Danke für all eure Beiträge - es hilft mir mehr als jede Therapie, zu wissen, dass es nicht nur mir so geht!
Alles anzeigenHi!
Für mich kann ich sagen, dass ich mich durch das viele Alleinsein schon oft unsicher fühle. Dass ich manchmal nicht mehr weiß, ob ich komisch wirke, das Falsche sage, etc.
Also ich habe die letzten Kontakte, die zu etwas wie Freundschaft geführt haben, im Beruf und im Studium geknüpft. Mir ist es weder beim Babyschwimmen, noch beim Pekip noch im Rückbildungskurs gelungen, in Kontakt zu treten. Alle Frauen haben dauernd von ihren Männern geredet, und ich war damals total unglücklich mit meinem Partner und später dann getrennt. Ich habe mich total klein gefühlt.
Unter Frauen, die Männer haben, die sie lieben, fühle ich mich ganz schrecklich.
So geht es jetzt beim Kinderturnen und in der Kita weiter. Mamas und Papas im Duet und ich finde keinen Anschluss. Weil es mich so traurig macht. Es liegt da wirklich an mir. Familien halte ich ganz schwer aus.
Das trifft es leider so ziemlich genau auf den Punkt. In all diesen Gruppen sind zwar sozial aktive Menschen, aber die sind alle komplett eingebunden in Familien, Vereine und einen uralten Freundeskreis.
Die Frauen gucken komisch, weil sie meinen, du willst unbedingt ihre Männer haben (nichts liegt mir ferner, ich will einfach nur in Ruhe überleben) und die Männer dürfen dann nicht so wie sie wollen.
Beim Kinderturnen z. B. sind alle sprechenden Menschen irgendwie verbandelt und reden nur über den Reitverein. Denen ist es auch egal, ob sie damit andere ausschließen - wer noch nie woanders war als in seinem Dorf, der kennt die Situation des Anschlusssuchens nicht. Dem ist auch nicht bewusst, wie verletzend es ist, wenn die aus dem Reitverein bekannten Kinder von der Leiterin freudig beim Namen begrüßt werden und für jeden Sprung überschwänglich gelobt, während mein Sohn kaum angesehen wird. Und natürlich bin ich da hypersensibel.
Ich hab' auch dauernd das Gefühl, überall zu stören und nicht dazuzugehören. Ich hab furchtbar Angst, dass ich das meinem Sohn vermittle, obwohl er ja noch alle Chancen hat, auch so ein dazugehörender Einheimischer zu werden.
Beim Kinderturnen hab ich schon so ein maskenhaftes Dauergrinsen im Gesicht und bin nervös, wenn ich mich tatsächlich mal drei Sätze unterhalte - bloß nicht asozial, arrogant, anders etc wirken! Und das obwohl ich aus der "sozialen Branche" komme (ich arbeite nicht mehr, lässt die Gesundheit nach dem Krebs nicht mehr zu)
Ja, ich steh mir selbst im Weg. Aber nicht nur.
Ich habe eine beste Freundin hier, aber sie und ihr Mann leben auch vollkommen zurückgezogen und freuen sich, wenn mein Sohn und ich da sind.
Das mit dem Perfektionismus stimmt auch. Ich arbeite daran, aus dem Scheitern (vom Burnout über den Krebs zum Ausstieg) zu lernen und entschleunigter zu sein - aber es funktioniert nur bedingt.
Mein Anlass zu schreiben war gestern, dass ich bei meinen Nachbarn zum Geburtstag eingeladen war und mir einen schönen Nachmittag erhoffte. Da waren viele Kinder und beim letzten Mal hat mein Sohn sich da total wohl gefühlt. Gestern aber war er nur am Heulen, Brüllen und Klammern, so dass ich nach einer Stunde frustriert beschlossen habe zu gehen. Und dann fühle ich mich wie der letzte Vollversager. Nichts läuft normal hier, nichts klappt, nicht mal ein Kaffeenachmittag ist mir gegönnt. Hätte ich einen Partner, würde der mich da wohl zurechtrücken und sagen "Das ist eine Trotzphase, das haben alle, du bist nicht schuld!", aber so muss ich mich eben nach einer Krise immer wieder alleine erden. Und das ist nicht leicht.
Heute habe ich die Brüllerei stoisch ertragen, auch wenn die Nachbarschaft wohl gedacht hat, wir haben einen Brüllaffen zuhause. Oder vielleicht denke ich auch nur, dass die das denken. Deren Kinder waren ja auch mal klein, wer weiß, wie es da war.
Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die Ähnliches fühlen wie ich. Nur dürften ruhig ein paar von ihnen hier in der Umgebung wohnen und mal zum Kaffeetrinken kommen. Wobei es auch richtig ist, dass das Leben nicht nur aus gleichen Menschen besteht. Ich glaube, man muss eben stark sein um sein Anderssein zu vertreten und dann verhalten sich die Menschen wohl auch anders als wenn man schon so unsicher oder komisch rüberkommt. Aber naja, ich kann mich eben auch nicht zaubern wie ich mich gerne hätte.
Danke, dass ich das alles hier schreiben darf. Es ist schon gut, wenn es auch für solche Gedanken einen Platz gibt. :thanks: