psychisch kranke Mutter

  • So viel Zeit ist vergangen und ich habe eure Beiträge noch einmal gelesen und ich muss sagen, sie haben mir erneut geholfen.


    Ich habe viel Zeit mit der inneren Abgrenzung und Auseinandersetzung verbracht und dann den Versuch gewagt.
    Zwei Treffen hat es gegeben und es reißt mir den Boden unter den Füßen weg.


    Sie ist weiter manipulativ, emotional erpresserisch und dazu nun feindselig geworden. Sie zeigt mir ihre Abneigung und ihre Geringschätzung.


    Einmal hat sie mit ihrem Freund die Kleine geholt, nun sollte es zum zweiten Abholtermin kommen und sie zertrampelt schon wieder Grenzen bzw. lässt diese zertrampeln, da sie sich noch nicht mal selber mit mir auseinandersetzt. Ich stehe neben mir, sage den Termin ab, wollte eigentlich einen Ersatztermin anbieten und weiß gerade wirklich nicht, ob ich das verantworten kann oder einfach einen Cut machen soll.
    Ganz ehrlich, ich kann nicht mehr. Mir wird das Wort im Munde verdreht und das Wohl der Kleinen ist für sie deutlich nachrangig, wobei sie in ihrer Welt wohl die bessere Mutter für die Kleine abgeben würde. Dass sie die Zuneigung meines Kindes zu mir missbilligt war an ihrem Gesichtsausdruck jedenfalls deutlich zu erkennen. Dass sie meine Rolle als deutlich auswechselbar im Leben des Kindes sieht ebenfalls.


    Ich traue ihr leider wirklich alles zu, mag auch mit meinen eigenen Erfahrungen zusammenhängen.


    Kann ich den Kontakt verantworten? Für mein Kind wie für mich? Vier Monate haben sich die beiden nach meinem ersten Post nicht gesehen und die Kleine hat nicht gelitten, wir haben darüber gesprochen und es war okay. Denke ich nur an mich? Sollte ich nur an mich denken? Nehme ich meinem Kind etwas Wichtiges weg?


    Es fühlt sich so gut an in mir drin, wenn ich einfach damit aufhöre. Ich kann nicht mehr. Bin ich nun zu schwach? Oder sollte ich meinem Gefühl folgen?
    Vielleicht eine Kontaktsperre über einen gewissen Zeitraum?


    Sie wird es sowieso nicht verstehen und noch viel weniger akzeptieren, hat mir heute ein helfendes Herz gesagt.


    Warum tut es so weh? Warum will ich mich weiter rechtfertigen? Warum habe ich Angst vor der Reaktion? Ganz ehrlich, ich habe das Bild eines feuerspeienden Drachens im Kopf, wenn ich an sie denke. Und ich verspüre Todesangst.


    Aber es arbeitet etwas und das ist positiv.


    Liebe Grüße
    Jul

    Einmal editiert, zuletzt von Jul1983 ()

  • Hallo!


    Es fühlt sich so gut an in mir drin, wenn ich einfach damit aufhöre. Ich kann nicht mehr. Bin ich nun zu schwach? Oder sollte ich meinem Gefühl folgen?


    Ja, hör auf dein Gefühl!

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück.
    Schaue nach vorne und niemals zurück.
    Tu, was Du willst und stehe dazu.
    Denn dieses Leben lebst nur Du!


    Lebe lieber ungewöhnlich

  • Hallo Jul1983...



    "es arbeitet etwas und das ist positiv" dein letzter Satz verspricht Hoffnung auf einen Cut ....


    Du quälst dich, hör auf damit.


    Deine Mutter gibt dir keinen Grund mehr, Kontakt mit dir oder deiner Tochter zu haben.


    Sie tut dir nicht gut.


    Ich wünsche dir, dass es dir gelingt und du den Frieden in dir spürst .... dass dieser in dir "gearbeitet" hat ;)


    LG


    :strahlen

  • Warum tut es so weh? Warum will ich mich weiter rechtfertigen? Warum habe ich Angst vor der Reaktion? Ganz ehrlich, ich habe das Bild eines feuerspeienden Drachens im Kopf, wenn ich an sie denke. Und ich verspüre Todesangst.

    Das kann ich Dir mit ziemlicher Sicherheit sagen:
    Es ist ein Verhaltensmuster, welches Du schon seit Kindheit hast und sich nicht weiterentwickelt hat. Meist hängt sowasauch mit einem schwachen selbstbewusstsein zusammen, dass Du heute noch vor Deiner Mutter"kuschst. Außerdem ist da ja immer noch der Wunsch, von der Mutter geliebt und angenommen zu sein, der tief drin sitzt


    Ganz wichtig, begib Dich aus der Position und Sichtweise Deiner Kindheit heraus. Mach Dir klar, dass Du JETZT ein selbstbestimmter Mensch bist. Du musst dich ihr gegenüber beweisen, noch rechtfertigen noch sonstwie ärgern lassen.
    Das klappt zwar nicht auf Anhieb, aber wenn Du Dir bewusst bist, warum Du Dir selber im Weg stehst, hilft das imho schon recht gut weiter.


