Ambivalenzkonflikt - was ist das?

  • Ich habe heute erstmals den Begriff "Ambivalenzkonflikt" gehört. Was ein Loyalitätskonflikt ist, weiß ich ungefähr, aber kann mir jemand mal erklären, worum es sich bei einem Ambivalenzkonflikt handelt - gerade vor dem Hintergrund von Kindern mit getrennt lebenden Eltern?

  • Die Ambivalenz (bzw. der Konflikt), um den es hier (vermutlich geht) wird das Nebeneinander von äusserlich scheinbaren gegensätzlichen Meinungen, Aussagen, Gefühlen etc. sein-
    das ist die gebräuchliste Definition- (wobei nicht gemeint ist, dass alles zwei Seiten hat ;-) )
    Es ist eher das Problem in einem selber, das verhindert, dass man Entscheidungen fällt....


    Fahr ich mit dem Auto, oder mit dem Bus?
    Jemand mit einem Ambivalenzkonflikt wäre z.B. nicht in der Lage, hier eine Entscheidung zu fällen, und würde deshalb z.B. zu Hause bleiben....
    obwohl das eigentlich gar kein gangbarer Weg ist-



    (Daneben gibt es noch eine phonetische, eine religiöse, eine genetische und vielleicht noch viel mehr Bedeutungen)

    Lieber Gruss


    Luchsie


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    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Bei einem Ambivalenzkonflikt handelt es sich um den „Zusammenstoß“ zweier Ziele, die sich gegenseitig ausschließen.
    Kann man sich für keine der beiden widersprüchlichen Seiten entscheiden, weil die dazu angemessene Strategien fehlen, kann es zu einer erheblichen Belastung und psychischen Störung kommen.

  • In einem Ambivalenzkonflikt stehen sich zwei Dinge konträre Sachen gegenüber. In der Psychiatrie wird der Begriff klassisch im Zusammenhang mit Suchterkrankungen benutzt. Sprich das Ziel des Patienten ist: Die Suchterkrankung zu überwinden dem gegenüber steht das Bewahren von bisherigen Verhaltensmustern. Wie Carter schrieb beide Dinge schließen sich gegenseitig aus.


    Es wäre ganz interessant, in welchem Zusammenhang der Begriff genutzt wurde, um ihn eindeutig zu verstehen.

    LG Campusmami



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  • Der Begriff wurde genutzt um Zusammenhang mit meinen Kindern. So wie ich meine, es nun verstanden zu haben, war die Situation, in der such meine Tochter nicht entscheiden konnte, mit ihrer Mutter ins Umgangs Wochenende zu gehen, ein bei uns typisches Beispiel für einen Ambivalenzkonfkikt

  • Ich frage mich aber gerade, worin der Ambivalenzkonflikt bei meinem Sohn bestehen soll. Schließlich strebt er doch eindeutig zurück zu seiner Mutter und befindet sich bei mir "nur" in einer Warteschleife, die alle 14 Tage unterbrochen wird. Dass das für ihn eine ziemliche Belastung darstellt, kann ich mir gut vorstellen. Das Ziel der Rückkehr zur Mutter ist nach meiner Einschätzung auch wichtiger als alles andere (also auch das Zusammensein mit der Schwester). Ich habe mal an geeigneter Stelle nachgefragt und bin gespannt auf die Antwort. Wenn mir hier jemand einen Tipp geben kann, gerne.

  • Schließlich strebt er doch eindeutig zurück zu seiner Mutter und befindet sich bei mir "nur" in einer Warteschleife, die alle 14 Tage unterbrochen wird.


    Ich kenne mich da leider nicht gut aus, aber aus meiner Sicht ergibt sich da ziemlich sicher ein wie oben beschriebener Konflikt. Ziel ist in seinen Gedanken vielleicht immer noch die Rückkehr zur Mutter, aber den Großteil seiner Zeit verbringt er bei dir und seiner Schwester. Dass die Ansichten von dir und seiner Mutter ziemlich auseinander gehen wird er inzwischen gemerkt haben (andere Regeln, andere Reaktionen, wenn er die Schwester beschuldigt...). Wenn er sich an deine Regeln und euer gemeinsames Leben anpasst, gibt er ein Stückweit die Rückkehr auf und akzeptiert die Situation, macht er das nicht bleibt er eben in dieser belastenden Warteschlange, statt den Großteil dieser 2 Wochen, den er bei euch verbringt anzunehmen und zu genießen. Wäre jetzt so mein erster Gedanke.

  • Wenn er sich an deine Regeln und euer gemeinsames Leben anpasst, gibt er ein Stückweit die Rückkehr auf und akzeptiert die Situation, macht er das nicht bleibt er eben in dieser belastenden Warteschlange, statt den Großteil dieser 2 Wochen, den er bei euch verbringt anzunehmen und zu genießen.


    Ich denke sogar, dass er zumindest zeitweise die Zeit, die er bei uns verbringt, auch akzeptieren kann. Vielleicht muss er es ja als Verrat an seiner Mutter (die ihm nicht erlaubt, dass es ihm woanders als bei ihr gutgehen darf)empfinden, wenn er sich so in seinem Alltag wohlfühlen kann, oder wenn seine Zuneigung nicht (mehr) ungeteilt nur der Mutter gilt.


    Natürlich höre ich von ihm öfter, dass dies und das bei der Mama anders sei. In solchen Situationen vermittle ich ihm, dass eben dort andere Regeln gelten und dass ich mich darum nicht kümmere. Was ich persönlich davon halte, spielt ja keine Rolle, zumal ich es sowieso nicht ändern kann. Dass es sich an unsere Regeln und unser gemeinsames Leben anpasst, heißt ja erst einmal, dass er lernen muss bzw. darf, dass es unterschiedliche Maßstäbe geben kann, die durchaus nebeneinander Gültigkeit haben können und dürfen. Ich halte es allerdings für sehr wahrscheinlich, dass seine Mutter alles, was anders ist als bei ihr, vor den Kindern kommentiert und kritisiert, so dass es gerade für den Sohn schwierig ist, mit zwei Maßstäben klarzukommen. Die einzige Möglichkeit, die ich dabei für mich sehe, ist für mich eine konsistente und konsequente Erziehung umzusetzen ohne den Anspruch, alles perfekt machen zu müssen.


    Vielleicht hilft es mir ja, mich daran zu erinnern, dass auch in Familien, bei denen die Eltern gemeinsam für die Kinder sorgen, nicht immer Einigkeit in der Erziehung ist - und auch deren Kinder damit klarkommen müssen. In diesem Zusammenhang fand ich die Sendung "Und das nennst Du Erziehung!" aus der Reihe "37 Grad" sehenswert. Der Unterschied dort: die dort portraitierten Eltern waren (noch) in der Lage, miteinander zu reden.