Zähne zeigen - was bedeutet das?

  • Zitat

    Wie will der Junge mal zurechtkommen, wenn Papa immer alles entscheiden und der Junge sich immer unterordnen muss. Gehört dazu nicht auch ein bißchen, dass wir den Kindern bei bringen "Zähne" zu zeigen.


    Das war eine Frage in einem anderen Thread - mich würde interessieren, was das für Euch bedeutet, den Kindern beizubringen, Zähne zu zeigen und wie Ihr das hinbekommt bzw. hinbekommen habt ... wo ist für Euch der goldene Mittelweg zwischen absoluter Unterordnung und Laissez-faire?

  • Zitat von »musicafides« Zitat von »kügelchen« Gehört dazu nicht auch ein bißchen, dass wir den Kindern bei bringen "Zähne" zu zeigen.


    Was verstehst Du denn darunter? Das frage ich aus ehrlichem Interesse, es ist nicht nur rhetorisch gemeint ... sprengt aber vielleicht die laufende Diskukssion



    Also ich persönlich verstehe darunter, dass Kind nicht wie ein folgsames Lamm jeden Befehl und Ansage ausführen muss. Natürlich muss sie hören im (Straßenverkehr, Einkauf etc). Aber mir ist hier wichtig, von wem muss ich mir etwas sagen lassen und von wem nicht. Diese Unterscheidung muss auch erst gelernt werden.
    Es ist auch wichtig, dass Kinder meiner Meinung fragen stellen dürfen. Kritische Fragen. "Warum verhältst du dich jetzt so und so? Ist das gerade richtig, was du da machst? brich nicht bedingungslos gehorchen. Lieber erkläre ich meinem Kind, warum etwas gemacht werden muss und wieso, als das sie alles still und stumm macht ohne ihr "Gehirn" einzuschalten. Und wie lernen Kinder das am Besten? Mit ihren Eltern. Ich lasse Püppi mal in meinen Augen "Lappalien" die für sie aber so entscheidend wichtig sind auch mal gewinnen. Zum einen um für das zu kämpfen, was sie will und Argumente zu finden. Menschen versuchen verbal zu überzeugen NICHT überreden, anbrüllen oder drohen. Sondern durch Argumente. Kann sein, dass das auch Therapie bedürftig ist, aber ich bin der Meinung, dass man nur gut durch die Welt kommt, wenn man sie versteht, dass heißt Fragen stellen und auch mal sagen "Nö, warum sollte ich jetzt das tun".

  • Im positiven Sinn: Ein Kind, was aufgrund seines gesunden Selbstwertgefühls stark genug ist, um klar NEIN zu sagen und seine Meinung vertreten kann ohne Angst dadurch abgewertet zu werden. "NEIN" also z.B. zu ungesunden Gruppenzwängen.


    Im negativen Sinn: unnötige Aggressionen, Drohgebärden ohne die Fähigkeit zu kommunizieren.

  • Bezüglich meines Erziehungsansatzes hast du ja inzwischen denke ich, einen ganz guten Durchblick :-)


    Jetzt ganz speziell das Unterordnen, da gibt mir zu denken, was ich schon öfter gelesen habe: Bis zum Teenialter sind die Führungspersonen die Eltern, die Rolle der Eltern wird aber zunehmend durch gleichaltrige abgelöst. Insofern muss man sich, wie hier schon angedeutet, nur überlegen, welche Position / Rolle man sich für sein Kind in einem Gefüge Gleichaltriger wünscht. Ich sehe ebenfalls die Gefahr der Opferrolle, des Mitläufers, speziel für Mädchen gilt dann das auch oft noch in der Ehe, dass sie unbewußt diese Rolle einnimmt.
    Insofern sollten Kinder früh lernen , ihren Standpunkt in einem gesellschaftlich aktzeptablen Rahmen , zu vertreten und durchzusetzen.

  • Insofern sollten Kinder früh lernen , ihren Standpunkt in einem gesellschaftlich aktzeptablen Rahmen , zu vertreten und durchzusetzen


    Was ist denn für Dich ein gesellschaftlich akzeptabler Rahmen? Welche Mittel sind adäquat, um den eigenen Standpunkt in diesem Rahmen durchzusetzen?

  • Es ist doch wichtig, dass Kinder lernen zu begründen, warum sie etwas wollen mit Argumenten und nicht ich brülle rum oder "stelle mich an wie das Kind im Dreck". Argumentation finde ich wichtig, da man selber gezwungen ist, durch die eigene Argumentation sich mit dem Thema auseinander zu setzen und es hilft sich selbst zu reflektieren. Auch Bedürfnisse zu äußern und den Mut haben diese zu kommunizieren ist doch wichtig beinahe lebenswichtig. Immer nur den Kopf einziehen ist auf Dauer ungesund. Körper, Geist, Selbstwertgefühl etc. Meine meinung

  • Naja, eben nicht schreien, hauen, beschimpfen, unhöflich sein, sondern bspw argumentieren. Ich erlebe oft, wie Kinder eigentlich gute Kompromisslösungen vorschlagen, oder gut argumentieren können, warum jenes oder dieses auch gut ist, oder Angebote unterbreiten, die aber oft gar nicht gehört werden, weil ET Angst haben, ihre Machtposition zu verlieren, oder das es ausgenutzt wird oder ähnliches.
    So bin ich bspw sehr konsequent, ein Nein, bleibt ein Nein, aber wenn ich merke, dass es gerade ein echtes Bedürfniss ist und ich vielleicht nur vorschnell Nein gesagt habe, weil ich nicht gut drauf bin und er mir aber gute Argumente liefert, weiche ich auch wieder ab. wenn ich schwanke, kann er argumentieren, bzw wenn ich ein Verbot ausspreche, weil ich eine Folgehandlung befürchte, dann sagt er bspw Mama, ich halte mich auch gut fest und passe auf, oder Mama, ich warte auf jeden Fall an der Ecke auf dich, dann hebe ich das Verbot gegen Vertrauen auf.
    In Bezug auf gleichaltrige ermutige ich ihn , klar seinen Standpunkt zu vertreten und Nein zu sagen ( Zunächst mit Blickkontakt, Stopp Geste, Notfalls darf er den Arm des anderen Kindes festhalten um die Aufmerksamkeit zu bekommen, nicht gehauen zu werden etc) Oder auch bei Verwandten. Er muss sich nicht küssen lassen. Er darf dann höflich laut und klar sagen, dass er das nicht möchte.


  • Was ist denn für Dich ein gesellschaftlich akzeptabler Rahmen? Welche Mittel sind adäquat, um den eigenen Standpunkt in diesem Rahmen durchzusetzen?


    Höfliche, sachliche, aber absolute deutliche Kommunikation.


    Bei uns läufts so, dass die Jungs nicht sagen dürfen - boah Alte du spinnst, dass mach und will ich nicht. Aber sie dürfen sagen - Mutti, mir gefällt es überhaupt nicht was du von mir willst aus den und den Gründen.


    Da höre ich zu und wir diskutieren, Du siehst bei uns gehts demokratisch zu, sicherlich mit dem negativen Aspekt dieses Erziehungsstils des Diskutierens, aber wir quatschen alle gerne. :D


    Trotz allem gibts irgendwann den Punkt wo ich dann sage, sorry alles tanzt nach meiner Pfeife, weil ich jetzt der Boss bin. :D

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Trotz allem gibts irgendwann den Punkt wo ich dann sage, sorry alles tanzt nach meiner Pfeife, weil ich jetzt der Boss bin.


    Das ist wohl das Thema "Grenzen setzen". Oft sehr mühsam, aber für mich unabdingbar, weil soziale Kompetenz für mich eben auch bedeutet, selber ein Gespür dafür zu entwickeln, wann man auf andere hören sollte und wann Dinge verhandelbar sind. Manchmal muss es - bei aller Liebe zum Diskutieren - ausreichen, zu sagen: weil ich es jetzt so möchte.

  • Trotz allem gibts irgendwann den Punkt wo ich dann sage, sorry alles tanzt nach meiner Pfeife, weil ich jetzt der Boss bin.


    Irgendwann habe ich gesagt, hier herrscht Faschismus, MEINE Regeln sind zu beachten.
    Aber so oder so, im Pubi-Alter ist das mit dem diskutieren und Argumente austauschen nicht mehr so einfach :pfeif


    Ansonsten, wie auch weiter oben beschrieben, muß das Selbstbewußtsein da sein, dann kommt imo der Rest automatisch.


