Schock! Kind hat Lernbehinderung. Erfahrungsaustausch gesucht.

  • Hallo!


    Heute hatte ich das Auswertungsgespräch mit der Psychologin. Vermutet wurde bei meiner Tochter (8 Jahre alt) Dyskalkulie und ADS. Herausgekommen ist eine Lernbehinderung. Damit hatte ich nicht gerechnet und bin gerade total geplättet.


    Besonders schlechte Ergebnisse erzielte sie im Bereich logisches Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Letzterer liegt sogar im Bereich der geistigen Behinderung, kann aber lt. Psychologin auch eine Strategie sein. Lese- und Sprachverständnis sind altersgemäß entwickelt. Außerdem wird sie immer als sehr alltagskompetent eingeschätzt.


    Ein Förderausschussverfahren habe ich schon in die Wege geleitet, ansonsten aber keinen Plan, was mich jetzt erwartet. Dass sie keine Regelschule besucht rettet ihr jetzt den A..., da sie bis zur 6.Klasse nicht diesem ganzen defizitorientierten Mist ausgesetzt ist. Kleine Klasse, mehr Pädagogen etc., dass alles hat sie Gott sei Dank schon.


    Bin einfach total geschockt. Eigentlich ist mir zum Heulen, aber im Moment funktioniere ich nur. Schuldgefühle oder sowas habe ich keine. Ausnahmsweise mal nicht, aber grad mit meinem Latein total am Ende. Kann mich mal bitte jemand wieder aufbauen?


    Der Kindesvater hat gefragt, was heute rausgekommen ist. Dem hab ich das nicht am Telefon erzählt. Das wird auch nochmal haarig. An der Stelle habe ich Gott sei Dank aber Hilfe und muss da nicht alleine durch.


    Wer also hat Erfahrungen mit Lernbehinderungen und kann mir davon berichten. Danke schon mal im Vorraus.


    Liebe Grüße
    Tine

    Früher hatte ich drei Theorien über Kinder. Heute habe ich drei Kinder und keine Theorie.


    Das letzte Kind hat ein Fell.

    Einmal editiert, zuletzt von Tine1974 ()

  • Dein Kind hat in irgendeinem Testverfahren kürzlich nicht die geforderte Normleistung erreicht. Das ist nichts weiter als ein Hinweis darauf, daß es ihr vermutlich helfen würde, den gemeinhin erwarteten Leistungsanforderungen eher gerecht zu werden, wenn sie eine dazu passende Förderung erhält. Das ist kein Drama.


    Nun schreibst Du, sie bekommt bereits Unterstützung in einem besonders geeigneten Umfeld und der nächste Antrag läuft schon. Na bitte, dann hast Du doch schon alles so gut wie möglich in die Wege geleitet. Jetzt bekommt sie wegen dem Test eine noch besser angepaßte Förderung - super. Ganz ehrlich, Du hast eher einen Grund Dich zu freuen, daß bei Euch alles so glatt läuft. Und den Schnack mit der geistigen Behinderung würde ich erstmal vergessen. Eine dermaßen langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit im Alltag wäre Dir aufgefallen. Wenn man ein bißchen mehr Erfahrung mit solchen Tests hat, stellt man fest, daß aus den unterschiedlichsten Gründen völlig gesunde Kinder immer wieder katastrophale Ergebnisse erzielen, die sich später gar nicht bestätigen lassen. Also erstmal tief durchatmen und auf das Positive konzenmtrieren. Ich bin mir sicher, daß deine Kleine da überall gut durchkommt.

  • Keine Panik! :knuddel
    Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Wenn deine Tochter unter dem Durchschnitt liegt, heißt das nicht, dass sie für den Rest ihres Lebens Defizite haben wird! Dieses defizitorientierte Denken ist sowieso fragwürdig... Ich bin davon überzeugt, dass viele Kinder, die sich inzwischen zu ganz "normalen" und erfolgreichen Erwachsenen entwickelt haben, in solchen Tests Schwächen gezeigt hätten - nur hat man die nie getestet.


    Besonders schlechte Ergebnisse erzielte sie im Bereich logisches Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit.

    So ist es bei meiner Tochter auch, allerdings aufgrund einer Erkrankung (Autoimmun-Gehirnentzündung) und mit der Option einer langsamen Besserung, die auch stattfindet - aber eben seeehr langsam...
    Ich musste auch erst lernen, mich von diesem defizitorientierten Denken zu lösen. Meine Tochter hat dafür andere Stärken, zB im musischen Bereich. Auch deine Tochter hat sicher Begabungen, die beim Test nicht abgefragt wurden.
    Wir haben es nach der Erkrankung (sie wurde mit 7 nach der 1. Klasse krank und hat 9 Monate ausgesetzt) in ihrer alten Grundschule versucht, sie war im ersten Jahr danach noch sehr hilfebedürftig und bekam eine Schulbegleitung.
    Was das Kognitive betrifft haben wir ein sonderpädagogisches Gutachten angefertigt und ihr so einen Nachteilsausgleich verschafft, dh bei Klassenarbeiten etwas mehr Zeit oder weniger Aufgaben, ich darf die Menge der Hausaufgaben ggf etwas reduzieren, wenn sie es nicht schafft.
    Sie besucht die beiden wöchentlichen Förderstunden und bekommt Hirnleistungstraining 1x die Woche in der Ergo - und ansonsten - es ist wie es ist. Nicht jeder muss ein Mathe-As sein!
    Ich musste allerdings auch neulich schlucken, als sie die Empfehlung für die Hauptschule bekam... Aber sie wird auf eine Gemeinschaftsschule gehen und hat dann dort die Möglichkeit, sich hochzuarbeiten auf Realschulniveau ohne Schulwechsel, vorausgesetzt sie gibt kognitiv nochmal etwas Gas, was ich ja doch hoffe...
    Also wäre eine Gesamt- oder Gemeinschaftsschule in solchen Fällen ideal, mit Entwicklungsmöglichkeiten.


