Perspektive eines Kindes beim psychisch kranken Elternteil

  • Problem der Therapie wird sein, dass eine (zu) starke Einbeziehung des Vaters die Verlustängste und Klammerimpulse der Mutter wieder verstärkt.


    Nun, die KM hat zumindest die Möglichkeit, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ob sie dies tatsächlich tut oder nicht, weiß ich nicht und darum kümmere ich mich auch nicht, obwohl es mittelfristig natürlich schon einen Einfluss darauf hat, wie gut sie für den gemeinsamen Sohn wird sorgen können. Trotzdem geht es mich erst einmal nichts an.


    Aber ich muss schon fragen: Geht es hier eigentlich primär um die KM, oder geht es vor allem um das Kindeswohl? Wird versucht, die KM mit Hilfe des Sohnes stabil zu halten ("Aufbewahrung"), oder wird an einer positiven Entwicklung gearbeitet, deren Ziel es ist, dass die KM eigenverantwortlich leben kann? Das ist mir völlig unklar.


    Im Übrigen geht es wohl nicht darum, dass die KM mir gegenüber Krankheitseinsicht zeigt, sondern erst einmal grundsätzlich. Das hat also mit mir überhaupt nichts zu tun. Und bei allem Verständnis für die Sichtweise der KM, nach der sie mich als räuberischen Konkurrenten wahrnimmt (damit kann ich leben, es wird vermutlich auch so bleiben), hoffe ich zumindest, dass sie wahrnimmt, dass meine Perspektive eine andere ist. Aber mein Verhalten meinem Sohn gegenüber darf nicht abhängig davon sein bzw. bleiben, was die KM denkt, fühlt oder wahrnimmt bzw. wie sie handelt. Darum will ich mich gar nicht kümmern müssen.

  • Wie ich schrieb Du solltest nur bei Gesprächen dabei sein die die Kinder betreffen und nicht irgendwas was nur mit Deiner Ex zu tun hat.


    Das geht aber auf jeden Fall über Fragen des Umgangs hinaus. Ich bin nicht bereit, auf Dauer nur alle 14 Tage den bespaßenden Onkel zu geben und abhängig vom Wohlwollen der KM zu sein, was die Umgänge angeht. Wo es um die persönliche Entwicklung der KM geht, bin ich natürlich nicht dabei, deshalb sind die Hilfeplangespräche auch zweigeteilt.

  • Hallo musicafides,


    ich habe ja gegenüber anderen schon mal eher was Gegenteiliges geschrieben.


    Im Grunde genommen haben evtl. Befindlichkeiten der Mutter nichts in Gründen zu suchen, die Dich evtl. von das Kindeswohl betreffenden Hilfeplangesprächen ausschlössen. Mir ist auch das damalige Urteil, das Deinen Sohn bei der Mutter belässt, schleierhaft nach der Vorgeschichte.


    Nun sind das Urteil und die Situation aber nun mal so, und daraus gilt es, das Beste zu machen, ohne dass Du Gefahr läufst, zum Querulanten und Genesungsstörer der Mutter abgestempelt zu werden.


    Normalerweise hast Du bei den Hilfeplangesprächen dabei zu sein, egal, ob dabei evtl. Belange der Mutter mit zur Sprache kommen. Was anderes konterkariert Sinn und Zweck eines Hilfeplans ==> Vertrauen


    Auf Dauer aber gesehen ist m.E. die Prognose für einen bei Dir lebenden Sohn günstiger, weil ich Zweifel habe, dass die Mutter auf Dauer, z.B. umgangsweise mit beiden Kindern belastet, nicht in alte Denk- und Verhaltensmuster zurückfällt.
    Ich denke nämlich, dass die Kinder die besten Wächter einer gelungenen oder mißlungenen
    Genesung sein werden.


    Natürlich habe ich auch den Verdacht, dass hier Dein Sohn als Theraputikum verwendet wird, andererseits ist aber in diesem beschützten Rahmen auch Dein Sohn der beste Indikator für Erfolg oder Mißerfolg der mütterlichen Genesung.


    Alles in allem sparst Du am meisten Energie und Bedrückung, wenn Du Deinen Kindern und ihrem gesunden Gespür vertraust.


