"Artiges" und "liebes" Kind.

  • Hallo zusammen.


    Heute hat mein Kurzer (3) mit dem Papa wieder über Skype telefoniert.
    Nun ist ja das Sozialverhalten des Kurzen nicht immer gut, in der Kita (und auch woanders) schubst, kneift und beißt er des öfteren. Daran arbeite ich und die Kita auch, das soll hier nicht Thema sein.
    Die Kita hat vor kurzem (wieder) eingeführt, dass am Ende des Vormittags in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Kind ein Smiley vergeben wird. D.h. Kind kann selber mitbeurteilen, ob es sich an dem Vormittag "gut" verhalten hat, seine Spielsachen aufgeräumt hat, die anderen nicht geärgert hat etc.
    Dann gibt es entweder einen grünen lachenden, einen schwarzen neutralen oder einen roten traurigen Smiley auf eine große Tafel neben den Namen aufgemalt. Diese hängt neben der Gruppentür. Etwas kritisch sehe ich diese Bewertungssystem, denn es ist u.U. schon stigmatisierend (mein Kind hatte viele Tage quasi nur ein rotes Smiley, und das stach immer deutlich aus der Menge der größtenteils grünen Smileys heraus), aber in unserem KONKRETEN FALL und für MEIN KIND sehe ich das System als gar nicht soo schlecht an. Denn ich glaube, die Erzieher machen das sehr sensibel, besprechen mit den Kids, was gut und nicht so gut war, und werten auf jeden Fall nur das Verhalten, nicht das Kind. Und machen aus roten Smileys auch kein riesen Bohei.


    Aber auch das ist eigtl. gar nicht das direkte Thema, sondern ich erzähle es nur zur Erläuterung (entschuldigt, dass ich so ausufernd schreibe).


    Es geht nun darum, dass ich irgendwie das Gespräch via Skype zwischen KV und Kind in Gang bringen wollte, weil das für einen Dreijährigen ja noch schwierig ist, sich so zu unterhalten. Also habe ich Kind gesagt, er könne ja Papa erzählen, was für einen Smiley er heute bekommen habe (nämlich einen grünen).
    KV sagte daraufhin zum Kurzen: "Ah, also warst du schön artig? Warst du lieb?"
    Mir rollen sich bei diesen Ausdrücken die Fußnägel hoch, weil für mich "artig" und "lieb" angepasstes, gehorsames Verhalten bedeutet. Sprich, Kind soll sich so verhalten, wie die Erwachsenen es wünschen. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Begriffe nicht so passen fände. Er fragte mich, was er denn stattdessen sagen solle. Nun, da fiel mir auch keine richtig gute Alternative ein.


    Ich will kein liebes, angepasstes Kind, das sich nur so verhält, weil es die Eltern/Erwachsenen so wünschen! Sondern ein Kind, dass sich sozial verhält, weil es weiß, dass Rücksicht nehmen, einander helfen etc. wichtig für das soziale Miteinander sind.
    Lieb und artig hat für mich was von alter Erziehung, Überangepasstheit, blindem Gehorsam (ich tue das, weil du das willst, nicht, weil ich es für richtig halte).


    KV ist in der (ehemaligen) DDR aufgewachsen (bei Mauerfall war er 10 Jahre alt), und mir wird immer wieder bei ihm und seiner Familie bewusst, wie wichtig für sie Gehorsam, Disziplin, kein Aus-der-Reihe-tanzen, kein Widersprechen, keine Ausnahmen etc. ist. In vielerlei Hinsicht leben sie diese Werte weiter, was ich auch zumindest bei den älteren Generationen (also Eltern und Großeltern des KV) verstehen kann, da sie ja komplett in einem anderen System sozialisiert worden sind.


