Vorbild für die Kinder?

  • Hallo,


    bin ja seit kurzem hier mit dabei... Habe lange sehr lange gebraucht mir die Trennung überhaupt vorstellen zu können, fürchte fast dass es schon zu spät ist und vieles kaputt gegangen ist, auch für die Kinder. Bei meinen Überlegungen an der Ehe festzuhalten obwohl ich unglücklich war bin ich in Foren oder bei Freunden oft auf die These gestoßen es wäre viel schlimmer, in einer lieblosen Ehe zu verharren als sich (anständig) zu trennen - was würde man denn Kindern vorleben in so einer Ehe etc.


    Ich stell mir aber grad die Frage was leb ich denn meinen Kindern jetzt vor - dass ich unfähig war, eine gute Beziehung zu führen? Das ein Eheversprechen (und ich hab das echt geglaubt - bin ja auch katholisch :S:S ) nicht eingehalten wurde? Dass Männer und Frauen ohne einander besser dran sind? Dass man sich auf nix im Leben verlassen kann? Dass Liebe einfach verschwindet?


    Aus Erwachsenensicht würde ich das oben Gesagte auch unterschreiben - zumindest jetzt gerade - aber ist das für Kinder und Jugendliche nicht total - demotivierend?


    Andererseits kenne ich selbst nur sehr wenige Ehen von denen ich denke - das hätte ich auch gerne so gehabt. Meine Eltern sind jetzt 70 und werden sicher nur durch den Tod getrennt - aber glücklich waren die auch nicht. Ich seh da sogar einige Paralellen im Verhalten meines Vaters und meines Mannes... Und dass in Mittel-Europa jede 2. Ehe geschieden wird, macht die Sache ja nicht leichter oder besser.


    Klar kann es sein dass in einer weiteren Beziehung die Dinge besser laufen. Bei Leuten im mittleren Alter vielleicht allein dadurch, dass viele Stressfaktoren wegfallen: Geburt der Kinder, Setting im Beruf, finanzielle Unsicherheit - alles Sachen die meiner Meinung nach nicht förderlich für eine (Liebes)Beziehung sind.


    Wie seht ihr das - und verantwortet ihr euch vor euren Kids?


    Nachdenkliche Grüße dieblauefee

  • und verantwortet ihr euch vor euren Kids?


    ich verantworte mich vor niemandem, und schon gar nicht vor meinen Kids :brille


    sie werden sich von den vielen (guten, und halt auch nicht so guten) Dingen, die ich vorlebe, die rauspicken, die ihnen passen, und andere genau anders machen :D


    und genau so soll es sein....


    Fakt ist natürlich, dass man als ET immer lieber das an seinen Kindern bemerkt, was einem an einem selber gut gefällt :tuedelue


    Eine "perfekte" Ehe zu führen ist für mich persönlich nicht unbedingt eines der wirklich (!) wichtigen Dinge in meinem Leben... da gibt es viele viele andere Dinge, die wichtiger sind :daumen


    und meinen Kids wünsche ich, dass sie glücklich sind, und werden... wie? ist eigentlich egal ^^

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • In einem anderen Forum turnt ein Vogel rum, der bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit rausposaunt, dass Kinder nur dann glücklich und psychisch gesund aufwachsen können, wenn sie in der Ehe der Eltern aufwachsen, egal wie gut oder schlecht die ist. Das es den Kindern mehr schadet, wenn sich die Eltern trennen, als wenn sie erleben ,dass sich Eltern anschweigen, bis aufs Blut streiten oder sogar Gewalt gegeneinander anwenden. So lange die Kinder nicht verprügelt werden, sei das so zu leben und hinzunehmen.


    Ich kann weder den einen. noch den anderen Standpunkt verstehen. Weder, dass man sich vielleicht zu leichtfertig und schnell trennt, noch das man der Kinder wegen zusammenbleibt.


