Kindsvater muss evtl. ins Gefängnis bzw. ist es momentan...

  • Hallo,


    der Vater meiner Kleinen ist momentan für 40 Tage im Gefängnis, weil er über längere Zeit ein Bussgeld nicht bezahlt hatte... :rolleyes2: Und er wurde außerdem wg. Betrugs zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Dagegen legte er Berufung ein, deswegen wurde es bisher noch nicht vollzogen.


    Meine Tochter ist erst 3 Jahre alt und fragt zum Glück noch nicht groß nach, aber ich mache mir Gedanken, wie ich es ihr erklären soll, wenn er dann wirklich mal einige Jahre im Gefängnis ist?
    Wie seht ihr das? Hat viell. jemand die gleiche Erfahrung machen müssen?

  • Hall JDG84,


    das ist allerdings ein hartes Brot für Dich und die Verantwortung, die Du dafür mit trägst. Puh. Ich selbst bin nur einen Bruchteil Eurer Geschichte damit konfrontiert, insofern, dass eine gute Bekannte (die Kind auch sehr mag) inhaftiert wurde. Da war Kind 4. In unserem Fall habe ich tatsächlich zu einer kleinen Änderung der Geschichte gegriffen und erklärt, dass sie in einer Klinik ist. Mit dem Begriff konnte er etwas anfangen, wusste, dass das auch dauern kann, dass jemand wieder kommt und man nicht mal eben da vorbei rauschen kann. Zum Glück kamen da nie wirklich weitgehendere Fragen. Und trotzdem habe ich natürlich bewusst so entschieden. Ich hätte es ja auch mit der Wahrheit halten können und sgar die Gründe hätte ich nennen können, da sie für ein Kind nicht überfordernd gewesen wären. Aber ich habe den anderen Weg gewählt. Zum Schutz meines Sohnes vor anderen. Man muss dazu sagen, dass er da auch neu in einem KiGa war, wir gerade Kontakte aufbauten etc...


    Und da komme ich zu Euch. Ich habe mehr nach dem Umfeld entschieden, ein Umfeld das diese Dame gar nicht kennt, wo es keine Querverbindungen gibt... Wie ist das bei Euch? Wissen Familie, Nachbarn, KiGa und kiGa-Eltern dann, dass er in Haft ist? Dann würde ich es definitiv nur mit der Wahrheit versuchen. Töchterchen hat Papa so oder so lieb, sie will nur verstehen, warum er nicht da ist. Da würde ich sie nicht in die Rolle der einzig Unwissenden stecken, die aber wohl mit bekommt, dass das Umfeld ihr gegenüber das Thema wechselt wenn sie den Raum betritt. Das merkt sie auf jeden Fall und verunsichert enorm.


    Ist die Inhaftierung im Umfeld unbekannt und soll es bleiben, finde ich es falsch ein Kind zum Mitwisser zu machen und dann stets auf der Hut zu sein, dass es sich nicht verplappert. Womöglich dem Kinde noch Redeverbot erteilen. Geht gar nicht. Noch habt ihr das Glück, dass sie also bei voller Strafe 5 wäre wenn er entlassen wird, da könnte man die Wahrheit auch ein ein kleines bißchen verschleiern.
    Dabei geht es mir nicht darum, dass Ihr Euch als Familie schämen müsst dafür, sondern, um das Kind vor dem Umfeld zu schützen. Davor, dass andere Kinder es meiden oder andere Eltern ihre Kinder nicht mit Eurer Tochter spielen lassen wollen. Sie ist die Letzte, die das ausbaden sollte.


    Ich wünsche Dir auf jeden Fall starke Nerven für das was evtl. kommt und die nötige Weisheit und das Quentchen Glück das Beste fürs Töchterchen zu entscheiden.

    LG Sankofa



    Mit dummen Menschen zu streiten ist wie gegen eine Taube Schach zu spielen.
    Egal wie gut Du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf
    das Brett kacken und herum stolzieren als hätte sie gewonnen.

  • nun ob Kinder die Sagen mein Vater ist in einer Klinik , unbedingt geschützer sind weiß ich nicht .... vorallen wenn die anderen kinder merken das es nur die halbe wahrheit ist .....


    Längere Klinik aufenhalte über jahre werden ja meist mit "Verrückt" sein Assoziiert , also als ich nen kind war , wurden eher die bekanten orte solcher einrichtungen für beleidiungen benutzt als die für JVAs

  • Da hast Du vollkommen Recht, die Klinik war es in unserem Fall und das war bei uns auch völlig problemlos mit der Situation und dem Umfeld vereinbar. Das sollte nicht bedeuten, dass ich der TS genau diese Weiche für ihre Situation vorschlagen möchte.

    LG Sankofa



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  • Ich hab das durch. Juniors Vater war (seit Junior auf der Welt ist) 2x inhaftiert. Einmal von vor Juniors Geburt bis ca. 18 Monate alt, das zweite Mal von ungefähr 3 Jahre bis kurz vor 5 Jahre. Bei der ersten Haft hat Junior noch nicht wirklich mitbekommen, was da los ist. Bei der zweiten hat er dann schon Fragen gestellt, wo Papa ist. Ich hab ihm dann erklärt, dass sein Papa recht weit weg arbeitet und deshalb nicht oft kommen kann (er hatte Urlaubswochenenden und Ausgänge). Die Erklärung hat er verstanden und akzeptiert. Ich hab den Kleinen einmal mit zum Besuch genommen, da war er 8 Monate alt, das würde ich nie im Leben mehr machen.