    Nur dass KV es ganz genauso macht/denkt bzw. sich nicht ansatzweise distanziert , kann ich nicht begreifen. Obwohl KV gar nicht mehr in ihrer Nähe lebt, und ihre Ansicht auch nicht generell in allen Dingen teilt, ist es gerade in der Erziehung so, dass er unhinterfragt ALL ihre Werte und Vorstellungen übernimmt. Z.B. auch rigoroses Töpchentraining noch vor dem 1. Geburtstag...
    Er redet genau ihre Worte nach, das merkt man öfter, da es dann wie "auswendig gelernt" klingt.
    Gut, sicher ist es auch schwierig für ihn, seinen eigenen Erziehungsstil zu entwickeln, wenn er den Kurzen nur alle paar Wochen sieht, und dann nimmt er ihn meistens mit zu seiner Familie (das ist etwas, worauf ich gerne hinarbeiten möchte: dass er Sohni demnächst öfter bei sich alleine hat, und nicht jedes Mal bei seiner Familie, die dann nicht so viel Spielraum für die Entwicklung seines eigenen Stils lässt).


    Nun, diiese Situation mit "artig" und "lieb" ist ein Paradebeispiel gewesen für die Grundproblematik zwischen KV und mir, deshalb beschreibe ich sie hier so genau sowie die Hintergründe. Wir sind soo grundverschieden in unseren Erziehungsansichten, und KV möchte gerne immer mehr in der Erziehung mitentscheiden, wogegen ich mich aber wehre, da ich andere Grundsätze habe, und vor allem die Alltagssorge in meinen Händen liegt (d.h. ich entscheide z.B. auch, ob Kind nachts mit gerade 3 eine Windel trägt, denn ICH muss die Wäsche waschen, nicht er. Er wünscht sich aber, dass wir auch solche Dinge gemeinsam entscheiden)



    Wie seht ihr das, sind für euch artig und lieb noch Begriffe, die ihr benutzt?


    Und wie komme ich bloß auf einen Konsenz mit KV? Bzw. sollte ich es einfach ignorieren, wenn er beim skypen sowas sagt (noch kann ja Sohni leider nicht ganz allein skypen, da würde er nach 20 sek. zum Spielen weggehen).
    Glücklicherweise haben wir in knapp 2 Wochen nochmal einen Termin zur Mediation, da werde ich es auch nochmal thematisieren, wie man bei so grundverschiedenen Erziehungsansichten klarkommen kann (ich rede KV aber auch nicht in die Papa-Wochenenden rein, das machen sie alles so, wie sie es für richtig halten. Nur umgekehrt ists leider schwierig).



    Sorry, dass es so lang geworden ist, und hoffentlich nicht zu verwirrt/verwirrend!

  • mein kind ist nie "artig" oder "brav", "lieb" ist es allerdings in jeder sekunde, auch wenn es grade ein absoluter stinkstiefel ist :love (aber natürlich mit einem anderen verständnis).


    ich kann absolut verstehen, dass du probleme mit den begriffen hast. ich hab die auch und auch ich will nicht, dass mein kind "artig" ist, damit leute sich drüber freuen. andere leute, grade erwachsene, sind auch nicht immer artig :winken: die familie des vaters macht das auch "sei schön brav", wenn kind keinen murks macht "du bist heute aber schön lieb" und ich habe das mit kind mal thematisiert, weil kind mich fragte, ob es schön lieb sei :nixwieweg ich hab kind erklärt, wie ich dazu steh, dass es für mich immer lieb und genau richtig ist, auch wenn ich nicht alles gut finde, was es macht - aber dass es dadurch eben nicht weniger lieb sei.


    ich für meinen teil weiß, dass ich mich davon frei machen muss, dass ich so ein problem mit den begriffen hab - was ich machen kann ist, kind meine haltung dazu zu vermitteln, wenn das thema aufkommt.


