Gedanken..

  • Hallo Ihr Lieben,



    Lange habe ich überlegt ob ich schreibe... aber im Innern brodelt es so ziemlich..


    Wie bereits einige von Euch wissen (Herzlichen Dank für die ganz lieben Worte :knuddel ) ist meine Mama seit
    letztem Jahr sehr schwer erkankt. Sie wurde im letzten Jahr zweimal innerhalb zweier MOnate operiert,
    hatte Bestrahlung. Ich habe während/seit dieser Zeit die Betreuung der Oma übernommen sowie nun
    die Unterstützung für meine Mama.


    Familiärerseits - also seitens der Geschwister - besteht kaum oder nur sehr selten Hilfe.
    Nun ist es so, dass meine Mum erneut erkrankte, die Aussichten sind derzeit - man muss
    noch ein endgültiges Ergebnis abwarten um die entsprechende Therapie einzuleiten - nicht optimal.
    Der Allgemeinzustand ist bei ihr mehr schlecht als Recht.
    Dennoch kämpfen "wir"....


    Weshalb ich schreibe.... ich habe seit einigen Tagen bewusst das GEfühl alleine zu kämpfen.
    Ich meine für einen einigermaßen optimalen, lebbaren Zustand meiner Mum.
    Ja, es ist sehr sehr schwierig, jeder hat sein Packerl auf seine Art und Weise zu tragen,
    der eine mehr, der andere weniger...


    Die Situation ist mehr als ungünstig - für alle Beteiligten, aber dennoch denke ich für die Betroffene
    am schlimmsten, da ihr mehr oder weniger bewusst ist, dass es gut oder nicht gut wird.
    Der Wille zum Kämpfen ist da, aber ihr fehlt oft auch die Motivation, zumal seitens der Family kaum
    Motivation kommt. Ich habe das GEfühl, jeder hätte gewissermaßen mit ihr und dem Leben
    abgeschlossen von ihr... Kämpfe ich alleine? Hat es weiterhin Sinn zu kämpfen, wenn man spürt,
    der/die Betroffene leidet darunter, würde sehr gerne Motivation erlangen und wünschte sich
    Motivation von seitens der Familie, bekommt diese aber gar nicht wirklich, nur halbherzig?!


    Ich bin mir dessen bewusst, dass ich nicht allseits da sein kann - wie auch. Meine Eltern gehen sich
    wegen Nichtigkeiten auf den Keks, meine Mum kann dieses oder jenes nicht recht machen,
    andererseits traut man ihr dies oder jenes gar nicht erst zu oder möchte sie schonen,
    damit sie nicht noch mehr körperlich Schaden nehmen könnte.


    Das ist ein - in Watte packen - aber ist es wirklich so gut? Hatte ich den Vorschlag gebracht,
    Mensch, geht doch mal mit ihr kurz vor die Tür, einfach den Bürgersteig kurz auf und ab
    gehen - Nein, dann kann ich sie bald tragen, weil sienicht mehr
    gehen kann. :frag Von alleine kommt nichts...Ich mixe meiner Mum mittlerweile die
    hochkalorischen Drinks in allmögliche Essen, verordnete Appetitanreger in die Getränke,
    bringe einfach bestimmte Lebensmittel mit einfach um zu probieren, den Geschmack wieder
    zu erlangen (so nach dem Motto jeder Bissen zählt)....


    Einerseits ist es ja verständlich, dass man nicht alles in Rosaroter Brille sieht,
    aber nur negativ denken - ist das wirklich gut!?? Und nein, ich verschließe mich ganz sicher
    nicht davor, dass es doch nicht mehr gut werden könnte.
    Aber deshalb so sang- und klanglos aufgeben? Nicht mehr kämpfen?


    ... dabei wünsche ich mir einfach nur mehr Rückhalt, mehr Motivation, wenn ich sonst schon
    keine Unterstützung erwarten kann in anderen hilfreichen Dingen. Aber ich habe das Gefühl,
    entweder erwarte ich von anderen zuviel (ist das wirklich so?) oder ich denke wirklich falsch..


    Leider macht es bei mir nicht klick, damit ich sagen kann, hey, Susa, reg Dich nicht drüber auf,
    geh einfach Deinen Weg...
    Das ist gar nicht so einfach, wenn so viel an einem Kleben bleibt.
    Ich habe mein privates Chaos ja auch noch, das
    mir noch bevor steht oder ich gar mitten drin bin...


    Sag ich was, dann habe ich eine " komische Einstellung", "Du siehst das falsch", "wir haben
    auch unser Leben", "naja.. an dem Tag XY kommt zwar YZ, aber ich kann schon kommen,
    das kriege ich schon hin" (indirekt wird Dir in diesem Sinne ja ganz
    was anderes gesagt, sprichst Dus an, dann hab ich das natürlich wieder falsch verstanden).. usw. usw..


    Als meine Mum bereits im Jahre 2002 an Krebs erkrankte, sie lag damals auf Intensivstation, jeder
    hatte fast mit dem Leben abgeschlossen von Ihr, sie war an sämtliche Geräte angeschlossen musste
    man im Rahmen der notwendigen OP das Gericht bestellen um das Entscheidungsrecht auf den
    nächsten Angehörigen zu übertragen, damit sie überhaupt operiert werden konnte.
    An diesem Recht waren auch sämtliche andere Rechte
    (finanzielle etc.pp) verknüpft.
    Später, als sie wider Erwarten gesundete, erklärte ich dem Richter, der uns bei meinen
    Eltern besuchte, dass sie sehr wohl sämtliche Entscheidungen wieder alleinig treffen könnte
    (zum Leidwesen meiner restlichen Family, die waren da ziemlich sauer), denn sie hätte ja die Unterstützung
    der Family um vollständig wieder zu genesen. Der Richter sah das damals genauso wie ich.
    Ich möchte nicht, dass das nochmal passiert, dass man ihr die letzte Würde wieder versucht zu nehmen.


    Vielleicht sehe ich das viel zu eng, zu dramatisch.. aber ich weiß, dass sie einfach nur
    versucht wieder Mensch sein zu dürfen, nicht perfekt, denn das weiß sie, dass es nicht mehr zu
    100% klappen wird (und das ist eh schon schwer genug), aber sie möchte einfach wieder ohne
    Hilfe vor die Tür, zum Bäcker gehen können (dürfen)..


    Nun ist es doch etwas länger geworden wie gedacht, aber es ist doch nicht alles... aber es musste einfach raus.. :rotwerd



    edit: wegen Rechtschreibfehler


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


    Einmal editiert, zuletzt von susayk ()


  • Nun ist es doch etwas länger geworden wie gedacht, aber es ist doch nicht alles... aber es musste einfach raus.. :rotwerd


    Gut so, dir liebe Susa. viel Kraft.


    Lieben Gruß


    Christian

  • Hallo Susa,


    so recht finde ich jetzt auch keinen Anfang aber vielleicht kannst Du aus meinen Worten doch etwas ziehen.
    Bei uns in der Familie gibt es auch ein Mitglied was sich nicht kümmert, nicht interessiert usw.
    Und Opa und Oma leiden darunter.
    Es tut weh, es macht wütend und es zieht Kraft...ganz viel.
    Versuche Dir keine Gedanken darum zu machen was die anderen tun oder nicht oder könten.
    Das ist wie Gift. Es zerfrisst Dich mit der Zeit immer mehr und nimmt Dir Zeit und Kraft die Du dringend für anderes brauchst.


    Ganz wichtig finde ich, dass Deine Mutter gewisse Dinge machen darf, ihr Zuständigkeitsbereich ist (eine Aufgabe) wie z.B. den Tisch decken, Socken stopfen, keine Ahnung, kleine Dinge die ihr möglich sind und weiterhin eine Aufgabe/Rolle in der Familie geben. Viele leiden unter dem Status "nutzlos sein".
    Und auch wenn man sie schonen möchte, würde ich sehen, dass sie an ein oder zwei Tagen mal vor die Tür kommt.
    Und wenn es nur auf die Bank um die Ecke ist, um dort mal Sonne zu tanken.
    Danach ist sie sicher etwas erschöpfter und der Tag danach dann etwas im Eimer. Aber es wird ihr gut tun.


    Kämpfen, dass muss sie entscheiden.
    Das kann ihr keiner abnehmen.
    Du kannst ihr nur zur Seite stehen.