    Du solltest natürlich alle Beobachtungen und Begebenheiten tagebuchweise notieren und durchaus auch bei Gesprächen deutlich machen, dass man/frau offenbar zu wenig für Dein Vertrauen in das Prozedere dort tut :-)



    Alles Gute von krypa

  • Was ich nicht verstehe wieso diese Frau noch soviel Platz in deinen Gedanken hat !
    Dein Sohn ist jetzt zumindest gut betreut. Du sagst die Therapie an sich kann noch Jahre dauern aber du hast keinen Einfluss drauf .
    Du weißt nicht WIE es kommen wird.
    Genieße doch die Zeit mit deiner Tochter. Die werden schnell groß. Genieße die wenige Zeit mit deinem Sohn.Lenk dich ab und halte vielleicht nach einer neuen Partnerin Ausschau
    oder ein Verein oder ein Hobby…irgendwas….
    Dein Gesprächsbedarf über diese Frau absolut nachvollziehbar aber du bist gesund und solltest dein Leben genießen OHNE das was evtl. vielleicht kommen kann.


    Das was du machst und wie du dich damit auseinander setzt KANN NICHT GUT FÜR DICH SEIN !


    Such dir eine Ablenkung. Du hast auf die Zukunft sehr wenig ( eigentlich keinen ) Einfluss.

    Uralt Song
    ob es nun so oder so oder anders kommt , so wie es kommt so ist es Recht…..trala lalala
    - egal ! einfach weitertanzen !

  • Hallo musicafides,
    ich finde deine Überschrift etwas problematisch, denn entweder ist das eine Verallgemeinerung (die gerade bei diesem Thema sehr unpassend ist) oder du möchtest doch hauptsächlich über eure spezielle Situation reden.


    Nun zeigt sich nach 3 Seiten, dass es doch um euch geht, was mich beruhigt, denn der Begriff "psychisch krank" ist allzu dehnbar zwischen irre normal und normal irre. Da hätte auch ich mich phasenweise einreihen können und man hätte darüber diskutieren können, ob es dem Kindeswohl dient, mir das Kind zu entziehen. So lautete nämlich meine erste Überlegung zu deinem Beitrag: Statt "dient es dem Kindeswohl, es bei einem psychisch kranken ET aufwachsen zu lassen" - dient es dem Kindeswohl, es vom psychisch kranken ET fernzuhalten?
    Meist wird die vernünftigste Antwort lauten: Nein.

    Ich würde sogar die Hypothese aufstellen wollen, dass kinder, die in einer solchen Problematik aufwachsen, oftmals selbstreflektierter, empathischer und weltoffener sind. (Jedenfalls nach meiner Erfahrung.)

    Ich denke auch, dass zB meine Tochter keinen bleibenden Schaden davongetragen hat, sondern eine wichtige Erfahrung gemacht hat, nämlich dass man auch in schwierigen Phasen, in denen es krankheitsbedingt nicht gut läuft, zusammenhalten und gemeinsam das Beste daraus machen kann. Dass es Situationen oder Umstände gibt, in denen Menschen (auch Eltern!) sich nicht so verhalten, wie sie es gern tun würden oder auch tun sollten, was aber nichts an der Basis der Beziehung ändern muss.
    Kleine Kinder erspüren solche Dinge, mit größeren kann man gut darüber reden.
    Voraussetzung dabei ist natürlich, dass der erkrankte ET trotzdem einen realistischen Blick auf die Situation hat, was aber leider nicht bei allen psychischen Erkrankungen durchgehend oder in ausreichendem Maß der Fall ist.
    Deshalb sehe ich auch die Verallgemeinerung kritisch.

    Und bevor man sich völlig verdreht und gänzlich unauthentisch wird vor lauter Pflichtbewusstsein, unbedingt ein positives Bild vom anderen Elternteils zu vermitteln, lieber gar nichts sagen! Wenn Kinder ja eines nicht sind, dann taub in Bezug auf falsche Töne.

    Ich glaube, dass man mit der Wahrheit immer gut beraten ist; je nach Alter der Kinder und besonderer Situation muss man nicht die "knallharte" Wahrheit sagen, sondern darf sich auch hier und da ein wenig bedeckter halten - aber ich finde nicht, dass man krampfhaft versuchen sollte, irgendwie ein "positives" Bild des anderen ET heraufzubeschwören, wenn dabei die Wahrheit außer Acht gelassen werden muss. Kinder spüren sofort, wenn man nicht ehrlich ist.


    Das gilt genauso für mich selbst als ET. Ich habe mit meiner Tochter sehr offen darüber gesprochen (sie war 9), erst vorsichtig ("es geht mir nicht gut"), später detaillierter, warum ich zeitweise so dünne Nerven habe, so wenig Antrieb, so wenig Freude an allem... Dass es eine Krankheit ist, die das alles verursacht, und dass ich mir Mühe gebe, mit Medikament und Therapie bald wieder gesund zu werden.
    Sie hatte zugegebenermaßen den "Vorteil", selbst betroffen zu sein von einer Erkrankung, die ua über mehrere Jahre psychische Veränderungen und Störungen verursacht hat, wir saßen also gewissermaßen im selben Boot.
    Aber auch gesunde Kinder können so etwas verstehen. Sicher nicht im Detail und in allen Konsequenzen, aber ich denke doch, dass es besser ist, sie behutsam und ehrlich aufzuklären.
    Denn Krankheit ist an sich nichts, für das man sich schämen muss, nichts per se Negatives. Im Gegenteil, die Aufklärung kann einiges an verunsicherndem Verhalten plausibel erklären. Und sowieso dürfen auch Kinder schon wissen, dass es sowohl körperliche, als auch seelische Erkrankungen gibt.
    Wär nämlich schön, wenn die Vorurteile in der nächsten Generation weniger würden...


    Übrigens bin ich mit einer "irre normalen" Mutter aufgewachsen, die nie offiziell als krank bezeichnet oder diagnostiziert wurde, uns Kinder aber sehr nachhaltig beeinträchtigt hat und im Nachhinein betrachtet durchaus behandlungsbedürftig gewesen ist.
    Es wäre eine riesengroße Erleichterung und Befreiung für uns gewesen, wenn uns damals jemand gesagt hätte, dass unsere Mutter seelisch krank ist und sich deshalb oft so verhält!


    Ich kann deine Sorge um den Sohn auch nachvollziehen, aber dir bleibt nichts übrig, als abzuwarten, wie es sich entwickelt. Und das möglichst entspannt und ohne dauernde Grübelei zu tun, erleichtert allen Beteiligten das Leben.

  • Voraussetzung dabei ist natürlich, dass der erkrankte ET trotzdem einen realistischen Blick auf die Situation hat, was aber leider nicht bei allen psychischen Erkrankungen durchgehend oder in ausreichendem Maß der Fall ist.


    Mir ging es auch nicht um den Fall, dass der Elternteil, welcher mit Kind eine stationäre Maßnahme in Anspruch nimmt, innerhalb einer angemessenen Zeit (2 - 3 Jahre?) mit seinen krankheitsbedingten Eigenheiten lernt, umzugehen, sondern eher um den Fall, dass ein realistischer Blick auf die Situation gar nicht möglich ist, dass also eine Lücke zwischen den Zielen der Einrichtungen und den Zielen des Elternteils besteht ("Therapieresistenz")

    Ich habe mit meiner Tochter sehr offen darüber gesprochen (sie war 9), erst vorsichtig ("es geht mir nicht gut"), später detaillierter, warum ich zeitweise so dünne Nerven habe, so wenig Antrieb, so wenig Freude an allem... Dass es eine Krankheit ist, die das alles verursacht, und dass ich mir Mühe gebe, mit Medikament und Therapie bald wieder gesund zu werden.


    Wenn ich wüsste, dass dem Kind gegenüber offen mit der Krankheit umgegangen würde, ohne es zu überfordern (d. h. ihm zuviel Verantwortung abzuverlangen) wäre für mich schon viel gewonnen. Wenn ich allerdings die KM höre, wie sie "anregt", dass ich die Tochter einer Kinderpsychologin vorstelle aufgrund von irgendwelchen Äußerungen, so vermute ich eher, dass nun auch die Tochter als "krank", "behandlungsbedürftig" hingestellt wird (vielleicht weil sie weitgehend ohne Mutter aufwachsen muss und der "böse" KV sie ihr weggenommen hat?).