    wie oft ist das kind beim papa? ich, obwohl auch sensibel, sehe da kein problem. als problem sehe ich es, wenn die erziehungsmethoden sehr unterschiedlich sind, und ihr das nicht akzeptieren könnt. das würde ich im gespräch ansprechen. papa soll dich machen lassen, wie du willst - du müsstest dir im gegenzug halt auch auf die zunge beißen, wenn er sowas sagt und du es mitkriegst.
    prinzipiell kommen kinder meist mit zwei stilen gut klar - erst recht, wenn sie fragen stellen dürfen, wenn diese aufkommen, und antworten auf diese kriegen.

    wer einem alles geben kann, kann einem auch alles nehmen.
    kettcar, "in deinen armen"

  • Ich finde die Begriffe gar nicht schlimm.
    Und generell, ein wenig Disziplin und Ordnung muss sein, sonst bricht das Chaos aus. Das ist auch möglich, ohne zu übertreiben.
    Und "lieb" ist für mich sogar ein sehr schöner Begriff. Ist doch was ganz anderes als "artig". Damit assoziiere ich auch kein bestimmtes Benehmen.

  • Er ist momentan alle 4-8 Wochen bei Papa (im Schnitt alle 6 Wochen), da der KV in der Schweiz lebt.
    Ich lebe eigentlich nach der Devise: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Soll sagen, ich frag da nicht nach oder misch mich ihre Abläufe/Erziehungsstile bei ihnen daheim ein. Denn ich weiß, dass es kind dort gutgeht, dass sie ihn lieben, und dass eben ein Kind mit verschiedenen Stilen gut klarkommen kann. Nur wenn ich eben beim Skypen dabeisitze und der KV fragt, ob Kind artig sei, da kann ich meinen Mund nicht halten, das fällt mir sehr sehr schwer.
    Und der KV möchte eben (noch in Maßen, aber es wird mehr) in unserem Alltag mitbestimmen bzw. betont auch öfter, dass etwas bei IHNEN aber gut klappe (was bei mir zu dem Zeitpunkt nicht gut geklappt hat, z.B. windelfrei nachts) und zwischen den Zeilen soll ich da auch wohl rauslesen, dass ich es auch so machen soll wie sie (ja, aber ich muss nunmal den Alltag alleine bewältigen, und KV hatte bislang auch immer seine Eltern, Großeltern, Tante, Onkel, drumherum, die die Wäsche machen, Essen kochen, Kind aufs Klo schicken etc.).
    Und das geht mir gegen den Strich, dass er mir in unseren Alltag, bzw. auch MEINEN PERSÖNLICHEN Alltag reinreden möchte. Er meint, wir müssten eine Linie haben.
    Ich hoffe, die Frau der Mediationsstelle kann ihn da nochmal beruhigen. Sie wird sicher aber auch mir sagen, dass ich ihren (Entschuldigt, wenn ich auf Füße trete) DDR-Erziehungsstil akzeptieren muss (und das tue ich ja auch, solange ich es nicht live mitkriege).

  • ja, das würde ich da auch ansprechen wollen, das wird der weg sein: den stil den anderen respektieren. da muss er vielleicht noch mehr lernen, aber ich fürchte, auch du musst seinen stil akzeptieren, auch wenn du ihn grade live erlebst ;)

    wer einem alles geben kann, kann einem auch alles nehmen.
    kettcar, "in deinen armen"

  • NemesisLady: klar, Disziplin und Ordnung haben wir hier auch in einem, wie ich finde, gesunden Maß. Aber lebendige Ordnung, und nur soviele Regeln, wie für ein gutes Miteinander sein müssen. Nicht Disziplin um der Disziplin willen.


    Es kommt vielleicht auch auf den Kontext der Begriffe an. Ich mag "lieb" und "artig" nicht in Sätzen wie "Bist du jetzt wieder lieb/artig?" "Du bist aber kein liebes Kind!".

  • Kann mich nur anschließen, lieb ist für mich ein absolut legitimes Wort.


