken.


    Ich kenne ja nun die Situation bei Deiner Schwester nicht... Würde die Tochter "nur" schwänzen und türmen, würde ich eher disziplinarisch rangehen, das Ritzen würde mich allerdings ungeachtet des Hintergrundes auf jeden Fall zum Arzt führen. Sie wurde getestet... Sprich, die Hilfe läuft schon an.


    Meiner Meinung nach kannst Du erstmal garnichts machen, außer Dich zur Verfügung zu stellen, wenn Nichte oder Schwester reden wollen. Aber achte auch auf Dich, Du machst gerade selbst viel durch und so eine Problematik in der Familie kann ganz schnell ganz viel Kraft kosten.


    Ich wünsche Euch alles Gute.


    LG

  • F2003, das war jetzt nicht böse gemeint von Dir, ich weiß daß das von Dir hilfreich sein sollte.


    Primär finde ich jetzt aber die Sicherheit des Mädels und den Kontakt zu ihr wichtig, und nicht eine Ursachenfindung.

  • Jugendamt und Schule gehören hier sicherlich zusammen mit den Eltern an einen Tisch. Solche Aktionen, vielleicht auch Reaktionen deiner Nichte sind meist durch eine Vielzahl von Dingen begründet, die sich oft gar nicht (so einfach) fest machen lassen. Und selbst das, was die Nichte vielleicht als "Grund" angibt, muss nicht der eigentliche Auslöser sein.


    Es ist oft eine gesamtheitliche Überlastung, die zu einem solchen Verhalten führt. Und dann der entstehende Teufelskreis: In der Schule wird der Zug gerade abfahren. Im Elternhaus, etc. Die Sozialkontakte der Nichte verschieben sich eklatant ...


    Eine Therapie im besten Sinne, ein Neustart an einem anderen Ort in bewahrendem Umfeld wäre sicherlich ideal, muss aber von allen gewollt werden - auch von dem Mädchen. Hier ist das große Dinge, solche Sachen denken zu können und Hoffnung aufzeigen zu können - bei den Eltern und bei der Nichte.
    Es werden am Anfang nur ganz kleine Schritte möglich sein. Vielleicht wird es auch noch schlimmer, bis eine Wende herbei geführt werden kann. Es dauert leider seine Zeit und ist ein verflixt harter Weg. Du wirst nur begleiten können 8und dich dabei auch abgrenzen müssen). Ran an so Sachen müssen letztlich Profis. Und auch dazu müssen Nichte und Eltern das Wollen. Dabei kannst du vielleicht eine große Hilfe sein.


    Aus Erfahrung weiß ich, man sollte nicht nur "den Königsweg" vorschlagen, sondern unterschiedliche Eisen im Feuer haben.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hi,


    Das Ritzen sieht man oft bei Mißbrauchopfer. Da muss professionelle Hilfe rangezogen werden.


    :kopf


    Das kann muß aber nicht !!!
    Meine Tochter hatte sich auch geritzt...sie fühlte sich nicht genug "beachtet". Von mir und von ihrer Mama...
    Hatte eine Erziehungsberatung zu Hilfe, wo natürlich die Mama nicht hinkam. Das war dann noch einmal schwieriger ...


    Hat denn die Tochter eine andere Bezugsperson, bspw. Oma oder dich Fiocca.
    Evtl. wäre es nicht schlecht, wenn sie eine Art "ältere" Freundin/Beraterin hätte.
    In dem Alter hat man ja, ob Vater oder Mutter, nie recht. :rolleyes2:


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

  • Im Radio hab ich vor ein paar Tagen erst davon gehört, daß in Schwänz-Fällen auch mal sms von der Schule versendet werden können.

    Ja, hab ich auch gehört und den Bericht dazu im Fernsehen. Gibt wohl nur eine Schule die das macht. Ist was Besonderes, darum war es ja auch in den Medien ;)


    @TS: Ich finde, du hast deiner Schwester schon gute Tipps gegeben. Ich würde versuchen rauszufinden, warum das Mädchen offenbar unglücklich ist. Nicht ohne Grund wird sie abhauen. Manchmal sind es aus unserer Sicht Kleinigkeiten aber für Pubis sind das dann ganz schlimme Dinge. Und ein Mädchen, das sich ritzt, ist nicht auch gleich missbraucht worden. Bei einigen ist es auch cool. Trotzdem würde ich dem nachgehen.