    Ansonsten schliesse ich mich den anderen an: Trenn Dich von Deiner Mutter. Emotional wie räumlich. Brech den Kontakt (Vorerst) komplett ab. Was anderes wird Dir nicht weiterhelfen, denke ich.

    "Nur langweilige Frauen haben blitzsaubere Küchen!"

  • Hallo ihr Lieben,


    danke noch mal für eure Antworten!


    Ich habe versucht, mich innerlich zu distanzieren. Zu visualisieren und ich habe das imaginäre Schwert gezogen. Man, das hört sich so schräg an, wenn ich es schreibe.


    Nach einigem hin und her überlegen habe ich mich dann entschlossen, ihr neutral und emotionslos anzubieten, die Kleine abzuholen über Tag. Daraufhin hat sie nun den Kontakt abgebrochen, nicht ohne mir noch einmal durch die Blume zu sagen, wie leid ihr das Kind tut. Aber da ich halt so ein fürchterlicher Mensch bin, will sie sich da nicht weiter einmischen. Unverschämt bin ich, weil ich geschrieben habe, ich würde die Kurze runterbringen. Ich wäre kalt und ungerecht gewesen bei den beiden Treffen, sie ja freundlich-distanziert.


    Vor einem halben Jahr hätte ich jetzt völlig in der Uhr gehangen. Jetzt tut es zwar weh und irgendeine kleine Stimme in mir schreit: UNFAIR!!! Aber ich denke nicht, dass ich auf so etwas antworten muss. Nun nehmen die Dinge wohl ihren Lauf.


    nordseekind: Ja, ich glaube, da ist Frieden. Hast du diese Erfahrung schon gemacht? Ich habe in den letzten Monaten immer wieder einige "lichte" Momente gehabt, und hoffe, dass diese irgendwann bleiben können. Vielleicht war dies der letzte notwendige Schritt.


    Danke schön ihr Lieben, dass ihr mir beigestanden und mir ein offenes Ohr und Rat gegeben habt.


    Alles Liebe
    Jul

  • Liebe Jul,
    ich habe eben deine Geschichte gelesen und fühle mich an mich selbst erinnert. Nur hat der Tod meiner Mutter mein Dilemma beendet - aber bis dahin habe ich in einer ähnlichen Klemme gesteckt. Meine Mutter hat manipuliert und emotional erpresst, ich habe den alten Mustern folgend reagiert und bin gesprungen, hatte aber trotzdem immer ein schlechtes Gewissen, weil ich deutlich gespürt habe, dass ich das alles so gar nicht will.
    Die Lage spitzte sich zu, als sie ihre Krebsdiagnose bekam, ihre Erwartungen und auch Forderungen (ich sollte mich um sie kümmern) setzten mich so unter Druck, dass ich wenige Monate später selbst einen heftigen Absturz hatte: Angstzustände und Depression. Eine Neigung dazu hatte ich schon immer (wie ich aber erst später in der Therapie begriffen habe, denn ich kannte mich ja nur so), aber dieser Absturz kam dann doch sehr plötzlich und war total erschreckend. Aber heilsam.
    Ich weiß nicht, wie lange ich nach dem Absturz gebraucht hätte, um mich so weit zu distanzieren, dass sie mich nicht mehr "kriegen" kann, sie ist kurz darauf gestorben. Für mich selbst musste ich aber trotzdem diesen Konflikt noch auflösen, denn es geht dabei ja nicht nur um die räumliche oder gelebte Distanz, sondern vor allem auch um die eigene innere Haltung dazu. Also kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, wenn man nicht springt/zustimmt etc. Sich nicht rechtfertigen müssen vor der Mutter, anderen Leuten oder auch sich selbst, wenn man nicht mehr das alte Spiel mitspielt. Sich bewusst machen, dass man seine Mutter nicht lieben muss, nicht ihre Wünsche erfüllen muss. Sich bewusst machen, dass man nicht mehr ihr wehrloses Kind ist, sondern selbst erwachsen und Mutter, mit der entsprechenden Verantwortung.
    Ich weiß, dass man so ein (latent oder akut) schlechtes Gewissen nicht einfach wegreden kann, aber steter Gedanke formt die Synapsen, heißt, je häufiger ich konstruktive und positive Gedanken habe satt der alten negativen, um so mehr setzt sich das fest und wird ein Teil von mir.
    Positive Gedanken wie: Ich darf selbst über mein Leben bestimmen! Ich darf entscheiden, mit wem ich meine Zeit verbringe! Ich darf anderen Menschen Grenzen setzen, auch meiner Mutter! Ich darf an mich denken, damit es mir gut geht! Ich will ein positives Vorbild für mein Kind sein! Ich weiß, was für mich und mein Kind gut ist!
    Du bist anscheinend schon ein Stück weiter gekommen mit deiner inneren Haltung, dass man ab und zu mal einknickt und kleine Rückschläge erlebt, das ist normal. Mach weiter so, höre auf dein Bauchgefühl!
    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!