Ich brauch noch mal Euren Rat.
Wie ich in meiner Vorstellung ja schon geschrieben habe, hat der Vater meiner beiden Kinder eine psychiatrische Erkrankung, nämlich diagnostiziert (3 Monate stationär, 2 Monate Tagesklinik und weiterhin krank geschrieben) Borderline mit ADHS.
Wir hatten eine Trennungsvereinbarung, nach der er die Kinder jedes 2. WE Sa und So hatte und jede Woche Mo und Di nach der Offenen Ganztagsschule. Das hat natürlich nur bis Dezember 2008 geklappt, weil er dann ja stationär therapiert wurde.
Bis dahin war es recht ruckelig.
Nur ein paar Auszüge:
- Zeitabsprachen funktionierten nicht, er hat mich regelmäßig versetzt, egal ob ich was vorhatte oder nicht
- die Kinder hatten an den Tagen, an denen ich sie wiederbekam, noch immer dieselben Sachen an (incl. Unterwäsche), wie als ich sie ihm gebracht habe.
- Diese waren dann natürlich verdreckt
- Sie hatten teilweise kein Frühstück vor der Schule bekommen, er hat dann auf dem Weg dahin Streuselbrötchen als Pausenbrot gekauft und sie waren auch häufig zu spät in der Schule (so häufig, dass die Lehrerin es offen angesprochen hat)
- auch hat er sie nicht pünktlich an der Schule abgeholt, sie mussten dann alleine auf dem Schulhof auf ihn warten
(zur Erklärung: Wegen ADHS vom Sohnemann mussten wir die Schule wechseln, die ist 15 km vom Wohnort entfernt, darum müssen die Kiddies abgeholt und gebracht werden)
In den ersten drei stat. Monaten hat er die Kinder fünf mal gesehen und 3 x mit ihnen telefoniert. Dann habe ich während der Therapie mehrfach versucht, in Kontakt mit ihm zu kommen, aber das war sehr schwierig, wohl auch aufgrund des Krankheitsbildes, er konnte gar nicht sachlich bleiben, zog mich und meine Familie immer mit in seine Krankheitssachen rein (ich muss auch therapiert werden, ich geb das alles an die Kinder weiter, meine Mutter ist Alkoholikerin etc.pp.). Dann hab ich ihn irgendwann gebeten, dass wir ein Dreiergespräch zusammen mit seiner Ärztin führen. Nach vielem Hin und her hat er dann endlich eingewilligt. Daraus ergab sich dann eine Umgangslösung, die sehr minimal war (2 x pro Woche telefonieren und alle 2 Wochen Samstags von 13 Uhr bis 17 Uhr Besuchskontakt), und auf vier Wochen angelegt war.
Nach den vier Wochen sollte dann ein Reflexionsgespräch stattfinden. Dabei ergab sich dann, dass er die Absprachen nicht eingehalten hat, er hat in den vier Wochen gesamt 2 x mit den Kindern telefoniert, seiner Tochter auf ihrem Geburtstag gesagt, er würde nicht kommen denn "dann streiten sich Mama und ich nur" (wie pädagogisch wertvoll!!), hat versucht, die Besuchskontakte ständig abzuändern, mich mit Anrufen zugeballert etc. Daraufhin haben wir eine neue Vereinbarung getroffen, wieder 2 x Besuchskontakt, Sonntags 14 bis 18 Uhr und nur 1 Telefonat pro Woche an einem festen Tag und fester Uhrzeit.
Bei beiden Gesprächen hat die Ärztin eher mir als meinem Ex recht gegeben, hat ihm eindeutig klar gemacht, dass feste Absprachen, die eingehalten werden, wichtig sind für eine weitere Eltern-Zusammenarbeit, auch für die Kinder wahnsinnig wichtig sind (O-Ton: Sie können Ihren Kindern nicht sagen, am Samstag kommt Ihr zu mir, aber nur wenn die Sonne scheint). Mir war schon bei den Gesprächen aufgefallen, dass er da massiv dran zu kauen hatte. Aber mir sollte es recht sein, ich hatte das Gefühl, da ist mal eine eher neutrale Instanz, weil er bei Gesprächen mit mir halt immer auf die Beziehungsebene wechselte und mich angriff (jüngstes Beispiel: Er holt die Kinder ab, ohne Kindersitze. Ich *überrascht*"Oh, keine Kindersitze?" Er *aggressiv*"ja, ich weiß, dir passiert so was ja nie.".