    Meine Schwester war damals auch so drauf. Die ist andauernd abgehauen, selbst, wenn sie nur die Geschirrspülmaschine ausräumen sollte. Sie fühlte sich ständig und dauernd missverstanden.


    Ich finde den Vorschlag von dir, dass das Mädchen erstmal ein paar Tage bei dir lebt, super. Vllt erzählt sie dir etwas, was sie sich nicht traut, der Mutter zu erzählen.


    Ansonsten hast du ja schon alles mit deiner Schwester in die Wege geleitet. Sie wird von Psychologen begleitet und Jugendamt wird auch mit an Bord geholt. Vllt wäre so eine Wohngruppe was für das Mädchen? Denkst du, die Beziehung zwischen Mutter und Tocher ist sehr arg strapaziert?

  • Danke!
    Danke für Eure Antworten bisher. Das ist mir gerade wirklich eine Hilfe, mich hier dazu auszutauschen.



    Die ganze Ursachenforschung warum, wieso, weshalb ist Aufgabe des Psychologen.
    Da wurschtel ich auch nicht rum, wenngleich ich aufgrund der familiären Strukturen und meinen eigenen Päckchen erahnen kann, was sie bedrückt. Ich bin selbst ein Kind derselbigen...
    Das Ritzen ist für mich Ausdruck ihrer inneren Zerissenheit, ihrer Verzweiflung, ihr Art "Hilfe" zu rufen - aber auch hier, die hinzugezogene Psychologin wird dazu morgen mehr sagen.


    Oma / Mama scheiden aus - diese sind zu nah dran an ihr. Deswegen springe ich jetzt ins Boot - als alte Tante...


    Meine Schwester ist überfordert. Sie leidet an Epilepsie und solche Situationen triggern ihre Anfälle. Das kommt erschwerend hinzu.
    Auch sie lebt allein erziehend. Hat noch einen 9-jährigen Sohn. Hat einen Partner, dessen Lebensumstände die ihrigen auch nicht gerade in Gänze positiv beeinflussen... Das alles sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Ursachen für das jetzige Verhalten meiner Nichte.


    Mit der Klassenlehrerin hat meine Schwester Kontakt. Diese sieht mittlerweile das Verhalten und Fernbleiben vom Unterricht eben auch als nicht mehr tragbar an. Wie ist das denn mit den Schulen? Diese haben doch sicherlich die Pflicht, ab einem bestimmten Punkt das Jugendamt einzuschalten, oder?


    Meine Nichte hat eben diese 2 Jahre ältere Freundin, die sie in meinen Augen nicht gut beeinflusst und deren Familie wohl auch ein wenig schwierig ist...
    Mit der Mutter hatte meine Schwester wohl Kontakt. Allerdings hat meine Nichte dort eben erzählt, sie könne nicht mehr nach Hause etc., weswegen die Mutter des anderen Mädchens wohl etwas zurückhaltend reagiert hat bzgl. meiner Schwester.


    Soll man so einen Kontakt unterbinden?


    Wie lange soll ich nun warten, ohne zu agieren?


    Sollte ich die Mutter des anderen Mädels mal anrufen?


    Macht es Sinn, wenn ich das Jugendamt kontaktiere?


    Soll ich mit dem Vater mal das Gespräch suchen?


    Wann schaltet man die Polizei ein, wenn ein 13-jähriges Mädchen nicht nach Hause kommt?


    Hätte das Einschalten der Polizei eventuell eine positive Auswirkung auf das Denken meiner Nichte?



    Wie gesagt, ich habe das heute morgen erst alles erfahren, da meine Schwester wohl einfach denkt, sie müsse das alles alleine bewerkstelligen.
    Hinzu kommt eine unterschwellige "Schwestern-Konkurrenz" - ich als Große Schwester ordne das, was sie nicht hin kriegt (überspitzt und aus ihrer Warte gesprochen). Das Gefühl habe ich ihr zwar heute morgen versucht zu nehmen, aber es ist alles dünnes Eis...


    Ich versuche gerade in alle Richtungen sensibel vorzugehen und bin einfach unsicher, wo meine Sensibilität und Zurückhaltung angebracht ist und wo ich eben einfach tun sollte, was ich für richtig halte.
    Wie gesagt - erreichbar ist meine Nichte aktuell nicht.



    Danke Euch.

  • Soll man so einen Kontakt unterbinden?

    Nein, das würde das Mädchen nur interessanter machen



    Wie lange soll ich nun warten, ohne zu agieren?

    Was genau meinst du damit? Wie willst du denn agieren?



