Inobhutnahmen von Jugendämtern 2012

  • Ich jedenfalls bin froh nicht in einem Jugendamt arbeiten und Fälle entscheiden zu müssen, wo gute Schauspieler geziehlt das Jugendamt zu täuschen versuchen und wo Sachbearbeiter in die psychischen Zusammenhänge von überforderten Erwachsenen hineinsehen und dann Entscheidungen treffen müssen.

    Im Grunde genommen, gebe ich dir Recht.
    Das ist harte, sehr schwere Arbeit, die an die Substanz geht... weil man über (kleine) Menschenleben entscheiden musss
    Zum Wohle des Kindes



    Aber:

    Als Unbeteiligter hat man leicht reden, aber wenn ich sehe, wieviel Kinder vernachlässigt, gedemütigt und misshandelt werden, dann erscheint mir diese Zahl keineswegs zu hoch.

    Das, was du gerade erfährst/lernst ist alles noch Theorie.


    Mache dir dein eigenes Urteil, wenn du in die Fachbereiche im Berufsalltag reinschauen konntest.
    Denn auch das kann man nicht verallgemeinern oder pauschalisieren.
    Man braucht ein sehr gutes Gespür für Menschen, Empathiefähigkeit und ein Näschen dafür, "Schauspieler" zu erkennen




    Ich saß schon mit so vielen JA-Mitarbeitern an einem Tisch (in HPG´s, Krisengesprächen, bei Inobhutnahmen) und letzendlich gibt es wie überall - Solche und Solche ... Jugendämter, die gut besetzt sind mit Schreibtischbürokraten ohne (jegliches) Feingefühl, die nur auf Grund der Aktenlage entscheiden,
    Mitarbeiter, die überfordert sind, weil sie zum Teil 80 Klienten zu betreuen haben und selber überfordert (z.T. sekundär belastet) sind
    Mitarbeiter, die ausgebrannt sind ....
    Aber unter´m Strich, bemühen sich alle, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln




    Ich würde gern im JA arbeiten, doch da reinzukommen : no Chance :(







    Zitat

    Inobhutnahme ist eben nicht einfach nur eine "arrogante" hoheitliche Maßnahme gegen den Willen der Eltern, sondern in vielen Fällen dringend erforderlich, um akute Gefahr für Leib und Leben der Kinder abzuwenden.

    Und den Kindern geht es in den meisten Fällen mit dieser Entscheidung viel besser, weil sie in den Wohngruppen (heute heißt es ja nicht mehr "Heim" ) Kind/Jugendliche sein dürfen.
    Dort können sie gesunden / nachreifen / gesund aufwachsen ... kindgerecht und das stellt sich nach der anfanglichen Trauer recht schnell ein
    Zum Glück (für die Kinderseelen) :daumen

  • Und den Kindern geht es in den meisten Fällen mit dieser Entscheidung viel besser, weil sie in den Wohngruppen (heute heißt es ja nicht mehr "Heim" ) Kind/Jugendliche sein dürfen.
    Dort können sie gesunden / nachreifen / gesund aufwachsen ... kindgerecht und das stellt sich nach der anfanglichen Trauer recht schnell ein
    Zum Glück (für die Kinderseelen) :daumen

    Wenn das tatsächlich wahr wäre, warum sollten dann die meisten ehemaligen Heimkinder so negativ über ihre Zeit im Heim reden???

  • Wenn das tatsächlich wahr wäre, warum sollten dann die meisten ehemaligen Heimkinder so negativ über ihre Zeit im Heim reden???


    Das ist so nicht richtig, bzw. nenne mir bitte die Quellen wo das statistisch aufgelistet wird.
    Es gibt genug Kinder, die zufrieden im Heim wohnen. Vermutlich nicht alle, aber jedoch viele.

    Liebe Grüße Tinchen

    "Sacrificium Intellectus!"
    :-)
    "Ama et fac quod vis!"

  • Wenn das tatsächlich wahr wäre, warum sollten dann die meisten ehemaligen Heimkinder so negativ über ihre Zeit im Heim reden???