    Und das bürokratische sehe ich wie Du.
    Sie ist ja nicht geistig verwirrt.
    Damals war es eine Ausnahmesituation.
    Jetzt steht ihr das Recht zu, wieder selber entscheiden zu dürfen.


    Versuche Dich vomn den anderen gefühlsmäßig zu distanzieren,
    sei da wie Du kannst und sorge für den ein oder anderen Sonnenstrahl und Abwechslung.
    Wer nicht sieht was schön ist kann nicht dafür kämpfen.


    Klar packt man in Watte und das ist auch gut.
    Aber manchmal muss man zwichendrin auch wieder auspacken.


    Ich wünsche Dir Kraft und Nerven und auch mal den Moment zum schallend lachen und freuen.
    Vorbei ist es erst wenn es vorbei ist und nicht vorher.
    Und wann das ist wer weiß das schon.


    Dir einen lieben Gruß,
    MaLu

  • Liebe Susa.....
    ich finde es unheimlich toll wie du dich kümmerst und nicht aufgibts.....einfach da bist um das Leben deiner Mutter doch noch schön zu gestalten!!
    Schade finde ich dabei dass du damit alleine dastehst :troest:troest

    Man kann das Leben nur rückwärts verstehen,
    aber man muss es vorwärts leben
    !!
    :rainbow:


    [size=8]30.Juli 2012....geschieden ist genauso wie getrennt.....nur ein bischen anders!

  • Ganz wichtig finde ich, dass Deine Mutter gewisse Dinge machen darf, ihr Zuständigkeitsbereich ist (eine Aufgabe) wie z.B. den Tisch decken, Socken stopfen, keine Ahnung, kleine Dinge die ihr möglich sind und weiterhin eine Aufgabe/Rolle in der Familie geben. Viele leiden unter dem Status "nutzlos sein".
    Und auch wenn man sie schonen möchte, würde ich sehen, dass sie an ein oder zwei Tagen mal vor die Tür kommt.
    Und wenn es nur auf die Bank um die Ecke ist, um dort mal Sonne zu tanken.
    Danach ist sie sicher etwas erschöpfter und der Tag danach dann etwas im Eimer. Aber es wird ihr gut tun.


    Danke für Deine Worte... Hier liegt ja schon das Problem - ich seh das genauso wie Du. Meine Mum weiß auch, dass
    es ihr gut tut, aber im Moment kann sie es leider nicht alleine tun. Nun kann ich durch meine Arbeit nicht immer
    präsent sein (wobei ich eh jeden Tag präsent bin, weil ich sie mitversorgen muss), ich denke hier leider alleine...
    Ich würde mir halt wünschen dass der Rest der FAmily auch mal " das Herz in der Hose hat" und dies so sieht
    und mal mit ihr vor die Tür geht - das passiert ja nicht. Sie war und ist immer schon ein "Stehaufmännchen", hatte und musste
    immer etwas in der Hand haben, etwas tun..natürlich auch das Gefühl haben gebraucht zu werden
    (Du hast es in etwa angesprochen), etc.pp. Ihr ist ja eh schon bewusst, dass es nichtmehr so geht wie früher, aber dennoch würde sie
    es total schön finden, wenn sie vor die Tür kann.. - nur ich habe auch nur zwei Hände. Sie hat einen Ehemann, den Rest der Family.
    Mich macht das kirre, weil sie ja möchte, aber eben nicht alleine kann und andere sich selbst nicht hoch kriegen um ihr die nötige
    Motivation zu geben, gerade dass sie dann kämpfen könnte...


    .. weiß gar net wie ich das so ausdrücken soll... :(:rotwerd


    Wer nicht sieht was schön ist kann nicht dafür kämpfen.


    Das seh ich genauso! :-)


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • Ja Du kannst Dich nicht vervielfachen.
    Hat Deine Mutter vielleicht eine Freundin/Nachbarin oder so die sie dann auch mal mit vor die Tür nehmen könnte?
    Das ihr vielleicht eine Art groben Plan habt, dass jede Woche ein oder zwei Tage was passiert oder mal jemand zum Klönschnack kommt?
    Und habt ihr euch schon erkundigt, ob ihr eine Haushaltshilfe oder jemand anderen bei der Krankenkassen beantragen könnt der euch entweder im alltäglichen oder der Pflege unterstützt?
    Vielleicht habt ihr da noch nicht alles ausgeschöpft.


