Einschulung gleich in 2.Klasse

  • Hallo Big Daddy,
    als Betroffene kann ich Dir nur aus meiner Sicht raten es zu "wagen". Mein Sohn ist ebenfalls vorzeitig eingeschult worden und hat nun sein erstes Schuljahr mit Bravour abgeschlossen(ist am 01.06. 6 Jahre alt geworden)


    Wir mussten das vor einem Jahr ebenfalls innerhalb von 3 Wochen entscheiden und sämtliche Tests zur Einschulung absolvieren. Wie gesagt, bei ihm war es die richtige Entscheidung. Er hat zum Glück eine Klassenlehrerin, die sich dem "Problem Hochbegabung" auch stellt. Die Schulleiterin hatte damals zuerst sehr abweisend mit den Worten "Das hatten wir hier aber noch nie" reagiert.


    Das Problem der älteren Kinder besteht tatsächlich. Sie sind fast zur Hälfte bis zu 2 Jahre älter. Und da ist der kleine Körper eines 5-jährigen, der so gerne auch zu diesen "Großen" gehören möchte. Die wiederum wollten anfangs nichts mit diesem "Kleinen" zu tun haben, da die meisten 5-jährigen eben den Kindergarten besuchen und nicht die Schule. Anfangs kamen auch mal Kinder auf mich zu und fragten mich, warum mein Sohn schon in der Schule ist, obwohl er doch noch 5 Jahre alt ist.


    Am Anfang!!! Ja, am Anfang hatte er schon etwas die Aussenseiterrolle, was sich mittlerweile vollkommen gelegt hat. Er wird nun akzeptiert und auch nicht mehr hinterfragt, warum er zur Schule geht. Er hat Freunde in seiner Klasse, die sich auch gerne mit ihm treffen.


    Wichtig für die vorzeitige Einschulung finde ich, dass das Kind über eine "gefestigte" Persönlichkeit verfügt und auch ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein mitbringt. Dann werden auch o. a. "Schwierigkeiten" gut zu meistern sein.


    Dass das deutsche Schulsystem keinen Platz für Hochbegabte bereithält ist traurig aber leider Realität. Ich bin froh, dass mein Sohn im Moment eine Lehrerin hat, die differenziert mit dem Thema umgeht, aber bin auch "gewappnet" für zukünftige pädagogische Diskussionen.


    Leicht ist das Zusammenleben mit so einer alles hinterfragenden, ständig diskutierenden und aufmüpfigen Intelligenzbombe nicht - aber wunderschön :D


    Gruß Nurse :wink


    P.S. Mein Sohn war bereits als Baby "auffällig". Mit 3 Monaten gekrabbelt und mit 5 aufgestanden und überall an der Wand entlanggelaufen. Der Kinderarzt sagte mir damals ebenfalls, dass das äußerst selten ist. Ausserdem wurde ich von anderen Müttern oder Menschen auf die überdurchschnittliche 'Entwicklung angesprochen (hatte ja keinen Vergleich ;) ) Als 3-jähriger hat er sich schon sehr gewählt ausgedrückt, so dass ihn ein Arzt im KH (Beinbruch) fragte, in die wievielte Klasse er denn gehe :lach:D

    Die Strasse zum Glück besteht nicht darin,
    zu tun, was man möchte,
    sondern zu mögen, was man tun muss. ;)

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  • @schlotterlotte
    danke, in deinem text ist ne ganze menge, sehr wahres drin.
    und die meisten probleme davon tauchen auch schon viel früher auf.


    freunde finden: o-ton tochter: die im kindergarten mag ich nicht, die verstehen mich einfach nicht (bezogen auf ihre denkstrukturen)
    freunde hat sie über die kinderuni gefunden, teilweise 2jahre älter, aber gut.


    schule: schuleingangsuntersuchung regelschule:das kind nehmen wir nicht. förderschule: sie wird wohl herkommen müssen, aber sie wird hier baden gehen.
    und das wird nicht einfacher werden. eingeplant ist im arbeitsplan wöchentlich eine stunde für lehrergespräche.

  • Auch ich habe so eine Tochter
    Lesen, schreiben, rechnen - alles im Vorschulalter mit knapp 5 Jahren. Damals dachte ich, sie lernt mit ihrer älteren Schwester mit, da diese "nur" 17 Monate älter ist und zu dieser Zeit eingeschult wurde.
    Aber bald war sie weiter als ihre große Schwester... Durch verschiedene Test's in Jena und beim Psychologen bekamen wir die Hochbegabung bestätigt.


    Damals hatten wir die Möglichkeit, dass sie Montags und Dienstags in die Schule gehen konnte. Den Rest der Woche ging sie in den KiGa. Dies war aber nur möglich, weil wir eine so genannte "Freie Schule" (Jenaplan) ausgewählt haben.


    Eingeschult wurde sie ganz normal mit 6 1/2 Jahren in Klasse 2. Sie bekam zu Anfang zusätzlich Arbeitsblätter und wurde auch individuell belernt.


    In ihrer jetzigen Schule hat sie verstärkt die Möglichkeiten individuell und nach ihren Bedürfnissen zu lernen. Die Lehrer stellen ihr zusätzliches "Futter" bereit und fördern sie recht angemessen. Jedoch erfolgt alles in Absprache mit mir. Das heißt eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Lehrern ist notwendig.


    Zwischendurch stand es noch mal zur Diskussion, dass sie Klasse 4 überspringen soll. Dem habe ich damals aber nicht zugestimmt.
    Da sie trotz ihrer Begabung ziemlich "Lebensuntüchtig" ist.


    Das heißt, trotz dass sie jetzt knapp 12 Jahre alt ist, hat sie immer noch wahnsinnig viele Probleme in der Motorik und im Halten von zwischenmenschl. Kontakten zu Gleichaltrigen.
    Ihre Freunde und Gesprächspartner sind wesentlich älter, da diese ihrem Intellekt folgen können.

  • und die meisten probleme davon tauchen auch schon viel früher auf.


    stimmt!


    Fängt als Säugling an (super schnell reizüberflutet, weil ja ALLES wahrgenommen werden musste :crazy , jedes Babyspielzeug war vielleicht einen halben Tag interessant, dann nicht mehr, nach dem Motto "das hatte ich schon, kenn ich, brauch ich nimmer")
    Geht weiter im Kindergarten - "Mama, die Frau hat gesagt, mit 2 darf man seinen Namen noch nicht selber auf die Tasche schreiben"... Meine Güte, bin ich froh, dass diese Zeit vorbei ist! :bet Ruhe vor den Erzieherinnen (damals noch Kolleginnen) hatte ich erst, nachdem der Test gemacht war, und schwarz auf weiß stand: Hochbegabt (und nicht: irgendwas ist komisch mit dem Kind, Ergotherapie? Psychotherapie? überehrgeizige Mutter übt ständig mit dem armen Kind).
    Freundinnen war immer ein Thema: Gleichaltrige hatte sie eigentlich noch nie. Entweder betüddelt sie kleinere, oder sie sind 2-3 Jahre älter. Was im KiGa schon nicht gern gesehen wurde, und am Ende mit einem Verbot endete, sich mit den Hortkindern zu treffen, bevor die ihre Hausaufgaben fertig hatten. (Anscheinend hatte sie gegenüber ihrer Freundin gesessen und der über Kopf vorgesagt, was sie schreiben muss... das würde die Freundin demotivieren... Deren Mutter war noch trauriger als ich, weil ihre Tochter durch die jüngere, die es konnte, angespornt wurde und zum ersten mal Erfolgserlebnisse hatte...) ein paar Beispiele von tausenden


    Aber genug davon. die Zeiten sind für uns GSD vorbei. Die freie Schule war die beste Entscheidung meines Lebens.

  • Hallo,


    ich hatte auch so ein Schätzchen zu hause ( mittlerweile ausgezogen und in der Ausbildung).
    Als Baby war er in der motorischen Entwicklung ganz normal - wenn nicht etwas verzögert. Aber er sprach in 3 Wort Sätzen bevor er lief - und das tat er mit 15 Monaten.


    Er war in einer Regel Grundschule und es gab dort viele Probleme - als der Psychologe dann einen IQ von 156 testete, wurde es schulisch nicht viel besser da es den Lehrer gar nicht interessierte.


    Wir haben uns dann einer Selbsthilfegruppe angeschlossen die sich jeden 2. Samstag traf. Das war für meinen Sohn sehr wichtig - dort waren viele in seinem Alter auch auf gleicher "geistiger Höhe" und sie spielten in aller seelenruhe - was ich von meinem mit gleichaltrigen gar nicht kannte. Durch die zusätzliche geistige Nahrung im Rahmen der Gruppe (japanisch, Schach) wurden auch die schulischen Probleme deutlich besser.
    Überspringen lassen wollte ich ihn nicht - in der Gruppe wurde viel von Schwierigkeiten vor allem in der Pubertät berichtet. Rest der Klasse steckt voll drin und das eigene Kind möchte lieber noch mit Autos spielen - überspitzt dargestellt.


    Meiner ging dann auf eine IGS die sich viel mit dem Thema beschäftigt und ab da waren alle schulischen Probleme vom Tisch und seine sozialen Kompetenzen besserten sich drastisch. Wir hatten damals auch eine Zusage von der Hochbegabtenschule - aber da bleibt den Kindern null Freizeit. Schule Mo bis Fr bis 16:30,jeden Samstag Aktivitäten, Freundschaften für den freien Sonntag können dort kaum geschlossen werden, da die Kinder sehr weit voneinander entfernt wohnen.Der Umgang mit "normalen " Kindern ist dadurch extrem eingeschränkt - das wollte ich für meinen Sohn nicht.


    Hier noch eine Buchempfehlung - hat mir sehr geholfen meinen grossen zu verstehen: Hochbegabung - Die normalste Sache der Welt von Barbara Feger und Tania Prado


    LG und hoffentlich findet ihr einen für eure Tochter passenden Weg!