    Was sagte ne Frau mal beim Infogespraech beim Jugendamt zu mir, es wird noch vieles geben was ihnen nicht passt was kV macht, ihm geht es sicherlich auch so, aber solange keine kindsgefaehrdung vorliegt schauen sie darüber weg.
    KV wohnt weiter weg bei euch wie auch bei uns, er kann also gar nicht so gravierend in euren Alltag sich einschalten.
    Wenn er meint Sohn soll nachts keine Windeln tragen - ok, und du machst es so wie du richtig haelst.


    Will damit sagen, er wird sicherlich nix tun was er für nicht richtig hält - und sicherlich wurde er durch seine Kindheit geprägt ebenso wie du, was das richtige ist - wird wohl offen bleiben als frage - aber bisher schadet es ja Sohn nicht, wie ich es verstanden habe!


    Mitspracherecht über diese Entfernung und das seltene sehen wird immer schwierig sein, bleiben. Aber vielleicht findet ihr einen gemeinsamen weg für euren Sohn!

  • Ich will kein liebes, angepasstes Kind, das sich nur so verhält, weil es die Eltern/Erwachsenen so wünschen! Sondern ein Kind, dass sich sozial verhält, weil es weiß, dass Rücksicht nehmen, einander helfen etc. wichtig für das soziale Miteinander sind.
    Lieb und artig hat für mich was von alter Erziehung, Überangepasstheit, blindem Gehorsam (ich tue das, weil du das willst, nicht, weil ich es für richtig halte).


    ähm bitte was? wenn du willst das den kind weiß das es rücksichtnehmen muss anderen helfen soll und co ist das nette system sagen wir mal in meinen augen tiefluftholen ums nett zu formulieren etwas unpassend.


    lernt das kind da was von wieso weshalb warum? nö in erster linie steht da im vordergrund ich will aber einen grünen smily haben und kein roten mehr.


    ergo heist das oh ich muss machen was die großen sagen lieb brav angepaqsst sein damit ich das bekomme! siehe dein text oben gg.


    das past doch nicht zusammen.



    es ist egal wie du das kind nennst nur weil du andere worte benutzen willst ändert sich die sache ansich nicht.




    und das mit dem ddr erziehungstsil also ehrlich wenn ich soo a schmarn lese dann platzt mir nicht nur die hutschnur sondern einiges mehr. aber irgendwas muss ja schuld sein wenns um die eigene beque... ich lass es lieber.




    wobei du im letzen post eigendlich ja schon selber schreibst was dich in wahrheit auf die palme bringt. er hat hilfe bei ihm kochen wascdhen andere und du must das alles aleien machen und dann hat der noch die frechheit sich da in deinen alltag einzumischen und dir sagen zu wollen was du besser zu machen hast bzw wie überhaupt .....
    ok da würde ich auch sauer werden nach dem motto der hat gut reden........lass ihn reden er soll da machen was er für richtig hält und du behälst dein alttag . kinder sind nicht blöde die wissen das es nun mal bei papa anderst als bei mama ist. die kommen damit sogar besser klar als die meisten erwachsenen . wenn man sie denn läst ...............




    so und nun ;) so als altes ossigör noch ein tip sieh das ganze nicht soo eng. jibt nujr falten und graue haare. ich glaub die kraft und energie die du dafür verschwendest kannste woanderst besser einsetzen als in son doofen nervenkrieg der eh nichts bringt.

    mein hirn weigert sich ständig, so langsam zu denken, wie meine finger tippen können. meine finger sind so damit beschäftigt, sich zustreiten, wer als erstes auf die tasten darf, das die nicht mal merken wie sie den gedanken hinterherhinken

  • Zuallererst empfehle ich dir, viel gelassener zu werden. Du hast zwei Ohren, da kann Exelchens Gerede doch gut durchfliegen, ohne irgendwo hängen zu bleiben.
    Du musst euren Alltag so gestalten, wie es für euch funktioniert, bei Papa läuft es eben anders.