    Ich hoffe sehr, dass sich manches positiv verändern lässt. Und wenn es nur kleine Dinge sind.

  • hallo,


    es ist so gar nicht einfach, einen menschen in solche einen lebensabschnitt zu begleiten.


    kannst du mit deiner mutter sprechen, was sie sich wünscht? ob sie noch kämpfen mag oder sich schon aufgegeben hat?
    will sie die hochkalorischen drinks/pulver zu sich nehmen und hat sie etwas positives für sich davon?


    gibt es bei euch eine palliative betreuung? hospitzverein? ich sehe nur das du aus bayern bist. das wo fehlt ;)


    wenn du magst gerne mehr per pn


    ich wünsche dir viel kraft und mut, den weg weiter zu gehen.


    vg lavastein

  • :troest ich weiss wie es dir geht,seit als mein Bruder letztes Jahr starb ,mache ich alles hier alleine



    Meine Mutter ist sehr krank und trug lange ein 75mg Morphiumpflaster


    (sie hat kein Krebs steht aber auch hier nicht zur Debatte)
    Ich selber hatte 4 Jahre kein Kontakt zu beiden aus pers Gründen wie hier ein Forummitglied schrieb in einem anderen Thread
    wo es um Kontrolle ging und man behandelt wird wie ein 3 Jährige



    Ich bin nun für alles verantwortlich ,und muss sie immer wieder fördern selber Sachen zu machen (Anrufe selber zu erledigen usw)


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe das du dir hier deine Sachen die du auf deiner Seele hast ,schreiben kannst
    Ich konnte das wo anders nicht ,weil ich nicht verstanden wurde,warum ich zwischenzeitlich voller Zorn war


    Alles Gute Euch und tue das was dein Bauch dir sagt :troest:troest
    Fühl dich lieb umärmelt das Schäfchen

  • Liebe Susa,


    ich wünsche Dir vom Herzen all die Kraft, die Du die nächste Zeit noch brauchen wirst.


    Ich habe vor 10 Jahren eine ähnliche Situation durchgemacht, die letzten 6 Monate des Lebens meiner Mutter habe ich mit ihr alleine gegen ihren Krebs gekämpft. Meine Schwester und mein Vater haben sich abgewendet, ihnen war das zu anstrengend. Und auch von der restlichen Familie bekam ich keine Unterstützung. Auf der Beerdigung waren aber auf einmal alle wieder da, ich hatte fast den Eindruck das sie nur darauf gewartet haben. Ich finde das bis heute sehr bitter, weil es meiner Mutter gut getan hätte, auch in ihrer Krankheit unterstützt oder im Zweifel auch nur abgelenkt zu werden. Die Wut aus der damaligen Situation hat auch dazu geführt, das ich mich von vielen aus der Familie danach zurück gezogen hatte und das ist bis heute so.


    Eigentlich kann man an die Menschen, die deine Mutter kennen und lieben, nur appelieren Zeit mit ihr zu verbringen. Und zwar gute Zeit: rauszugehen und versuchen zu Leben. Vielleicht auch gerade weil man heute nicht weiß, wieviel Zeit man noch zusammen hat.


    Ich weiss wie schwer das alles ist, daher fühl für dich gedrückt.


    :troest

  • Hat Deine Mutter vielleicht eine Freundin/Nachbarin oder so die sie dann auch mal mit vor die Tür nehmen könnte?


    Leider nein. Allerdings hat ihr eine Nachbarin, die in einer ähnlichen Situation steckt (Ehemann hat ebenfalls Krebs) hat
    ihr schon einen Kuchen gebacken und vorbeigebracht, die Nachbarin im Haus ebenso und bot mir an die größere Wäsche zu bügeln.
    Es ist nicht komplett so, dass es keinen interessiert, es ist auch schön zu sehen, wenn von aussen jemand da ist,
    der nach uns und nach meiner Mum fragt wie es ihr/uns geht. Aber meine Mum spürt eben auch, dass der Halt nicht von der Family kommt
    Aber dass sie einer mit vor die Tür nimmt - eher nein.

    kannst du mit deiner mutter sprechen, was sie sich wünscht? ob sie noch kämpfen mag oder sich schon aufgegeben hat?
    will sie die hochkalorischen drinks/pulver zu sich nehmen und hat sie etwas positives für sich davon?


    Meine Mum wünscht sich, dass sie nicht leiden muss, egal wie die Situation nun werden wird. Sie wünscht sich grundlegend
    den Halt der Familie (obwohl sie innerlich spürt, wer da ist und wer nicht, das macht mich traurig, denn dadurch wird ihr
    eine gewisse Motivation genommen, der Halt. Sie muss erst selbst an den Punkt gelangen, dass es eine wunderbare Sache sein kann,
    wenn man gerade von Menschen den Halt bekommt, von dene man es gar nicht erwartet). Ihre Gefühlswelt schwankt stark und ist
    abhängig von ihrem Zustand, deshalb denke ich, dass sie Motivation braucht - ich habe das Gefühl sie möchte, aber kann nicht so wie
    sie es gerne täte...sie würde gerne mit anpacken, aber sie hat die Kraft nicht dazu.
    Heute hat sie nur gefrühstückt, danach kam lange nichts, sie war sehr erschöpft, meine Schwester war heute wohl da und hat
    Wäsche gemacht und die Oma aus dem Mittagsschlaf herausgeholt und versorgt. Immerhin. Jedenfalls wollte sie nichts mehr
    essen und meinte nur, sie sei einfach nur müde, möchte weder das Eine noch das Andere, ihr ging es heute nicht so gut....
    Sie war recht kurz angebunden....


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe das du dir hier deine Sachen die du auf deiner Seele hast ,schreiben kannst


    Ich danke dir, allerdings fällt es mir insgesamt schon schwer.. wobei das Schreiben durchaus sinniger ist im Moment,
    wie ein Gespräch - ein Gespräch bedeutet Nähe - dann wäre ich "zu sehr nah am Wasser gebaut".


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • Ich möchte Dir kurz berichten, wie es mir ging, nach meiner Tumorerkrankung, den Bestrahlungen, den Chemos:


    es gab bestimmte Dinge, wo ich Hilfe brauchte - und viele, wo ich keine brauchte. Manchmal wußte ich selber nicht, wo die Grenze ist - und dummerweise hab ich lange gedacht, die andern müßten doch wissen, wann ich was brauche ....


    Mir war gar nicht klar, dass die andern das absolut nicht wissen können, wenn ich es nicht klar und deutlich sage.


    Mir war nicht klar, wie hilflos sie waren, immer die Gradwanderung zu machen zwischen "unauffälliger Unterstützung" und "nicht entmündigen"...


    Ich habe auch viel zu spät verstanden, dass manche, deren Verhalten ich nicht verstanden habe, oder die nicht mehr auftauchten, das nicht aus Bosheit oder Faulheit oder sonst was gemacht haben - nein, viele waren so erschüttert und von der Diagnose so verängstigt, dass sie sehrt viel hilfloser waren als ich.
    Ich möchte ein bißchen den Blickwinkel von den Angehörigen, die augenscheinlich nichts tun wegnehmen, und ein bißchen sagen: vielleicht KÖNNEN sie es tatsächlich nicht anders.


    Für dich denke ich, ist es wichtig, dass du nochmal mit deiner Mum sprichst: was will sie WIRKLICH ? Kann ja auch sein, sie sieht, was du alles für sie und mit ihr machst, und sie macht es dann mit, obwohl sie eigentlich lieber in Ruhe auf der Couch lümmeln würde... weißte wie ich mein?


    Kann gut sein, dass sie genau weiß, ob es sich grade lohnt, nochmal zu kämpfen, oder ob es jetzt Zeit ist, anzunehmen, dass der Kampf ein Ende hat.


    Wichtig finde ich, dass ihr darüber redet. Falsches "Schonen" macht es dem Betroffenen nicht leichter - wenn Deine Mum spürt, dass es euch zu sehr weh tut, über ein mögliches Ende mit ihr zu sprechen, dann macht sie das mit sich allein ab...


    Wichtig finde ich auch, dass ihr, falls ihr das nicht schon habt, unbedingt eine Patientenverfügung erstellt und eine Vorsorgevollmacht - damit nicht wieder ein Richter die zu betreuenden Wirkungskreise entscheiden muss - und damit es später kein böses Blut zwischen Euch Angehörigen gibt.