    Weil es damals noch kein QM gab 8)


    Natürlich ist nicht alles rosig, aber ich habe mehr viele Jahre im Heim (Kinder/Jugend/Intensiv/Mädchen) gearbeitet und die pädagogische Arbeit hat sich verändert.
    Bzw. es wird Pädagogik betrieben.



    Früher waren es eher Verwahrungsort ... meine Mutter war selbst mit ihren Geschwistern während besonderer Umstände für einige Wochen im Heim und erzählt noch heute Bitteres - was es so heute nie mehr geben würde
    Es waren Verwahranstalten.
    Stichwort: Hospitalismus etc...





    (und dann noch die Geschichte, mit der sich die katholische Kirche versündigt hat) -> was ich hier in diesem Thread aber nicht weiter disskutieren möchte

  • Wie lange her meinst Du mit damals? Ich kenne bis heute nur Negativberichte von ehemaligen Heimkindern.

    Du hast Recht, "damals" ist ein unpräziser Begriff
    Zahlen kann ich jetzt keine nennen, ohne googlen zu müssen.



    Aber in diesem Thread sprechen wir doch über die IST-Situation. Also vom aktuellen Zeitgeschehen.
    Ich kann dir anbieten: komm her, ich besuche mit dir mal 2 meiner ehemaligen Arbeitgeber, sprich verschiedene Heim/Wohnformen - und du wirst spüren, dass die Kinder (im Groben) zufrieden sind

  • Ich kann dir anbieten: komm her, ich besuche mit dir mal 2 meiner ehemaligen Arbeitgeber, sprich verschiedene Heim/Wohnformen - und du wirst spüren, dass die Kinder (mehr oder weniger) zufrieden sind

    Die Aussagen der Kinder während des Aufenthalte im Heim sind weit weniger belastbar als die Aussagen einige Jahre später. Kenne jetzt den Fachbegriff dafür nicht auswendig und bin zu faul zum nachlesen, darum ein wenig fies mal das Stichwort Stockholm Syndrom.

  • Eine sehr gute Bekannte von mir arbeitet als Betreuerin für psychisch erkrankte Erwachsene. Oft genug auch in Familien mit Kindern.
    Da ist z.B. die eine Familie, wo der Vater offen sagt, dass er sexuelle Gefühle für seine Kinder hat. Außerdem werden die Kinder regelmäßig geschlagen. Die Aussage des Jugendamtes: Die Familie steht doch unter Betreuung, die Kinder sind geschützt genug.


    Eine andere Alleinerziehende ist aufgrund einer psychischen Erkrankung mit den 6 Kindern vollkommen überfordert. Sie hat eine Familienhilfe für 90min die Woche und dazu die Betreuung der Bekannten von 2h pro Woche. Das Jugendamt ist der Meinung, dass dies ausreicht.


    Mein Eindruck:
    Es wird viel zu lange nichts getan, weil es günstiger ist. Bis ein Kind aus einer Familie herausgenommen wird, muss zumindest in dem Bereich des Jugendamtes, deutlich mehr passieren.

  • Solange Du von Heimkindern redest, muss es ziemlich lange her sein. Keiner beim Jugendamt, in den Einrichtungen etc. nennt die Jugendhilfeeinrichtungen noch Heime und die Untergebrachten auch nicht Heimkinder.


    Dadurch dass in unserem Judo-Verein enge Beziehungen zu der Förderschule bei uns besteht und dort viele Kinder zur Schule gehen, die in Einrichtungen sind (oder in Pflegefamilien), kenne ich einige und die haben sich bisher alle positiv entwickelt, seitdem sie aus ihrer Herkunftsfamilie weg sind. Davon sind auch einige im "Heim" wie es hier so abwertend genannt wird. Das ist ein freistehendes Einfamilienhaus ganz ländlich, neun Kinder und mehrere Erzieher und Sozialarbeiter als Betreuer, die sich sehr gut und hingebungsvoll um die Kinder kümmern. Die Kinder machen alle einen sehr glücklichen Eindruck.


