Umgang regeln bei unregelmäßigen Dienstzeiten

  • Hallo,


    welche Erfahrungen habt ihr mit dem Umgang bzw. welche Umgangsregelung habt ihr getroffen, wenn der KV unregelmäßige Dienstzeiten hat?
    Konkret zu meiner Situation:
    Mein Mann hat sehr unregelmäßige Dienstzeiten und i.d.R. selten geregelte Wochenendenen. D.h. während der Woche könnten neue Einsätze oder Krankmeldungen hereinkommen, so dass er an dienstfreien Wochenenden dennoch arbeiten muss. Während unserer Partnerschaft habe ich dies auch immer unterstützt bzw. meine eigenen beruflichen Verpflichtungen und die Freizeit danach ausgerichtet - gehört halt zu seinem Beruf dazu. Jetzt habe ich keine Lust mehr, mich ständig nach ihm zu richten und auf seine Dienstzeiten Rücksicht zu nehmen. Wir haben zwei Kinder (9 und 12 Jahre) und ich bin selbst 30 Stunden berufstätig. Ich wünsche mir eine konkrete Regelung, die in Ausnahmefällen aufgrund von dienstlichen Belangen verschoben werden könnte.
    Jetzt habe ich von Bekannten gehört, dass der Dienstherr (Land) sehr wohl Rücksicht auf solche Belange nimmt. Ich unterstelle meinem Mann, dass er dies nicht wehement bei seinem Arbeitgeber einfordert. Leider ist mein Mann, entgegen meinem Wunsch und meiner Bedenken in einen entfernteren Ort gezogen, so dass die Kinder nicht selbständig den Kontakt aufrecht erhalten können. Ich hätte mir aufgrund des Alters der Kinder und der ungünstigen Dienstzeiten gewünscht, dass die Kinder selbständig den Kontakt zu ihrem Vater halten und suchen können, sprich auch mal für einige Stunden spontan unter der Woche zu ihm gehen können. Das ist leider nicht möglich, so dass der ursprünglich natürliche Kontakt zum Vater zu einer künstlichen Situation wird. Das sind dann die Nachteile einer Trennung.
    Und ganz ehrlich, obwohl wir erst seit 8 Wochen getrennt leben, ärgert es mich, wenn er den Kontakt aufgrund von Dienstzeiten verkürzt, d.h. anstatt von Fr - So können die Kinder erst am späten Samstagnachmittag zu ihrem Vater. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ihm der Umgang mit den Kindern wichtiger ist.
    Wer war in einer ähnlichen Situation oder hat Ideen für eine entspannte Regelung?


    Gruß Jil123

  • Während unserer Partnerschaft habe ich dies auch immer unterstützt bzw. meine eigenen beruflichen Verpflichtungen und die Freizeit danach ausgerichtet


    Hallo Jil123


    Warum soll das, was Du während der Partnerschaft unterstützt hast, auf einmal nicht mehr gelten?


    Soll er nun seinen Job aufgeben und sich was anderes suchen?


    Wenn ja, dann solltet Du ihn bei der Jobsuche unterstützen. Vorschläge unterbreiten, wie und wo er sich bewerben kann, ohne dass der Umgang mit den Kindern darunter leidet.


    Du solltest dann aber auch eventuelle Gehaltseinbußen in Kauf nehmen und einer Abänderung der Titel - falls vorhanden und notwendig - zustimmen.


    Ich persönlich finde es immer besonders schlimm, wenn all die Dinge, die während einer Partnerschaft gegolten haben, plötzlich über den Haufen geworfen werden, ohne dass gleichzeitig eine Lösungsmöglichkeit angeboten wird. Das wäre vielleicht auch schon in der Partnerschaft eine Möglichkeit gewesen, die Beziehung zu retten.


    lg


    Camper

    Einmal editiert, zuletzt von Camper1955 ()

  • Hallo Jil,


    der Papi von unseren 3 Kids wohnt auch weiter weg und hat unregelmäßige Dienstzeiten, muss oft verreisen.
    Dennoch planen wir jede freie Minute nach ihm für die Kinder, bzw. wenn der Kleine mal nicht Mamiwochenende hat, kann er trotzdem spontan kommen oder die Mädels bekommen einen Anruf und schwupp 1 Tag später sind sie bei Papa.


    Ich fahre auch gerne innerhalb der Woche 80km hin und zurück für 3 Stunden Kinderbeaufsichtigung wenn es nötig ist.
    Dass der Papi Geld verdient und KU bezahlt, müssen unsere Kinder verstehen lernen..dies ist auch eine Wertevermittlung von Dankbarkeit.


    Also ich "hüpfe" sofort wenn der Papi schreit "es geht für 4 Stunden jetzt mit den Kindern"..und die Kinder hüpfen mit.


    Liebe Grüße
    Tinchen

    Liebe Grüße Tinchen

    "Sacrificium Intellectus!"
    :-)
    "Ama et fac quod vis!"