    Wichtig finde ich auch, dass jemand vom Fach Euch unterstützt - kommt nicht eh jemand von der Sozialstation zur Oma? Kann da nicht auch jemand nach der Mama schaun? Sozialstationen haben auch Personal für Alltagsbetreuung (Spaziergänge, Freizeitgestaltung usw) - die Idee mit dem Hospizverein find ich auch gut, die haben vielleicht auch jemanden, der mal mit der ganzen Familie sprechen kann, wie man in so ner Situation wohl am besten vorgeht..


    Ach, und dann mal mit dem hausarzt reden: wenn sie nicht so weit gehen kann, dann hilft vielleicht ein Rollator oder Rollstuhl - kann der verschreiben!


    Meld Dich, wenn Du meine (theoretische)Unterstützung brauchen kannst.


    Und Du?


    Pass gut auf Dich auf!!!!

  • liebe susa ,


    ich kann dir nicht viel schreiben , da ich im moment den kopf so schrecklich voll habe ..
    aber ich möchte dir ganz viel kraft , mut und (wenn du magst) gottes segen wünschen ..


    ich weiß nicht , ob du den text "spuren im sand" kennst .. mir hilft dieser text immer wieder , wenn ich an allem zu verzweifeln drohe


    ( findest du leicht im netz)



    ich wünsche dir menschen , die für dich da sind und bitte dich : pass auf dich und deine seele auf... :knuddel wenn ich darf

  • Liebe Susa,


    ich ziehe meinen Hut vor Dir und so wie Du es machst ist es gut und richtig.


    Wenn man das Gefühl hat allein an der "Front" zu kämpfen , ist's "einsam" und ich weiss wovon ich spreche. Ich kann Dir nur sagen das ich es keine Minute in meinem Leben bereut habe so wie Du einfach nur dagewesen zu sein für alle Belange , denn das ist's im Endeffekt "einfach nur" da sein!


    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und bleibe auf diesem Weg :troest :knuddel


    LG Nic.

  • was will sie WIRKLICH ? Kann ja auch sein, sie sieht, was du alles für sie und mit ihr machst, und sie macht es dann mit, obwohl sie eigentlich lieber in Ruhe auf der Couch lümmeln würde... weißte wie ich mein?


    Ich habe auch viel zu spät verstanden, dass manche, deren Verhalten ich nicht verstanden habe, oder die nicht mehr auftauchten, das nicht aus Bosheit oder Faulheit oder sonst was gemacht haben - nein, viele waren so erschüttert und von der Diagnose so verängstigt, dass sie sehrt viel hilfloser waren als ich.
    Ich möchte ein bißchen den Blickwinkel von den Angehörigen, die augenscheinlich nichts tun wegnehmen, und ein bißchen sagen: vielleicht KÖNNEN sie es tatsächlich nicht anders.


    Gerade den letzten Satz möchte ich gerne vom Ansatz her verstehen können - ich weiß wie Du es meinst und was Du meinst.
    Und anfangs dachte ich mir das auch immer... bis es an einem Punkt eskaliert ist zwischen mir und meiner Schwester.
    Das Ende vom Lied war einerseits, ja sie hat mich in den Arm genommen, man hat meiner Mum gezeigt, hallo unsere Nerven liegen
    blank, jeder ist unterschiedlich, dennoch können wir jeder auf seine Weise Dir, uns gegenseitig stützen - alles würde gut werden.
    Es hat keine fünf Minuten gedauert, da waren wir nebenan, ich hätte mir doch dieses und jenes an Worten sparen können,
    sie ist nicht er Typ für Emotionen, eher die pragmatisch Denkende, die Oma hätte man schon sehr viel länger in ein Heim tun können,
    sollen, nicht erst als die Mama krank wurde sondern viel viel früher.