  • Es weiß nur seine Familie, bzw. nur ein Teil davon, dass er momentan im Gefängnis ist. Darüber geredet wird nicht, zumindest nicht in meinem Beisein. Meine Familie weiß, dass er zu 2 Jahren verurteilt wurde, aber die sind ja noch nicht vollzogen worden. Dass er momentan wg. etwas anderem inhaftiert ist, wissen nur ein Paar in meinem Umfeld. KiGa usw. wissen nichts, aber damit hat der KV nichts zu tun, er besucht seine Tochter momentan eh nur alle 3-12 Wochen ca., jetzt war er schon seit 3 Monaten nicht mehr da..


    Sie fragt so schon immer mal nach ihm, ich sag dann meist, er ist arbeiten oder ausweichend er kann gerade nicht kommen, momentan fragt sie noch nicht da, aber das wird sich sicher recht bald ändern. Und ich habe jetzt schon kein gutes Gefühl dabei, sie zu belügen. (er arbeitet nicht, und meist liegts am Geld,dass er die Kleine nicht besuchen kommt)


    Als er mal eine zeitlang in einer Klink war, war sie noch zu klein, um danach zu fragen

  • Für die Situation jetzt 40 Tage und mit den wenigen Verbindungen zu den sozialen Kontakten des Kindes würde ich da nicht mit der Gefängnisgeschichte bei ihr ankommen. Ich gehe mal davon aus, dass sie auch noch gar keine Vorstellung von Gefängnis hat, was Du also dann auch noch irgendwie erklären müsstest. Mach Dir da wegen des "Lügens" nicht so einen Kopf. Es gibt in dem Alter schon so einige Situationen, wo die halbe Wahrheit der bessere Weg ist - und zwar fürs Kind. Und wenn sie das eh nicht anders kennt als dass er unregelmäßig oder auch mal lange nicht kommt, dann lohnt es schon dreimal nicht ein Fass aufzumachen.


    Bei der 2jahres-Sache sieht das natürlich anders aus.


    Worauf man ein bißchen aufpassen kann/sollte (wurde mir in einem anderen Fall im Bezug auf den Umgang bei der betreffenden Thematik mit dem Kind von Fachkreisen empfohlen), ist dass man nicht versucht das Thema zu vermeiden, weil es einem selbst unangenehm ist, weil man Angst vor Fragen hat etc. Ich war selbst neulich in der Situation es nicht mit der Wahrheit halten zu KÖNNEN. Zum Wohle des Kindes. Und diese Fachleute hatten Recht. Ich habe immer gehofft, dass mein Sohn das Thema nicht anspricht, habe nur kurz und bündig geantwortet, gerne und schnell auf was anderes gelenkt, war schnell angespannt wenn es ums Thema ging... und das merken die natürlich. Da die eigene Lockerheit zu finden ist eine ordentliche Aufgabe. Man muss die Angst vor dem "Lügen" und vor den eventuellen Fragen überwinden. Am Anfang hat es mich wirklich Überwindung gekostet das Thema auch mal von mir aus anzusprechen, einfach um es so wie es im Normalfall wäre, im Alltag zu haben. Aber dann habe ich immer mehr durch meinen Sohn erfahren, dass tatsächlich ICH diejenige bin, die das Problem ist. Er hat gar nicht so viel gefragt und schon gar nie meine Angstfragen gestellt, er war mit viel weniger zufrieden als ich jemals dachte.


    Wenn es zu dieser 2jahres Strafe kommen sollte, macht es vielleicht Sinn, dass Du Dir eine Unterstützung an die Seite holst. Ganz konkret für Dich im Umgang mit der Kleinen und dem Thema. Leider hab ich da jetzt nicht spontan eine Organisation im Hinterkopf, aber grundsätzlich ist das eine Option, die man nicht vergessen sollte.

    LG Sankofa



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  • Du musst halt gut abwägen, ob deine Tochter mit der Wahrheit klar kommt. In dem Alter erzählen sie doch recht viel und v.a. ungefiltert, das kann (gerade wenn es nicht jeder weiß) schon zu Probleme führen. Kinder hänseln da recht gern und Erwachsene sind da auch nicht unvoreingenommen, auch wenn die Kleine nichts dafür kann. Weiß deine Tochter, was ein Gefängnis ist und weshalb man dort ist? Mein Sohn wusste das z.B. recht früh, einfach weil er sich unheimlich für Polizei, etc. interessiert. Ich hab ihm auch erklärt, dass es verschiedene Gründe haben kann, wegen denen man in Haft kommt. Seine Schlussfolgerung war jedoch "Stehlen darf man nicht, jemanden verletzten auch nicht. Wer das macht ist böse. Also sitzen im Gefängnis böse Menschen." Hätte er jetzt gewusst, dass sein Vater im Gefängnis sitzt, hätte er mit Sicherheit geschlussfolgert "Papa ist böse." Und das ist so ziemlich das Letzte, was ich meinem Sohn mit auf den Weg geben will.


