In Konflikt Kind/anderer Elternteil einmischen? Wie verhalten?

  • Guten Abend,


    ich hatte heute abend ein unerfreuliches Telefonat mit meiner 12-jährigen Tochter, die gestern und heute beim Papa ist weil sie abends nicht alleine zuhause bleiben wollte (gestern Elternabend, heute war ich im Kino - lang geplant und angekündigt).


    Sie hat heute ihre Mathearbeit zurückbekommen, für die sie mit ihrem Vater gelernt hat. Die letzte Arbeit hatte sie verhauen und der Lehrer wollte sie in die Förderstunde schicken. Sie hat mir glaubhaft versichert sie würde die Lücken ausgleichen und mit ihrem Vater lernen, weswegen ich einverstanden war, die nächste Arbeit abzuwarten und dann erst mit dem Förderunterricht zzu beginnen.


    Jetzt ist die Arbeit wohl besser als die letzte aber auch nicht besonders gut, dazu kam eine Notiz wegen 2x nicht gemachter Hausaufgaben (seit den Sommerferien). Laut ihren Aussagen wäre der Papa ausgeflippt (das halte ich definitiv für übertrieben) habe sie nicht ausreden lassen ihr gesagt sie sei dumm (das glaube ich eigentlich auch nicht, eher dass sie gewisse Äußerungen, die vermutlich auch so gemeint waren, in der Art interpretiert). Sie rief also heulend hier an ich solle sie holen sie wollte da nicht bleiben etc. Ich habe versucht auf sie einzureden sich zu beruhigen und ihr klarzumachen dass der Papa vermutlich sauer und enttäuscht ist aber ihr nix böses will und sie ihm ja auch sagen kann dass sie nicht will dass er so mit ihr spricht sondern sie sich eher Ermutigung statt Kritik wünscht etc. Sie wollte partout dass ich sie abhole was ich aber abgelehnt habe. Ich habe ihr wiederholt gesagt dass sie das mit Papa klären muss und ihm das, was sie mir erzählt hat, sagen soll. Daraufhin meinte sie er würde sie nicht ausreden lassen und so schaukelte sich das ganze ihrerseits zur Hysterie hoch weswegen er sie zum "Abregen" ins Zimmer geschickt hat.


    Abgesehen davon dass sie versucht hat mir ein schlechtes Gewissen zu machen "weil du ins Kino gehst muss ich bei diesem Irren bleiben und lässt mich im Stich" was ich aus emotionaler Sicht verstehen kann frage ich mich was die richtige Reaktion meinerseits wäre. Ich kenne meine Tochter als sehr diskutierfreudig und erfinderisch im Finden von Begründungen und denke manchmal selbst halt doch mal die Klappe und verwende die Energie lieber aufs Rechnen. Andererseits kenne ich auch ihren Vater dessen Kommunikationsverhalten sehr ausbaufähig ist, besonders wenn er schlecht gelaunt ist (was heute definitiv der Fall war - bin morgens selber von ihm telefonisch angeblafft worden, völlig grundlos, habe mich davon aber distanziert - wo ich früher zurückgeblafft hätte, heute denke ich mir sein Problem und beende das Gespräch). Aber sie ist ein Kind (sagt sie ja auch selbst, dass man so mit seinem Kind nicht spricht, wobei er sie jetzt wirklich nicht mit Schimpfwörtern betitelt oder so, aber auch nicht nett ist).


    Ich habe ihr gesagt dass ich in der Situation nichts tun kann da ich a nicht da bin und b selbst wenn ich dawäre hätte es nichts daran geändert, dass er so mit ihr spricht, wenn er sauer ist. Daraufhin sagte sie zu mir so habe er früher auch mit mir gesprochen (stimmt) und ich sei ja jetzt fein raus weil ich getrennt bin aber sie nicht? Ich meine irgendwo vermischt sie da die Paarebene mit der Elternebene und hätte es in anderen Bereichen gestimmt wären wir sicher nicht getrennt. Andererseits stimmt es schon, er ist wenn er schlechte Laune hat zum an die Wand klatschen und gerät häufig und mit vielen Leuten aneinander. Aber dieses Problem das seins ist, kann ich für sie nicht lösen, oder? Außer sie darin zu bestärken, ihm zu sagen was sie denkt (bringt in dem Moment vermutlich nix) bzw. in solchen Momenten erst mal nix zu sagen sondern erst später wenn sich die Lage beruhigt hat, oder ist das zuviel verlangt? Ich habe dann nach mehrfacher Ankündigung dass ich los muss und sie sich beruhigen und etwas anderes machen soll das Gesräch beendet - wahrscheinlich werde ich morgen boykottiert. Ich weiß aber auch dass es keinen Sinn macht mit ihm zu reden weil er sich im Recht sieht und wir bei solchen Dingen immer aneinandergeratehn sind und die Auseinandersetzung mit mir nur allzu willkommen war. Die Frau von der Familienberatung bei der ich ein paar Mal war zwecks Trennungsverarbeitung meinte klipp und klar zu mir ich müsse meinen Kindern zumuten, mit diesem Vater zurechtzukommen, solange er sie nicht schlägt oder mißbraucht. Das wäre der Vater den sie hätten und sie könnten an solchen Auseinandersetzungen auch wachsen. Mein Bauch sagt mir auch dass ich mich bei sowas raushalten soll, da ich dieses Mal (ausnahmsweise) nicht das Problem bin (seine ewige Unterstellung mir gegenüber, wenn ich nicht wäre, hätte er keinerlei Probleme mit irgendetwas, hat er aber doch) aber was sag ich meiner Tochter?


    In die heftigen Auseinandersetzungen die er mit unserem Sohn hatte habe ich mich früher eingemischt, aber es war hinterher nur noch schlimmer, weil er sich dann auf mich eingeschossen hat und der Sohn hat die Auseinandersetzungen ziemlich rasch wieder abgehakt gehabt, während wir uns noch die Fights geliefert haben.


    Ich denke dass heute bei beiden einiges hochgekommen ist aber ich möchte eigentlich nicht die Feuerwehr spielen zumal ich nicht dabei war. Also wie sollte ich mich am besten verhalten?

  • Ich persönlich würde mich nicht einmischen.


    Eventuell sieht das Ganze heute wieder ganz anders aus, und die zwei haben sich wieder zusammengerauft?


    Deine Tochter kennt ja ihren Vater schon viele Jahre, ob die Reaktion des Vaters nun überzogen war oder nicht, sollte sie doch damit umgehen können.


    Wenn es sich nach einiger Zeit herausstellt, dass sich solche Konflikte häufen, kann sie sich in Ruhe Gedanken machen, wie oft und wie lange sie Kontakt zum Vater haben will, da kann man eine Zwölfjährige schon mitreden lassen, aber nicht aus einer Laune oder Emotion heraus.


    Und was sie dir an den Kopf geknallt hat, klingt in meinen Ohren eher nach emotionaler Erpressung.


    Ich würde heute noch einmal in Ruhe mit ihr über die ganze Situation reden.


    Etwas anderes ist es natürlich, wenn berechtigte Sorge besteht, berechtigte Angst um Leib und Seele des Kindes.


    Wegen seiner Art zu kommunizieren und mit Problemen umzugehen hattest du während der Beziehung wahrscheinlich auch manchmal Schwierigkeiten, oder behält er sich nun komplett anders als in der Zeit als ihr noch zusammen ward?


    Und wie du es am Beispiel deines Sohnes schon schriebst, hast du dir einiges wohl schon selber beantwortet ;-) oder?




    LG Jona

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  • Ich denke du hast richtig gehandelt.
    Wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere, hatte ich mit meinen Eltern des Öfteren derartige Diskussionen. Ich habe mich auch tierisch ungerecht behandelt gefühlt und wollte mir meine Fehler und meine Faulheit nicht eingestehen.


    Wie sagt man so schön: "Pubertät ist, wenn Eltern schwierig werden" :)


    In die Streitigkeiten zwischen Vater und Tochter würde ich mich nicht direkt einmischen, um nicht Gefahr zu laufen ein Spielball zwischen den fronten zu werden.


    Allerdings könntest du schon versuchen deine Tochter zu motivieren und ihr Möglichkeiten aufzeigen ihre Leistung zu verbessern.

    Mit Gruß :wink
    Vaquera


    Life is simple: Eat, sleep, ride... :love:

  • Auch ich finde, dass Du völlig richtig gehandelt hast. Eine 12-jährige in so einer Situation abzuholen halte ich für übertrieben.


    Grundsätzlich muss die Tochter lernen, selbst ihren Standpunkt mit dem Vater zu diskutieren. Wenn sie meint, sie ist ungerecht behandelt worden, dann muss sie das mit ihm klären. Wenn Du da jetzt eingreifen würdest, dann würdest Du Stellung beziehen in einer Situation, die Du selbst nur vom Hörensagen kennst. Solltest Du Dir das zumuten? Ich denke nein.


    Stärke Deine Tochter, dass sie ein Recht auf eine eigene Meinung hat und sie diese auch vertreten soll. Macht sie mit Dir doch auch, oder? ;) Wenn das irgendwann darin resultiert, dass sie nicht mehr zu ihrem Vater will, dann muss sie auch das selbst vertreten dem Vater gegenüber. Aber ich denke, soweit ist sie noch lange nicht.


    Heute würde ich ganz in Ruhe noch einmal über das gestrige Erlebnis reden. Vielleicht hat sie selbst da ja eine andere Ansicht zu inzwischen. Bedränge sie aber nicht, sondern ermutige sie und sei für sie da. :daumen

  • Das ihr als Eltern euch getrennt habt, muss nicht auch bedeuten, dass ihr bei der Kindererziehung unterschiedliche Wege geht. Tochterkind versucht hier, einen Keil zwischen die Eltern zu treiben, um sich einen Vorteil zu ziehen. Würdet ihr als Eltern noch zusammen leben, wäre die elterliche Reaktion klar: Schulterschluss.


    Welchen Grund sollte es geben, jetzt keinen "Schulterschluss" zu machen?


    Die Gefahr ist sogar groß, mittel- und langfristig von der Tochter ausgenutzt zu werden. Wird sie nicht - wenn ihr eine Ansage von dir nicht passt - dasselbe Spiel mit dem Vater treiben und über die ach so unmögliche Mutter jaulen? Das schlimmste für Kinder und Teenager ist, wenn sich die Eltern gegenseitig demontieren. Kinder und Teenager brauchen starke Eltern, an denen sie sich abarbeiten können, um sich irgendwann - nicht mit 12 - zu lösen und ein erwachsenes Verhältnis zu den Eltern zu bekommen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Du hast vollkommen richtig gehandelt.
    Pubitochter vermischt einiges, das ist in dem Alter aber normal und in der Situation.


    Zu Mathe, vlt ist Förderunterricht doch angebracht? Sie soll es als Chance sehn, nicht als Zwang.