Tiefes Loch - wer weiß rat

  • die vorinfos:


    ich habe einen super lieben partner, wir verstehen uns bestens
    jeder hat seine eigene wohnung, es liegen luftlinie ca. 200m zwischen uns
    er hat anfang 2007 eine trennung erlebt, seine ex ist mit den söhnen ausgezogen, weil sie ihn nicht mehr liebe
    sie ist seit er 18 war, sein große liebe, jetzt ist er 52
    er verlor das haus, welches er fast ausschließlich in eigenleistung erbaut hat, sie lebt mit den söhnen seit gut 1,5 jahren wierder dort
    söhne sind 15 und 17


    im frühjahr wollte der sohn plötzlich von der mutter weg, er zog heimlich aus, rief an und sagte, er komme nicht mehr zurück
    die mutter, baute das haus zu dem zeitpunkt mit neuem partner um und holte den sohn zurück, indem sie ihm klarmachte, sie müsse das haus verkaufen, weil ihr nur noch 150 euro zum leben blieben, wenn er nicht zurückkäme, denn dann hätte sie das kindergeld und den unterhalt nciht mehr, müsse sogar unterhalt zahlen
    davon sehr unter druck stehend, angst das haus zu verlieren, ging er zurück zur mutter


    die söhne melden sich nicht sehr oft, irgendwie verständlich, sie sind "pflügge"
    doch mein partner leidet, er leidet so sehr, dass er immer mal wieder in ein tiefes loch fällt
    ich vermute, dass es noch immer die trennung von den söhnen ist, evtl. aber auch noch der schmerz wegen seiner EX?


    dann will er sich einigeln, er redet im hass über seine ex
    bitte nicht falsch verstehen, ich will es nur verdeutlichen, dann "jammert" er den söhnen nach
    er spricht davon, dass er am liebsten alles in die luft jagen will oder aus dem fenster springt
    er meint zwar, das seien nur gedanken, er würde das nie tun, doch schon alleine die gedanken sind für mich ein zeichen, er braucht hilfe und zwar dringend


    ich kann ihm nicht helfen, ich bin kein profi, darum bat ich ihn gestern eindringlich, er möge sich eine überweisung geben lassen zum facharzt und dass ich jetzt immer wieder nachfrage, ob er einen termin hat


    ich kann ihn verstehen, darum geht es mir nicht, aber es sind situationen, wo er dann einfach nicht ans telefon geht und ich mir wahnsinnige sorgen mache
    vor 2 wochen war so ein tag, ich bin dann, als er weder ans telefon noch handy ging, mit meiner tochter rüber zu ihm
    er saß da, schaute tv und spielte am pc


    ich bin ziehmlich deutlich geworden: "wenn du dich vergraben willst, dann tu das, aber dann sag es wenigstens, ich sitze da, mache mir die größten sorgen und du zockst"
    seine antwort:"bitte, laßt mich doch einfach nur alle in ruhe"
    ich bin auf der stelle gegangen
    klar war ich auch beleidigt, doch darf man das dann?


    gestern, wieder so ein abend
    von der arbeit aus ruft er mich noch an, wie immer
    abends, meldet er sich meist, gestern nichts, auch keine reaktion auf meine anrufe/sms
    mir war klar, er hat sein "loch"
    ich gebe nicht auf, irgendwann geht er ran
    diesmal mache ich keine vorwürfe, bitte, er möge zu mir kommen, ich konnte nicht weg, kann und will meine tochter unter der woche nicht hin- und herzerren
    er weint, mag alleine sein, will nicht zu mir, will nicht weggehen, will nichts tun, nur rumsitzen und dem kummer nachgehen



    es ist nicht oft, zum glück, aber es belastet, ihn, mich, meine tochter, unsere beziehung


    ich weiß, dass er hilfe braucht, notfalls muß ich einen termin besorgen


    aber, ich weiß absolut nicht, wie ich mich in der situation verhalten soll
    soll ich ihm die meinung sagen?
    soll ich auf ihn beruhigend eingehen?
    soll ich ihn das alleine durchstehen lassen?
    wie regiere ich richtig, wenn er im "loch" steckt?


    ich hoffe ich finde bei euch helfende antworten

    übrigens: Man kann sich den ganzen Tag ärgern,
    aber verpflichtet ist man dazu nicht :-)

  • das klingt schon nach handfester Depression...
    und da hast du genau richtig erkannt, dass du überhaupt nicht helfen kannst, sondern nur Fachleute.
    Das einzige, was du machen kannst, ist immer wieder drauf bestehen, dass ER sich Hilfe holt, natürlich kannst du, wenn er das möchte, für ihn einen termin machen, du kannst ihn auch begleiten, macht aber nur wirklich Sinn, wenn er will, und eben bloß der Antrieb fehlt, was bei Depris ja normal so ist.


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, das auszuhalten und mitzugehen. Vielleicht findest du auch hilfreiche Unterstützung auf Seiten im Netz für Angehörige von Depressiven, oder bei Selbsthilfegruppen, oder bei Anlaufstellen vor Ort?

  • Es scheint so, als ob es ihm schwer fällt mit der Vergangenheit abzuschließen. Er muß es lernen "das Buch der Vergangenheit ins Regal zu stellen" und ein Neues mit Dir anzufangen. Dies schafft er alleine vernutlich nicht und Du wirst ihm wenig helfen können, denn auch Du bist Bestandteil des Beziehungsgeflechts. Deshalb empfiehlt sich eine Gesprächstherapie. Ich denke es gibt zwei Anlaufpunkte. Der Hausarzt, für den Fall, dass eine medizinische Depression besteht oder z.B. pro familia, die auch Gesprächstherapien machen.


    Zeige Verständnis, aber Beharre auf einer Lösung - siehe oben.


    Viel Erfolg
    Ulrich

  • Das einzige, was du machen kannst, ist immer wieder drauf bestehen, dass ER sich Hilfe holt,


    ich denke,das ist die einzige Lösung.Aber er muss den Schritt von sich selber aus machen,ich glaube nicht das es viel hilft,wenn du einen Termin für ihn ausmachst.
    Du kannst ihm zur Seite stehen,aber du kannst nicht für ihn handeln.. :troest

  • natürlich kannst du ihm die meinung sagen. ihn alleine dastehen lassen scheint zunächst keine gute idee. verlassen wurde er ja bereits.
    was er braucht ist jemand, der ihm beisteht und hilfe von aussen. natürlich kannst du ihm einen termin machen. aber hingehen muss er. und DIE entscheidung kannst du ihm nicht abnehmen.


    stell dich mal geistig darauf ein, diese zerrende phase noch ein weilchen zu durchleben. das hört sich nach einem längerdauernden prozess an.


    zwischendurch nimm dir so viel auszeit, wie du brauchst, um selber "glücklich" zu sein. sei eine gute mutter. und wenn du es dann noch schaffst, sei eine tolle partnerin (was vermutlich am meisten kraft kostet)
    geniesse den duft der bäume bei regen, freu dich über ein gemaltes bild auf einer beschlagenen fensterscheibe, lass dich durch das lachen deines kindes verzaubern und nimm dir die freiheit du selbst zu sein.


    ich wünsche dir viel mut, glück, leichtigkeit und alles was du sonst noch in den nächsten tagen, wochen und monaten brauchst.

    ***********************************


    Die meisten Menschen wollen nicht glauben, dass sie alles in sich haben, das
    nötig ist, um das zu werden, was sie sich wünschen. Und so versuchen sie sich
    mit Dingen zu begnügen, die ihrer nicht würdig sind.
    Norman Vincent Peale


    Eine mächtige Flamme ensteht aus einem winzigen Funken.
    Dante Alighieri

  • ich habe jetzt im internet gelesen über das thema


    man soll demjenigen keinerlei vorwürfe machen, die machen sich die betroffenen schon selber


    hmmm, ich dachte eigentlich, man sollte sie auffordern aufzuwachen, zumindest habe ich gemerkt, dass er "reagiert" hat, als ich ihm beim ersten mal sagte: "dann grab dich doch ein, laß mich aber da raus, denn ich habe verantwortung für ein kind, das braucht mich und meine kraft"


    eine selbsthilfegruppe werde ich hier mal für betroffene angehörige suchen, mal schaun was das bringt


    ich weiß aber nicht, ob ich das schaffe für ihn so viel dazu sein, wie es nötig wäre
    ich will meine eigene wohnung nicht aufgeben, nur weil ich angst haben muß er hockt mit einer depression alleine zu hause
    ich will bitte und das habe ich mir beim auszug vom EX geschworen, für mein kind da sein, SIE soll im vordergrund stehen


    dann bei diesen gedanken plagt mich mein gewissen, kann ich ihn hängen lassen, es sind doch nur die paar tage im jahr
    bin ich egoistisch, wenn ich nicht in dieser zeit für ihn 100% da bin?
    er tut ja auch alles für mich und ich schiebe mein kind vor?


    ich weiß nur ich möchte ihm gerne helfen und zur seite stehen, aber nicht bedingungslos mein kind dafür hin- und herschieben
    ich habe einfach angst dadurch in eine abhängigkeit zu kommen

    übrigens: Man kann sich den ganzen Tag ärgern,
    aber verpflichtet ist man dazu nicht :-)

  • Ich glaube das es ihm schon reicht wenn du hinter ihm stehst. Er muss selbst einsehen das er Hilfe benötigt, niemand wird ihn dazu zwingen können.
    Das einzige was du machen kannst ist für ihn da sein, ihm es immer wieder bewußt zu machen das sich immer mehr eine Depression breit macht.
    Er braucht Hilfe, die hilft aber nur wenn er das einsieht.
    Wenn er sich in seine Wohnung einigelt und nicht das Bedürfnis hat mit jemandem zu reden kannst du erstmal nicht viel tun.Hast du ihn gefragt was er in dieser Situation möchte? Will er da rausgeholt werden? Will er wortlos in den Arm genommen werden? Sollst du ihn in Ruhe lassen?
    Wenn ja, dann solltet ihr vielleicht abmachen das er dir einen Text schickt...alla ich meld mich morgen, ist heut nicht mein Tag. Dann weißt du wenigstens was los ist....
    Ich weiß wie das ist so einen Partner zu haben ...diese Hilflosigkeit zu spüren. Nicht zu wissen wie man sich am besten verhält.
    Kannst du denn mit ihm reden wenn es ihm besser geht? Oder gibt es diese Phasen garnicht?
    Vielleicht könnt ihr beiden da anknüpfen...das er erstmal versucht rauszufinden was ihm gut tut in den Momenten, dann fängt er an darüber nachzudenken...und vielleicht knüpt er irgendwann automatisch den Gedanken das ihm eine Therapie helfen könnte....
    Es gibt auch Lebensberatungstellen ...vielleicht können die dir weiterhelfen....
    Liebe Grüße
    Edit... das Buch soll sehr hilfreich sein...
    http://www.amazon.de/Mit-dem-s…-Hund-leben/dp/3888975948

  • man soll demjenigen keinerlei vorwürfe machen, die machen sich die betroffenen schon selber


    hmmm, ich dachte eigentlich, man sollte sie auffordern aufzuwachen, zumindest habe ich gemerkt, dass er "reagiert" hat, als ich ihm beim ersten mal sagte: "dann grab dich doch ein, laß mich aber da raus, denn ich habe verantwortung für ein kind, das braucht mich und meine kraft"


    ich finde, das hört sich richtig an, was du gesagt hast, ich sehe keinen Vorwirf, nur die Abgrenzung deinerseits, und die ist wichtig.


    Vorwürfe "weil" er diese Zeiten hat, machst du ihm ja nicht. Du sagst nur: ok, ich bin da, wenn du mich brauchst, professionelle Hilfe kriegst du bei Profis - nicht bei mir- und unnötig leiden unter deinen Phasen müssen weder ich noch das Kind.


    :daumen

  • doch doch, es gibt die phasen wo wir reden können, es war in diesem jahr erst einmal vor 3-4 woche und ebven jetzt am dienstag und mittwoch


    wir reden, er sagt dann, dass er selber nicht weiß, wie es los geht
    in der arbeit ist alles ok, kommt er nach hause, beginnt es, dass er wie gelähmt ist, zu nichts fähig, kaum sich was zu essen macht, dafür nur spielt und tv schaut, niemanden sehen und hören will


    ok, er gibt sich wenn "fremde" anrufen mühe, dass keiner was merkt nur mich zu informieren "vergißt" bzw. es ist ihm egal
    er weiß, dass ich mir dann riesen sorgen mache, sagt aber trotzdem keinen ton oder sms oder was auch immer


    ich frage mich eben auch, warum er es bei anderen schafft die depri zu unterdrücken, nur bei mir läßt er alles raus
    ist das weil er weiß er kann sich fallen lassen?


    danke, euer zuspruch und eure ratschläge sind goldwert für mich :thanks:

    übrigens: Man kann sich den ganzen Tag ärgern,
    aber verpflichtet ist man dazu nicht :-)

  • Jap, so sieht es aus. Bei dir darf er sein wie er will, er muss sich nicht verstellen. Er vertraut dir.
    Aber, er mutet dir auch zu das alles auszuhalten, es akzeptieren zu müssen. Du musst nur aufpassen das du dir nicht zuviel zumutest...Meistens bemerkt man das erst viel zu spät....

  • Ich glaube, ich würde in einer sehr entspannten Situation mal mit ihm drüber reden - nicht ausgerechnet dann, wenn er im Loch ist.