Sohn verweigert Umgang mit Vater - was kann ich tun?

  • Hallo Ihr Lieben,
    ich bin noch ganz neu in diesem Forum und möchte dennoch einmal Eure Gedanken zu "unserem" Problem hören:
    Ich habe mich von meinem Ex-Mann getrennt, als unser Sohn (jetzt 5 Jahre alt) 4 Monate alt war. Die Beziehung zwischen uns Eltern ist seit jeher sehr strittig, dennoch wollte ich NIEMALS zu den Frauen gehören, die die Wut auf den EX und seine Kränkungen über das Kind an ihm auslassen, gleich von Beginn an hat unser Sohn ihn zunächst wöchentlich einen Tag, mit dem zweiten Geburtstag dann auf meinen eigenen Vorschlag 14-tägig über Nacht besucht, zuletzt alle 14 Tage übers Wochenende, die halben Ferien, die wichtigen Feiertage etc... Der Vater ist kein ganz "einfacher" Mensch... ich habe ihn wegen seiner cholerischen Anfälle verlassen, die auch darin endeten, dass er während der Ehe mit Gartenmöbeln nach mir warf oder fußballgroße Löcher in die Wohnzimmerwand stampfte.
    Immer wieder forderte er, das Kind mehr "haben" zu wollen, war jedoch nicht in der Lage, vor dem Kind einen angemessenen Ton mir gegenüber und über mich einzuhalten, was zwischenzeitlich auch einmal zu einem Aussetzen der Übernachtungen führte zum Schutze des Kindes. Gespräche beim Kinderschutzbund, die auf mein Ersuchen stattfanden, weil unser Sohn Verhaltensauffäligkeiten zeigte und ein psychogenes Asthma entwickelte wurden abgebrochen - die Beraterin bekam von seinem Anwalt ein Schreiben...
    Gespräche an der vom Jugendamt empfohlenen Stelle wurden mit der Begründung "Kann nix und bringt nix" abgebrochen.... (Dorthin gehe ich noch immer regelmäßig!)
    Lange Rede kurzer Sinn: Ich werde das Gefühl nicht los, dass es ihm gar nicht wirklich um das Kind geht - sondern er immer noch in der Phase der Rachenahme an mir steckt, er will sein Recht, nicht sein Kind. Der Kleine jedoch muss darunter leiden, denn er erlebt einen Vater, der ihm zwar sagt, dass er ihn liebt, der aber Geburtstagseinladungen eine Stunde vorher wieder absagt ("meine Tante ist gestorben"), der vereinbarte Telefonate, auf die der Kleine sich gefreut hat "vergisst", der die Mutter vor den Augen des Kindes anschreit... Mittlerweile ist unser Sohn aber eben kein Kleinkind mehr und auch kein Baby, er hat eine eigene Vorstellung davon, wie sich soziale Beziehungen tragen sollen - und er ging auf Distanz, nach einem erlebten Vorfall und einem Telefonat, in dem er den Mut aufbrachte, seinem Vater zu sagen "ich bin sauer, weil du Mama angeschrien" hast - und sein Vater behauptete, er würde lügen. Seither verweigert der Kleine den Umgang total.
    Ich habe seinem Vater das Angebot gemacht, er könne seinen Sohn hier besuchen, evtl. mit uns zusammen eine Unternehmung machen, damit das Kind sieht, dass so etwas auch friedlich laufen kann - doch er lehnte ab, entweder das Kind habe während der Umgangszeit seinen Lebensmittelpunkt in seinem Haus, oder er lasse das lieber, ausserdem würde das alles sowieso von mir kommen, ich wolle ihm das Kind entfremden und er habe einen Termin beim Jugendamt gemacht, damit die mir den Kopf waschen....
    Ich habe keine Angst vor dem Termin an sich, ich denke nicht, dass ich mir irgendetwas vorwerfen müsste, was auch immer er behauptet - doch sehe ich momenten keine Lösung, die die Vater-Sohn-Beziehung wieder "kitten" kann bzw. eine Lösung für unser Kind, das seinen Vater mit Sicherheit auch lieb hat und sich eigentlich wieder vertragen möchte....
    Habt Ihr eine Idee ? Würde mich sehr freuen....und bin momentan sehr verzweifelt

    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit (Charles Dickens)

  • hallo,


    du hast die pflicht alles zutun, dass der umgang stattfindet. du kannst deinem sohn gut zu reden. er leidet unter den spannungen von euch und du schreibst ja auch, dass er sich gerne mit seinem papa versöhnen möchte.


    euer kind "verweigert" den umgang doch nur, weil er zu viele streitigkeiten mitbekommt und er aus irgendeinem grund das gefühl hat, dich als mutter verteidigen zu müssen....die gründe weißt du besser.


    macht doch ein gesprächstermin beim jugendamt, vielleicht hilft es euch.