    Aber auch gesunde Kinder können so etwas verstehen. Sicher nicht im Detail und in allen Konsequenzen, aber ich denke doch, dass es besser ist, sie behutsam und ehrlich aufzuklären.


    Auf jeden Fall. Und zwar, indem man ihnen mitteilt, was sie dann tun bzw. nicht tun müssen (je nachdem, ob man Hilfe braucht oder nicht) - natürlich abhängig vom Alter. Aufklären sollte der Elternteil, der betroffen ist, denn der sollte am besten Bescheid wissen. Wenn das nicht stattfindet (die KM konnte das damals nicht), muss der andere Elternteil das übernehmen. Es ist unverantwortlich, das Kind im Ungewissen zu lassen.

    Denn Krankheit ist an sich nichts, für das man sich schämen muss, nichts per se Negatives. Im Gegenteil, die Aufklärung kann einiges an verunsicherndem Verhalten plausibel erklären. Und sowieso dürfen auch Kinder schon wissen, dass es sowohl körperliche, als auch seelische Erkrankungen gibt. Wär nämlich schön, wenn die Vorurteile in der nächsten Generation weniger würden...


    So sehe ich das auch. Wenn man hier das bzw. die Kinder geeignet vorbereitet, dann brauchen sie sich auch nicht zu ängstigen. Wir Eltern müssen nicht perfekt sein. Aber je mehr man verschweigt, desto mehr bleiben Vorurteile bestehen, leider.

    Es wäre eine riesengroße Erleichterung und Befreiung für uns gewesen, wenn uns damals jemand gesagt hätte, dass unsere Mutter seelisch krank ist und sich deshalb oft so verhält!


    Es gibt meinerseits aber Grenzen, denn ich vermag es nicht, dem Kind einen Bezug zwischen Verhaltensweisen der Mutter (die ich ja nicht mitbekomme) und ihrer Erkrankung (die ich ja nur "von außen" kenne), herzustellen, daher müsste sie selbst das leisten. Ich kann eigentlich nur dann, wenn meine Tochter mich fragt, eine Erklärung versuchen. Ich kann und will nicht alles auf die Krankheit schieben. Meine Tochter soll möglichst normal aufwachsen, und ich muss trennen zwischen den Gedanken, die ich mit Vertrauten teile und solchen, die das Kind nicht überfordern. Außerdem bin ich kein Fachmann und will mich auch nicht mehr als notwendig mit der KM befassen müssen.


    Es erleichtert mich ungemein, hier und anderswo einige meiner Gedanken aufzuschreiben und teilen zu können. Das bewahrt mich davor, zu sehr zu grübeln.

  • musicafides: ich habe nun schon einige Beiträge von Dir gelesen und tu mich mit dem Einordnen schwer, weil ich nicht weiss, was die KM hat.


    Darum hätte ich paar kurze Fragen:
    Liegt eine Eigen- oder Fremdgefährdung vor?
    Ist sie denn therapieresistent?
    Liegt Besserung oder Steigerung der Lebensqualität in Aussicht?
    Wenn ja, warum ist sie so lange in der Einrichtung?
    Wie lange ist sie schon "krank"? - Jahre, Monate?


    LG Jona

  • Übrigens bin ich mit einer "irre normalen" Mutter aufgewachsen, die nie offiziell als krank bezeichnet oder diagnostiziert wurde, uns Kinder aber sehr nachhaltig beeinträchtigt hat und im Nachhinein betrachtet durchaus behandlungsbedürftig gewesen ist.
    Es wäre eine riesengroße Erleichterung und Befreiung für uns gewesen, wenn uns damals jemand gesagt hätte, dass unsere Mutter seelisch krank ist und sich deshalb oft so verhält!

    Ich musste erst erwachsen werden und allein leben, um das festzustellen.
    Jedoch bin ich so aufgewachsen und dachte immer es sei "normal" wie meine Eltern waren.
    Schwierig, wenn beide Elternteile betroffen sind und man als Kind nur das Chaos kennt, ich habe mich meistens gefühlt wie auf einem Minenfeld.

