Kind spuckt der Lehrerin ins Gesicht

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, hat das Kind bis dato nie in der Form Probleme gelöst. Ist also kein typisches spuckkind. Er hat im Moment körperlich bedingt eine nasse Aussprache. Sagt selbst, dass es nicht mit Absicht war. Die Lehrerin sagt auch nicht wirklich was anderes. Warum glaubst du deinem Kind nicht einfach?


    Einmal darüber gesprochen, wie es dazu kam. Dann wäre für mich das Thema gegessen.


    Ich mag zwar auch keine Eltern, die immer behaupten, dass ihr Kind sowas nicht macht, aber genauso schlimm finde ich es, wenn aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.


    Ich würde erstmal meinem Kind glauben. Sollte das nochmal vorkommen, gäbe es bei mir erst Grund zur Sorge.


    Irgendwie tut mir der kleine leid. Hat schon mit seinen wackelzähnen zu kämpfen und sabbert. Und dann passiert auch noch sowas. Und Mama macht ein riesen Fass auf und kann sich gar nicht vorstellen, dass er das nicht mit Absicht gemacht hat.


    Ich würde mich eher fragen, warum glaube ich meinem Kind nicht und warum rechne ich damit, dass mein Kind mich belügt. Da würde ich eher ansetzen.

  • Wo habe ich geschrieben, dass es erlaubt ist, oder das erst mit 6 oder 7 damit angefangen wird? nirgends. Aber wenn du dich mal mit den Entwicklungsgrundlagen beschäftigst, wirst du merken, dass das ein Prozess ist. Impulskontrolle, Umgang mit Frust / Wut, und das es zunehmend immer besser klappt, aber mit 6/7 eben noch nicht abgeschlossen sein muss. anfangen tust du damit von Anfang an. Und so sollten Kinder das schon wissen, / können, aber a) sind nicht alle Kinder gleichschnell in der Entwicklung ( ich kenne da einen Jungen, der ist einfach langsamer, der weiß das , schafft es trotzdem nicht immer) und alle Kinder funktionierende Roboter. schon gar nicht, wenn sie eventuell unter Stress stehen.


    Wenn es also passiert, verurteile ich ein Kind nicht, sondern helfe ich ihm da, sich weiterzuentwickeln. Und doch, bei Kindern, die heute teilweise bis 16-17 Uhr in der Schule sind, sehe ich dann auch die Fürsorgepflicht mit bei Schule und Hort. Erst Recht, wenn die Probleme eventuell sogar in der Schule begründet liegen, oder aber das Kind tatsächlich so eine arme Socke ist, die Zuhause keinen Rückhalt hat. Wie herzlos , wenn die Lehrer dann die Schultern zucken, ist nicht unser Problem. Das nimmt die Eltern nicht aus der Verantwortung raus, es ist eine Ergänzung im besten Falle.


    Und klar, kann man unter Umständen unter Androhung entsprechender Strafen dazu bringen, sich zu beherrschen, nur wenn es im Grunde das nur tut, weil es die Strafe fürchtet, und nicht, weil es nachempfinden kann, wie demütigend das ist, oder andere Strategien erlernt hat, mit Frust umzugehen etc dann kann passieren, dass es entweder a) plötzlich doch herausbricht, und um einiges schlimmer ( solche Geschichten gibts ja immer wieder mal, wo sich alle wundern, weil das Kind bisher ja nie auffällig war, sich immer unter Kontrolle hatte) oder b) einfach auf Situationen ausweicht, wo es keine Strafe zu fürchten hat.


    Mir ist es lieber, ein Kind zeigt in dem Alter solch ein Verhalten, wo man noch gut gegensteuern kann, anstatt dass es das mühsam schafft, und dann mit 14/15 die Bombe platzt.


    Erwachsene sollten auch wissen, dass man nicht 100 fährt, wenn 50 angezeigt ist, dennoch passiert es immer wieder. Nicht vor dem Radar, aber unmittelbar danach. Erwachsene sollten wissen, dass man Hunde nur auf der Hundewiese laufen lässt. Komischerweise sehe ich die wenigsten diese Regel einhalten. Da wo keine Ordnungshüter unterwegs sind. weil sie wissen, sie müssen auf frischer Tat ertappt werden. tja, bei Erwachsenen ists tatsächlich dann zu spät. ich fänds toll. wenn die Motivation nicht der Radar oder der ordnungshüter wäre, sondern das Bewusstsein, dass man Leben gefährdet, oder dass es Menschen gibt, die Angst vor Hunden haben. dann spielt es keine Rolle mehr, ob irgendwo ein Radar steht, oder ein Ordnungshüter rumläuft. Insofern bin ich durchaus für Erziehungsmassnahmen, aber nicht in Form von drakonischen Strafen, Abstempelung, oder Abschiebung. Die Ausführungen bezogen sich auf Nicoles Kommentar. Klar muss man sich irgendwann Hilfe von aussen holen, und die anderen Schüler schützen, das verstehe ich, aber Nicoles Bemerkung bezog sich ja nun auch auf das Spucken.


