Kurz nach der Trennung - mein Sohn ist so anders!

  • Hallo! Mich bedrückt etwas sehr und ich denke, dass dies ein Ort ist, an dem ich darüber erzählen kann... wenn nicht hier, wo dann...
    Die Trennung von meinem (Noch-)Mann und mir hat im September stattgefunden. Zum ersten dezember habe ich dann endlich eine Wohnung gefunden und bin mit meinem Sohn ausgezogen. Ich war so froh und erleichtert, denn unser Zusammenleben war in den letzten tagen nur noch eine Qual und war von viel Streiterei geprägt, vor allem auch, weil unsere Trennung dadurch zustande kam, dass er mir im September offenbart hatte, dass er jemand neues hat... wie das eben manchmal so ist.
    Nun, lange Rede, kurzer Sinn... die Tochter aus seiner zweiten Ehe lebt noch bei ihm und den gemeinsamen Sohn teilen wir uns anteilig fünfzig-fünfzig.
    Ja und seitdem ist mein Kind (5 Jahre alt) nicht mehr das gleiche... Er weint nur noch und wenn er das nicht tut, dann ist er aggressiv. Er formuliert auch, dass er die Trennung nicht will und dass er gar nicht die zweite Wohnung will, auch wenn er sie ja eigentlich schön findet. Ich bin ja froh, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten redet... dennoch... er ist so... anders. Ganz unruhig, nur am hampeln und am zappeln, nichts macht man ihm recht und Dinge, die er ansonsten gerne macht / mag, sind auf einmal nichts mehr wert.
    Frage ich meinen Ex, so ist da natürlich alles ganz normal.
    Natürlich weiß ich, dass mein Sohn sich anpassen muss an die neue Situation. Und ich weiß auch, dass das nicht einfach ist für ihn. Er muss das lernen und da ICH es bin, die ausgezogen ist, ist die ungewohnte Umgebung HIER bei mir und nicht bei meinem Ex. Mein KInd ist sicherlich überfordert und emotional ebenso durch den WInd wie ich...
    ... aber...
    ... ich weiß nicht, wie ich damit umgehen kann / soll / muss.
    Ich habe ihm schon versucht zu erklären, das er nicht alleine ist mit diesen gefühlen... dass es mir auch so geht, aber dass wir das zusammen lernen können... und dass er nach wie vor seinen Papa UND mich hat, nur eben nicht mehr in ein und der selben Wohnung.
    Aber eigentlich fühle ich mich sehr überfordert... und verhalte mich bestimmt nicht immer richtig... denn auch ich habe meine Grenzen. Die Abende sind die schlimmsten, bis elf, zwölf Uhr will er nicht schlafen, kommt immer wieder raus... natürlich bin ich da am Ende durch und genervt... ich bin voll berufstätig, mache eine Umschulung... der ganz normale alltägliche Wahnsinn eben.
    Ich wüßte gerne mal... wie haben denn andere diese Zeit so kurz danach erlebt? Wie war es bei Euch Wie seid Ihr damit klar gekommen? Ich bin so durch, ganz ehrlich...
    :frag

  • vielleicht ist das das problem.


    sicher nicht, aber müßige diskussion, hatten wir oft genug.


    seit der trennung und dem auszug sind gerade mal drei monate vergangen, es braucht zeit, viel mehr zeit, bis sich das ganze eingespielt hat. verständnis und sicherheit sind wichtig. da würde ich ansetzen und drauf achten.
    für den kleinen bricht seine welt zusammen, alles, was er mal hatte, gibt es so nicht mehr. er lebt eine woche bei dir und vermisst seine schwester und seinen papa. er lebt eine woche dort und vermisst dich. nimm ihn nur in den arm und sag ihm, dass du verstehst, wie es ihm geht. und dann viel geduld. das wird mit der zeit besser.


  • Damit meine ich eben, dass er die Hälfte der Woche bei mir und die andere bei ihm ist... wir sind beide eingebunden und es ist anders nicht machbar zur Zeit... leider. Es ist ja auch noch gnaz frisch, wie gesagt, ich bin erst am ersten Dezember ausgezogen.
    Die erstn tage war auch alles in Ordnung. Klar war mein Kind mal traurig, zum GLück kann er reden, wenn ihn etwas bedrückt, da bin ich auch sehr dankbar drum. Er hatte Spaß, mit mir Kisten auszupacken und sein Zimmer einzurichten, er hat mitbestimmt bei der weihnachtlichen Dekoration der Wohnung...
    Jetzt ist er seit Freitag wieder bei mir und ist wie ausgewechselt... so anders, klar, hin-und hergerissen. Ich mache mir Sorgen. Sein Wohl steht für mich im Vordergrund.
    Hat jemand anders Erfahrung mit dem sogenannten "Fifty-fifty-Modell", mal nebenbei?