    Ich kann das gut nachfühlen, allein das Wort "Lernbehinderung" ist hart und macht angst.
    Meine Tochter ist aber inzwischen trotz "Behinderung" wieder ein glückliches Kind, auch wenn es in der Schule eben nicht nach meinen Wünschen läuft. Klar wünscht man sich als Mutter gute Noten und einen guten Abschluss - aber andere Dinge sind mindestens genauso wichtig!
    Und auch für mich war es erst ein Schock (sie musste wieder sprechen und laufen lernen und auch wie man einen Löffel hält..) und dann ein Prozess, mich daran zu gewöhnen und alles etwas entspannter zu sehen.
    Gib dir ein wenig Zeit dafür.

  • Besonders schlechte Ergebnisse erzielte sie im Bereich logisches Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit. Letzterer liegt sogar im Bereich der geistigen Behinderung, kann aber lt. Psychologin auch eine Strategie sein.


    Mein Sohn wurde mit ADS-Verdacht auch IQ-getestet und hat in Mathe ebenfalls dicht gemacht. Dabei ist er (meist) nicht schlecht in Mathe.
    Das hatte eher was mit persönlichen Animositäten bzgl. der Psychologin zu tun (die imho den Beruf verfehlt hat). Und leider herrscht hier zuhause auch ein gewisser passiver Leistungsdruck. Weil ich so ein Klugscheisserin bin :rotwerd. Die btw. in dem Alter auch zur Legasthenikerin geadelt wurde.
    Siehste!! :-)
    Man sollte also nicht verkennen, wie die jeweiligen Umständen den Test beeinflussen.


    Wenn sie jetzt schon in einer besonderen Schule ist, ist doch alles im grünen Bereich. Förderung kann eine prima Sache sein, die so einiges auswetzt. Sofern es denn überhaupt vorhanden ist...


    Edit: Okay, das ich 2 Worte vergessen hab, hat jetzt aber nix mit Legasthenie zu tun. Natürliche Schusseligkeit.

    Einmal editiert, zuletzt von Raanan ()

  • Gut ist erst einmal: dein Kind ist 8 Jahre alt (noch jung) , es gibt eine Diagnose: weiterhin: Lese- und Sprachverständnis sind altersgemäß entwickelt. Das ist gut. In welchen Fächern gibt es Probleme? : Mathe, da vorher Disk. vermutet? Alles ist für dich erstmal starker Tobak! Keine Frage. Kann dich nur motivieren: mache noch einen 2. Test, viell. wo anders, wenn Kinderarzt/event. Überweisung / mitspielt. War bei mir kein Problem., kann auch tagesform abhängig sein. Bin auch 2,5 Jahre gereist, hatte das Gefühl, keiner unterstützt mich. Versuche festzustellen, was machbar ist (scrolle im Internet/Schulerlaß, Hilfe) ....bis der Arzt kommt. Lehrer sind manchmal nicht auf neustem Stand, wissen auch nicht so recht. Überall anrufen, versuchen externen Unterricht/Nachhillfe über Psychologen zu erhalten. Ist ein langer Weg, nur Mut. Du schaffst das.. Leider musst du ganz viel tun, die anderen werden erst wach, wenn du aktiv bist.

  • Wurde der Test denn unter Zeitdruck durchgeführt? Da kann es manchmal auch sein dass das Ergebnis schlechter ausfällt weil das Kind alles richtig machen möchte und daher jede Aufgabe 2 mal liest. Das Ergebnis kann auch schlechter sein, weil es die Aufgaben gerade nicht machen will weil es ja nicht zu den Hausaufgaben gehört und es den Sinn nicht sieht oder die Person nicht mag. Da würde ich eher gucken wie es sonst so in der Schule läuft.
    Dann kann man das Kind eigentlich nur förern und akzeptieren dass es etwas länger dauert als bei anderen Kindern, aber das ist ja auch nicht unbedingt schlimm.
    Ich hab beispielsweise auch eine Lese-Rechtschreibschwäche und habe viel Nachhilfe bekommen und trotzdem einen guten Schulabschluss. Das muss die Zukunft nicht unbedingt negativ beeinflussen.