    Ich habe nie gesagt, dass ich spucken in Ordnung finde. Aber ich sehe einen unfertigen Menschen, der lernt, der sich entwickelt, wo es grobe Meilensteine gibt, die aber auch individuell sind, ich sehe die Umstände und ich sehe, ob sich etwas zum guten entwickelt, stehenbleibt oder ändert. Und ja klar, sollte idealerweise ein Kind mit 6/7 nicht mehr spucken oder hauen, und klar sollte man das dem Kind auch beibringen. Und bei vielen sitzt es auch. Hoffentlich intrinsisch motiviert, weil der Perpektivwechsel und die Empathie funktioniert, sowie die Alternativmethoden sitzen und nicht nur weil jemand mit der Keule hinter ihnen sitzt. und dann passiert es einem noch lernenden, sich entwickelnden Menschen doch. Dann muss man daran arbeiten. Ab 12/13 haben Eltern nur noch wenig Einfluss. Erwachsene sind eben auch dazu da, den Kindern zu helfen, wenn es dann eben doch mal nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. In der Regel ist es ja nicht pure Böswilligkeit, sondern hat andere Gründe. und dann kann man sagen, dass war richtig Mist, das geht so nicht, das weißt du. Aber ok, es hat nicht geklappt, ich helf dir, das kriegen wir hin, dass du dich das nächste mal besser unter Kontrolle hast. Ich gehe also grundsätzlich auch davon aus, dass die meißten Kinder in dem Alter nicht mehr Spucken, oder Hauen. Gerade hauen begegnet mir aber durchaus noch mal öfter. Aber wenns passiert, weiß ich, es besteht noch Handlungsbedarf, ich bin aber nicht entsetzt und ich verurteile das Kind nicht rufe nicht nach Abstrafung. Ich überlege, wie kam es dazu, überprüfe, ob dem Kind klar ist, was es bei anderen bewirkt und genau da setze ich an.

  • Okay, das geht jetzt etwas vom Thema weg, tut mir leid, entschuldigt das bitte. :blume


    @ Borte, ich habe mich in der Tat mit Entwicklungsgrundlagen beschäftigt und tue es eigentlich jeden Tag :-D . Ich weiß, dass manche Kinder weniger, andere mehr Zeit brauchen - und das ist auch völlig okay!!! Und glaub mir bitte - ich gebe mir zumindest sehr viel Mühe, eben nicht wegzuschauen - meistens gelingt mir das auch. bin die letzte, die überspitzt formuliert drauf haut, wenn ein Kind am Boden liegt und sich deswegen "verhaltensoriginell" verhält. Im Gegenteil. Aber ich kann es genauso wenig haben, wenn "verhaltensoriginelle" Kinder andere Kinder fertigmachen und drangsalieren.


    Zum Thema:

    Zitat

    Aber ne, lieber mal abschieben. Ist bequemer, dass dann dadurch erst Recht jemand an Rand gerät, der Weg vorgezeichnet ist, ist egal. Mag sein, dass es manchmal, wenn schon alle Hilfsangebote durch sind, die beste Lösung auch für das Kind ist, auf eine für solche Kinder geschulte Schule zu kommen, aber dieses Abstempeln, abschieben, abstrafen, weil heranwachsende Menschen sich daneben benehmen. In den seltesten Fällen ist es böswilliger Vorsatz, Spaß daran .


    Das sehe ich nicht so negativ. Ich kenne mehrere junge Erwachsene im Freundes- und Bekanntenkreis, die "trotz" - oder gerade weil (???!!!) sie eine Förderschule (Körperbehinderte, Erziehungshilfe und Lernen, es sind mehrere Leute!) besucht haben, einen guten Weg gehen. Sie sind nicht abgerutscht. Alle sind aktuell in festen Ausbildungsverhältnissen bzw. haben einen festen Arbeitsplatz. Gut - sie haben kein Abi und werden wohl auch niemals studieren - aber sind es deswegen schlechtere Menschen? Nein! Es sind junge Menschen, die trotz "Abschiebung" auf die Förderschulen viel individuelle Hilfe und Unterstützung bekommen haben.


    Und ja: Die Fürsorgepflicht gehört zu den Amtspflichten der Lehrer und beeinhaltet u.a. die Pflicht, alle Kinder vor gesundheitlichen und materiellen Schäden zu beschützen.


    @ Pijo: ich hätte wahrscheinlich genauso wie du reagiert. Auch ich wäre verunsichert gewesen und hätte gerne mit der Lehrerin gesprochen. Ich würde es auch nicht so sehen, dass du ein Fass aufgemacht hast. Vielmehr finde ich die Formulierung der Lehrerin unglücklich. "Hat gespuckt" impliziert ja schon irgendwie Absicht, oder? Und das war es ja nicht! Was ich zuletzt geschrieben habe, war nicht auf dich gemünzt, sondern allgemeiner gemeint. Ich hoffe, du hast das nicht falsch verstanden. :blume