    In meinem Bekanntenkreis war ein Kind als Pflegekind, das hatte eine Mutter, die aufgrund Drogenmissbrauchs eine Schizophrenie mit Wahnvorstellungen entwickelt hatte. Der Vater war ebenfalls Junkie und nie für das Kind da. Das hat so große Entwicklungsschritte gemacht in seiner Pflegefamilie.

  • Es wird viel zu lange nichts getan, weil es günstiger ist. Bis ein Kind aus einer Familie herausgenommen wird, muss zumindest in dem Bereich des Jugendamtes, deutlich mehr passieren.

    In einigen Fällen trifft das sicherlich zu, in anderen Fällen trifft das Gegenteil zu. Einzelfallschillderungen können die Grundgesamtheit nicht repräsentieren.

  • Die Aussagen der Kinder während des Aufenthalte im Heim sind weit weniger belastbar als die Aussagen einige Jahre später. Kenne jetzt den Fachbegriff dafür nicht auswendig und bin zu faul zum nachlesen, darum ein wenig fies mal das Stichwort Stockholm Syndrom.

    Ich, andere Kollegen, mir hier bekannte User - die seit Jahren im diesem Bereich arbeiten haben heute noch Kontakt zu Ehemaligen und ich kann deiner Aussage nicht folgen.
    Dann würde ja z.B. ich mich fragen müssen, ob ich mich (in welcher Weise auch immer) an den Kindern vergangen habe.
    Im Gegenteil - die meisten der SozPäd´s und Erzieher, die in Heimen arbeiten, sind fürsorglich, empathisch und lieben ihren Job.
    Oft ist es, wenn man hinter die Kulissen blickt, das Gesündeste, die Kinder aus den Familien genommen zu haben.
    In den Familien geschiet weit mehr Missbrauch - seelischer und pysischer Art.





    Mein Eindruck:
    Es wird viel zu lange nichts getan, weil es günstiger ist. Bis ein Kind aus einer Familie herausgenommen wird, muss zumindest in dem Bereich des Jugendamtes, deutlich mehr passieren.

    :daumen
    Das sehe ich auch so.
    Es gab ja vor einigen Wochen hier einen fast ähnlichen Thread von volleybap (auf NRW bezogen) : NRW: 11.500 Kids und Teens aus den Familien genommen
    Da wurde das gut beschrieben ;)


    Es muss viel eher etwas in der SPFH und präventiv geschehen

  • Einzelfallschillderungen können die Grundgesamtheit nicht repräsentieren.


    :lach


    Hatten wir uns nicht vor einigen Posts darauf geeinigt, dass ein Großteil der hier geschriebenen Dinge sich auf persönliche Erfahrungen beziehen? Natürlich repräsentieren sie die Grundgesamtheit nicht. Ebensowenig wie Deine subjektiven Wahrnehmungen und persönlichen Erfahrungen, die Du hier gerne zu Leitsätzen und Wahrheiten erhebst.

  • Wenn das tatsächlich wahr wäre, warum sollten dann die meisten ehemaligen Heimkinder so negativ über ihre Zeit im Heim reden???


    Hallo Dolittle,


    das ist ziemlich pauschal dahergesagt.
    Findest Du nicht auch?
    Man könnte das sozusagen eine haltlose Behauptung nennen.


    Davon sind auch einige im "Heim" wie es hier so abwertend genannt wird. Das ist ein freistehendes Einfamilienhaus ganz ländlich, neun Kinder und mehrere Erzieher und Sozialarbeiter als Betreuer, die sich sehr gut und hingebungsvoll um die Kinder kümmern. Die Kinder machen alle einen sehr glücklichen Eindruck.


    Genau so ein "Heim" kenne ich aus meiner Jugend.
    Ich habe die Jugendlichen dort glühend beneidet damals.
    Sie haben noch heute ("einige Jahre später" ... besser Jahrzehnte später) einen guten Kontakt zu ihren damaligen "Betreuern".


    In einigen Fällen trifft das sicherlich zu, in anderen Fällen trifft das Gegenteil zu. Einzelfallschillderungen können die Grundgesamtheit nicht repräsentieren.


    Wohingegen Behauptungen schon gar nichts beweisen.
    Stockholm Syndrom kenne ich im Zusammenhang mit Entführungen und Verbrüderung mit den Gewalttätern.


    Wenn es Gewalt ist, gefährdete Kinder und Jugendliche aus dem Dunstkreis misshandelnder Erwachsener zu holen, befürworte ich in diesem einen Ausnahmefall Gewalt ausdrücklich. Auch wenn es im Grunde Gewalt gegen misshandelnde Erwachsene ist.


    Verständnislose Grüße
    FrauRausteiger, mit Pflegekind in der Familie das fast verhungert wäre und noch heute Schäden hat - das sich aber inzwischen mit den Gewalttätern verstockholmt hat.

    .
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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    Einmal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Zitat von »paulaken«
    Es wird viel zu lange nichts getan, weil es günstiger ist. Bis ein Kind aus einer Familie herausgenommen wird, muss zumindest in dem Bereich des Jugendamtes, deutlich mehr passieren.


    In einigen Fällen trifft das sicherlich zu, in anderen Fällen trifft das Gegenteil zu. Einzelfallschillderungen können die Grundgesamtheit nicht repräsentieren.

    Entschuldigung bitte vorab: aber ich finde es äußerst müßig, hier immer Gegenphrasen lesen zu müssen.
    Ich weiß nicht, woher du deine Antworten hast, aber es kommt mir so vor, als würdest du automatisch dagegen sprechen?
    Leider noch nicht einmal argumentieren, weil ich keine Fakten lese ?(


    Lange Zeit hatte ich keine Lust mehr, mich im Forum (abgesehen von Regio Themen) einzubringen ........ wenn ich mich jetzt wieder mit ständigen Ping Pong Argumentationen "rumärgern" muss, vergeht mir wieder die Lust, was ich schade fänd.



    Ich finde das soetwas in so ernsten Themen nicht sein braucht.
    Außerdem schreiben hier diverse User vom Fach ;)


  • ... subjektiven Wahrnehmungen und persönlichen Erfahrungen, die Du hier gerne zu Leitsätzen und Wahrheiten erhebst.

    Ich meine das auf Dr.Dolittle bezogen: zu deinen Leitsätzen und deinen Wahrheiten



    das ist ziemlich pauschal dahergesagt.
    Findest Du nicht auch?
    Man könnte das sozusagen eine haltlose Behauptung nennen.

    :thanks:

  • Tinchen hatte dir eine sachliche Frage gestellt.
    Warum eine Frage mit Gegenfrage beantworten?

    Die penetrante Frage nach Studien speziell zu jedem zweiten Beitrag von mir ist eine Art Sport hier im Forum zurzeit, der in immer gleicher Art ad hominem endet. Ich mach mich hier nicht immer wieder zum Deppen, indem ich versuche, trotzdem auf der Sachebene zu antworten und dreh den Spieß jetzt lieber um.


    Natürlich repräsentieren sie die Grundgesamtheit nicht. Ebensowenig wie Deine subjektiven Wahrnehmungen und persönlichen Erfahrungen, die Du hier gerne zu Leitsätzen und Wahrheiten erhebst.

    Sowas nennt man wohl Wahrnehmungsverzerrung.


    das ist ziemlich pauschal dahergesagt.
    Findest Du nicht auch?
    Man könnte das sozusagen eine haltlose Behauptung nennen.

    Das könnte ich genauso unter beinahe jeden Beitrag von Dir setzen. Notiz an mich: Liste für C & P anlegen.


    Lange Zeit hatte ich keine Lust mehr, mich im Forum (abgesehen von Regio Themen) einzubringen ........ wenn ich mich jetzt wieder mit ständigen Ping Pong Argumentationen "rumärgern" muss, vergeht mir wieder die Lust, was ich schade fänd.

    Finde ich auch schade. Dieses Ping Pong kommt allerdings nicht von mir.