  • Kann man das nicht einfach flexibel gestalten - beispielsweise, wenn der Vater statt Freitag eben erst Samstag kann, dass sie dann an einem anderen Tag unter der Woche ausser der Reihe zu ihm gehen? Wie weit wohnt er denn weg? Wäre es bspw. möglich, dass er sie auch mal zur Schule bringt und sie in einem solchen Ausnahmefall dann bei ihm übernachten können?

    Gruß von Lanie :-)



    „Eine Krone ist nur ein Hut, in den es hineinregnet.“ Friedrich der Große (1712 – 1786)

  • ich denke, dass sich der Umgang hier an die Dienstzeiten anpassen mussen-
    insbesondere, da er ja damit KU (vermutlich gut) finanzieren kann... diese Dienstzeiten sind Dir seit Jahren bekannt, und er kann erhebliche betriebl. Probleme bekommen, wenn
    er sich nicht an die AZ hält-


    Allerdings erhält ja auch er einen Dienstplan- und gerade, da die Kinder ja schon dtl. grösser sind, können diese auch flexibler mit Tagen/ Wochenenden umgehen, da Stunden/Tage/Wochen ja schon verfestigte Begriffe sind....


    Er wird doch vermutlich einen Dienstplan so etwa vier Wochen im Vorraus erhalten- da hat er mal WE frei, mal unter der Woche... da müsste sich doch was regeln lassen-
    oder, Du gibst ihm die Zeiten, die Du mit den Kindern verbringen möchtest (z. B. jedes gerade WE, und MittwochNachmittag) und den Rest soll er mit den Kids selber regeln ;)

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Es ist interessant, auch einmal eine andere Sichtweise einzunehmen. Wie bereits im Eingangsposting erwähnt, hätte ich mir einen unkomplizierten und flexiblen Umgang für die Kinder und ihren Vater gewünscht. Wenn die Kinder bzw. ihr Vater das Bedürfnis gehabt hätten, sich zu sehen, sei es auch nur für 1 Stunde, so hätte dies bei einer gewissen räumlichen Nähe gut funktionieren können. Da die Kinder ihren Vater aber nicht selbständig besuchen können, sind sie auf die Fahrdienste ihrer Eltern angwiesen. Da ich neben meiner 30-Stunden-Stelle noch zwei Lehraufträge habe, kann ich dies nur bedingt leisten. Es handelt sich hier lediglich um eine Distanz von 15 km, die aber nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zurückgelegt werden könne. Da wir noch eine Wirtschaftsgemeinschaft darstellen, d.h. gemeinsame Dinge finanzieren, erhalte ich weder Unterhalt noch einen Kindesunterhalt. Auch in diesem Bereich gibt es eine flexible Lösung, die von der Norm abweicht und jenseits evtl. gesetzlicher Ansprüche liegen. Würde ich diese durchsetzen wollen, gäbe es lediglich zwei bzw. vier Verlierer. Ihr seht, wir sind bestrebt eine individuelle Lösung zu finden, jedoch habe ich zur Zeit das Gefühl, immer zurückstecken zu müssen. Mich ärgert es ein bißchen, dass er die Kinder nicht öfters sehen möchte und ihm ein Kontakt von Samstag bis Sonntag ausreicht. Er weiß ja, dass er die Kinder jederzeit sehen kann und bemüht sich vielleicht deshalb nicht um einen längeren Kontakt. Aufgrund der Kinder muss ich häufiger berufliche Termine verschieben und absagen. Ich fordere lediglich ein bißchen Gleichberechtigung.
    Ich sollte wohl im Sinne der Kinder lernen, tolleranter zu werden.


    Ach ja, unregelmäßige Dienstzeiten bedeutet in meinem Fall, dass mein Mann z.B. am Mittwoch ein regulär freies Dienstwochenende (generell lediglich 1 von 4 im Monat) gestrichen bekommt, weil zu viele Leute fehlen oder ein Einsatz reingekommen ist. Dies ist nicht die Ausnahme sondern mittlerweile die Regel. Und hier erwarte ich von meinem Mann lediglich, dass er sich stärker für seine Belange bzw. die Kinder einsetzt und sich nicht immer verplanen lässt. Andere Kollegen können das doch auch und argumentieren mit Familie. Was nützt ihm mit schulpflichtigen Kindern das Dienstfrei unter der Woche.


    Ich dachte getrennt sein heißt, dass ich nicht mehr auf meinen Ex-Partner Rücksicht nehmen muss.


    Vielen Dank für die zahlreichen Anregungen. :thanks:


    Jil

  • Liebe Lanie,


    ich denke, so wird es sich auch langfristig einpendeln.


    Liebe Luchsie,


    eine super Idee, ihm meine Zeiten, die ich mit den Kindern verbringen möchte mitzuteilen und den Rest ihm zu überlassen. Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. So habe ich auch nicht mehr das Gefühl, immer zurückstecken und mein Leben nach seinen Dienstzeiten ausrichten zu müssen. Da werde ich schon genug durch meine eigenen Dienstzeiten und Verpflichtungen eingeschränkt.