    Meine Mama hatte vor ein paar Tagen sehr starke Schmerzen, wollte zum Doc. Dann hieß es seitens meiner Family, warum noch zum
    Doc fahren, nimm doch Schmerztabl. Er war es müde, hin - und herzufahren. Kann ich ja einerseits verstehen...
    Meine Mum wollte einfach nix verkehrt machen, wollte nicht unnötig leiden und gerade hinsichtlich der Lungenembolie die sie
    vor einer Woche hatte, war auch die Frage was darf sie weiter an Medis nehmen. Natürlich glaub ich nicht, dass es willkürlich ist,
    ich möchte auch keinem das Gefühl vermitteln, ich wüsste alles besser...denn so ist das nicht.. aber manchmal hab ich den Eindruck,
    sie hören gar nicht mehr hin was meine Mum wirklich möchte und was nicht.


    Meine Mum wünscht sich viel mehr Kraft und weiß einfach nicht wie. Der Appetit kommt langsam, aber langsam.
    Sollte sie die Chemotherapie wirklich starten, dann wird es definitiv hart werden bei dem derzeitigen Zustand.
    Ich sagte ihr auch, egal wie sie sich entscheidet, wir / ich stehen hinter ihr. Im Augenblick ist sie sich selbst nicht
    sicher ob sie noch einmal den Schritt wagen sollte und vor allem was kommt dann? Den Zustand, indem sie sich
    befindet, der gefällt ihr nicht, so möchte sie nicht leben. Sie möchte am Alltag zumindest teilhaben können.
    Der Schritt mit Rollator und Rollstuhl (wäre ja schon vorhanden, da die Oma dies benötigte) den möchte sie nicht wagen,
    es ist ihr peinlich (zumal gegenüber die Nachbarn ständig rausgucken wer oder was sich in der Straße bewegt),
    sie ekelt sich manchmal vor sich selbst, weil sie kaum noch Gewicht hat, sie schämt sich einfach. Das war damals vor 10 Jahren nicht
    der Fall bei der Chemotherapie, da war es ihr egal was andere denken. Aktuelle ist das völlig anders. Sie bekommt das vielmehr
    bewusst(er) mit. Damals lag sie ja im künstlichen Koma eine Zeitlang, erst später realisierte sie das so richtig.


    Es meckern halt viele an ihrem Tun herum, statt sie darin zu bestärken. Das war damals schon so und das ist jetzt so.
    Was haben wir für böse Blicke geerntet, als sie sich komplett am Anfang nur noch von Eis ernährte, weil ihr alles
    andere so überhaupt nicht geschmeckt hatte und ich sie im Vorhaben auch noch unterstützt hatte, statt
    die anderen zu unterstützen in ihrem Handeln. Aber vielmehr wichtig ist doch, was sie letztlich möchte, auch wenn ich
    manches Mal auch so manches nicht verstehe...


    Wichtig finde ich auch, dass jemand vom Fach Euch unterstützt - kommt nicht eh jemand von der Sozialstation zur Oma? Kann da nicht auch jemand nach der Mama schaun? Sozialstationen haben auch Personal für Alltagsbetreuung (Spaziergänge, Freizeitgestaltung usw) - die Idee mit dem Hospizverein find ich auch gut, die haben vielleicht auch jemanden, der mal mit der ganzen Familie sprechen kann, wie man in so ner Situation wohl am besten vorgeht..


    Zu meiner Oma kommt der Pflegedienst, mittlerweile 2x tgl. ausser WE. Und ich habe mittlerweile für die Oma einen andern
    Doc organisiert, der regelmäßige Hausbesuche durchführt. Ggf. wäre hier die Möglichkeit etwas zu organisieren, da meine
    Freundin mir erzählte, dass die mittlerweile auch einen Doc haben, der palliativ arbeitet. Der Nachteil, es ist ein Versorgungszentrum,
    bei dem die Ärzte variieren können. Mit Selbsthilfegruppen kann meine Mama noch nicht viel anfangen, eine Therapie möchte
    sie derzeit ebenfalls nicht, auch wenn sie hin und wieder damit schon spekuliert, aber da fehlt ein bisschen Mut denke ich auch dabei.
    Ich möchte sie auch nicht dazu drängen, ich kann es ihr nur anbieten. Mit den Spaziergängen ist es derzeit so, dass sie sich
    selbst im Moment einfach wenig zutraut, heute wollte sie einen Versuch starten, hat leider nicht geklappt, da meine Oma erkrankt ist.
    Aber wir sind dran. Eine Aussenstehende Person kommt derzeit nicht für sie in Betracht, dafür schämt sie sich viel zu sehr......


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*