  • Darum hätte ich paar kurze Fragen:
    Liegt eine Eigen- oder Fremdgefährdung vor?
    Ist sie denn therapieresistent?
    Liegt Besserung oder Steigerung der Lebensqualität in Aussicht?
    Wenn ja, warum ist sie so lange in der Einrichtung?
    Wie lange ist sie schon "krank"? - Jahre, Monate?


    Wie schon früher erwähnt, gibt es verschiedene Diagnosen. Das letzte Mal wurden kurz hintereinander eine paranoide Schizophrenie bzw. schizoaffektive Störung diagnostiziert. Ich halte die KM für therapieresistent - wäre allerdings positiv überrascht, wenn in den zwei Jahren seit Aufnahme in die derzeitige Einrichtung Schritte zur Krankheitseinsicht zu beobachten gewesen wären.


    Ob eine Besserung oder Steigerung der Lebensqualität in Aussicht ist, kann ich definitiv nicht beurteilen, da ich die Entwicklung des Sohnes bzw. seiner Mutter nicht einschätzen kann. Aus einer Äußerung des Fachpersonals beim letzten Hilfeplangespräch entnehme ich, dass es dort als sinnvoll angesehen wird, den Aufenthalt in der Einrichtung nochmals zu verlängern. Die Krankheit ist schon seit vielen Jahren bekannt (seit Ende der Schulzeit), die Tochter wurde aber nach eigener Aussage von ihren Eltern dazu angehalten, ihre Erkrankung bzw. gesundheitliche Situation zu verschweigen.

  • musicafides:


    Danke für deine Offenheit - mir war nicht klar, wie es sich entwickelt hat und noch entwickeln könnte.



    Ich denke, dass dein Sohn in der Einrichtung in guten Händen ist , Fachkräfte wissen meist, wann sie einem Kind wieviel zumuten können.



    LG Jona

  • Wenn ich wüsste, dass dem Kind gegenüber offen mit der Krankheit umgegangen würde, ohne es zu überfordern (d. h. ihm zuviel Verantwortung abzuverlangen) wäre für mich schon viel gewonnen. Wenn ich allerdings die KM höre, wie sie "anregt", dass ich die Tochter einer Kinderpsychologin vorstelle aufgrund von irgendwelchen Äußerungen, so vermute ich eher, dass nun auch die Tochter als "krank", "behandlungsbedürftig" hingestellt wird (vielleicht weil sie weitgehend ohne Mutter aufwachsen muss und der "böse" KV sie ihr weggenommen hat?).


    Dass dich diese Äußerung emotional ankratzt und es bestimmt auch der falsche Weg ist das Pferd von hinten aufzuzäumen, kann ich gut nachvollziehen. Nimmt man den Vorschlag der KM für sich, ist er perse gar nicht so schlecht. Was spricht dagegen, das Kind mal anschauen zu lassen, von jemandem der nicht beteiligt ist :frag . So gibt man dem Kind einen Raum, außerhalb des geflechtes aus Machtlosigkeit und Vorwürfen über die Sache reden zu können. Für mich selbst war es beispielsweise eine deutliche Entlastung, da mal jemand anders auf die Kinder gucken zu lassen, denn ich wußte irgendwann wirklich nicht mehr, wo vorne und hinten ist und was ich denken sollte. Mir hat der Kinderpsychologe damals gesagt, dass ich zwei ganz normale Kinder hätte, mit ganz normalen Wünschen und träumen, und dass es da nichts zu therapieren gäbe. Eine Aussage, die mir eine gewisse Sicherheit gibt.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Ich kann nur meine eigene Erfahrung zu diesem Beitrag leisten. Der Vater meines 6jährigen Sohnes hat eine Bipolare Störung (manisch-depressiv). Wir haben es zwei Jahre lang mit allem hin und her versucht ein Familienleben aufzubauen, weil es schon das Ideal darstellt, wenn das Kind mit Mutter und Vater aufwachsen kann.
    Die Frage ist nur, inwieweit man dem psychisch kranken Elternteil damit gerecht wird und damit dann auch dem Kind.
    Meist schaffen es die Menschen mit einer Depression, einer bipolaren Störung oder Chizophrenie ja kaum ihr eigenes Leben zu gestalten (wenn sie sich keine Hilfe holen). Wie soll man dann von ihnen erwarten ihr Kind gerecht versorgen zu können, selbst mit der Unterstützung durch den anderen Elternteil.

    Für mich lag die Verantwortung damals darin meinen (Ex-) Partner insoweit zu unterstützen, als dass er es schafft sich professionelle Hilfe zu holen. Am besten sind psychosomatische Kliniken und die EInsicht des Kranken, selbst etwas verändern zu wollen und zu müssen, weil es so nicht weitergehen kann.
    Übungen zur Selbstkontrolle, Rehamaßnahmen die in einen Beruf führen können und in unserem Fall auch Medikamente haben dafür gesorgt, dass heute (4 Jahre später) ein normaler Kontakt möglich ist.
    Das heißt aber nicht, dass der Vater auch normal belastungsfähig ist. Es wird immer eine Gradwanderung bleiben.
    Für mich war wichtig meinem Sohn ab einem gewissen Alter zu erklären, dass der Papa schlicht krank ist. Dass er alles dafür tut für seinen Sohn da zu sein, wie es in seinem Rahmen möglich ist und dass er ihn über alles liebt. Aber dass er eine Krankheit hat und man darauf nun mal Rücksicht nehmen muss.
    Bisher läuft das soweit gut und ich bin froh, dass ich nicht den Kontakt komplett abgebrochen habe. Meinem Sohn hätte da ganz sicher etwas gefehlt.
    Aber es gab eine Zeit (6 Monate lang), da habe ich keinen direkten Kontakt von Vater und Sohn zugelassen, da der Vater nicht zuverlässig genug war und meinen Sohn enttäuscht hätte). Ich war zwar Vermittlerin, aber musste für eine gewisse Zeit zum Schutz meines Kindes einen Riegel vorschieben. Mittlerweile läuft es aber sehr gut. Die Geduld, die Kraft und die Hilfe haben sich gelohnt, für alle Beteiligten, aber vor allem für das Kind.
    Natürlich ist das nur meine persönliche Erfahrung, ein Einzelschicksal und es wird Fälle geben, da ist es anders. Menschen sind unterschiedlich, daher kann man sowieso keine allgemeingültige Aussage zu diesem Thema treffen.
    Im Vordergrund sollte immer die beste Lösung für das Kind gefunden werden ... welche dies letztendlich ist, weiß man manchmal aber zu diesem Zeitpunkt nicht genau. Das kann schwer sein.


    Viele Grüße ... :)

  • Nimmt man den Vorschlag der KM für sich, ist er perse gar nicht so schlecht. Was spricht dagegen, das Kind mal anschauen zu lassen, von jemandem der nicht beteiligt ist


    Gegen den Vorschlag habe ich auch erst einmal überhaupt nichts einzuwenden. Meine Tochter war in der Vergangenheit regelmäßig (erst in kürzeren, dann in längeren Abständen) bei einer Kinderpsychologin, die mir allerdings vermittelt hat, dass soweit alles in Ordnung wäre (ist bei mir jedenfalls so angekommen). Seit einiger Zeit ist sie (auch in größeren Abständen) bei einem Verein für Kinder psychisch kranker Eltern, wo ich auch in Zukunft Termine mit ihr wahrnehmen werde, je nach Bedarf. Mir ist es aber grundsätzlich wichtiger, die Tochter in den Dingen zu fördern, die ihr Freude machen und die sie gut kann. Mir hilft es auch nicht weiter, wenn ein Fachmann mir sagt, ich würde alles ganz prima machen und es wäre alles gut. Ich denke, bei jedem Kind gibt es Dinge, auf die man achten kann und sollte. Wenn ich schon solche Dinge sehe, sollte das ein erfahrener Experte auch können.


    In der Schule haben wir das Glück, dass meine Tochter in einer Inklusionsklasse ist (oder wie das gerade heißt). Dort gibt es zusätzlich eine spezielle Lehrerin, welche ein besonderes Auge (nicht nur bezogen auf kognitive Fähigkeiten) auf die Schüler hat.

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • Noch zum Thema "krankes Kind":
    Ich habe mich damals mit den Erziehern im Kindergarten hingesetzt und das Thema genau geschildert, auch der Kinderarzt war informiert.
    Einen guten Kinderpsychologen zu finden, kann schwierig werden, aber es macht Sinn sich eine "neutrale" Meinung zu holen.
    Auch in unserem Fall war die Diagnose "völlig normales Kind". Das bringt Erleichterung. Dasfür gibt es professionelle Hilfe.
    Schizophrenie ist schwierig zu behandeln. Ein guter Freund von mir leidet daran und man kann fast imme rvon vorne anfangen mit der Diskussion.
    Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld für die Zukunft und drücke die Daumen, dass es für euer Kind gut ausgehen wird.

  • Musicafides,
    mir ist schon klar, dass man eine Depression nicht mit einer Schizophrenie vergleichen kann, also dass mein eigenes Beispiel nicht übertragbar ist auf eure Situation. Denn ich hatte durchgehend Krankheitseinsicht, unsere Lage einigermaßen realistisch im Blick, habe mir freiwillig und schnell Hilfe gesucht, und es war eine zeitlich begrenzte Angelegenheit. Also ganz andere Voraussetzungen.
    Es ist oft Teil der Schizophrenie, die eigene Erkrankung nicht wahrzunehmen, das kenne ich zur Genüge von meinem Schwager und meiner Schwägerin (nein, beide nicht mit mir oder miteinander verwandt, einfach blöder Zufall).
    Beide intelligent, aber auf diesem Auge komplett blind. Das kann man den Betroffenen noch nicht mal vorwerfen, es ist eben ein Aspekt der Krankheit. Das macht die Lage natürlich viel schwieriger, zumal wenn Kinder involviert sind.
    Die Kinder meiner Schwägerin sind mit deren (mitunter wirklich extremer) Paranoia groß geworden, ihr Vater hat natürlich altersentsprechend mit ihnen darüber gesprochen und ihnen Sicherheit gegeben, aber im jugendlichen Alter wollten sie dann, dass die Mutter auszieht, damit sie endlich mal Freunde mitbringen können und ein normales Leben führen können. Ich glaube bei beiden nicht (17/18), dass sie einen bleibenden Schaden davongetragen haben, denn sie hatten ja immer auch ihren Vater als Verbündeten, und sie sind inzwischen in der Lage, sehr differenziert mit diesem Thema umzugehen. Sie sehen ihre Mutter regelmäßig, aber jetzt in erträglichen Dosen sozusagen.

    Zitat von »Sonne*«
    Übrigens bin ich mit einer "irre normalen" Mutter aufgewachsen, die nie offiziell als krank bezeichnet oder diagnostiziert wurde, uns Kinder aber sehr nachhaltig beeinträchtigt hat und im Nachhinein betrachtet durchaus behandlungsbedürftig gewesen ist.
    Es wäre eine riesengroße Erleichterung und Befreiung für uns gewesen, wenn uns damals jemand gesagt hätte, dass unsere Mutter seelisch krank ist und sich deshalb oft so verhält!


    Ich musste erst erwachsen werden und allein leben, um das festzustellen.
    Jedoch bin ich so aufgewachsen und dachte immer es sei "normal" wie meine Eltern waren.
    Schwierig, wenn beide Elternteile betroffen sind und man als Kind nur das Chaos kennt, ich habe mich meistens gefühlt wie auf einem Minenfeld.

    Ja, auch ich musste erst erwachsen werden und bin einen langen Weg gegangen, um all das zu verstehen und Schritt für Schritt zu überwinden. Damals habe ich es "Tanz auf dem Vulkan" genannt.

  • Ich glaube bei beiden nicht (17/1, dass sie einen bleibenden Schaden davongetragen haben, denn sie hatten ja immer auch ihren Vater als Verbündeten


    Ich würde mir wünschen, dass mein Sohn mit der Zeit erfährt, dass ich, wenn auch meistens nur aus der Ferne, für ihn da sein kann und möchte, ohne ihm seine Mutter nehmen zu wollen.