Lügen als Ablösungsmechanismus?

  • Hallo zusammen


    Ich hätte gern mal ein paar Meinungen von euch.


    Es geht um meinen 15jährigen Sohn. Seit 10 Jahren hat er nur 1mal wöchentlich Telefonkontakt zum Vater (seit neuestem per Webcam auch Auge in Auge) weil der in den USA lebt und in 10 Jahren erst 3mal zu Besuch gekommen ist. Das nur als Hintergrundinfo.


    Was mir Sorgen macht ist, dass er mich seit Jahren immer wieder belügt. Okay, ich weiß, das machen alle aber stutzig macht mich, dass es immer um total belanglose Dinge geht. So hat er mir z.B. erzählt, er hätte beim Camping mit einer Jugendgruppe vor Kurzem in einem 4Mannzelt geschlafen, von der Erzieherin habe ich aber erfahren, dass es ein 2Mannzelt war. Wo, bitte sehr, liegt da der Sinn? So ähnliche Lügen finde ich immer wieder mal heraus. Was soll denn das? Es ist nie etwas, was er verstecken müsste.


    Muss ich jetzt Angst haben vor dem, was ich noch nicht herausgefunden habe? Die Erzieherin kennt ihn schon lange und weiß, dass er und ich uns sehr gut verstehen. Sie glaubt,dass ich ihm zuwenig "Reibungsfläche" biete, und es sei seine Art zu rebellieren (was in der Pubertät ja normal ist) und ich solle froh sein, dass er es so löst und nicht auf die harte Tour.
    Wenn ich ihn auf diese Lügen anspreche ist er immer nur sauer, dass ich ihn drauf anspreche und sagt er wüsste selbst nicht, warum er das macht. Da die Lügen so sinnlos sind, glaub ich ihm das sogar.


    Muss ich ihm jetzt nachspionieren, weil er die richtigen Hämmer wohl besser vertuscht oder soll ich mich entspannen und mich freuen, dass ich so nen netten Jungen habe!


    Danke schon mal! Ihr seid alle toll im Ratschläge geben! :daumen

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Pubis haben oft eine andere Wahrnehmung.
    Im Zweimannzelt könnte Platz für vier gewesen sein.
    Im Zweimann-Zelt könnte er im anschließenden Bericht auch Freunden gegenüber Probleme gehabt haben: "Hihi, was habt ihr zwei denn da gemacht?..." Also sorgt er vor...


    Und nein, nachforschen - also Grenzverletzung - hilft nicht. Bei Problemen muss er selbst kommen. Kontrollieren kannst Du nur noch bedingt. Aber Du kannst regeln aufstellen, die strikt zu beachten sind. Wenn er sie umgeht, sein Bier. Fällt es auf - dann Konsequenz. Pubis müssen es lernen, eigenverantwortlich durchs Leben zu kommen. Dazu zählt auch, die eigene Ethik und die eigenen Werte festzulegen. Dabei passieren in der Erprobungsphase Fehler. Die sollte man ihnen nicht zu sehr unter die Nase reiben. Sie merken es selbst ganz genau. Und wir als Eltern sind die letzten, von denen sie Hilfe annehmen. Jedenfalls offiziell.


    Ich versuche also immer zu erkennen, warum die Pubis gerade so ticken. Welchem verqueren gedanken sie folgen. Dann erschließt sich einem manches.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Volleybap: genau da versagt ja meine Erziehung anscheinend. In der Wertevermittlung. Ich bestrafe solche Lügen nicht, weil ich nicht weiß,wie. Er hat ja nix schlimmes getan. Im Beispiel mit dem Zelt hatte er sicher keine Falsche Wahrnehmung, denn er hat aufgezählt,wer alles mit im Zelt war. Und alle seine Kumpels waren eh dabei. Was soll der Quatsch also? Ich habe nur Angst jetzt falsch zu reagieren und vielleicht etwas kaputt zu machen.
    Er ist nämlich sehr lieb und auch gehorsam. Und die Erzieherin hat auch mitbekommen, das er zum Biertrinken und Rauchen "verführt" werden sollte, sich da aber strikt geweigert hat.(Das Zeltlager wurde übrigens wegen solcher Vergehen früher abgebrochen)

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit