Mein Sohn will nicht mehr zum Papa!

  • Hallo! Ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 29 Jahre alt und Mutter eines vierjährigem behinderten Kindes. Vor zwei Jahren haben der Vaterund ich uns getrennt, seitdem lebt er ca. 100 km weit weg.
    Von Anfang an fuhr mein Sohn regelmässig zum Papa, alle zwei Wochen übers Wochenende. Ich habe diese Zeit immer sehr genossen, denn der Alltag mit einem behinderten Kind ist einfach nur kraftraubend.
    Seit Mitte Mai kann ihn Papa nicht mehr abholen, da er auf Krücken ist und nicht laufen kann. Deswegen hab ich Sohnemann hin gebracht. Schon da wollte er nicht da bleiben. Ich liess ihn aber doch da, mit dem Ergebnis, dass er das ganze WE nach mir fragte.
    Mitte Juni wollte die Partnerin meines Ex ihn abholen, aber da weigerte er sich komplett, mit zu gehen.
    Mittlerweile bin ich nervlich so am Ende, dass ich ihn nächstes WE wieder zum Vater bringen will. Ich muss einfach mal meinen Akku aufladen!!!
    Aber ich habe Angst, dass er wieder nicht bleiben will. Was soll ich denn nur machen? Auf der einen Seite ist da die Liebe zu meinem Kind, auf der anderen Seite bin ich so erschöpft.
    Übrigens klammert mein Sohn nicht nur wenn er zum Vater soll. Zu den Grosseltern will er auch nicht, jedenfalls nicht ohne mich.
    Hoffe, Ihr könnt mir einen guten Rat geben!

  • Hallo Einhorn,


    wenn ich das so lese, dann kommt mir das ein bischen bekannt vor.
    Kann es sein, dass Dein Sohn eventuell Angst hat, Dich alleine zu lassen? Hört sich vielleicht ein bischen blöd an, aber mein Sohn hatte vor Jahren auch mal so eine Phase.... und als ich genauer hingeschaut habe, habe ich bemerkt, dass er der Meinung war, mir würde es "schlecht gehen" wenn er nicht da ist....


    Könnte das sein, dass er "die Verantwortung" für Dich übernehmen will?


    *etwas hilflose Grüsse*

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Puh, das klingt schwierig... Du brauchst einerseits die Zeit für Dich, um für den Alltag mit Deinem Kind die "Akkus aufzuladen", wie Du selbst sagt - andererseits hast Du kein gutes Gefühl dabei, weil Deinem Kind offenkundig die Trennung von Dir schwer fällt und kannst die freie Zeit nicht guten Gewissens einfordern / genießen.


    Grundsätzlich würde ich sagen - fordere trotzdem diese Atempausen für Dich ein, denn sie sind ja nicht nur für Dich selbst, sondern letzten Endes auch für Dein Kind extrem wichtig, weil Du nur so wieder Kraft schöpfen kannst für Euren Alltag.
    Und was würde schlimmstenfalls passieren, wenn Dein Stress Dich umhaut und Du etwa krank wirst und eine Weile komplett ausfällst; wer wäre dann für Euch da? Schon aus dem Grund finde ich es einfach wichtig und nötig, sich Freiräume zu schaffen - insbesondere bei einem behinderten und dadurch noch "anspruchsvolleren" Kind.


    Kannst Du herauskriegen, wieso Dein Kind seit Mai nicht mehr zu seinem Papa möchte? Kannst Du ihm begreiflich machen, wieso Du das hingegen schon möchtest / wichtig findest? Und ist das bei den Großeltern von Anfang an so gewesen oder auch erst seit kurzem? Hast Du andere Möglichkeiten, zumindest mal stundenweise "durchzuatmen", wenn jemand anders mal ne Runde spazierenfährt mit Deinem Kind oder sowas in der Art?

  • Kann ich mir nicht vorstellen. Er ist ja entwicklungsverzögert, und ca. ein Jahr zurück. Er kann mir ja auch nicht sagen, WARUM er nicht zum Papa will. Ich weiss nur, dass ich Kraft tanken muss.

  • Hallo Einhorn,


    wenn Du nicht fit bist, dann geht gar nix-
    und wenn du grds. davon überzeugt bist, dass es ihm bei seinem Vater gut geht, dann würde ich das auch durchziehen-


    Nicht nur Eltern müssen lernen loszulassen, das müssen auch Kinder-


    :troest Dich mal!

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Zitat

    Original von Einhorn29
    Kann ich mir nicht vorstellen. Er ist ja entwicklungsverzögert, und ca. ein Jahr zurück. Er kann mir ja auch nicht sagen, WARUM er nicht zum Papa will. Ich weiss nur, dass ich Kraft tanken muss.


    War das auf Luchsie oder mich bezogen? ?(


    Warst Du schon mal bei irgendwelchen Beratungsstellen? Wenn KV und Großeltern keine Möglichkeit sind, muss es doch Alternativen geben - und vielleicht kann man dort gemeinsam nach einer für Dich akzeptablen Lösung suchen?! Was sagt der Papa denn zu der Situation; hat er eine Erklärung dafür, dass Euer Sohn nicht mehr zu ihm möchte?

  • Danke Euch beiden für die Antwort.
    Also: Mein Sohn ist immer gern zu seinen Grosseltern gefahren. Letztens sollte er mal ne runde mit meiner Mutter und meiner Schwester mit dem Auto fahren, und da wollte er nicht mit.
    Letztens wollte mein Freund ihn mal mitnehmen (mit dem ich zwei Jahre zusammen bin), und da wollte er nicht mit (obwohl er sehr an ihm hängt).
    Sein Vater kann sich das auch nicht erklären.
    Wir waren Mitte Mai zusammen im Urlaub, sozusagen erster "Familienurlaub" mit seinem "Stiefpapa", und seitdem ist das so.
    Bin froh, dass ich ihn noch in der Kindergarten kriege. Aber dann bin ich ja auch beschäftigt (Haushalt, Termine, usw.)


    Klar gibt es Pflegedienste u.ä., aber die kommen nach Hause, so weit ich weiss. Ich will mich aber zu Hause entspannen, versteht ihr, was ich meine?


    Ich finde ja auch, dass es langsam reicht, aber ich will auch nicht, dass mein Sohn ein schlechtes Gefühl zum Papa bekommt, wenn ich ihn zwinge, da zu bleiben.

  • hi einhorn,


    ...bring euren Sohn dort hin. Kannst du denn ihm erklären, daß er auch mal zum Vater muß, da ihn der Vater ja auch mal sehen möchte ?
    Was hat denn der Kleine für ´ne Behinderung ?
    Vlt. hilft auch mal eine Erz.-Beratung oder Ki.Psychologe ...


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

  • Mit knapp 4 hatte mein Sohn auch auf einmal so eine Phase (ca. 1,5 Jahre nach der Trennung). Er wollte ganz plötzlich nicht mehr zum Papa, auch nicht mehr zu den Großeltern. Sogar im KIGA hat er morgens ein paar Mal geweint, was vorher noch nie passiert war.


    Eine Erklärung gab's dafür zuerst auch nicht. Irgendwann ist er dann damit rausgerückt, dass er wohl Angst hatte, dass ich nicht mehr da bin, wenn er wieder kommt.


    Sein Papa hat sich dann auch geweigert, das schreiende Kind mitzunehmen (er meinte "was sagen denn die Nachbarn, wenn ich mein Kind zwingen muss, mitzukommen").


    Ich habe dann mit Engelszungen auf den Kleinen eingeredet, dass ich auf jeden Fall zu Hause bleibe und auf ihn warte, er soll mit Papa was tolles unternehmen.
    Die beiden haben es dann wieder langsam angehen lassen, zuerst sind sie nur kurz einkaufen und zum Mc Donalds gefahren (ca. 2 Stunden), in der nächsten Woche ist er 1/2 Tag beim Papa geblieben und danach fragte er schon, wann er endlich wieder beim Papa schlafen darf ... alles war vergessen.


    Vielleicht kann dein Ex zusammen mit seiner Freundin zum Abholen kommen, wenn er selbst nicht Autofahren kann wegen seiner Verletzung und zuerst einmal vor Ort etwas mit dem Kleinen unternehmen, damit du wenigstens ein paar Stunden frei hast.

    Bevor ich das nehme, was ich kriegen kann,
    warte ich lieber darauf,
    bis ich das bekomme, was ich haben will!!!
    :tanz

    Einmal editiert, zuletzt von Flocke ()

  • Zitat

    Wir waren Mitte Mai zusammen im Urlaub, sozusagen erster "Familienurlaub" mit seinem "Stiefpapa", und seitdem ist das so.


    Erst mal ein herzliches :welcome!!


    Könnte auch Eifersucht eine Rolle spielen?
    Kam mir spontan in den Sinn ...
    Trotz allem: denk an dich und deine Kraft und setz dich durch!
    Gutes Gelingen,


    Sola

  • Mein Sohn hat einen seltenen Gen-Defekt und eine Entwicklungsverzögerung. Viele Sachen versteht er noch nicht.
    Ich habe auch die Theorie, dass es an der Umgebung liegen könnte.
    Hier hat er ein grosses Zimmer mit grossem Garten und Nachbarskinder.
    Beim Vater hat er weder das Eine noch das Andere.
    Ich werde ihn mal kommende Woche darauf vorbereiten, dass es zum Papa geht.

  • Hm...ersteinmal



    danach ein hallöle.


    Schon mal drüber nachgedacht, das Euer Kind in einem Loyalitätskonflikt steckt?


    Entwicklerungsverzögerung etc schiebt man bei "mehr Problemen gerne an, verständlich....aber die Ursache könnte schnell aus den Augen verschwinden.

    [font='Comic Sans MS, sans-serif']Vergiß die Welt, aus der Du kommst, akzeptiere die Welt, in der Du nun lebst

  • Klar habe ich schon darüber nachgedacht, dass er einen Loyalitätskonflikt hat. Deswegen achten wir ja darauf, dass weder der Vater noch der Stiefvater eifersüchtig reagieren könnten. Auch wenn es verständlicherweise für meinen Ex im Moment besonders schwer ist.

  • Hallo Einhorn29


    ich wollte mal hören ob das mit dem langsamen annähern geklappt hat.
    Ich habe seit kurzem mit meinem Sohn genau das gleiche Theater, nur das es der KV in unserer Situation selbst verbockt hat.
    Weiss da auch grade nicht wirklich was ich machen oder wie ich vorgehen soll, aber mit dem langsamen Annähern klingt für mich auch am besten. Mit der Brechstange denke ich geht da nix. Ich habe meinen heute auch abgeholt weil er heim wollte. Gut, zwingen kann man die kleinen ja schliesslich nicht gelle :frag

  • Hallo Einhorn,


    mein Sohn hat auch eine Behinderung und hatte auch ganz zu Beginn immer wieder geäußert, dass er nicht zum Papa will. Ich habe da auch sehr sehr deutlich (trotz Entwicklungsverzögerungen und Co) im Nachhineine merken können, dass es um Loyalität ging!


    Denk an Dich!!! Ich weiß, wie heftig es ist mt einem Kind zu leben, das anders ist als andere und an vielen Ecken und Kanten mehr Zuwendung braucht als gleichaltrige... Ohne Entlastung und ohne das "drauf bestehen" wird es auf Dauer nicht gehen; leider. Ich würde versuchen, ihm die Papa-Besuche schmackhaft zu machen, ohne Deine Pausen gehst Du bald auf dem Zahnfleisch!!!!


    Liebe Grüße,


    K.

    "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein!" A. Einstein

  • Hallo Einhorn,


    versteht er den auf Grund seiner Behinderung was sich genau verändert. Du sagst beim Papa hat er kein eigenes Zimmer und keine Nachbarskinder. Vielleicht braucht er wegen der Behinderung einfach ein Umfeld mit festen Riten. z.B sein gewohntes Zimmer, mit seinen Spielsachen. Fehlt dies, verunsichert ihn das vielleicht. Trotzdem finde ich es ganz toll, dass du so versuchst dein Kind zu verstehn. Euch Zwei, alles Gute!

  • also bei uns gibt es extra für behinderte kinder eine einrichtung wo sie auch mal "nur" übers wochenende hin können und dort werden sie voll versorgt von fachkräften.
    ich hatte meinen sohn da noch nie kenne aber viele deren kinder dort waren und alle sind begeistert davon gewesen.
    vielleicht gibt es bei dir auch sowas? wäre mal ein vorschlag oder frag mal bei deiner kk wegen verhinderungspflege es gibt auch zivis die kommen und sich um die kids kümmern.und wenn es doch nur ein paar stunden ist.ich selbst kenne so einen alltag sehr gut.und mein sohn schläft nicht mal bei meinen eltern aber mir reichen manchmal ein paar stunden auszeit.nur zwei oder drei damit ich wieder kraft habe für den nächsten tag.


    lg Sanny

  • Hallo, vielen Dank für Eure Tipps!
    Also, Sohnemann weigert sich immer noch, zum Vater zu fahren.
    Erst letzte Woche haben wir es versucht. Bis wir aus dem Zug stiegen, war alles okay. Dann weigerte er sich, die S-Bahn zu betreten, und den Weg von der Bahn zur Wohnung musste ich ihn tragen, weil er nicht laufen wollte.
    Beim Vater angekommen, war alles okay,bis ich gehen wollte. Er fing so heftig an zu schreien und auszuflippen, dass ich ihn wieder mitnahm.
    Bin im Moment echt sauer auf den Vater und seine Eltern. Der Vater ist damals von einem Tag auf den anderen abgehauen, und das finde ich verantwortungslos bei einem behinderten Kind.
    Hier gibt es auch Übernachtungs-Einrichtungen für Kinder. Habe mich schon erkundigt, aber die haben bisher noch nicht zurück gerufen.