    übrigens kann ich gut verstehen, dass der kindsvater von seinem umgangsrecht gebrauch macht und versuche diese tatsache mal positiver zu sehen. er ist bemüht um sein kind!


    sorry, aber ich vermute, dass du als mutter mitverantwortlich bist für die momentane verweigerungshaltung eures kindes gegenüber dem vater!


    liebe grüße

  • Danke, Hoffnung
    Ganz sicher befindet sich unser Sohn in einer "Schutzhaltung" für die Mama - und das kann ich nachvollziehen. Natürlich mache ich mir momentan und habe ich mir schon vorher Gedanken darüber gemacht, welchen Beitrag ich selbst zur Situation leiste und gehe nicht ohne Grund noch immer und allein zur Beratungsstelle, wo neben Gesprächen auch Supervision stattfindet z.B. anhand von gefilmten Gesprächen zwischen mir und unserem Kind, die dort auseinandergepflückt und analysiert werden.
    Dass der KV sein Umgangsrecht ausübt wird hier nicht verhindert oder nur nicht gefördert, es ist erwünscht- und das Kind ist z.B. unlängst sogar ausserhalb der Ferien mit dem KV in Urlaub gefahren etc... Das erwähnte Aussetzen der Übernachtungen hatte einen triftigen Grund, nachdem ich das Kind nachts heulend und schreiend beim KV aholen musste, der im Rahmen einer seiner Attacken des Kindes Spielzeug mit den Füßen an die Wände getreten hatte und ihm (während eine Telefonates, das er gleichzeitig mit mir führte wiederholt den Telefonhörer aus den Händen riss), das Kind war damals zweieinhalb Jahre alt. Ich habe nachdem sich die Situation beruhigt hatte und das Kind den Wunsch geäußert hatte wieder bei seinem Vater zu übernachten, dieses sofort befürwortet.
    Mein Bemühen ist, die Beziehung zwischen den beiden wieder ein Lot zu bringen, das es dem Kleinen ermöglicht, wieder gerne zu sagen "Ja, ich will!"...
    Letztlich kann sich der KV nicht einzig auf die biologische Verwandschaft berufen und dieses "Recht", geliebt zu werden, wahrnehmen, wenn es in sein Konzept passt - und umgekehrt die "Pflicht" verweigern, wenn das Kind nicht wunschgemäß funktioniert!?
    Auch für mich KM bedeutet ein ausgetztes Wochenende Umplanung und Aufwand, doch das möchte ich nicht über den Rücken meines Kindes biegen.

    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit (Charles Dickens)

    3 Mal editiert, zuletzt von nawemi ()

  • Das erwähnte Aussetzen der Übernachtungen hatte einen triftigen Grund, nachdem ich das Kind nachts heulend und schreiend beim KV aholen musste, der im Rahmen einer seiner Attacken des Kindes Spielzeug mit den Füßen an die Wände getreten hatte und ihm (während eine Telefonates, das er gleichzeitig mit mir führte wiederholt den Telefonhörer aus den Händen riss), das Kind war damals zweieinhalb Jahre alt.



    ops.. bedanken wollt ich mich nicht... sondern eine Frage stellen:


    Was darf so ein "umgangsberechtigter ET" eigentlich noch alles? Dem Kind bei solchen "Attacken" den Vater auch noch positiv verkaufen wollen und müssen find völlig daneben.
    Statt dessen muss man so ein Kindchen doch abfangen und mit dem ET reden...fruchtet das nicht, so muss doch irgendwann Schluss sein, mit dem Leid der Kinder, den Unterstellungen an die betreuuenden ET`s. Man ist NICHT in der Bringschuld dem UmgangsET auch noch den Filter für dessen verp...tes Verhalten zu geben!

    Ich kann, weil ich will, was ich muss.


  • warum muss man eigentlich immer das schlechte Benehmen der/des Ex hinnehmen? Natuerlich hat das nichts mit den Kindern zu tun, aber warum ist man dann immer gleich dafuer verantwortlich, dass das Verhaeltnis angespannt ist? Warum sind einige Antworten immer gleich so krass, ohne die Details zu kennen? Kann man da nicht einfach mal nachfragen??

  • Jugendamt wird üblicherweise versuchen zu versöhnen, eine Lösung zu finden. Da gibt es immer zwei Ansätze: "Was könnte die Mamma denn tun, damit..." und "Was könnte der Papa denn tun, damit..."
    Geschickte JA-Mitarbeiter greifen sich immer den Elternteil heraus, der grundsäötzlich kompromissbereiter ist, der sich bereitwillig bewegen wird. Du hast also alle Chance, von denen angesprochen zu werden ...


    Wenn Du das nicht willst, kannst Du die Initiative ergreifen und sehr frühzeitig die Frage in den Raum stellen: "Was könnte der Papa denn tun, damit sein Sohn freudig, bereitwillig mit großer Begeisterung zu ihm will ..." und immer wieder auf das Thaema zurückkommen. Dann muss der Vater einen Plan entwerfen und ihn durchführen - oder er lässt es sein. Und dann ist es halt so: Wenn er nicht aktiv wird, kann man nicht machen. Was möglich ist, tust Du von Deiner Seite ja schon ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Kinder haben auch "keinen Bock" auf Aufräumen, auf Kindergarten, Schlafen, Hausaufgaben... Teller leeressen. Je nach Laune. So platt sollte man nicht argumentieren ... Das bringt gar nichts.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Euch allen, die hier geantwortet haben!


    Nachdem der Vater eine neue Partnerin kennengelernt hatte und diese freudig bei den Besuchen dabei war - hat sich das Verhältnis sehr gebessert (er wollte ihr sicher zeigen, was für ein guter Vater er ist) - und das ist dem Kleinen und den Kontakten bisher sehr zugute gekommen. Erst in den letzten Wochen (sie ist nun das zweite Mal schwanger, vielleicht wird dem Vater der Kontakt nun auch anstrengend) hat sich alles wieder sehr verschlechtert, das Verhalten des Kindes spiegelt dies einfach.
    Ich denke ebenfalls, dass unser Sohn mit gerade einmal 5 Jahren die Tragweite seiner "Bockigkeit" noch nicht einschätzen kann und möchte ganz sicher, dass die beiden wie auch immer weiterhin Kontakt behalten, dennoch nehme ich seine Ängste und Nöte sehr ernst.
    Ich kann seinen Vater nicht ändern und nicht erziehen (das ist ja auch gar nicht meine Aufgabe), doch möchte ich halt für unseren Sohn erreichen, dass sich sein Vater nicht nur um das RECHT, sondern auch um die damit verbundene SORGE kümmert.
    Dies beinhaltet nach meinem Erachten, dass er sich z.B., wenn es eine solche Pattsituation gibt, auch mit seinem eigenen Verhalten vor dem Kind auseinandersetzt. Leidig, dies immer wieder erklären zu müssen:-((


    Der Termin beim JA ist am 10., ich werde mitteilen, wie es ausgegangen ist (und einige Videos, die hier in Übergabe-Situationen gemacht wurden mitnehmen), vielleicht gestattet er mir, diese vorzuspielen - und kann sich danach von der Paar- auf die Elternebene begeben.

    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit (Charles Dickens)

  • Zitat von Streuner.


    "Hallo,


    wenn der Junge kein Bock auf den Vater hat, wird er wissen warum, ich würde ihn in seiner Entscheidung ernst nehmen.


    Gruß Bernie "




    Hallo, eigentlich sollte ich mich vielleicht erst vorstellen, aber ich kenne dieses Problem leider auch und möchte mich schon gerne dazu äußern.


