Kinder bei Urnenbeisetzung

  • Nach schwerer Krankheit ist mein Vater gestorben. Aus verschiedenen Gründen ist der Kontakt meiner Kinder zu ihrem Großvater nicht sehr eng gewesen. Bei der Großmutter sieht das etwas anders aus. Wir wohnen weit voneinander entfernt, mehrere hundert km.


    Nun wird in ca. 14 Tagen die Urnenbeisetzung erfolgen, für mich fühlt sich das eigenartig an, denn es gibt vorher keine Trauerfeier. Einerseits gut, dann kann ich meine Kinder darauf vorbereiten, andererseits machen wir jetzt die nächsten 14 Tage "einfach so weiter wie bisher". Ich kann die Kinder ja nun auch nicht 14 Tage aus der Schule nehmen und zu meiner Mutter fahren (obwohl ich das für mich gern täte). Ich kann damit gar nicht umgehen. :flenn


    Mein Kind 3 geht zur Grundschule, ist also entprechend jung und ich kann mir nicht vorstellen, es zur Urnenbeisetzung dann mitzunehmen. Mir ist ja klar, dass die Kinder auch mitbekommen sollen/müssen/dürfen, dass der Tod nun mal dazu gehört. Aber wie kann ein Kind damit umgehen, dass der Großvater verbrannt werden wollte ...? Kennt ihr Bücher oder habt ihr Tipps dazu?



    Ulla67

  • Erstmal mein herzliches Beileid.


    Bücher zum Thema kenne ich nicht, aber kann aus eigener Erfahrung berichten. Mein Sohn war 7 Jahre alt, als seine Urgroßmutter starb. Ich habe ihn schon in den Tagen vor dem absehbaren Tod darauf vorbereitet.
    Als es dann soweit war, wollte er seine Uroma sogar tot sehen, hat es besser als die Erwachsenen verkraftet und war dann auch bei der Urnenbeisetzung dabei.


    Man sollte Kinder nicht unterschätzen. Ich kann mir aus eigener Erfahrung jedenfalls vorstellen, dass dein Kind es gut verkraftet, wenn du es ihm mit eigenen Worten erklärst. Ich würde ihm auch selber überlassen, ob es mitkommen möchte oder nicht.

  • von mir auch mein aufrichtiges beileid.


    aus meiner eigenen erfahrung kann ich sagen, dass es bei meinen kindern ab 5 das richtige alter war sie real zu involvieren (auf eine beerdigung mitzunehmen). thematisieren würde ich es allerdings jetzt schon, denn der tot gehört zum leben.


    als meine urgroßmutter starb (war da ca. 3,5 jahre alt, ich liebte sie von ganzem herzen, eine traum-uromi) hat mir niemand etwas gesagt und plötzlich stand meine großtante zum nächsten besuch allein vor der tür (war einmal im jahr, da ost und west-deutschland). erst da wurde mir die wahrheit gesagt und ich war umso betroffener und kam mir betrogen vor, was mich heute noch ein wenig beschäftigt.


    letztendlich kennst du dein kind aber am besten und musst entscheiden, was der richtige weg ist.


    ich wünsche dir alles gute.

    Einmal editiert, zuletzt von Lilly_78 ()

  • Hallo,


    auch von mir mein herzliches Beileid.


    Als mein Vater 2009 starb war mein Sohn 6 J. Opa war sein ein und alles. Er war sehr, sehr traurig. Daher war für mich selbstverständlich, dass er bei der Trauerfeier dabei ist. Eine Dame vom Bestattungsinstitut hat ihn „mitbetreut“. Er durfte Opa selbstverständlich nicht mehr sehen.


    Auch bei der Urnenbeisetzung war er dabei. Auf Wunsch meines Vaters habe ich die Urne getragen, mein Sohn ging neben mir. Der Bestatter, der uns begleitete erlaubte ihm sogar kurzzeitig die schwere Urne zu tragen.


    Er war anschließend beim Psychotherapeuten, der fand, dass wir alles sehr gut gemacht haben und er das ganze sehr gut verstanden und verarbeitet hat. Kinder gehen mit solchen Ereignissen anders um. Mein Sohn ist zwar immer noch sehr traurig und sein Wunsch (Weihnachtsmann + Osterhase) ist, dass Opa für mindestens zwei Stunden zurück kommt, aber er geht damit anders um als wir.


    Liebe Grüße
    ErKe

  • Erst einmal mein aufrichtiges Beileid.
    Ganz wichtig ist das du der Trauer Platz gibst. Sei authentisch für deine Kinder, denn so gibst du ihnen ganz ganz viel mit fürs Leben.


    Meine beiden waren noch nicht zu einer Beisetzung dabei, weil sie selber nicht wollten. Wir reden ganz offen darüber und auch über die verschiedenen Beisetzungsmöglichkeiten. Wir sind alle geboren um zu sterben aber in der Zeit dazwischen das nennt man LEBEN.
    Wie gehen denn deine Kinder bisher damit um? Fragen sie? Es ist schwer wenn man selber so unsicher ist, aber wenn du weißt das du , du selbst sein kannst und sollt wird es dir viel leichter fallen.


    Trauer und Schmerz gehören einfach dazu aber auch Erinnerungen, Bilder, Geschichten.


    Und die Kinder würde ich fragen ob sie zur Beisetzung mit gehen wollen oder nicht. Infos zur Verbrennung wirst du ganz sicher beim Bestatter bekommen.


    Ich schick dir eine riesen Portion Kraft

  • Meine beiden Kinder waren vor 2,5 Jahren auch bei einer Urnenbeisetzung dabei. Sie waren damals fast 6 und 8 Jahre alt.
    Es war eine Verwandte, bei der wir regelmäßig Urlaub gemacht haben. Wegen der großen Entfernung bestand aber auch nur wärend des Urlaubs der Kontakt.


    Als sie dann gestorben ist, haben wir viel darüber gesprochen. Über sie, allgemein über den Tod und dass sie verbrannt wird und in einer Urne beigesetzt. Und die Kinder hatten absolute Entscheidungsfreiheit, ob sie dabei sein wollten und auch die Option, jederzeit abzubrechen.
    Bis zur Beisetzung war das für die Kinder dann eine "recht normale" Sache.
    Sie haben natürlich geweint, als sie sich verabschiedet haben, aber das war auch gut so.
    Mein Großer wollte allerdings mit dem Verabschieden warten, bis alle anderen weg waren. Dem Wunsch bin ich dann auch nachgekommen und wir haben uns in aller Ruhe und alleine von ihr verabschiedet und zusammen geweint.


    Heute geht es den beiden gut damit. Ich hatte immer den Eindruck, dass der offene Umgang und dieses nach Gefühl handeln, genau das richtige war.


    Da es bei dir der Vater ist, würde ich vielleicht schauen, dass noch jemand extra für die Kinder dabei ist, da du ja selber mit dir beschäftigt sein wirst. So kann man dann aber auch jederzeit auf die Bedüfrnisse der Kinder eingehen, ohne dass du in deinen Bedürfnissen eingeschränkt wirst.
    Ich sehe, so wie du es geschrieben hast, auch eher so, dass diese Urnenbeisetzung für dich schwierig ist, Kinder nehmen sowas aber oft ganz anders wahr. Mach dir darum also nicht so viele Gedanken. :-)


    Ich wünsche euch alles gute und dir viel Kraft für die Beerdigung! :troest

    If life fucks you, just lean back and enjoy! :brille

  • Mein Vater starb als ich 8 Jahre alt war. Bis heute habe ich ein Problem damit, dass ich mich nicht von ihm verabschieden konnte und durfte. Ich denke altersgemäß erklärt, ist eine Beerdigung oder Urnenbeisetzung zu verantworten.