    Viele Dank!


    Jil

  • Hi Jil,


    ich hatte erst heut ein Telefonat mit meinem JA wegen einer ähnlichen Situation.
    Mein KV schiebt immer die Arbeit vor ( obwohl ich 100%ig sicher bin das er NICHT soviel und jedes WE arbeitet ). Das JA sagte ganz klar - er muss in der Lage sein auch mal ein WE für sein Kind da zusein !!


    Ich weiß natürlich nicht was dein KV arbeitet, aber es sollte sicherlich drin sein das ein oder andere WE freizuschaufeln ( wie du sagst, geht bei zusammenlebenden Paaren ja auch ).


    Allerdings bist du da recht machtlos wenn er nicht will... und daran wirds scheitern !

  • Lieben Dank für Deine Antwort. Es ist schön, wenn man damit nicht alleine ist.
    Mein Ex- Partner ist ja bemüht, aber leider nicht so wie ich mir das für die Kinder gewünscht hätte. Aber er ist dennoch ein toller Vater.
    Ich glaube, bei mir vermischt sich noch die Beziehungs- und Elternebene. Er ist da schon wesentlich weiter und reflektierter als ich.


    Gruß Jil

  • Da wir noch eine Wirtschaftsgemeinschaft darstellen, d.h. gemeinsame Dinge finanzieren, erhalte ich weder Unterhalt noch einen Kindesunterhalt. Auch in diesem Bereich gibt es eine flexible Lösung, die von der Norm abweicht und jenseits evtl. gesetzlicher Ansprüche liegen.


    Würdest Du uns davon bitte a bisserl mehr erzählen?


    Vielleicht kommen dann andere auch annähernd auf diese Lösung. Und du hast vollkommen Recht. Wo kein Kläger, da kein Richter.


    lg


    Camper

  • Kurzform: Wir haben weiterhin ein gemeinsames Konto, auf das die jeweiligen Gehälter und sonstigen Einnahmen fließen. Von diesen Einnahmen/ Von diesem Konto werden alle laufenden Kosten bestritten wie z.B. Abtrag Haus, Miete Wohnung, Nebenkosten für Haus sowie für die Wohnung, Rücklagen für gemeinsames Haus, (Lebens-) und sonstige Versicherungen usw....................... Von dem Rest der zur Verfügung stehenden Einnahmen haben wir gemeinsam eine Summe für jeden Haushalt (Singlehaushalt + Haushalt mit zwei Kindern) ausgehandelt, die jeden im Monat für die Lebenshaltungskosten (Lebensmittel, Kleidung, Freizeit, Sprit, kleinere Anschaffungen) zur Verfügung stehen. Desweiteren teilen wir uns ein Auto. Dies möchten wir zusätzlich in den nächsten Wochen in einer Mediatioin besprechen, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Langfristig (den genauen Zeitraum kennt noch niemand) ist es natürlich geplant, sich langsam aus dieser Wirtschaftsgemeinschaft zu lösen. Vielleicht werden wir das Haus gemeinsam als Altersvorsorge halten, vielleicht wird einer alleine das Haus übernehmen (Wenn Bank mitspielt), vielleicht .......... Noch hat keiner von uns beiden einen neuen Partner. Ich denke nicht, dass dieses Modell dann so gelebt werden kann. Wir haben uns zunächst hierfür entschieden und werden die Zukunft flexibel gestalten. Mal sehen, ob das Modell im Alltag bestehen kann.

  • Und hier erwarte ich von meinem Mann lediglich, dass er sich stärker für seine Belange bzw. die Kinder einsetzt und sich nicht immer verplanen lässt. Andere Kollegen können das doch auch und argumentieren mit Familie


    Ich weiß nicht, ob Du das so pauschal erwarten kannst. Zum einen ist eure Trennung noch sehr frisch und manche müssen erstmal Abstand suchen, um für sich mit der Situation klarzukommen. Und zum anderen macht man doch oft die Erfahrung, dass manche Menschen mehr für ihre Interessen eintreten können als andere. Gerade gestern habe ich hier mit einem Freund lange diskutiert, der absolut überhaupt nicht in der Lage ist, seine eigenen Interessen zu vertreten und seine Rechte einzufordern. Vielleicht braucht Dein Ex-Mann da auch bisschen Zeit, um zu erkennen, dass er sich da gehörig einspannen lässt und seine Kinder darunter leiden müssen. Bisher hast Du das ja weitgehend ausgebügelt, bis zur Trennung. Und die neue Situation ist halt noch sehr frisch...


    Aber wie die Vorredner auch schon schrieben... versucht den Umgang so flexibel wie möglich zu gestalten, auch wenn es anstrengend ist! Eure Kids werden es euch danken!! :daumen


    lg Myronn

  • Ich glaube, bei mir vermischt sich noch die Beziehungs- und Elternebene. Er ist da schon wesentlich weiter und reflektierter als ich.


    Glückwunsch .... :respekt