Wie dem Kind die Trennung erzählen

  • Hallo
    Mein Mann und ich sind uns unsicher wann und wie wir es unsere Tochter sagen sollen das der Papa ja bald auszieht.
    Sie ist im Februar drei geworden.
    Klar bekommt sie schon mit das nicht mehr alles ist wie immer obwohl wir uns doch viel Mühe geben und der Alltag doch ziemlich gleich ist wie vorher.
    Freue mich auf eure Tipps uns Ratschläge.
    Schönen Sonntag euch

  • Ich glaube das wann ist weniger entscheidend als das wie. Ich finde es immer ganz wichtig, dass beide Eltern bei so einem Gespräch dabei sind, dann fühlt sich niemand ausgeschlossen. Ich würde es wahrscheinlich erst kurz vorm Auzug machen, nicht dass das Kind über einen längeren Zeitraum denkt, gleich passiert´s oder daran arbeitet das zu verhindern. Obwohl ich nicht recht einschätzen kann, was im Kopf eines 3 jährigen Kindes dann vorgehen würde.


    Es gibt auch ein paar ganz nette Bilderbücher zum Thema. Wir hatten damals "Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße".


    Wichtig finde ich auch, dass man ein gemeinsames Konzept hat, was man dem Kind mitteilen kann.


    Dir auch einen schönen Sonntag...

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Kommt auch drauf an, ob gerade 3 geworden oder fast 4 Jahre. Normalerweise geht der Zeitbegriff eines Dreijährigen höchstens über zwei, drei Tage - Wochen kann so ein Kind sich gar nicht vorstellen :-)
    Ich würde eher dazu tendieren, die neue Lebenswelt des Papa mit einfließen zu lassen - bei uns hat der Vater der Kinder dann hier im Computer nach Wohnungen gesucht und die Kinder haben mitgeschaut ( sollen dann ja auch da mitwohnen ) und dann kann man dabei drüber reden .... ich wäre nicht so ein Freund von einem Gespräch, wo beide Erwachsenen dasitzen und dem Kind in einer emotional aufgeladenen Situation dem Kind mitteilen, der Papa zieht aus und auf seine Reaktion warten, die dann ziemlich sicher dramatisch ausfällt ..... das kann man einfacher gestalten glaub ich.
    Vor allem, weil das Kind die Folgen nicht wirklich übersehen kann in dem Alter.


    Besser, wenn der Papa sagt, ich mag jetzt wo anders wohnen und für dich besorgen wir da ein Bett und neues Spielzeug :-)


    Und auch gut ist, wenn der Papa schon vorher immer mal wieder ein paar Tage weg ist, dann kann sich der neue Lebensrhythmus schon ein wenig einspielen.

    Das Leben passiert jetzt :rainbow:

  • Hach ja, es gibt schönere Aufgaben im Leben... :heul


    Also, unser Sohn war bei der Trennung 4 Jahre und wir haben folgendes gemacht: Wir haben ihn relativ kurz vorher (zwei Wochen oder so?) in die Umzugsplanung involviert - vorher macht es keinen Sinn, finde ich, Gründe wurden schon genannt.
    Es gab kein "ernstes Gespräch", sondern wurde halt so erzählt. Wir sind vor den Umzügen dann mal zu dritt in die beiden neuen Wohnungen (wir haben die gemeinsame Wohnung damals aufgegeben), und Kind durfte mit dem jeweils einen Elternteil die neue Umgebung des anderen "erforschen", also, z.B. mit Mama den coolen Spielplatz im Garten von Papas neuer Wohnung entdecken usw. usf. also quasi versucht, als Eltern die Wohnung des jeweils anderen mit positiven Eindrücken zu belegen. (Ja, das hat Kraft gekostet, falls sich det jetze eener hier fragt. ;) )


    Was für uns ganz wichtig war: für das Kind wurde die Trennung damals als rein organisatorische Entscheidung zwischen uns Erwachsenen kommuniziert: "Bei Großen ist das manchmal so, dass sie nicht mehr miteinander wohnen. Und wegen Arbeit und Kita etc. ist es praktischer, dass Du in der Woche bei Mama wohnst. Und dann bist Du auch ganz oft bei Papa." Punkt. Basta. Wir haben ein Beispiel von einer sehr "ruhigen Trennung" im Bekanntenkreis - die haben wir "schamlos" benutzt, um dem Kind zu sagen: "...wie bei XY".


    Ich habe mal in nem anderen Forum was - wie ich finde - sehr Schlaues gelesen: Dass man nämlich vermeiden sollte, zu sagen, Mama und Papa haben sich nicht mehr lieb. Weil ein (Klein-)Kind ja noch nicht zwischen der Elternliebe und Liebe zwischen Erwachsenen unterscheidet, d.h. das Kind fragt sich dann: wenn Mama und Papa sich nicht mehr lieb haben, haben die dann auch irgendwann mal mich "einfach nicht mehr lieb".


    So, also, mein Tipp: Die Entscheidung an sich so nüchtern und organisatorisch wie möglich kommunizieren, "erwachsen" bleiben, eigene Ängste dem Kind nicht zeigen, das Augenmerk auf das Positive lenken: das neue Zimmer bei Papa, der tolle Spielplatz, der spannende Umzug (LKW packen ist so was Spannendes!!! :D ), möglichst schnell "einrichten" in den neuen Abläufen (ja, auch das kostet Kraft. Das kann man als Elternteil dann abends hier und mit nem Glas Rotwein verarbeiten - auf keinen Fall vor'm Kind).


    Was bei uns noch wichtig war (das kommt auber stark auf Eure Situation und Kommunikation an): Wir wohnen jetzt nur ca. 15 min Fußweg auseinander, d.h. Umgang ist bei uns einfach zu organisieren. Wir haben am Anfang, bevor sich alles eingependelt hatte, den Umgang sehr flexibel gehandhabt - für uns war klar: gerade in der Anfangszeit so viel Umgang wie irgend möglich, auch unter der Woche für eine Nacht, auch mal spontan auf Wunsch des Kindes etc. - damit der Kleine nicht fürchtet, dass er seinen Papa verliert.
    Dann natürlich sensibel auf's Kind achten, vor allem, ob es Schuld auf sich nimmt. Das machen Kinder oft und da müssen beide Eltern gegensteuern (und nicht gegeneinander!).


    Das sind so mein Erfahrungen - die Trennung ist jetzt zwei Jahre her und ich sag mal: es hat so für uns funktioniert. Man sollte sich nichts vormachen: Eine Trennung macht immer etwas mit einem Kind und die Gefühle von Verlust und Trauer muss man als Eltern dann auch aushalten. Aber ob das ganze zum Trauma wird, das liegt in Eurer Hand.


    Alles Gute für Euch! (Und sorry für den Roman, aber das Thema liegt mir am Herzen...)