Depression beim Kind

  • Hallo!



    Ich schreibe extra als anonym, da ich damit nicht so groß herum posaunen möchte, (ich selbst kann damit noch nicht wirklich umgehen) und suche Gleichgesinnte zum Erfahrungsaustausch.


    Bei meinem Kind, 8 Jahre alt, wurde gestern beim Kinderpsychologen Depression diagnostiziert.


    Ich bin geschockt, fix und fertig und hilflos. Ich selbst bin stark vorbelastet... meine ganze Familie (Eltern) haben extrem mit psychischen Erkrankungen zu tun. Ich selbst auch: Depression, Panikattacken, Angstzustände. Derzeit war es nicht mehr aktuell... es schlummert aber noch in mir.


    Nun weiß ich nicht, wie ich angemessen für das Kind da sein kann.


    Soll ich mit der Arbeit zurück treten? Etwas weniger arbeiten um mehr für das Kind dazu sein?
    Das Kind nicht so lange in der OGS zu lassen, da es für das Kind eine starke Belastung ist dort zu sein. Das Kind braucht große Unterstützung bei den Hausaufgaben, da es sich schlecht konzentrieren kann.
    Das Kind driftet sehr häufig in Gedanken ab, macht einen stark traurigen Eindruck.
    Wenn ich das Gespräch suche komme ich aber nicht an das Kind ran. Es verschließt sich... weiß selbst nie, was los ist. Ich habe einfach keinen Zugang zur Gefühlswelt meines Kindes.
    Man kann es nicht motivieren, nicht begeistern... Ich wollte ein glückliches unbeschwertes Kind und nun steckt es in der selben Hölle, wie ich damals gesteckt habe. Dem Kind ist schnell "langweilig" - hat auf viele Dinge "kein Bock". Fängt etwas an, verliert das Interesse und zieht sich wieder zurück. Freunde? Keine festen Freundschaften. Kontakt zu Gleichaltrigen? Das Kind hat Angst davor... zieht sich lieber zu uns Eltern zurück.
    Jede neue Situation machen dem Kind große Angst... Es äußert sich mit Bauchschmerzen, auch Kopfschmerzen und Rückzug.
    Es ist für mich verdammt schwierig damit umzugehen.


    Ich mache mir große Vorwürfe, ob ich das Ganze bei meinem Kind hervorgerufen habe. Der Psychologe sagte, ich solle mir über sowas keine Gedanken machen... es wird auch in der Anlage liegen und ich habe mir meine Depression ja auch nicht ausgesucht. Es ist eine Krankheit, wo man nichts für kann.
    Dessen bin ich mir bewusst... dennoch mache ich mir Gedanken darum, was ich nun tun kann.
    Wieso bin ich nicht sensibel genug gewesen, um es selbst und eher zu merken. Stattdessen bin ich zu Erziehungsberatungsstellen gelaufen... zum Hausarzt... weil ich Angst hatte, als mein Kind oftmals sagte, es wolle sterben und nicht mehr leben.
    Deswegen habe ich ja auch den Termin beim Psychologen gemacht... auf den mussten wir nur soooo lange warten.
    Der Psychologe hat speziell mir (der KV war gestern bei dem Termin dabei) Unterstützung versprochen, sagt die bevorstehenende Kur ist genau das Richtige und ich habe sehr verantwortungsvoll gehandelt. Er sagte, die Praxis würde uns damit nicht alleine lassen... sie seien da... bei allem und noch so kleiner Sorge oder Fragen. Es beruhigt... dennoch ist man in dieser Gedankenwelt drin.


    Ich möchte mein Kind auffangen. Für mein Kind da sein. Ich habe aber selbst Angst wieder in das Loch zu fallen, da ich mich selbst eventuell dabei vergesse. Zu meiner Mutter habe ich deswegen nur sporadischen Kontakt (musste ich auf Anraten der Ärzte zum Selbstschutz) - zu meinem Kind werde ich den Kontakt sicher nicht abbrechen - ganz im Gegenteil.
    Was hat mein Kind davon, wenn ich selbst dann in dieser depressiven Spirale gefangen bin?
    Wie mache ich es nun am besten?
    Ich überlege viel, wie ich mich wenigstens stärken kann... Wenig belasten wie nur nötig, da ich die Kraft für mein Kind benötige.
    Als Unterstützung habe ich meine beste Freundin und meinen Partner. Das ist mein Sicherungsnetz... dennoch fühle ich mich wie ein Seiltänzer, der droht abzustürzen.


    Über einen Austausch würde ich mich sehr freuen. Hat jemand damit Erfahrung? Wie geht mit dieser sehr sensiblen Situation um?
    Wenn ihr selbst nicht offen darüber reden möchtet, dann könnt ihr euch auch bei mir via Mail melden.


    [emailadresse nach Absprache entfernt.]


    Danke dafür, dass ich das einfach mal runter schreiben durfte. Und wie gesagt... über Erfahrungsaustausch würde ich mich sehr freuen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Trisha ()

  • Ich bin heute etwas schwer von Verstand ;). Also ich kann an die Themenstarterin keine pn schicken?

  • Ich kann dir keinen Rat geben. Nur soviel, ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen. Ich würde mich auch schuldig fühlen. Aber, es ist so, wie der Psychotherapeut gesagt hat, auch du hast dir deine Krankheit nicht ausgesucht und trägst keinerlei Schuld. Du hast jetzt die Unterstützung durch den Psychotherpeuten. Das wird dich stärken. Vielleicht suchst du für dich auch einen Psychotherapeuten.
    Auch, wenn es dir phasenweise in deinem Leben bestimmt sehr schlecht ging, gab und gibt es bestimmt auch Zeiten, in denen es dir gut geht. Auch deinem Kind wird es wieder besser gehen, die Hilfe dazu hast du euch geholt.
    Ich wünschte, ich könnte noch etwas Hilfreiches schreiben.
    Liebe Grüße
    Viel Kraft und was ihr sonst noch braucht.