  • Mein Vater starb als ich 8 Jahre alt war. Bis heute habe ich ein Problem damit, dass ich mich nicht von ihm verabschieden konnte und durfte.


    Genau das erzählt meine Mutter auch über sich. Ihre Mutter starb, als sie acht Jahre alt war, sie dürfte sich auch nicht verabschieden.
    Daher würde ich selber die Entscheidung immer dem Kind überlassen, was es sich zutraut und was nicht.

  • Auch von uns ein herzliches Beileid, ich weiß wie schwer das ist, wir hatten gerade erst 2 Trauerfälle im nahen Verwandten- und Bekanntenkreis


    Die Urgroßmutter meines Kindes ist von Kurzem verstorben aun ich habe ihn zur Beerdigung mitgenommen, auch wenn er kaum etwas davon verstanden haben sollte, so war Junior an dem Tag doch für seine Verhältnisse sehr still und brav (normalerweise hab ich einen Wirbelwind zuhause).


    Bei Bekannten von uns ist der Vater verstorben und hat 2 kleine Kinder hinterlassen (2 und 4 glaub ich damals).
    Da musste die Mutter den Kindern auch erklären, warum Papa nicht mehr da ist.
    Und ein sehr guter Freund von uns hat sich selbst das Leben genommen, da mussten die Geschwister es ihren Kindern erklären (der Junge war gerade 17, seine Neffen 4 und 5)
    Ich halte den Vorgang der Beisetzung gar nicht so sehr für das ausschlaggebende, immerhin sieht man ja in dem Sinne nicht, wie er verbrannt wird, man sieht keine Leiche, also nichts, was die Kinder noch verfolgen könnte, eher würde ich mir Sorgen machen, wie du es ihnen erklärst. Aber Kinder sind in solchen Dingen stärker als man glaubt.


    Vielleicht erklärst du das mit der passenden Bibelstelle:
    Asche zu Asche Staub zu Staub werden sie dort ja auch zu hören bekommen, damit kannst du ihnen vlt schon vorab begreiflich machen, was da passieren wird.
    Ich weiß nicht, ob dein Vater religiös war sonst könntest du ja auch erklären, dass er sich gewünscht hat, so schnell wie möglich wieder eins mit der Erde zu sein

  • erst einmal auch von mir herzliches Beileid und ganz viel Kraft für die bevorstehende zeit!


    Ich habe ja nun täglich mit dem Thema zu tun, da ich beim Bestatter arbeite! Wir wohnen direkt mit auf dem Hof, sprich bei uns ist das Thema Tod ein offenes Thema, was besonders bei meiner Großen viel Interesse weckt!


    Ich persönlich muss sagen, dass ich es von den Umständen und evtl. auch von den verwandtschaftsverhältnissen abhängig machen würde! Wie nah stand das Kind dem / der Verstorbenen, wie sensibel ist das Kind, wie geht das Kind mit dem Thema Tod um! Wie geht man selber mit dem Tod um. Es ist keine alterfrage sondern m.M. von Kind zu Kind ganz unterschiedlich!


    Ich sehe hier Kinder jeder Alterklasse, die bei einer Trauerfeier dabei sind, von baby über kleinkind bis zum schulkind usw..... Man darf jedoch nie vergessen, dass es nicht nur darum geht, wie das Kind damit umgeht, dass ein geliebter Mensch gestorben ist, sondern auch damit, wie es ist, wenn während der Trauerfeier geweint wird, die Trauer sich bei allen ausbreitet, ist das dann auch etwas , was ich meinem Kind zumuten möchte ? Auch das ist etwas, was viele Kinder gar nicht verstehen können......


    Was möchten deine Kinder denn, habt ihr darüber schonmal gesprochen ?

    ☆ Das schönste Kleidungsstück für eine Frau sind die Arme des Mannes, der sie liebt.☆ (Yves Saint Laurent)