  • Oh je, gibt es zum "Fifty-fifty"-Modell schon Diskussionen hier? ich bin erst seit gestern in diesem Forum... :-)
    Und danke. Das ist gar nicht so einfach mit der Geduld... ich gebe mir schon solche Mühe. Ich will ja nur, dass er damit umzugehen lernt... wegnehmen kann ich diese schlechten Gefühle von ihm leider nicht... immerhin können wir an der Situation nichts ändern...

  • zum "Fifty-fifty"-Modell schon Diskussionen hier?


    endlose, und das Fazit derjenigen, die es leben ist super. Und dann gibt es eine bestimmte Gruppe, die es sich nicht vorstellen kann und immer mit dem armen Kind argumentiert. Wenn ich aber die Kinder sehe, die im Wechselmodell leben, sind diese ganz sicher nicht unglücklich, sondern im Gegenteil, sie haben beide Eltern, nicht den strengen Teil, wo das Kind lebt und den Spaßteil, der das Kind nur am We mal sieht. Sie haben zwei zu Hause und sind damit glücklich.

  • endlose, und das Fazit derjenigen, die es leben ist super. Und dann gibt es eine bestimmte Gruppe, die es sich nicht vorstellen kann und immer mit dem armen Kind argumentiert. Wenn ich aber die Kinder sehe, die im Wechselmodell leben, sind diese ganz sicher nicht unglücklich, sondern im Gegenteil, sie haben beide Eltern, nicht den strengen Teil, wo das Kind lebt und den Spaßteil, der das Kind nur am We mal sieht. Sie haben zwei zu Hause und sind damit glücklich.


    Das ist ja alles noch ganz neu für mich... mein Ex und ich haben uns darauf geeinigt, eben weil wir beide eingebunden sind und beide unser KInd lieben und es natürlich beide bei uns haben wollen - wobei wir uns auch einig darüber sind - sollte es unserem Kind nicht gut damit gehen, wo werden wir etwas ändern müssen... allerdings muß man das ja erst einmal herausfinden, ist das doch alles ganz neu für uns alle - Eltern und das betroffene Kind.

  • Von Diakonie und Caritas oder von entsprechenden Vereinen werden manchmal "Trennungsgruppen" für betroffenen Kids angeboten. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit.
    Ansonsten könnt Ihr als Eltern nur gucken, die Sache in guter Form so lauifen zu lassen, dass die Belastung nicht zu hoch wird. Natürlich nimmt eine Trennung Kinder mit. Vor allem dann, wenn die Eltern "gut" mit ihnen umgegangen sind, es also nicht viel vorab gemerkt hat. Dann ist Trennung keine Erlösung, sondern eine schreckliche Überraschung ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ja... Trennungskindergruppen... meist sind die ab dem sechsten lebensjahr aber unser JUnge kommt ja nächstes Jahr in die Schule und man kann ja mal mit den verantwortkichen reden. Das finde ich sehr sinnvoll. Vielleicht rede ich auch mal mit der Erzieherin in der Kita, die für meinen Sohn zuständig ist... sie erlebt ihn viele Stunden am tag... ich wüsste zu gerne mal, wie er da so drauf ist.


    Ich will das alles ja auch nicht überbewerten... vielleicht hätte er jetzt eh gerade eine schwierige Phase, Kinder haben so etwas, und das gepaart mit der ganz neuen Situation... ich mache mir aber eben Sorgen und will / muss ein Auge daraufhaben... das ist in seinem Sinne - und auch in meinem eigenen.


    Ich bin ja so dankbar... mein ex und ich haben uns nichts mehr zu sagen, so rein gar nichts... Klassisxcher fall von "Auseinander gelebt", dann hatte er plötzlich ne Neue und in den drei MOnaten, die wir dann noch zusammenleben musten, gingen auf einmal echt fiese Sachen ab... ich bin so froh, dass das vorbei ist... Aber: Was das Wohl des gemeinsamen KIndes angeht, da sind wir uns einig.