  • Ich kann dich sehr gut verstehen. Auch ich habe mich eine Zeit lang schuldig gefühlt. Meine Kinder sind beide chronisch krank (Autoimmunerkrankung), sind familiär sowohl von der Seite meines Exmannes als auch von meiner Seite vorbelastet. Ich habe da erst gar nicht mit umgehen können, fühlte mich hilflos, hatte Angst vor der Zukunft. Welche/r Mutter/Vater wünscht sich nicht ein unbeschwertes, zufriedenes, gesundes Leben für das Kind, möchte es lachen und toben sehen, später ne gute Ausbildung etc. All dies schien so weit weg. Ich habe lernen müssen, die Krankheit meiner KInder anzunehmen (mit Hilfe von Therapeuten). Inzwischen kann ich da ganz gut mit umgehen. Medizinische Hilfe ist da, die kann ich nicht leisten, diesen Bereich musste ich in andere Hände geben, so wie du bestimmte Dinge in die Hand der Therapeuten legen musst. (Mir ist gerade das schwer gefallen, meinem Kind einfach nicht helfen zu können) Du kannst nicht der Therapeut deines Kindes sein, du kannst nur Mutter sein, da sein, dein Kind annehmen wie es ist.
    Ob du nun deine Stunden zurück fahren sollst oder nicht, diese Fragen kann dir hier keiner pauschal beantworten. Ich würde dies bei den Therapeuten oder zB in der von dir angesprochenen Kur ansprechen.
    Du sprichst die Betreuung bei den Hausaufgaben an. Ich glaube nicht, dass es für euch beide gut wäre, wenn du diesen Part übernimmst. In der Regel birgt gerade das Thema Hausaufgaben eine Menge Zündstoff, schon im Normalfall und noch viel mehr, wenn Probleme da sind. Eine zusätzliche Belastung für dich und die Mutter-Kind-Beziehung. Ich würde mich mal erkundigen, ob es nicht möglich ist, eine zusätzliche Betreuungskraft für dein Kind zu bekommen. Ich weiß von einem Fall, wo das Kind während der Schulzeit bzw. während der Hausaufgaben zusätzlich durch eine geschulte Kraft betreut wird. Leider kann ich dir nicht genau sagen, wer Ansprechpartner bezüglich dieser Betreuung war.
    Und ansonsten sagst du es schon: achte auf dich!!!!! Schaff dir selbst deine Inseln, vielleicht planst du jeden Tag eine feste Zeit nur für dich ein, autogenes Training zur Entspannung, ein liebgewonnenes Ritual vorm Schlafengehen (warmen Tee, ein wenig lesen, ein Bad, schöne Musik), kannst du dir einen Abend in der Woche freischaufeln für Sport oder ein anderes Hobby? Dinge, die unabhängig sind von deiner Freundin und deinem Partner, so dass du auch wenn einmal beide nicht da sein können nicht abstürzt, lass nicht nur sie dein Netz sein, baue dir auch selber eins.
    Ganz viel Kraft wünsch ich euch.

  • Hallo, das muss fuer die sehr beaengstigend sein. Es ist schwierig, aber selbst wenn die ganze FAmilie betroffen ist, heisst das nicht, dass dein Kind zwingend denselben Weg gehen wird. Mir hat mal jemand gesagt, dass ein Drittel Gene ist, ein Drittel die Umwelt, ein Drittel die Erziehung. Du brauchst dich also weder schuldig fuehlen, denn da gibt es viele andere Faktoren, die bei deiner Tochter zu der Depression gefuehrt haben, noch brauchst du voller Angst darauf zu "warten", dass dein Kind den gleichen Weg einschlaegt wie deine Eltern. Man ist heute viel weiter und kann ganz anders intervenieren (rechtzeitig).


    Ich war selbst ein sehr ruhiges introvertiertes Kind (was nicht zwangslaeufig was mit depressiv zu tun hat... ich war eher die Traeumernatur). Was mich am meisten aufgeregt hat, dass ich dauernd das Gefuehl hatte, dass meine Mutter mich nicht so akzeptiert wie ich bin: RUHIG und INTROVERTIERT. Oft hatte ich das Gefuehl, dass sie mich schuetteln will, damit ich das lachende, froehliche, lautstarke MAedel werde was andere sind. Deshalb finde ich es wichtig (unabhaengig von der Depression jetzt), dass du deinem Kinder immer das Gefuehl gibst, dass es voellig ok ist, wie es ist. DAss es nicht irgendwie komisch ist. DAss viele Menschen (ALLE!) manchmal traurige Gefuehle haben usw. Ich nehme an, dass andere Dinge wie ADS (also nicht die aktive Form ADHS) ausgeschlossen worden sind. Das fiel mir spontan ein, als du von den Konzentrationsschwierigkeiten etc. noch erzaehltest.


    Wahrscheinlich weisst du selbst schon, wie du dich gut staerken kannst. Vielleicht hilft dir Yoga? Ich denke es ist wichtig, dass du auch selbst noch mal ein paar Stunden bei einem Psychotherapeuten hast, um stark genug fuer dein Kind zu sein und dem Kind das zu vermitteln, was es braucht (dass alles gut wird).

    Einmal editiert, zuletzt von Malindi ()