    Der Ausdruck "Zähne zeigen" kommt mir ein Stück weit zu aggressiv vor.


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

  • Ja, selbst bei mir gibt's einen Diktaturbereich: Den Straßenverkehr, allerdings wird das im Umkehrschluss auch gar nicht hinterfragt. Ein Kind, was sich immer unterordnen muss, fühlt sich gegängelt, revoltiert, Strafen werden härter, Kind geht noch härter gegen an und in der Pubertät explodierts dann ( entweder in die Opferrolle oder in die jetzt zeig ichs dir Rolle)
    Aber selbst in einer Diktatur kann man begründen, kurz und knackig und damit das Kind als gleichwertig behandeln: Ich möchte das so, weil ich Angst um dich habe, oder Ich möchte das, weil das etwas ist, was du wirklich nicht einschätzen kannst.

  • babbe, ich hab zwei pubertierende Jünglinge. Was meinste was ich manchmal für Schweissperlen von der Stirn tupfe und theatralisch in mich reinseufze, erinner dich das du sie ja doch liebst. :D

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Der Ausdruck "Zähne zeigen" kommt mir ein Stück weit zu aggressiv vor.


    ... mir auch, deswegen hatte ich ja ursprünglich nachgefragt. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass Kinder mit der Zeit lernen, ihr Handeln erklären und Kompromisse aushandeln zu können, anstatt um sich zu hauen und andere zu schlagen.

  • babbe, ich hab zwei pubertierende Jünglinge. Was meinste was ich manchmal für Schweissperlen von der Stirn tupfe und theatralisch in mich reinseufze, erinner dich das du sie ja doch liebst.


    Ich höre immer wieder, bei Mädchen ist´s schlimmer. :Hm


    Wie ich pubertiert habe, habe ich gar nicht mehr geredet, war stinkfaul so das meine Eltern dachten ich wäre eine Pflanze :D


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

  • Naja die Söhne sind auch nur die Kinder dieser Mutter.... :D


    Wobei mein Ex auch unheimlich kommunikativ ist, der redet ebenfalls von früh bis spät. Also haben sie es doppelt bekommen. :D

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    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • musicafides: Ja, das stimmt, aber da muss noch etwas anderes mitberücksichtigt werden. Das können die Kids eh erst ab einem gewissen Alter lernen, unabhängig von der Erziehung , weil Empathie und Impulskontrolle noch nicht ausgreift sind. Gerade die impulskontrolle kann bis zum schulalter noch ein Problem sein. Zur Empathie sind sie meißt so zwischen 3,5 und 5 fähig. Daher ja auch der häufige Ansatz, dass die körperliche Entladung, die unweigerlich bei einem Wutanfall stattfindet, in Fußaufstampfen, Wutkissen oder "schieben" umgeleitet wird.


    Ein weitere Punkt gegen die Unterordnungserziehung. Wird ein Kind in seinen Gefühlen, in seiner Wut nur ausgebremst, wie soll es das dann lernen. Gefühle kann es auch nur durch Erfahrung lernen und benennen ( sowohl Gefühle bei den ET als auch bei sich selbst) Hinzu kommt die Vorbildfunktion.

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  • Ein weitere Punkt gegen die Unterordnungserziehung. Wird ein Kind in seinen Gefühlen, in seiner Wut nur ausgebremst, wie soll es das dann lernen.


    Bewusst plakativ formuliert: Am besten, die Kinder dürfen mal so richtig die Sau rauslassen, vielleicht sogar die Wohnung zerlegen, dann diskutiert man mit ihnen, warum das nicht in Ordnung war und schon haben sie gelernt, mit ihrer Wut umzugehen - oder wie war das gemeint?

  • Ich habe es schon so manches mal bereut, dass ich mein Kind zu einem diskussionsfreudigen, selbstbewussten Menschen erzogen habe. Einen rhetorisch nicht so begabten Menschen stampft der in Grund und Boden, der redet einen quasi Tod. :dribbel Dabei kann er auch böse, ungerecht werden und unter die Gürtellinie gehen. Die Grenzen sind hier fließend und ich weise ihn schon darauf hin, dass es nicht schön ist kränkend zu werden.



