Kinder eines alkoholkrankem KV und Probleme im "normalen" Familienleben

  • Hallo,


    habe schon seit längerer Zeit immer mal wieder Probleme mit meiner Tochter (13).


    Zur Vorgeschichte:
    Ex war/ist Alkoholiker, Kinder hatten nach der Trennung 2006 ungefähr noch 1,5 Jahre Kontakt zum Vater, Tochter mehr wie der Sohn, da bei ihr ein starkes Helfersyndrom zutage kam, nach dem Motto: Papa braucht mich und kommt alleine nicht klar.


    Mein Sohn(15) hat sich eher abgegrenzt, weil er wütend war, dass sich sein Vater an den Besuchswochenenden regelrecht "abgeschossen" hat. Sohn war 3 Monate in einer psychologischen Tagesklinik, von 8.00 bis 16.00 Uhr, hat dadurch ein Jahr Gymnasium verloren und wurde auf eigenen Wunsch zurückgestuft. Hat sich aber super erholt und dies auch gut verarbeitet. Natürlich gab es auch da hin und wieder Probleme, aber im Großen und Ganzen ist er sehr vernünftig und verständnisvoll und auch im täglichen Umgang höflich, freundlich und normal (für sein Alter ;))


    Meine Tochter hat damals jegliche Therapieansätze zerschlagen. Die waren alle doof, die Therapeuten. Ihr Vater hat der Kleinen eingeredet, die Mama wolle sie nur für "bekloppt erklären lassen" und dass sie das nicht sei. Von daher hat sich die Kleine immer gewehrt. Gegen ihren Willen konnte man ja nicht so viel machen und von daher habe ich das ganze dann ruhen lassen.


    Seit letztem Jahr Mai haben die Kinder keine Übernachtungsbesuche mehr beim Vater gehabt. Er ist damals mit seiner Tochter in eine Kneipe gegangen bis nachts um 2 Uhr, hat sich total abgeschossen, hat die Kleine nicht mehr erkannt. Sie hat ihn dann versucht nach Hause zu zerren. Muss wohl heftig gewesen sein. Teils hat er sie angebaggert, teils wollte er sie nicht mit in die Wohnung reinnehmen. Sohn war an diesem WE auch da und hat aber zuhause gewartet. Er wusste nicht wo sie hin wollten und vor allem nicht wie lange !!
    Als Tochter mit Vater dann reinkam sah Sohn die Bescherung. Meine Kleine war in Tränen aufgelöst, total fertig mit der Welt. Die beiden haben ihren Vater dann auf die Couch verfrachtet und umgezogen, da er sich auch eingenässt hatte.
    Dies war wie gesagt der letzte Übernachtungsbesuch. Ich habe danach mit dem JA abgesprochen, dass die Kinder entweder nur noch betreuten Umgang bekommen oder lediglich tagsüber Besuche stattfinden dürfen. Er war dagegen, hat geklagt und vor Gericht dann das Sorgerecht verloren.


    Von da an bestand erst mal gar kein Kontakt, da KV enttäuscht über die Aussagen der Kinder war und der festen Überzeugung war, die Kinder hätten gelogen!!!!


    Meine Kids waren sehr enttäuscht. Sie haben Briefe geschrieben, er solle doch bitte eine Therapie machen und aufhören zu trinken, dann würden sie auch gerne wieder kommen und Mama würde dies dann auch erlauben. Aber das was passiert ist, möchten beide nicht mehr mitmachen.
    Seit Mai letzten Jahres fanden dann ungefähr 4 Treffen statt. KV hat eine neue Freundin die die Kinder toll fanden. Letzter Besuch für 2 Stunden !!! war Weihnachten. Seit dem hat sich Vater wieder nicht mehr gemeldet.
    Kinder rufen ihn an - er geht nicht dran. Kinder sprechen ihm auf AB - er ruft nicht zurück.


    Letzte Woche rief er mich (!!) an und fragte nach unserer neuen Adresse (sind im April umgezogen), er hätte diese verloren. Er würde gerne wieder Kontakt mit den Kindern aufnehmen und auch mal vorbeikommen.


    Seit dem ist außer einem Brief vom RA aber nichts gekommen. Unterhaltsabänderungsklage auf Null - aber das ist ein anderes Thema.


    Nun zu meiner Tochter und dem eigentlichen Problem.