  • Hi,


    Mav, super wie ihr das als Eltern hinbekommt. Denn das spricht für das WM !
    Der junge Mann ist unten durch ... logisch nach Trennungen. :heul


    Als meine Tochter(damals 10) mit ihrer Mama auszog, habe ich ihr erzählt wie gut sie es doch hat, mit 2 Kinderzimmern ;)
    und weißte was, sie war total froh :-)
    ...und wie Paulaken schon schrieb, du mußt dem Jungen nun den Rücken stärken, das er keiner der ET verliert.


    Übrigens, bei uns am JA, gibt´s eine angegliederte Erz.-Beratung, die bieten auch diverse "Geschichten" für Trennungskinder an.
    Vielleicht fragst du da noch nach.


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.


  • Haha, ja, zwei Kinderzimmer... das hat am Anfang auch funktioniert... zwei KInderzimmer, zwei Wohnungen, zweimal Weihnachtsgeschenke... die ersten Tage gingen auch... er hat geholfen, mit einzurichten, hat voller Spaß seine Sachen ausgepackt, ich habe ihn auch mit einbezogen bei der weihnachtlichen Deko und so... um ihm zu zeigen, er gehört auch hier hin und das ist auch sein Zuhause.
    Dann war er ein paar Tage beim Vater und nun ist er ganz anders... er wird so schrecklich hin und hergerissen sein. Es bricht mir das herz.
    Nun... ich habe mit ihm zusammen nun ein Überraschungsei gekauft und das winkt als kleine Belohnung für morgen früh, wenn es heute Abend klappt. Bin ja eher für positives Verstärken als für STrafen, das klappt bei meinem Sohn auch viel besser.
    Beim JA werde ich auf jeden Fall mal nachhorchen, danke!

  • ich denke, er begreift erst jetzt, dass es endgültig ist. und für ihn ist es schrecklich. er liebt mama und er liebt papa, er hat keine gründe für die trennung, muss aber trotzdem damit klar kommen, dass immer der andere nicht da ist.
    das eine war die theorie, die vorstellung, wie es werden könnte. aber jetzt erlebt er es erst richtig und spürt, was es bedeutet. das tut weh.
    nimm es als kompliment, dass er sich deiner so sicher ist, dass er all seine wut, all seine enttäuschung und all seinen frust bei dir abläd. er weiß, dass du da bist, egal wie er sich verhält.

  • Naja Du schreibst, dass Du Dich überfordert fühlst. Das merkt der Kleine auch ... :) Sei Dir da mal gewiss.


    Du schreibst auch, ihr seid beide eingebunden und deshalb wird der Junge "geteilt". Daraus lese ich für mich: Die Eltern machen weiter ihr Ding und wurschteln das Kind halt irgendwie durch. Das wird dem Jungen nicht gerecht.


    Er hat gerade seine Familie verloren und weiß noch gar nicht, wie er damit umgehen soll. Er liebt Papa und Mama und wird hin- und hergerissen. Beide Eltern zeigen sich überfordert und keiner hat wirklich Zeit für ihn. Er hat kein wirkliches Zuhause mehr, kann nirgends wirklich ankommen.


    Und da wundert ihr euch über seine Reaktion?


    Es gibt Menschen, die schwören auf ein Wechselmodell. Aber Grundlage hierfür ist, dass es von allen Seiten gelebt und akzeptiert wird und nicht eine Notlösung ist, weil keiner richtig Zeit hat. Und last not least steht und fällt das Modell mit dem Kind und seiner Akzeptanz.


    Mit 5 Jahren löst sich ein Junge schon deutlich von der Mama und ahmt den Vater (oder anderes männliches Vorbild) nach. Das ist ganz natürlich und entwicklungspsychologisch richtig.


    Vielleicht solltet ihr euch mal Gedanken um das Betreuungsmodell machen, bevor sich die Fronten verhärten oder dem Kind nachhaltig geschadet wird. Und dabei werden beide Erwachsene Federn lassen müssen. Das ist unter anderem Teil des Preises, den man für eine Trennung zahlen muss :(


    Aber: Es gibt auch Hoffnung. Hoffnung darauf, dass ihr auf der Paarebene fertig seid, aber als Eltern super zusammen arbeitet. Das ist ein tolles Ziel und euer Junior wird es euch ewig danken, wenn ihr das für ihn erreicht. Sicher ist das nicht leicht, denn eigene verletzte Gefühle und Ängste kann man nicht völlig abschalten. Aber der Weg lohnt sich.


    lg Myronn