    Allerdings gibt es auch bei mir Sachen, da lohnt keine!!! Diskussion. Zum Bespiel, dass er innerhalb eines Halbjahres 5 Verspätungen hatte, obwohl der Schulweg 100 Meter beträgt. Irgendwann hört der Spaß auf, ausgeprägtes Selbstbewusstsein hin oder her. Da werde ich bösartig und diktatorisch.

  • Nein, natürlich nicht. Um Gottes Willen. Aber: Jemand der nach dem Prinzip Unterordnung erzieht, wird in der Regel solche Gefühle unterbinden und Strafen. Doppelt, sowohl die Tat als auch den Gefühlsausbruch. Seine Sichtweise ist, das Kind will sich wieder setzen und ihm wehtun. Durch Gewalt seinen Willen erzeugen. ( Wahrscheinlich weil er selbst so denkt) Im Grunde wird aber Gewalt mit Gewalt beantwortet. In anderem Sinne. er nutzt seine Machtposition. Das Kind hat aber im Grunde nichts gelernt.
    Der richtige Weg ist aber Empathie. ( Ich rede jetzt mal von einem jüngeren Kind, denn da besteht ja eher die Problematik) Zunächst muss man einmal sehen: Das Kind kann nicht anders. Je jünger, desto weniger erlernt ist Empathie und Impulskontrolle. Seine Gefühle, die er eventuell noch nicht zu benennen mag, entladen sich in den körperlichen Impuls. im Grunde ist es eine Form der Kommunikation. ER will dir etwas sagen.


    Kommt es also zum Hauversuch, weiche ich dem aus, oder stoppe seinen Arm, schaue ihm in die Augen und sage bspw Stopp, ich mag nicht gehauen werden. Das tut mir weh. Dann spiegele , ich, verbalisiere ich seine Gefühle und übersetze das Hauen. Bspw Du bist jetzt echt wütend auf mich. Du wolltest einen Pudding und darfst keinen. Ich habe dich verstanden. Aber hauen will ich nicht. Wir können schieben, du kannst mit dem Fuß aufstampfen, atme tief ein, geh kurz raus und lass deine Wut raus ( setz ein, was du magst), dann können wir reden.
    Ich übe noch ( und lese GFK mit Kindern)
    Mit anderen Kindern, dicht bei sein, hauen unterbinden und übersetzen: Du möchtest auch gerne das Auto haben, dann frag... Mit der Zeit lernen sie es. Immer besser. Meiner hat sich inzwischen immer öfter so unter Kontrolle, dass er in die Luft haut oder so, denn das ist das Problem, bis sie die Impulskontrolle haben, muss man ihnen im Grunde ein Ventil der körperlichen Übertragung lassen.


    Bei Unhöflichkeiten, schreien:


    Ich möchte, dass du höflich mit mir sprichst. So können wir nicht reden.
    Ich möchte, dass du aufhörst zu schreien. ( Wenn nicht aufgehört wird) Mir tun die Ohren weh, ich muss jetz kurz mal rausgehen, ich komme gleich wieder und dann reden wir.


    Wichtig ist ebenfalls, dass du im Grunde überzogen deinen Umgang mit Wut darstellst. Und deine Gefühle benennst, Trauer, Wut, etc.


    Im Grunde hilft es immer wieder, wenn man sich vorstellt, wie man selber behandelt werden möchte.

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  • Zitat von »babbedeckel« Der Ausdruck "Zähne zeigen" kommt mir ein Stück weit zu aggressiv vor.


    Ich habe den Ausdruck nur benutzt, weil ich so Püppi letztens erklärt habe, warum unser liebste Hund der Welt an einen stürmisch auf ihn zu rasenden, ach spiel doch mit mir- Hund angeknurrt hat.


    "Halt hör zu jeder Mensch hat eine Grenze und Tiere auch. Wauzi fand das nicht gut. Er hat den Kopf geduckt und gesagt lass mich in Ruhe. Der andere Hund hat es nicht verstanden und daher hat Wauzi eben kurz die Zähne gezeigt und dann war auch gut"


    Das hat nichts mit aagressiv zu tun, nur das man halt nicht mehr so dezent seine Grenze aufzeigt, sondern auch mal ein wenig deutlicher und bestimmter wird. Nicht mehr und nicht weniger.