    Sie kann ein Engel sein, dann aber wiederum so distanzlos, rotzfrech, respektlos!! Sie ist z.B. von mir erwischt worden, dass sie angeblich nachsitzen musste dies aber nicht der Wahrheit entsprach, sondern sie sich mit Freunden nach der Schule getroffen hat. Sie hat aber von mir die klare Anweisung erst nach Hause zu kommen, Aufgaben zu erledigen und dann kann sie ihrer Freizeit nachgehen. Dabei erwischt worden und darauf angesprochen worden wird sie absolut ausfallend.


    Sie schreit hysterisch ist wütend und lässt sich kaum beruhigen. In diesem Momenten könnte ich sie übers Knie legen! Mit meinem Lebensgefährten bekomme ich dadurch auch immer wieder Probleme. Er unterstützt mich und "arbeitet mit mir Konsequenzen" aus. Es dauert aber fast immer 1-2 Tage bis sich meine Tochter wieder beruhigt hat.
    Letzte Woche ist sie dann im Beisein meiner Fast-Schwiegermutter total weggetickt, es war mir sooooo peinlich. Sie wusste, dass die Kinder es schwer hatten früher, aber mit solchen Ergebnissen hatte sie dann doch nicht gerechnet. Die war richtig geschockt.


    Nun habe ich eine Therapeutin im Ort angerufen und ihr die Sache geschildert und Gott sei Dank für diese Woche einen Termin bekommen. Ich habe meiner Tochter gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann, dass es mir unangenehm ist wie sie sich benimmt und ich denke, es ist wirklich mehr als an der Zeit, dass sie nun die ganze Vater-Tochter-Beziehung aufarbeitet. Sie geht hin - mir zuliebe. Sie weigert sich immer noch innerlich und meint, sie quatscht doch nicht mit einer völlig fremden. Aber mit mir spricht sie halt auch nicht völlig frei über diese Sache.


    Mittlerweile ist es so, dass sie mit ihrem Bruder schon mal Bemerkungen macht: Weißt du noch mit Papa? Oh, Gott, ja war das peinlich. Kirmes oder Familienfeste? Himmel. Wir können froh sein, dass das vorbei ist.


    Aber wie bekomme ich diese heftigsten Reaktionen bei ihr raus? Sie hat als Kind viel respektloses Verhalten vom Vater erfahren und er war auch handgreiflich. Aber die verbalen Schläge - denke ich zumindest - waren schlimmer. Sie wehrt sich mit Worten in einer so heftigen Art und Weise, da ist A......... noch harmlos!!


    Vielleicht ist hier jemand, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und mir vielleicht den ein oder anderen Tip geben kann.


    Und sorry, dass es so lange geworden ist :Hm

  • Liebe aikon


    Erstmal finde ich es gut, dass du nicht aufgibst und die Initiative ergriffen hast, indem du erneut nach einer Therapie gesucht hast. Das vorläufig kein Umgang stattfindet ist wahrscheinlich eher positiv zu sehen, auch wenn es die Kinder traurig macht. Abstand hilft hier beim verarbeiten.
    Die Situation die deine Tochter inder beschriebenen Nacht durchleben musste ist sehr extrem. Ich habe mit 13 ähnliches erlebt. Möglicherweise wehrt sie sich noch immer dagegen (projeziert).


    Wenn es möglich ist und wenn sie mitmacht, suche ihr eine Selbsthilfegruppe für Kinder und Jugendliche mit Alkoholkranken Eltern. Das Blaue Kreuz oder AlAnon können da helfen.


    Ich wünsche euch viel Glück

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Hallo Villette,


    danke für deine Antwort. Selbsthilfegruppe war auch schon mal angedacht, als sie Therapeutin seinerzeit total ablehnte. Das will sie aber absolut nicht. Sie denkt sich, ich habe meinen Bruder mit dem ich reden kann, dem ist ja das gleiche passiert. Vor Fremden mag sie darüber nicht reden.
    Sie ist auch froh über den Umzug (im Nachhinein natürlich). Sie hat sich halt jetzt einen Freundeskreis aufgebaut und redet nur von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Ihr Vater kommt bei den neuen Freunden gar nicht vor.


    Es ist halt nur auf der einen Seite schlimm für sie, da sie ein Papa-Kind war. Mein LG hat selber 2 Jungs und ist natürlich kein Vater-Ersatz. Da fehlt einfach die emotionale Nähe. Sie kommen ganz gut klar, aber er st strenger und vor allem konsequenter. Wo ich immer versuche ihr Verhalten zu entschuldigen, setzt er auch Verbote durch, damit es endlich mal ankommt. Und in diesen Momenten - naja wenn Blicke töten könnten, wäre er schon mehrfach umgefallen.


    Ich denke zu den ganzen Problemen kommt halt nun noch der Pubertätsstress.

  • Ich denke zu den ganzen Problemen kommt halt nun noch der Pubertätsstress.

    Genau, und das sollte man auch nicht herunterspielen ...


    Sicherlich hat sie ein miese Kindheit gehabt, das was gelaufen ist war mehr als unschön und vermutlich auch prägend. Aber ihr jetziges Verhalten nur in die Ecke: Vater ist Alki, sie hat soviel mitmachen müssen zu schieben, halte ich für verkehrt. Es ist gut, das sie die Therapie nun angeht, um vielleicht das ein oder andere erlebte zu verarbeiten. Wenn sie sich allerdings weiterhin sperrt und dies eigentlich nur dir zuliebe macht, werdet ihr da vermutlich auch nicht viel weiter kommen.


    Ich hab hier auch ne Pubertine zu Hause, über die ich mich täglich mehrmals aufrege. Und wenn sie auch (noch?) nicht die von dir beschriebenen Verhaltensmuster zeigt, ihr Vater ist kein Alkoholiker. Versteh mich nicht falsch, ich will das ganze sicher nicht verharmlosen, ich find es nur ein wenig seltsam, die Ursachen einzig bzw. überwiegend in der Alkoholsucht des Vaters zu suchen.


    Ich wünsche euch viel Glück auf eurem Weg, aber lass deine Tochter trotz allem ihre Pubertät (er)leben - auch wenns für uns Erwachsene manchmal schwer ist, das ein oder andere zu akzeptieren.

    Liebe Grüsse
    Sabine


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    Die meisten Frauen wählen ihr Nachthemd mit mehr Verstand als ihren Mann
    - Coco Chanel-

  • Das ist in der Tat schwer auseinander zu halten, da ja niemand weiß, wie sie sich verhalten würde, wenn sie all das nicht erlebt hätte.
    Ich habe es aber schon so verstanden, dass da noch viel unverarbeitet geblieben ist und das wäre für heftige Aggressionen eine greifbare Erklärung. Was aber nicht heißen sollte, dass sie sich jetzt benehmen kann, wie sie will.
    Einen strengen, dafür aber verlässlichen Stiefvater finde ich, kann sie gut gebrauchen, auch wenn es ihr nicht passt.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Hallo,


    ja, ich denke mittlerweile auch so. Man kann nicht immer alles mit ihren Erlebnissen entschuldigen. Anfangs, also vor über 3 Jahren, habe ich die Kinder total geschont und habe wirklich einige "Ausraster" durchgehen lassen. Sie hat sich dahingehend schon gebessert. Ich habe es immer damit entschuldigt, dass sie so viel mitgemacht hat.


    Aber seit wir nun wirklich zuhause an einem Strang ziehen und die Verbote auch durchsetzen und immer wieder mit ihr reden, warum dieses oder jenes absolut nicht in Ordnung war, wird es besser.


    Das schlimme ist nur, das im Moment täglich irgendwas kommt. Dabei meine ich nicht die pubertäre Zickerei - das ist in Ordnung. Ich meine lügen. Sie sagt z.B. sie muss nachsitzen und trifft sich mit Freunden nach der Schule. Sie ist beim rauchen erwischt worden, mit 13 !!!!!!!


    Manchmal denke ich wirklich was kommt jetzt wieder.
    Das schlimme ist, sie kann 4-5 Tage lang einfach nur ein Engel sein und dann passiert so was, dass der Lehrer anruft, z.B. beim Rauchen erwischt worden, oder mehrfach Unterlagen vergessen. Irgenwie kommt immer wieder der Schlag in die Magengrube. Sie stellt sich dann einfach hin und sagt, na und? Passiert anderen auch.


    Gestern war dann der Höhepunkt! Ich habe ihr schon mal meine Kamera geliehen, da sie Fotos machen wollte mit ihren Freunden. Nun ist gestern irgendwie rausgekommen, dass es wohl ein Foto gibt, was meine 13-jährige oben ohne zeigt !! Super!!! Irgendwer hat dies wohl auf dem Handy. Eine ehemalige Freundin von ihr aus unserem alten Wohnort schrieb mir gestern eine Mail deswegen. Also muss dieses besagte Foto irgendwo im Internet kursieren. Ich könnt echt ausflippen.


    Sie ist sich der Tragweite dessen was sie tut wohl gar nicht wirklich bewusst.


    Den PC haben wir ihr jetzt schon seit einer Woche abgenommen. Sie hat trotz mehrfacher Ermahnung Profile auf Seiten wo ihre Freunde sich treffen, die ich einfach nicht unterstützen und dulden kann. Sie kommt sich so erwachsen und cool vor, kann aber glaube ich gar nicht begreifen, was ich bemängele.


    OK, das sind "normale" pubertäre Probleme aber gerade in Verbindung mit der explosiven Mischung ihrer hysterischen distanzlosen Anfälle, wenn sie bei sowas erwischt wird, macht es sehr anstrengend. Ich habe manchmal gar keine Lust und Kraft mehr sie auf irgendwas anzusprechen. Ich warte oft, bis mein Lebensgefährte mit dabei ist, weil ich dann einfach auch Rückendeckung brauche weil ich diese Anfälle oft einfach gar nicht mehr alleine so durchstehen kann. Das macht mich irgendwie nervlich immer fertig, dass ich diejenige bin, die dann abends im Bett liegt und heult und sich Vorwürfe macht, in der Art, was ich "erlaubt" habe, was den Kindern durch ihren Vater angetan wurde.

  • Schwierige Situation, aber ich glaube wenn Du ihr sagst dass es Dir peinlich ist wie sie sich aufführt, kannst Du nicht wirklich was erreichen. Teenager wollen ja das es den Eltern peinlich ist, weil ihnen die Eltern schlicht auch peinlich sind ...


    Wie wäre es, wenn Du sie einmal filmst oder Tonaufnahmen machst, wenn sie wiedermal nen Anfall hat? Sie sagt ihr wäre der Vater selbst in ihren Erinnerungen noch peinlich, spiel ihr die Aufnahmen vor, denn so unterschiedlich dürfte ihr Verhalten zu dem des bes... Vaters nicht sein.


    Ich selbst bin auch im Alk aufgewachsen, wenn man das so sagen kann. Mein inzwischen verstorbener Stiefvater hat gesoffen seit ich denken kann und er hat noch viel mehr andere nette Sachen gemacht, aber das ist einen andere Geschichte. Als der Typ entlich von uns geschieden war und eine eigene Wohnung hatte, hatten wir nichts mehr, die Möbel waren alle hin, aber es fühlte sich leichter an, bis meine Mutter anfing ...


    In der Pubertät kommt man ganz unweigerlich mit Zigaretten und Alkohol in Kontakt, man meint trinken sei cool ... Vielleicht geht es Deiner Tochter iMom so und sie weiß nicht so recht in welche Richtung sie soll. Die Erinnerungen machen Angst und trotzdem will man sich selbst mal austesten.
    Alk hinterläßt nicht nur Spuren beim Trinker, gerade Kinder kommen mit dem Erlebten sehr schlecht klar.


    Eine Therapie ist sicher sehr peinlich für Deine Tochter, aber schlecht ist es nicht, sag ihr es sei für sie selbst, sag ihr Du hast Angst das sie sich selbst eines Tages peinlich werden könnte.


    Ich wünsche Dir viel Kraft!!!!

  • Hallo,


    ich möchte mich hier jetzt nur zu dem Foto im Internet äußern. Hier würde ich wriklich nachforschen, denn es ist schädlich für ihren weiteren Lebensweg. Also auf alle Fälle rausbekommen, wie und wo das Foto eingestellt wurde. Dann gockeln und sehen wie man das Ding wiede aus dem Netz bekommt - es wird ultra schwierig sein, ist aber möglich.


    Alles Gute


    Clara

  • und ich denke, es ist wirklich mehr als an der Zeit, dass sie nun die ganze Vater-Tochter-Beziehung aufarbeitet.

    :Hm Also die Krankeit Alkoholismus ist sicherlich eine heftige Problematik die die ganze Familie betrifft und die Kinder bekommen es ebenso ab wie Du als Partnerin.
    Klar ist es wichtig dass Deine Tochter eine Therapie macht, aber genauso wichtig finde ich es wenn auch Du eine Therapie machst ( kann aus Deinen Beiträgen jetzt nicht erkennen das Du da auch was machst ).
    Beim Alkoholismus ist nie alleine der "Süchtige" therapiebedürftig sondern in der Regel auch alle anderen Familienteilnehmer.
    Mir scheint Du schiebst momentan alle Schuld auf Deine Tochter und Deinen EX und das kann meiner Meinung nach auch nicht gut gehen. Das was passiert ist hat nicht alleine der "Süchtige" zu verantworten. Das muss Dir mal bewusst werden. Sorry, das klingt jetzt hart, aber ich denke das Du Euch viel mehr helfen kannst wenn Du auch das erkennst und wenn die Schuld auf das Verhalten Deiner Tochter nicht alleine dem Vater zugeschoben wird.
    Vielleicht gehst Du gemeinsam mit Deiner Tochter in eine Therapie ? So sieht sie dass Du auch was tun möchtest, dass Du gemeinsam mit ihr was erreichen möchtest und nicht nur sie alleine ran muss ?


    Das ist jetzt alles nicht bös gemeint, aber ich kenne mich damit recht gut aus...und wenn ich was falsch verstanden habe oder überlesen habe so teil es mir mit.



    Viele Grüsse :wink ,



    Czeltik.

  • Hi Czeltik,


    ich bin in Therapie. Seit über drei Jahren. Habe direkt 4 Monate nach der Trennung eine begonnen. Alleine schon deshalb, weil ich MIR die schuld an allem gegeben habe. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, nicht genug für die Beziehung, für die Kinder und diesen Mann getan zu haben. Deswegen habe ICH auch 15 Jahre dieses Elend mitgemacht.


    Bin seit kurzer Zeit nun nur noch alle 4 Wochen zur Therapeutin. Wir wollen das langsam auslaufen lassen, so dass es im Endeffekt insgesamt über 4 Jahre Begleitung ist, die meine Therapeutin mir gegeben hat.


    Deswesen ist und war es auch für mich wichtig, dass die Kinder eine Therapie machen. Genau aus dem Grund, weil sie die Schuld auch NUR bei sich gesucht haben.

  • Hallo aikon,


    das hört sich nun auch anders an. Danke für Deine Infos. Aber meinst Du nicht Du könntest parallel zu Deiner Tochter die Therapie mitmachen ? Also sozusagen dass sie merkt dass sie nicht alleine ist ?


    Hast Du Dich darüber mal beim http://www.kreuzbund.de/ oder bei diesen Gruppen http://www.al-anon.de/subdomains/alateen/www/ schlau gemacht ? Vielleicht können die Euch da auch weiterhelfen ?


    Viele Grüsse und viel Kraft...


    Czeltik.

  • Hi Czeltik,


    sie möchte das nicht. Sie hat sich darauf eingelassen, nun zu einer Kinderpsychologin in Therapie zu gehen. Sie möchte aber nicht, dass ich an den Gesprächen teilnehme. Oder besser gesagt, ich habe sie nicht drauf angesprochen, dass ich mitgehe, da ich spüre, dass sie das nicht möchte. Ich suche im täglichen Umgang immer mehr den Kontakt und rede viel mit ihr. Aber es gibt Themen, da möchte sie einfach nicht, dass ich darüber Bescheid weiß und deswegen habe ich ihr gesagt, sie ist dort alleine mit der Therapeutin und nichts kommt an meine Ohren, was sie nicht möchte.


    Das schlimme ist halt, dass sie absolutes Papa-Kind war und echt daran geknabbert hat, als sich die Trennung abzeichnete. Das was ich nicht verstehe, ist, dass es nicht darum ist, weil sie sich mit ihrem Vater so toll verstanden hat, sondern weil sie sich ihm gegenüber verantwortlich fühlt. Dass sie meint, er käme alleine nicht klar und sie müsse ihm helfen, da er z.B. in der Wohnung nicht klar kommt, seine Wäsche nicht machen kann, zuwenig isst, wenn er alleine ist. Wie kann sich ein Kind über so etwas Gedanken machen. Ok, er wird ihr dies mit seiner Jammerei ins Ohr gesetzt haben. Er hat auch damals mehrfach zu ihr gesagt, sie solle zu ihm ziehen, da er so alleine wäre und sie bräuchte. Sie hat ihm z.B. in den Ferien tatsächlich die Wohnung gemacht und gekocht und Wäsche gemacht und das mit 10 Jahren.


    Es hat lange gedauert, bis ich ihr klar gemacht habe, dass nicht sie für ihren Vater verantwortlich ist, sondern dass er alt genug ist und die Verantwortung für sich selbst tragen muss und darüber hinaus eigentlich Verantwortung für sie tragen müsse. Und das könne nicht sein, dass sie nur seine Putzfrau und Müllabladeplatz für seine emotionalen Ergüsse ist.
    Nach und nach hat sie es verstanden. Vor allem, als er dann eine Freundin gefunden hat und seit dem den Kontakt von sich aus nicht mehr sucht.


    Es war für sie eine harte Zeit mit hinterher telefonieren und auf einen Rückruf warten. Mittlerweile ist da nur noch Wut.


    Gestern ist Sohnemann übrigens 16 geworden, und? Kein Anruf - nichts. Noch nicht mal sms auf das Handy des Sohnes. Ich verstehe das absolut nicht.

  • Das was ich nicht verstehe, ist, dass es nicht darum ist, weil sie sich mit ihrem Vater so toll verstanden hat, sondern weil sie sich ihm gegenüber verantwortlich fühlt. Dass sie meint, er käme alleine nicht klar und sie müsse ihm helfen, da er z.B. in der Wohnung nicht klar kommt, seine Wäsche nicht machen kann, zuwenig isst, wenn er alleine ist. Wie kann sich ein Kind über so etwas Gedanken machen.

    Naja, zum Einen lieben Kinder in der Regel Vater und Mutter und wenn es ein "Papakind" war ist es um so schwerer. Allerdings ensteht so eine starke Bindung halt auch oft dann wenn ein Familienmitglied schwer krank ist. Das nennt man dann --> Co-Abhängigkeit. Dann hoffe ich mal das die Therapie helfen wird. Ich drück Euch die Daumen... ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Czeltik ()

  • Leider ist das alles absolut typisch. Was deine Tochter durchmacht ist klassische Co-Abhängigkeit. Und ich glaube nicht, dass sie damit durch ist, denn ihre "Einsicht" kam, als Papa jemanden hatte, der ihren Part übernimmt. Therapie ist das Beste. Aber lass ihr auch Freiraum. Lass sie auf dich zu kommen, wenn sie Redebedarf hat. Sonst kann es sein, dass sie dir gegenüber dicht macht.
    Die Funkstille dem Sohn gegenüber ist sicher sehr schmerzhaft, aber halt nichts, wo du Einfluss drauf hast. Alles was du tun kannst ist für ihn da zu sein.


    Ich frage mich wirklich, warum bei so viel Elend, Alkohol nicht einfach abgeschafft werden kann (OT, ich weiß)

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • ich kann deine tochter verstehen...mir ging es ähnlich. es ist schwierig da sie sich aufgrund des verhalten des vaters wie eine große aufführen mußte und jetzt wieder kind sein soll... vielleicht gibt sie auch dir ein bißchen die schuld? du sagtest das DU das 15 jahre lang mitmachen musstest. deine tochter auch 13 jahre...! u im gegensatz zu ihr kennst du das normale... frag sie ob sie dir schuld gibt. und wenn dann solltet ihr tatsächlich eine gemeinsame therapie anstreben. sonst läuft sie vielleicht gefahr immer mehr sich rechte und verhaltensweisen einer großen anzueignen.

    versuche nie zu besitzen was dir nicht gehört....

  • Hi,


    die Kinder geben mir dahingehend "Schuld" und zwar beide, dass ich das solange ausgehalten habe und nicht schon früher den Abspruch geschaffen habe. Sie meinen mittlerweile beide, früher wäre besser gewesen, dann hätten wir alle nicht soviel seelischen Schaden davon getragen.


    But, shit happens. Es ist nun mal passiert, ich habe versucht zu glauben, zu ändern, Familie aufrecht zu erhalten und bin leider gescheitert. Schön ist allerdings die Meinung der Kinder, dass es jetzt richtig schön "normal" ist. Neues Haus, neue "Familie" durch Partner und dessen Kinder und neues Leben. Auch wenn es manchmal schade ist, dass Vater sich absolut ausgrenzt und nichts mehr von den Kids wissen will. Aber zur Zeit ist es so, dass die Kinder, wenn das Thema mal darauf kommt, eher in Wut und Frust über KV reden und froh sind, dass es "vorbei" ist.