    Sollte ich die Mutter des anderen Mädels mal anrufen?

    Da würde ich mir das Einverständnis deiner Schwester holen. Aber wenn sie nichts dagegen hat, ja, würde ich machen.



    Macht es Sinn, wenn ich das Jugendamt kontaktiere?

    Das würde ich mit deiner Schwester zusammen machen. Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Ich denke, es ist besser, sie wendet sich ans Jugendamt als dass die Schule es dann tut. Ich denke auch, dass die das tun werden, wenn das Kind dauernd der Schule fern bleibt. Geht sie momentan auch nicht zur Schule?


    Soll ich mit dem Vater mal das Gespräch suchen?

    Ich dachte, das wäre schon passiert. Ja, würde ich auf jeden Fall machen, aber auch da vorher mit der Schwester abklären, ob es o.k. für sie ist



    Wann schaltet man die Polizei ein, wenn ein 13-jähriges Mädchen nicht nach Hause kommt?

    Würde ich, auch hier wieder gemeinsam mit der Schwester, jetzt schon machen



    Hätte das Einschalten der Polizei eventuell eine positive Auswirkung auf das Denken meiner Nichte?

    Reine Spekulation, aber ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass das irgendwie positiv auf das Kind wirkt. Aber was machen muss deine Schwester

  • Ich würde erstmal die Testung abwarten und sehen, was dabei herauskommt bzw. was genau das Problem ist bzw. sein könnte. Erst dann denke ich kann man über Lösungen nachdenken.


    Drücke euch die Daumen, dass die Testung Erkenntnisse bringen

  • auch, wenn es verdammt schwer fällt, wäre das erste, was mir einfällt- Tief durchatmen!
    Sowohl für Deine Schwester, als auch für Dich-


    ich hoffe, ich kann formulieren, was ich meine- versucht nichts aufzubauschen, was eventuell gar nicht da ist- versucht, Euch nicht nur um diese Sache, und das Kind zu drehen-


    Den Kontakt zu der Freundin würde ich nicht unterbinden,


    Du solltest m.E. nach gar nicht reagieren, bzw. einfach nur da sein, wenn es gewünscht ist-


    Ob es Sinn macht die Mutter des anderen Mädels mal anzurufen, kann ich nicht sagen- eventuell würde ich meiner Tochter sagen, dass ich diese Freundin gerne mal kennenlernen würde-


    Persönlich sollte Deine Schwester das Jugendamt ruhig kontaktieren-


    Deine Schwester sollte dann die Polizei informieren, wenn sie wirklich nicht weiss, wo ihre Tochter über Nacht ist- da sie ja weiss, dass diese bei ihrer Freundin ist, würde ich dort erst mal nachfragen-

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Hallo Zusammen,


    die Wege sind geebnet.
    So wie es ausschaut läuft es auf eine stationäre Therapie raus.... Darin unterstütze ich meine Schwester und hoffe, dass die Umsetzung in Kürze erfolgt.


    Ansonsten ist es einfach schwierig damit umzugehen.
    Diese Familie mit ihrer Geschichte.
    Nun bereits die nächste Generation, der kein "normales groß werden" gegönnt ist.


    Unglaublich und auch traurig, wie sich familiäre Strukturen weiter und weiter geben...
    Wie lassen diese sich nur durchbrechen?


    Nachdenkliche Grüße
    Fio

  • Hallo,


    manchmal ist eine stationäre Therapie der einzige Weg ... ich gehe davon aus, dass das Testen diesen aufgezeigt hat ... ist aber auch schwer für die Angehörigen, auf jeden Fall. Und auch für den betroffenen Jugendlichen.


    Zu Familienstrukturen --- ja, es ist wirklich so, dass nicht nur manche Krankheiten genetisch vererbt werden, sondern auch Strukturen und Traumen.
    Irgendwo habe ich diesbezüglich einige Links/Literatur, wenn es dich interessiert, suche ich sie raus.
    Der Weg da raus ist, glaube ich, ein Prozess, der über Generationen stattfinden muss.
    Ein Prozess der Selbsterkenntnis und Reflektion gekoppelt mit dem ausgeprägten Willen, an sich selbst zu arbeiten und, so weit es einem bewusst möglich ist, bestimmte Rollen zu durchbrechen, anders zu reden, anders zu handeln als so, wie es "schon immer so gewesen ist", so wie man es in der Familie gelernt hat.
    Nicht einfach, ein Weg, der voller Rückfälle und schwere Zeiten sein kann. Aber machbar, gehbar.