    Das Eltern sich trennen, ein Elternteil verstirbt, krank wird o.ä. gehört zum Lebensrisiko unserer Kinder. Vorbild sind wir nur darin, wie wir mit den Wendungen des Lebens umgehen. Du kannst es immer von 2 Seiten betrachten. Willst du, dass deine Kinder Jahrzehnte lang in einer Partnerschaft ohne Liebe und Zuneigung ausharren nur weil sie das bei euch so gelernt haben? Ich denke auch, dass unsere Kinder sich genau anschauen, was sie von uns übernehmen und was sie anders machen werden. Damit sie das aber tun können müssen wir ihnen mit auf den Weg geben, dass sie Konflikte lösen können, nicht frühzeitig weglaufen und sich selbst ernst nehmen.


    Zitat

    Das ein Eheversprechen (und ich hab das echt geglaubt - bin ja auch katholisch :S :S ) nicht eingehalten wurde?


    Dem stell ich mal entgegen. Hast du vor diesem Versprechen Gott ernsthaft gefragt, ob dieser Mann wirklich dein Mann sein sollte :-) ?


    Klar sollte man kein Versprechen brechen, aber ich denke auch deine Kinder haben erlebt, dass man nicht jedes Versprechen halten kann. Auch dann, wenn es einem Ernst war und man es gerne gehalten hätte. Manchmal kommt eben das leben dazwischen und verhidnert das.


    LG Tina

  • Ich seh da sogar einige Paralellen im Verhalten meines Vaters und meines Mannes...

    Das finde ich interessant, passt zu den bei mir gerade aktuellen Fragestellungen.
    Ich vermute einfach mal, das (auch) Ihr in bestehende Muster verfallen seid.
    Beziehung wurde von Dir eben so geführt, wie Du es (nicht zuletzt bei Deinen Eltern) gelernt hast.
    Wenn wundert es, wenn auch die weniger angenehmen Aspekte dabei mit 'reinrutschen.
    Und ich könnte wetten, dass er diese Eigenarten erst im Umgang mit Dir angefangen hat (und möglicherweise in einer neuen Beziehung nicht weiterführt)


    Vielleicht hast Du ja in dieser Beziehung auch bestimmte Aspekte seiner Mutter abbekommen.

    Klar kann es sein dass in einer weiteren Beziehung die Dinge besser laufen.

    Im Prinzip ja, aber dann sollte die neue Beziehung nicht auf die Aspekte/Muster der Vergangenheit (also z.B. der Beziehung Deiner Eltern) aufbauen, sondern bewusst neu erfunden werden.



    FRAGE: Wer kennt eine gute Methode solche Muster aufzulösen / zu verlassen ?

  • @ loewe:


    Mh,


    das wichtigste und erste ist wohl eben genau diese Muster zu erkennen und zu analysieren.


    Sich dann anzugucken warum man in diese Muster verfällt und rausfinden warum. Dann sich Strategien überlegen um dem entgegenzuwirken. Gut kann dabei sicher auch eine Therapie sein. Ich glaube aber die ultimative Methode gibts nicht. Nur eben genau hinschauen und immer mal wieder neu bewerten

  • das wichtigste und erste ist wohl eben genau diese Muster zu erkennen und zu analysieren.

    Ich fürchte nur, dass allein reicht nicht unbedingt aus ....
    Auch wenn die Muster bewusst sind muss es doch die Handlung nicht sein ....



    Und wenn es dumm läuft, wird es erst (wieder) zu spät bewusst.


    Ich vermute, ein Paar wird die ersten Jahre einer neuen Beziehung - vermutlich mit Unterstützung - intensiv daran arbeiten und reflektieren müssen.


    Um zum Thema des Thread zurück zu kommen:
    Ich fürchte, Kinder nehmen erschreckend viel vom Beziehungsverhalten ihrer Eltern an - und zwar überwiegend ins Unterbewusstsein.
    Auch ich denke das es besser ist Kindern eine gescheiterte Beziehung nicht zuzumuten .... aber irgendwo sollten sie schon die Möglichkeit haben zu lernen wie es funktionieren kann.
    Und zwar möglichst im realen Leben - nicht im verdummungs-TV

  • @ loewe,


    deshalb schrieb ich auch, dass man dann eben Strategien braucht, um diesen Kreislauf zu durchbrechen.