    Ich empfehle dir auch, dem Vater auf keinen Fall bezüglich der Fahrten zu den Großeltern auf die Füße zu treten und Umgang nur KV plus Kind einzufordern. Erstens geht es dich nichts an, und zweitens machst du dir damit auch keine Freunde. Euer Kind hat mit deinen Freunden/Verwandten auch so oft Kontakt, wie du es willst und entscheidest.
    Außerdem sind Großeltern wichtig für ein Kind und es sollte jeden Tag, die es sie noch hat, mit ihnen genießen dürfen.


    Dann verstehe ich nicht, warum du dich über "lieb" und "artig" aufregst. Du selbst samt der Kigaerzieherinnen habt doch damit angefangen, den Fokus auf eben ein solch angepasstes Verhalten zu legen. Ich als DDR-geprägter Mensch beführworte ein stigmatisierendes Smiley-System gar nicht, denn nicht nur die anderen Kinder sehen die Tafel täglich, sondern auch andere Eltern. Das ist nicht anders als ein rote-grüne-blaue-Punktesystem für trockene Windeln. Davor würde ich mein Kind schützen.


    Mich interessiert übrigens noch, was der sogenannte DDR-Erziehungsstil ist. Vielleicht magst du das mal genauer ausführen.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Das mit der DDR verstehe ich auch nicht, bin da auch groß geworden. Ich glaube nicht, dass die Eltern zu Hause die Diktatur des Staates übernommen haben, im Gegenteil, wir Kinder waren viel draußen spielen, hatten sehr viele Freiheiten, mehr als Kinder heute haben, die ständig von den Eltern begleitet werden.


    Naja und Ausdruck wie lieb finde ich nicht schlimm, was hätte Vater denn fragen sollen? Ich finds auch nicht gut, wenn Vater ständig übern Mund gefahren wird und aufdiktiert wird, was er zu sagen hat (entschuldigung - aber er beschimpft das Kind ja nicht). Wie fändest du es umgekehrt, der Vater erklärt dir, wie du mit Kind zu reden hast? Richtig, Mütter machen sich nun mal mehr Gedanken und belesen sich über Kindererziehung, nur manchmal ist´s zuviel.


    Ich finde es so gut: erkläre meiner Tochter, auch wenn du mal nicht lieb bist, hab ich dich trotzdem lieb. Trotzdem muss man Grenzen setzen. Bestimmte Sachen gehen nicht, bei mir hauen, beißen, schlimme Beschimpfungen etc. Ja und das unterbinde ich, dass hat damit nichts zu tun, dass mein Kind gehorsam sein soll, sondern damit, dass sie die Grenze überschreitet. Wenn sie sauer ist, mit der Türe knallt und sagt "Mama du bist doof" - das kann ich akzeptieren... sie darf mal sauer sein. Aber ich würde ihr nicht erlauben mir ins Gesicht zu hauen oder sowas.


    Was dein Kindergarten macht finde ich klasse, bei uns werden die Kinder einfach rausgeschickt, bei falschem Benehmen, was ich schlimm finde. Im Übrigen: hauen, beißen usw. im Kindergarten, finde ich mist... auch mit 3 sollte man lernen, seinen Ärger anders rauszulassen und ich rede nicht vom raufen (was Jungs nunmal gerne machen und machen sollen). Später in der Schule muss das laufen...! Ja ein bisschen Diziplin kann nicht schaden, les doch mal die neue Elternschule, Kapitel "Tyrannen sind vermeidbar", damit will ich nicht sagen, dass dein Kleiner ein Tyrann ist, aber du musst doch mal überdenken, ob du mit deinen Überlegungen, dass er nicht nach den Erwachsenen zu leben hat, etwas zu weit gehst. Vorsichtig ausgedrückt.


    Das sagt eine Mutti, die "in Liebe wachsen" gelesen hat, deren Kind im Waldorfkindergarten geht und trotzdem der Meinung ist, Grenzen setzen (liebevoll) muss sein!

  • Mit "Lieb" und "artig" habe ich eher das Problem, dass Kind gar nicht so richtig weiß, was es machen soll.