    Alles Gute für Euch.

  • Hallo Fiocca, ich habe dies auch durch, das war sogar der Grund, warum ich hierher gefunden hab.
    Wenn du mehr wissen möchtest, gerne per PN.


    LG Padde

  • So, jetzt habe ich mal wieder den Kopf, um hier weiter zu schreiben...


    Hallo Foris,


    mein Nichte war vergangene Woche für ein paar Tage bei mir.
    Uff.... Mädchen in der Pubertät.... :ohnmacht:


    Aktuell ist es so, dass sie die Ritzerei nicht mehr macht. Das was sie bisher angerichtet hat wird für immer sichtbar bleiben.
    Warum sie das angefangen hat?
    "Andere machen das ja auch. In meiner Klasse total viele. Wollte das mal ausprobieren".... :radab


    An dem Punkt konnte ich ihr nur ins Gewissen reden, dass sie sich ihre Zukunft verbaut, dass es nicht "cool" ist, dass zu tun, dass es immer sichtbar bleiben wird und der Tag kommt, an dem sie das bereut etc.



    Nächster Punkt - ihr Äußeres.
    Okay - sie will Aufmerksamkeit. Dies wird auch äußerlich sichtbar.
    Aktuell trägt sie einen Dehnungsring im Ohr. Ja genau, die Dinger, die dann irgendwann so hässliche Löcher hinterlassen.
    Ebenso bekommt sie wohl ein Nasenpiercing wenn sie 14 ist.
    Wer das erlaubt? Meine Schwester... :ohnmacht:
    Und nein, ich bin nicht konsequent gegen Piercings. Soll jeder tun wie er will. Meins ist es nicht. Aber ein Mädel mit 14, welches sich gerade eh in einer schwierigen Phase befindet ist für mich definitiv zu jung dafür. Und es soll auch nicht einfach nur so ein kleiner Stecker auf dem Nasenflügel sein, nein, Madam möchte einen - ich sag immer Ochsenring :radab


    Gut, auch hier wieder mein Appell an später zu denken etc.
    Absolut resistent bzgl. Meinungen von aussen. Sie will ja mal Tätowiererin werden und das ist cool....
    Ebenso habe ich meiner Schwester ins Gewissen geredet.
    Leider stosse ich diesbzgl. auf taube Ohren - sie hätte das ja in dem Alter auch gehabt und sie findet das so süss. :kopf
    Tja, was will ich dann noch ausrichten?
    Ich hoffe, das meine Meinung bei meiner Nichte noch ein wenig nachwirkt.


    Ansonsten steht sie auf der Warteliste für eine stationäre Therapie.
    Wie ich dem gegenüber stehe - hm... zwiegespalten mittlerweile.
    Einfach weil ich ihm Gespräch mit ihr mitbekommen habe, wie das zwischen den Mädels mit denen sie zu tun hat gewertet wird.
    Mir kommt es vor, als wäre das alles irgendwie schick und cool und danach tauscht man sich dann eben aus - hey, ich war da und da etc.pp.
    Aber gut. Das dauert noch ein wenig bis dahin.


    Fakt ist, zuhause werden definitiv zu wenige Grenzen gesetzt. Meine Schwester ist in meinen Augen zu wenig streng.
    Das habe ich ihr auch so gesagt und auch noch mal appelliert, unbedingt Unterstützung durch das Jugendamt in Form von Erziehungshilfe etc. zu holen.
    Sie lässt das alles immer schleifen und findet dann hier ne Ausrede und da ein Argument warum sie das bis jetzt noch nicht angegangen ist.
    Das mit anzusehen ist kaum auszuhalten. Aber ich muss an manchen Stellen einfach loslassen...



    Puh...es ist echt schwierig, das Richtige zu tun, bzw. überhaupt was zu tun.
    An welchen Stellen muss man akzeptieren und wo muss man weiter dranbleiben?
    Ich habe einfach Angst, dass meine Nichte sich weiter in die falsche Richtung entwickelt...



    Und in den Tagen die sie hier war wurde mir echt bewusst, wie anders die Mädels heutzutage sind...
    Erschreckend manchmal. Da sitzt ein 13jähriges Mädchen, dass redet wie ne Große, aussieht wie 17 und so gar nix mehr von "Mädchen" hat.


    Danke fürs Zuhören!
    Und evtl. gibts ja noch den ein oder anderen Tipp von Euch....


    :thanks: