Erster Termin beim Anwalt

  • Liebes Forum,


    ich brauche Euren geballten Rat.


    Noch-Mann und ich sind seit 01.04.2016 getrennt und nun haben wir den ersten gemeinsamen Termin beim Anwalt zur Einreichung der Scheidung.


    Mein Wunsch ist, dass NM mir eine bestimmte Summe zahlt, ich ihm dafür die halbe ETW (vermietet) überlasse und er die Kosten der Scheidung trägt. Dazu würde ich gerne eine Trennungs- oder Scheidungsfolgevereinbarung erstellen lassen. Im Gegenzug verzichte ich auf alle anderen Forderungen, außer Rentenanwartschaften Trennungsunterhalt (habe ich bis jetzt nicht erhalten), Zugewinn (aus seinem Haus, in das wir aber beide Geld gesteckt haben und den Abtrag erhöht haben). Unterhalt und Umgang fürs Kind haben wir auch geregelt und es läuft.


    Nun frage ich mich
    a) was für Unterlagen sollte ich mitnehmen zum Anwalt (laut NM bräuchten wir nichts, die hätten nichts gesagt... häh???)
    b) was sollte ich beachten?


    Ich hoffe, dass NM nicht kneift. Eigentlich sollte er dies Angebot annehmen, denn das ganze ist deutlich günstiger für ihn. Mein Plan B ist, wenn er das Angebot nicht annimmt, mir dann einen eigenen Anwalt zu nehmen und dann allerdings alle mir zustehenden Dinge einzufordern (was für ihn deutlich teurer werden würde.


    Bevor die Frage aufkommt warum ich so handele: ich möchte einfach meine Ruhe und habe keine Kraft für eine aufwendige Scheidung.


    Ich komme finanziell mit meinem 30-Stunden-Job ganz gut hin und mit der Summe, die er mir zahlen soll, habe ich dann auch ein gutes Polster. Und außerdem habe ich Angst, dass sich ein "Rosenkrieg" auf unsere Tochter negativ auswirkt...


    So, jetzt ihr!

  • Meine Rechtsanwältin meinte damals, dass auch wenn zur Scheidung nur ein Anwalt notwendig ist, sie NUR meine Interessen vertritt. Insofern hat dein NM recht. Du brauchst nichts an Unterlagen. Du gehst dahin und erläuterst deine Forderungen. Danach wird dein NM sich mit seiner*m Anwält*in beratschlagen und sie*er wird ihm raten dies anzunehmen oder auszuschlagen und erstellt ein entsprechendes Schriftstück an dich.

    Einmal editiert, zuletzt von Karamellka ()

  • Das Finanzielle ist bei "Eigentum" eine größere und komplizierte Rechnerei. Und wer da wem etwas zahlen sollte oder muss, ist oft gar nicht so einfach feststellbar, geschweige denn eindeutig. Stell dich also darauf ein, dass dein Ex bei den finanziellen Lösungen ganz andere Vorstellungen hat und die auch mit irgendetwas begründet.


    Wenn es hier wirklich in die Diskussion geht, brauchst du, wie Karamellka schon schrieb, deinen eigenen Anwalt. Denn der jetzige Anwalt ist per Gesetz verpflichtet, zum Vorteil seines Auftraggebers zu arbeiten - das scheint dein Ex zu sein und nicht du. Alles andere wäre der so genannte Mandantenverrat.
    Nur wenn ihr euch einig sein würdet und beauftragt den Anwalt, eine quasi fertige Lösung in einen Vertrag zu gießen, dann wäre das anders und der eine Anwalt möglich.


    Rechtlich wäre es dann so, dass der Anwalt die Scheidung mit allen Absprachen für seinen Mandanten vorbereitet und du diesem Antrag bei Gericht "beitrittst". Aber so Scheidungen funktionieren selten, wenn allein schon ein Kind mit im Spiel ist usw.


    (Bei einer vermieteten Wohnung habt ihr zB beide jetzt und in Zukunft allein schon ein Steuerproblem - um nur mal einen weiteren Topf aufzumachen ... Oder: Auf bestimmte Ansprüche kannst du gar nicht verzichten. Wenn du zB krank werden solltest oder arbeitslos, könnte in bestimmten Konstellationen "das Amt" auf deinen Ex zurückgreifen - egal, was ihr da an Verzichtserklärungen abgegeben habt. Es ist leider eine hochkomplexe Sache. Und die sehr naheliegende und natürliche Reaktion: "Ich will mit dem ganzen Kram nix zutun haben. Ich verzichte auf (fast) alles", funzt leider nicht.)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Danke an Karamellka und Volleybap für Eure Tipps.


    Eigentlich gehe ich davon aus, dass mein NM meinem Wunsch entspricht, zumindestens deutete er im Mai sowas an. Und er steht sich da auch deutlich besser mit, da der Wert der Wohnung deutlich gestiegen ist in den letzten Jahren. Und ja, ich weiß, wenn er doch nicht will, dann brauche ich einen eigenen Anwalt (hätte da auch bereits jemanden im Kopf).


    Etwas verwirren tut mich der Hinweis von Volleybap wegen der vermieteten Wohnung.


    Da wir den Übertrag der Wohnung ja nach Unterschrift des Trennungsausgleichs noch im "verheirateten" Zustand machen werden, dürfte das doch noch steuerfrei gehen (wie bei einer Schenkung) und selbst wenn es als Verkauf gesehen würde, die 10 Jahre wegen der Spekulationssteuer sind auch schon vorbei, das sollte auch problemlos klappen. (OK, auf die Steuererklärung nächstes Jahr habe ich jetzt schon keine Lust, aber was solls ;-))

  • Lass dich bei einem Anwalt beraten. Deswegen musst du ihn ja nicht melken und jeden Cent fordern, der dir zusteht. Aber eine vernünftige Lösung, die euch beiden gerecht wird, ist sicher sinnvoll. Du kannst ja deinem Anwalt auch sagen, auf was du bereit wärst, zu verzichten.
    Es ist vollkommen verständlich, dass du Ruhe möchtest und keinen Rosenkrieg. Trotzdem fehlt ja das Geld am Ende evtl, wieder dir und deiner Tochter.
    Ich hatte das auch alles per Anwalt und dann Notar geregelt. Die Scheidung war im Anschluss ohne Aufwand, da ging es dann nur noch um Rentenansprüche, alles andere war ja vorher schon erledigt.

  • Hallo! Ich finde, es ist besser, alles gleich "ordnungsgemäß", also mit gleichberechtigten Seiten - beide anwaltlich vertreten - zu regeln. Es gibt soo viele Gründe dafür.


    Gruß
    Yessica