    Ich schüttel immer den Kopf, wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin und sie sagt zu ihrer Maus. "Sei jetzt lieb!". Ich sehe dann immer drei Fragezeichen im Gesicht der Kleinen. Ich halte es immer so, dass ich direkt sage, was mich stört "XXX, bitte bleib ruhig stehen", "XXXX, bitte setze dich an den Tisch" etc. Wenn ich sage, sagen würde sei lieb! Die würde gar nicht wissen was ich meine und genauso halte ich es in der KiTa. Da frage ich nicht, warst du artig, sondern hast du toll gespielt? Bist du vom Wasserhahn weggeblieben? etc.



    In deinem Fall, Kind kennt ja die Begriffe und die Bedeutung wie der Vater bzw. seine Familie mit ihm umgeht. Und jeder hat einen "anderen" Sprachgebrauch bzw. gebraucht Wörter zum Teil anders. Bei der Mediation würde ich persönlich ansprechen, dass Kind mit solchen "abstrakten" Begriffen wie "lieb" und "artig" noch nicht umgehen kann.



    Ich meine, wir sagen doch unseren Kindern "ich hab dich lieb" und da bedeutet lieb doch etwas anderes "wie warst du lieb". Es wäre vom KV doch praktischer, zu fragen und zu sagen "Super, du hast kein Kind gebissen oder super du hast aufgebräumt etc." Damit kann Kind doch etwas anfangen, aber wenn KV sagt "hey, wenn ich sage. Sei lieb!" dann klappt es okay. Dann würde ich das so lassen, wenn du die Wörter in den Zusammenhang nicht benutzt, dann lass´es einfach. ;)

  • Ein oh cool hast heute mal niemand gebissen klingt aber auch komisch in meinen Ohren,


    Es gibt immer einen Grund, warum ein Kind beißt, schlägt etc.
    Ich glaube, dass Kind schon mehrmals erklärt wurde, warum man nicht beißt, schlägt etc und es scheint nicht wirklich zu fruchten. Und warum soll man ein Kind nicht loben, wenn man es etwas gut gemacht hat bzw. ein Verhalten nicht mehr zeigt, was unerwünscht war/ist?! Klar ist es "normal", diese Sachen nicht zu tun, aber bei diesem Kind nicht und Kindererziehung ist flexibel. Da kann man ruhig in den Alter loben.



    Sorry, aber ich feier eine Party, wenn mein Kind allein durch den dunklen Flur gegangen ist und ich sie nicht tragen musste, da es für sie eine Überwindung ist.

  • Jau nur lengt es das Gespräch von einem Triumph des Kindes auf ein unangenehmes Thema Wenn würde ich fragen was er gemacht hat um den zu verdienen, denn in dem hast heute niemand gebissen steckt für mich zu viel negative erwartungshaltung, denke das ist noch schlimmer als warst heute artig.

  • Jau nur lengt es das Gespräch von einem Triumph des Kindes auf ein unangenehmes Thema Wenn würde ich fragen was er gemacht hat um den zu verdienen, denn in dem hast heute niemand gebissen steckt für mich zu viel negative erwartungshaltung, denke das ist noch schlimmer als warst heute artig.


    Das hast du in deinem vorherigen Post nicht geschrieben! Aber gut, jeder hat seine Meinung zu einer Frage und wie sie rüber kommt? Ich wollte nur sagen, dass Worte wie "artig" und "lieb" im Bezug auf Verhalten sehr "abstrakt" für ein Kind sind und Erwachsene die Dinge doch beim Namen nennen sollten.

  • Danke für die KONSTRUKTIVEN Rückmeldungen. Das hat mir geholfen, das ganze nochmal von einigen Seiten zu beleuchten.



    Zu einigen Antworten möchte ich noch was anmerken:


    Nein, ich fahre KV nicht ständig über den Mund. Ich dikiere ihm auch nicht auf, was er zu sagen hat.