    Mein Mann z.B. hat nach dem Ende seiner ersten Ehe sehr gut reflektiert wo sein Anteil war, wo der seiner Ex, was er nicht mehr machen möchte und was ihm wichtig ist. Darauf konnten wird dann, als wir uns kennenlernten und ein Paar wurden gut aufbauen. Beide hatten ihre Trennungen bzw. Tod des Partners verarbeitet und reflektiert. Trotzdem waren wir froh, dass wir Ansprechpartner hatten, die uns doch ab und an "korrigiert" haben

  • Nur für die Kinder an einer Ehe festhalten, davon halte ich gar nichts. Wichtig ist es doch, dass man den Kindern vorlebt, wie man mit so einer (für jeden) schwierigen Situation umgeht. Dass man auch nach einer Trennun noch respektvoll miteinander umgehen kann, trotzdem gemeinsam für das kind da ist, das Kind von beiden geliebt wird, und man ihnen das auch zeigt. das ist meiner Meinung nach besser für jedes Kind, als in einer kaputten Ehe gefangen zu sein. Ich habe selbst erlebt, wie schlimm es ist, wenn Eltern sich nicht trennen und sich selbst jetzt noch im Rentenalter anschweigen oder beschimpfen, und das unter einem Dach. Das ist für das Eltern-Kind (und auch Enkelkind) - Verhältnis Gift. Das Leben ist zu kurz, da sollte man nicht jeden Tag mit Bauchschmerzen aufwachen müssen, nur weil man sich wegen der Kindern, und vielleicht auch für den schönen Schein nach Aussen, nicht trennt.

  • Ich stell mir aber grad die Frage was leb ich denn meinen Kindern jetzt vor - dass ich unfähig war, eine gute Beziehung zu führen? Das ein Eheversprechen (und ich hab das echt geglaubt - bin ja auch katholisch :S :S ) nicht eingehalten wurde? Dass Männer und Frauen ohne einander besser dran sind? Dass man sich auf nix im Leben verlassen kann? Dass Liebe einfach verschwindet?


    Das Leben dreht sich doch nicht nur um Ehe und die große Liebe ... da gibt es doch noch viel mehr.


    Lebe deinen Kindern vor dass du konsequent deinen Weg gehst, an deinen Zielen und Wünschen festhälst.
    Dass du zuverlässig bist und dein Fähnchen nicht in den Wind hälst und dich nicht verbiegst um Anderen zu gefallen.


    So schwer eine Trennung für die Kid's auch ist, sie werden daran wachsen.
    Eine heile Friedefreudeeierkuchenwelt gibt es halt nicht.

  • Nur für die Kinder an einer Ehe festhalten, davon halte ich gar nichts. Wichtig ist es doch, dass man den Kindern vorlebt, wie man mit so einer (für jeden) schwierigen Situation umgeht.


    Auch ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich mich durchringen konnte, mich um der Kinder willen zu trennen. Damit fällt natürlich erst einmal eine Welt zusammen, aber dadurch kann auch der Weg für Neues frei werden. Ich bin zwar durchaus immer noch der Meinung, dass man an einer Ehe festhalten sollte, wenn es eine gemeinsame Basis gibt, von der aus man seinen Kindern ein Miteinander in guten und schlechten Zeiten vorleben kann, aber wenn selbst das nicht da ist - wenn es also nicht möglich war oder ist, an seiner Paarbeziehung zu arbeiten und diese zu pflegen, dann kann man seinen Kindern eigentlich nur Zwist und Streit vorleben - und damit ist man kein gutes Vorbild.


    Man kann aber nach einer Trennung seinen Kindern vorleben, dass man ihnen gegenüber den Ex-Partner um seiner Rolle als Elternteil willen wertschätzt und sich freut, wenn die Kinder regelmäßigen Kontakt zu diesem haben können. Und das geht ganz unabhängig davon, ob der andere Elternteil kooperationsfähig oder -willig ist oder nicht.