    Ich bin 43 Jahre, 2 Kinder, getrennt lebend von meinem Ex, ohne Rosenkrieg :wink




    Versuchen wir nicht unsere Kinder zu selbstständigen Menschen zu "erziehen" (grässliches Wort :kopf ), beziehungsweise ihnen dabei zu helfen, dass sie später ihre eigenen Entscheidungen treffen können? Ihre eigenen Gefühle deuten können? Ist es dann richtig diese einfach zu ignorieren?


    Mein Sohn ist schon 11 Jahre und ich bin der Meinung, dass die Kids selbst entscheiden sollten, wann sie die Mutter (meine Tochter (15) lebt bei meinem EX) oder den Vater sehen möchten. Ist es nicht am wichtigsten, dass es den Kids gut geht und nicht, dass irgendwelche Rechte oder Pflichten erfüllt werden?


    Liebe Grüße, Ledissa

  • Hallo,
    nur bruchstückhaft einige Gedanken.


    - Den Kontakt würde ich weiter unterstützen, auch mit Hilfe des Jugendamtes. Es scheint ja Tiefen in der Vater-sohn-Beziehung, aber auf Lange Zeit gesehen auch normale oder gute Perioden zu geben. Es ist meiner Meinung nach besser der Sohn lernt seinen Vater mit Stärken und Schwächen kennen und damit umzugehen, als dass die Schwächen Anlass sind den Kontakt zum Vater abzubrechen. Ohne Trennung müsste er sich ja auch mit seinem Vater auseinandersetzen. Da er bei dir lebt, wird es ihm nicht schwerfallen sich von unerwünschten Eigenschaften des Vaters zu distanzieren.


    - Dass der Vater den Kontakt nicht bei dir unter deiner Kontrolle wahrnehmen will, kann ich mir vorstellen. Darauf würde ich nicht beharren.


    - Der Sohn hat auch mit 5 schon das Gefühl er müsse dich gegen seinen Vater verteidigen. Natürlich bezieht er das auch auf sich. Hier kannst du ihm aber aktiv sagen, dass er das nicht braucht, weil du dich selbst verteidigen kannst und Streit zwischen den Eltern nichts mit ihm zu tun hat.

  • Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse aus meiner Sicht:
    - nach Darstellung der jeweiligen Sichtweisen kamen wir zu folgendem Ergebnis:
    1. Videoaufnahmen machen das Kind zum Objekt, sind "SCHÄBIG" - und nicht gewollt, wenngleich sich auch aus menschlicher Sichtweise verstehen läßt, dass ständige Unterstellungen an die Mutter an den Nerven zehren, Abwehr hervorruft und ein Interesse daran besteht, erklären zu wollen, wie die Situation wirklich ist.
    2. Vater und Mutter zu werden ist nicht schwer, zu sein dagegen sehr - extrem unterschiedliche Sichtweisen der Situation verhindern ein gemeinsames Agieren und führen zu gegenseitigen Schuldzuweisungen
    3. Väter, die ihre Kinder immer wieder entäuschen und Abmachungen nicht einhalten, werden von ihren Kindern gleich welchen Alters gleiches erleben, der jetzige "Streit" hat nur das Fass zum überlaufen gebracht. Es ist nicht nur Aufgabe der Mutter, sondern auch des Vaters, die Beziehung zum Kind zu gestalten (freu!): d.h: nächster Besuch (hier und) in der Nähe ohne Übernachtung, bis das Kind wieder aus freien Stücken mitgeht (und ich vermute, dass es schnell geht, wenn die verhärteten Fronten durchbrochen werden, KV wurde am WE aus diesem Grund zum "Familienkaffee" von mir eingeladen)


    4. Fazit:
    Ich bin mit dem Ergebnis eingermaßen zufrieden, zumindest ist der Konflikt ein wenig deeskaliert und beide haben ihren Anteil daran. Dass ich den Vater nicht zu einem sensiblen Kerl umschulen kann, ist mir klar, auch dass das Kind mit diesen beiden extrem unterschiedlichen Charakteren der Eltern leben und umgehen lernen muss. Nun im Sinne des Kindes zu handeln finde ich klasse - denn nichts ist wichtiger, als dass es dem Kurzen wieder gut geht und er uns beiden mit einem Lächeln im Gesicht sagen kann: Ich liebe Euch!

    Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit (Charles Dickens)