    Und nein, weder ich noch die Kita haben den Fokus auf das unerwünschte Verhalten gelegt. Es ist nunmal vorhanden, wir arbeiten dran, und haben viele Fortschritte gemacht. Und eben, das war hier nicht das Thema.


    Mein Kleiner muss sich durchaus anpassen, es es ist definitiv nicht so, dass wir keine Regeln, insbesondere für soziale Verhaltensweisen, hätten. Manche haben wohl den Eindruck, bei mir wäre Laissez faire, dem ist nicht so.


    Und ich fordere auch nicht ein, dass Sohni nur Umgang alleine mit dem KV (also ohne dessen Familie) ein, im Gegenteil, ich habe meinen Sohn oft genug zu ihnen hingefahren, sogar, als der KV zeitweise den Kontakt zum Kurzen abgebrochen hatte (da seine damalige Partnerin sein Kind nicht akzeptierte, wie er mir selbst sagte). Denn mir ist der Kontakt für Sohni und die Familie auch wichtig. Nur war bislang KV halt noch nie allein für den Kurzen für mehr als wenige Stunden verantwortlich, und das halte ich eben in aller Interesse für sinnvoll, dass er ihn auch mal "ganz alleine" hat.
    KV entscheidet bei jedem Umgang bislang selber, ob er den Kurzen abholt, mit zu seiner Familie nimmt, oder hier in unserer Stadt etwas unternimmt.
    Ich habe ihm auch schon mehrmals vorgeschlagen, ihm den Kurzen in die Schweiz zu bringen (habe das, als er Baby war, auch bereits gemacht) bzw. es so zu organisieren, dass er ihn dort für einige Zeit für sich alleine hat, nur das wollte er bislang nicht.


    Zu "DDR-Erziehungsstil" will ich nicht viel sagen, da es tatsächlich ein undifferenzierter Ausdruck von mir war, den ich nun selber nicht geschickt finde. Man kann es auch nicht alles in einen Topf werfen. Ich kann nur sagen, ich kenne einige Leute "aus dem Osten", und bei ihnen wird/wurde nunmal auf andere Dinge Wert gelegt, das bestätigen sie mir selber (Töpfchentraining, Gehorsam...) Und ich bin auch eben manchmal dort in Brandenburg und es ist für mich schon ein richtiggehender "kultureller" Unterschied, in vielerlei Hinsicht. Aber eben, meine Ausdrucksweise war nicht die beste.



    Schade finde ich nur, dass man hier von einigen (wenigen) so schnell angegriffen wird bzw. Dinge unterstellt und hineininterpretiert werden.
    Danke nochmals denen, die sich sachlich geäußert haben, v.a. Kügelchen :-) :thanks:

  • WArst du lieb, bist du wieder lieb, ist ein absolutes No go.


    Der Begriff ist für ein Kind viel zu schwammig. Wie ist das definiert, wann ist man lieb, werde ich sonst nicht geliebt?, Werde ich nur geliebt, wenn. Es setzt sie total unter Druck. ( WAr das jetzt lieb, werde ich jetzt geliebt, werde ich nicht geliebt, wenn....) Schwer zu erklären, andere können das besser, aber ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinaus will.


    Ich glaube, nach deinem Eingangspost, dir könnte das Buch von Alfie Kohn sehr gut gefallen. "Liebe und Eigenständigkeit"


    Übermäßiges Lob und Strafe sind in der Tat Manipulationswerkzeug, die zu angepassten Kindern führt, aber nicht, weil Kind aus eigenem Antrieb und Verständnis heraus, dass richtige tut, sondern um des Loben willens, bzw der Strafe zu entgehen.


    Ich hätte in eurem Fall konkret die Dinge angesprochen. Bsp wenn das Problem ist, dass er immer haut, es positiv bemerken: Mama hat mir erzählt, du hast heute niemanden gehauen, fühlst du dich damit auch besser? Bspw. Mama hat mir erzählt, du hast heute einen Streit mit Worten beendet. Ich hab gehört, du hast X geholfen. Das finde ich gut....



    LG,


    Borte