Naja, ich hatte trotzdem das Gefühl, dass durch die Gespräche mit der Ärztin mehr Ruhe reinkam, das ganze verbindlicher für ihn wurde, sie ihm auch mal klar gemacht hat, dass ich durch 30-Stunden-Job, 7 Stunden Fahrzeit, Haushalt, Garten und 2 ADHS-Kinder schon arg genug angespannt bin und mich auf Zusagen verlassen muss.
Der nächste Gesprächstermin mit der Ärztin, bei der es dann auch mal um eine längerfristige Planung gehen sollte (es ging ja auch darum, dass unter "Aufsicht" der Ärztin geschaut werden sollte, ob er als Borderliner dem Stress mit den Kindern gewachsen ist - Borderliner haben eine sehr hohe Suizidgefahr und können häufig keine stabilen Beziehungen aufrechterhalten), sollte nun kommende Woche Montag sein. Er rief mich dann gestern an und teilte mir lapidar mit, dass der Termin nicht stattfinden würde, er wäre nicht mehr da. Ich: Oh, hast Du denn einen anderen Therapeuten? Er: Nein. Ich: Oh, bist du denn wieder gesund? Er: Nein, ich bin noch krank geschrieben. Fazit des Gespräches war, dass er nun der Meinung ist, alles weitere mit mir unter vier Augen besprechen zu können. Ich hab ihm dann nochmal dargelegt, dass ich das nicht als zielführend ansehen würde, wegen der Tendenz, immer in die Beziehungsebene mit Angriffen etc. abzurutschen. Außerdem wollte ich nun auch mal über die längerfristige Planung bezüglich Kindesumgang reden. Er war der Meinung, wir sollten nun weiterhin alle zwei Wochen einen Termin abmachen, das habe ich ihm dann verweigert, bis es ein Sechs-Augen-Gespräch gegeben hat. Er meinte, ich könne ihm die Kinder nicht vorenthalten und fragte, wieso, worauf ich ihm versuchte zu erklären, dass er eine psychiatrische Erkrankung habe und ich das gerne entsprechend abklären würde. Er ließ mich nicht ausreden, fiel mir ins Wort mit "Ar****ch" und legte auf.
Nun ist meine Frage, wie ich weiter vorgehen soll. Das zuständige Jugendamt hat mich schon mal mit der Problematik abblitzen lassen u. gemeint, ich müsse mir einen Anwalt nehmen. Ich will halt keinen Fehler machen, aus dem er mir einen Strick drehen kann (was er z.B. vor Gericht gegen mich auslegen kann), will aber auch meine Kinder nicht gefährden und auch mich selbst schützen, indem ich nicht nachgebe und einem Vier-Augen-Gespräch zustimme.
Meine Ideen waren:
- nochmal Gespräch mit der Ärztin, ob nicht trotz beendeter Therapie ein gemeinsames Gespräch nochmal möglich wäre
- Kinderschutzbund kontaktieren, mit dem ich schon mal Kontakt hatte (Beratungsgespräch wegen dieser Sache)
- zusammen mit einer Freundin (von uns beiden) eine Mail an meinen Ex schreiben, die Freundin darum, damit sie die Mail gegenliest und ggf. von mir unabsichtliche Formulierungsspitzen entschärft, in dem ich ihm klar mache, dass ich ihm die Kinder nicht entziehen will, und warum ich auf ein Dreiergespräch bestehe (als Prophylaxe, falls er zum Jugendamt rennt und "Kindesentzug" brüllt).
Danke schon jetzt für Eure Hilfe!
Susanne