    Wenn die 2 Jahre eh noch nicht feststehn, würde ich erstmal gar nichts sagen. Und selbst wenn es bei dem Urteil über zwei Jahren bleibt, heißt das nicht, dass er automatisch zwei Jahre absitzen muss. Es gibt die sog. 1/2- und 2/3-Strafe, das bedeutet, er kann nach einer gewissen Zeit Haftprüfung beantragen. Dort wird dann festgestellt, wie er sich geführt hat und ob er nach der Hälfte oder 2/3 der zu verbüßenden Strafe mit Bewährung entlassen werden kann. Während eigentlich jeder Haftstrafe (ziemlich egal weshalb) soll ja eine Resozialisierung stattfinden, also Ausgänge (meistens am Wochenende ein paar Stunden) und irgendwann auch Urlaube (überwiegend Wochenenden). Wenn er in der JVA Arbeit findet, dann geht das ganze sogar noch ein bisschen schneller und er wird vielleicht sogar Freigänger, muss also nur zum schlafen in die JVA und kann an den Wochenenden nach Hause.


    Wenn der KV eh so selten zu Besuch kommt, würde ich warten bis etwas konkretes feststeht. Jeder Häftling bekommt zum Haftantritt eine Haftbescheinigung (für Ämter, etc.), da steht der frühstmögliche und späteste Entlasstermin drin. Das sind dann Daten, mit denen man was anfangen kann. Dann kannst du deiner Tochter immer noch sagen, dass Papa im Gefängnis ist (wobei ich das so einem kleinen Kind wirklich nicht sagen würde). Sollte sie öfters nachfragen, wo er ist, dann kannst du ja immer noch sagen, dass er in einer Klinik ist/weit weg arbeitet/etc. und mit ihr z.B. Bilder malen und ihm schicken. Telefonieren geht in Bayerns JVAs nicht.


    Ich weiß nicht genau, woher du kommst, aber in Nürnberg ist z.B. der "Treffpunkt" eine gute Anlaufstelle für Angehörige von Häftlingen, im Netz gibts auch einige gute Foren dazu, die Caritas hilft da auch gern weiter.

  • Leider kam ich die letzte Zeit nicht dazu, mal zu antworten...
    Momentan ist der KV immer noch im Gefängnis, in ca. einer Woche kommt er wieder raus. Ob er die andere Haftstrafe auch absitzen muss, bleibt abzuwarten...
    Ich habe mich nun entschieden, meiner Tochter nichts davon zu erzählen, falls er länger hinter Gittern muss. Der Hauptgrund ist, dass sie es sicher in ihrem Umfeld erzählen würde, und ich möchte nicht, dass das irgendjemand weiß. Ich muss dann bei der jetzigen Geschichte bleiben, dass er weit weg wohnt und arbeitet. Mitnehmen würde ich sie auch nicht, Gefängnisse sind einfach kein Umfeld für ein Kind, und da bisher nicht groß eine Bindung da ist zischen ihr und KV, würde es nichts bringen...
    Mir tut es halt einfach echt leid für sie...

  • Finde das eine gute Entscheidung.

    LG Sankofa



    Mit dummen Menschen zu streiten ist wie gegen eine Taube Schach zu spielen.
    Egal wie gut Du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf
    das Brett kacken und herum stolzieren als hätte sie gewonnen.

  • So, nun ist KV (wieder) im Gefängnis, für 2 Jahre (wenn er nicht früher rauskommt)... Er wird vielleicht auch in paar Monaten Freigang haben.
    Bisher hat meine Tochter immer nur mal kurz nach ihm gefragt, und ich sagte dann, er arbeitet (die Lüge tut weh!) und das war dann auch ok für sie...
    Später möchte ich es ihr aber schon sagen, viel später. Ich als Kind hätte das nachträglich auch wissen wollen. KV hat nur sicher was dagegen.

  • Hallo


    Hm. Ich würde später vermeiden. Wie willst Du ihr erklären, dass Du sie belogen hast? Der Kindsvater wird die Konsequenz aus seiner Handlung tragen müssen, den Kindern gegenüber gerade stehen gehört dazu. Das wäre nicht mein Problem.


    Gruß

  • Hallo


    Hm. Ich würde später vermeiden. Wie willst Du ihr erklären, dass Du sie belogen hast? Der Kindsvater wird die Konsequenz aus seiner Handlung tragen müssen, den Kindern gegenüber gerade stehen gehört dazu. Das wäre nicht mein Problem.


    Gruß


    Hm, stimmt, den Gedanken hatte ich noch gar nicht... :-/ Aber könnte man evtl. so erklären, dass sie noch so klein war und es nicht verstanden hätte. Aber du hast Recht, das ist eigneltich seine Sache ihr später gegenüber ehrlich zu sein.
    Ich hoffe mal sehr, er lernt draus, damit das nicht nochmal so kommt, wenn sie älter ist! :rolleyes2: