Wenn dich das Alleinsein klein macht....

  • Danke für all eure Beiträge - es hilft mir mehr als jede Therapie, zu wissen, dass es nicht nur mir so geht!



    Das trifft es leider so ziemlich genau auf den Punkt. In all diesen Gruppen sind zwar sozial aktive Menschen, aber die sind alle komplett eingebunden in Familien, Vereine und einen uralten Freundeskreis.


    Die Frauen gucken komisch, weil sie meinen, du willst unbedingt ihre Männer haben (nichts liegt mir ferner, ich will einfach nur in Ruhe überleben) und die Männer dürfen dann nicht so wie sie wollen.


    Beim Kinderturnen z. B. sind alle sprechenden Menschen irgendwie verbandelt und reden nur über den Reitverein. Denen ist es auch egal, ob sie damit andere ausschließen - wer noch nie woanders war als in seinem Dorf, der kennt die Situation des Anschlusssuchens nicht. Dem ist auch nicht bewusst, wie verletzend es ist, wenn die aus dem Reitverein bekannten Kinder von der Leiterin freudig beim Namen begrüßt werden und für jeden Sprung überschwänglich gelobt, während mein Sohn kaum angesehen wird. Und natürlich bin ich da hypersensibel.


    Ich hab' auch dauernd das Gefühl, überall zu stören und nicht dazuzugehören. Ich hab furchtbar Angst, dass ich das meinem Sohn vermittle, obwohl er ja noch alle Chancen hat, auch so ein dazugehörender Einheimischer zu werden.


    Beim Kinderturnen hab ich schon so ein maskenhaftes Dauergrinsen im Gesicht und bin nervös, wenn ich mich tatsächlich mal drei Sätze unterhalte - bloß nicht asozial, arrogant, anders etc wirken! Und das obwohl ich aus der "sozialen Branche" komme (ich arbeite nicht mehr, lässt die Gesundheit nach dem Krebs nicht mehr zu)


    Ja, ich steh mir selbst im Weg. Aber nicht nur.


    Ich habe eine beste Freundin hier, aber sie und ihr Mann leben auch vollkommen zurückgezogen und freuen sich, wenn mein Sohn und ich da sind.


    Das mit dem Perfektionismus stimmt auch. Ich arbeite daran, aus dem Scheitern (vom Burnout über den Krebs zum Ausstieg) zu lernen und entschleunigter zu sein - aber es funktioniert nur bedingt.


    Mein Anlass zu schreiben war gestern, dass ich bei meinen Nachbarn zum Geburtstag eingeladen war und mir einen schönen Nachmittag erhoffte. Da waren viele Kinder und beim letzten Mal hat mein Sohn sich da total wohl gefühlt. Gestern aber war er nur am Heulen, Brüllen und Klammern, so dass ich nach einer Stunde frustriert beschlossen habe zu gehen. Und dann fühle ich mich wie der letzte Vollversager. Nichts läuft normal hier, nichts klappt, nicht mal ein Kaffeenachmittag ist mir gegönnt. Hätte ich einen Partner, würde der mich da wohl zurechtrücken und sagen "Das ist eine Trotzphase, das haben alle, du bist nicht schuld!", aber so muss ich mich eben nach einer Krise immer wieder alleine erden. Und das ist nicht leicht.


    Heute habe ich die Brüllerei stoisch ertragen, auch wenn die Nachbarschaft wohl gedacht hat, wir haben einen Brüllaffen zuhause. Oder vielleicht denke ich auch nur, dass die das denken. Deren Kinder waren ja auch mal klein, wer weiß, wie es da war.


    Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die Ähnliches fühlen wie ich. Nur dürften ruhig ein paar von ihnen hier in der Umgebung wohnen und mal zum Kaffeetrinken kommen. Wobei es auch richtig ist, dass das Leben nicht nur aus gleichen Menschen besteht. Ich glaube, man muss eben stark sein um sein Anderssein zu vertreten und dann verhalten sich die Menschen wohl auch anders als wenn man schon so unsicher oder komisch rüberkommt. Aber naja, ich kann mich eben auch nicht zaubern wie ich mich gerne hätte.




    Danke, dass ich das alles hier schreiben darf. Es ist schon gut, wenn es auch für solche Gedanken einen Platz gibt. :thanks:

  • Liebe "doozersmama",


    erst einmal ganz viel Kraft und Mut für Dich! Dass das Selbstbewusstsein nach solchen Erfahrungen angeknackst ist, ist ganz normal, glaube ich. Inmitten von lauter Ehepaaren fühle ich mich auch immer als fünftes Rad.
    Als es mir am Anfang (Trennung vom KV 4 Wochen nach der Geburt) nicht gut ging, wusste ich auch häufig nicht, wie ich mich anderen Menschen gegenüber verhalten soll. Bei uns gibt es in der Nähe ein Familienzentrum, dort konnte man ganz unverbindlich zum Kaffeetrinken hingehen mit seinen Kindern. Dort konnte man sich an den Gesprächen beteiligen oder auch nicht. Das hat mir ein wenig geholfen.
    Vielleicht gibt es so etwas auch in Eurer Nähe?


    Mein Sohn war ein extrem schlechter Schläfer und bei Reizüberflutung kaum mehr zu bändigen.
    Irgendwann habe ich gelernt, wegzuhören, wenn andere Personen blöde Bemerkungen zu seiner Erziehung oder seinem Verhalten machten. Die meisten Menschen sind ja auch bei fremden Kindern nicht objektiv und bemängeln nur deren Schwächen.
    Ich sehe die Ressourcen und Stärken bei meinem Kind, welche er natürlich auch erst entwickeln muss, er ist ja kein Supermann :-)


    Inzwischen ist er schon 10 Jahre und hat sich ganz toll entwickelt.


    Raten würde ich dir zu etwas, (Hobby), was Dir helfen kann, eigene Stärken freizusetzen. Ich habe in der "schwierigen" Zeit nebenberuflich mehrere Weiterbildungen absolviert, das gab mir trotz unheimlichen jonglierens mit dem Zeitmanagement und der Organisation der Kinderbetreuung sehr viel Kraft und innere Stärke zurück. Die erste Weiterbildung war ein Fernstudium, das war auch mit Kind gut zu schaffen.


    Du bist nicht alleine.


    Liebe Grüsse
    schneeeule

  • Du sagst:
    Die Frauen gucken komisch, weil sie meinen, du willst unbedingt ihre Männer haben (nichts liegt mir ferner, ich will einfach nur in Ruhe überleben) und die Männer dürfen dann nicht so wie sie wollen..


    Also das kenne ich auch! Und gerade unter Frauen kann das ganz gemein sein.
    Irgendwie stellen wir alleinstehenden Frauen wohl ne enorme Gefahr dar :D
    Dabei hab ich auch keinerlei Ambitionen irgendwem den Mann auszuspannen.


    Und auch das mit dem "Brüllaffen" :-) , also wenn das Kind unausstehlich ist, dann denke ich auch immer alle denken jetzt, ich hab mein Kind nicht im Griff, die glauben das Kind hat nen Knacks ,weil es mit mir allein ist..


    baudolino
    Als Mann allein mit Kind, da hast Du es sicher oftmals auch noch schwerer als eine Frau! Das glaube ich Dir gern! :troest

  • Liebe doozersmama,


    spontan würde ich schreiben: Zieh´da weg! Es ist ein Riesen Unterschied, ob man in einer eingeschworenen Gemeinschaft lebt, von der man u.a. nicht aufgenommen wird, weil man als AE ein Sonderling ist, oder ob es viele und unterschiedliche Angebote gibt für Eltern oder AE, zu denen Menschen kommen, die offen dafür sind andere kennen zu lernen.
    Wenn ich so nachdenke, waren und sind meine engeren Kontakte die zu AE Müttern und das ist sicher kein Zufall.
    Dazu schreibst du noch, dass du nicht arbeitest: D.h., auch da lebst du zurückgezogen, hast keine Anerkennung durch deine Arbeit.
    Und dann bist du mittlerweile unsicher geworden und zweifelst an dir selbst und legst deine Worte auf die Goldwaage.


    Trotzdem: Dein Bedürfnis in der Umgebung leben zu wollen, kann ich verstehen.


    Kannst du dir ein Ehrenamt suchen, wenn dein Kind in die Kita kommt? Bei dem du unter Menschen bist, anderen hilfst?

  • Hi doozersmama,


    bei mir funktionieren auch nur Gespräche mit AE's oder mit berufstätigen Frauen. Das ist ganz komisch. Ich kann während einer Weiterbildung mit einer verheirateten Frau ohne Kinder über Gott und die Welt reden, in der Kita funktioniert das nicht. Weil ich mich nicht auf Augenhöhe fühle. Ich fühle mich schwach. Weil ich allein bin. Alle anderen sind zu zweit. Mein Mann fehlt.


    Im Beruf reiche ich aus. Ich bin allein vollwertig. Man braucht keinen Partner, um berufstätig zu sein.


    Vielleicht hilft dir wirklich, dir außerhalb dieser Familien etwas für dich aufzubauen.


    Mir hilft alles: Der Job, der Sport, die Hobbies. Mein Umfeld dort lässt mich nicht defizitär erscheinen.


    Obwohl es sicher keine Frau beim Pekip beabsichtigt hat, dass ich mich schlecht fühle. Sie verkaufen eben nur alle ihr "wir".. ihr Paarleben.


    LG

  • Menschen, die mir sagen "Du bist nicht allein" und "Alles kann gut werden, ich habe es selbst erlebt".

    Du bist ganz sicher nicht allein! Das Problem ist nur (jedenfalls für mich), diejenigen Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder zumindest genügend Toleranz und Verständnis aufbringen, auch in erreichbarer Nähe zu finden.
    Ich lebe auch 500km entfernt von meiner alten Heimat auf'm Dorf und habe den Eindruck, dass es hier nur funktionierende Familien gibt - jedenfalls habe ich in 5 Jahren keine einzige AE kennengelernt.
    Ob alles gut werden kann? Aus meiner Sicht ein klares Jein. Einerseits Ja, weil ich mich selbst und meine Ansichten verändern kann, andererseits Nein, weil ich die Umstände und die Leute eben nicht verändern kann.
    Ich verstehe sehr gut, dass du da nicht weg willst, ich will auch hier bleiben wegen der Gegend, dem schönen Garten... Dann muss ich eben meine Erwartungen und Ansichten anpassen. Und das kann tatsächlich sehr hilfreich sein.



    Beim Kinderturnen z. B. sind alle sprechenden Menschen irgendwie verbandelt und reden nur über den Reitverein. Denen ist es auch egal, ob sie damit andere ausschließen - wer noch nie woanders war als in seinem Dorf, der kennt die Situation des Anschlusssuchens nicht.

    Ohja, das kenne ich auch! :rolleyes2: Alle kennen und duzen sich, man kann nie mitreden, fühlt sich fremd und ausgeschlossen...



    so muss ich mich eben nach einer Krise immer wieder alleine erden. Und das ist nicht leicht.

    Genau, sich selbst erden, das ist der Trick. Nicht leicht anfangs, aber mit der Zeit wächst man an seinen Krisen.
    (Das hast du ja sicher durch deine heftige Vorgeschichte auch erfahren, dass man jede Krise auch als Chance sehen und nutzen kann..)


    Ich glaube, man muss eben stark sein um sein Anderssein zu vertreten und dann verhalten sich die Menschen wohl auch anders als wenn man schon so unsicher oder komisch rüberkommt. Aber naja, ich kann mich eben auch nicht zaubern wie ich mich gerne hätte.

    Und das ist die wichtigste Erkenntnis! Mal mit dem Anderssein spielen, gucken wie sie gucken :brille
    Nein, herzaubern kann man die Selbstsicherheit nicht, aber sie kann wachsen.
    Was interessiert mich das Getratsche der Leute..? Mit Sicherheit waren oder sind noch wilde Geschichten im Umlauf über die zugezogene Frau, deren Mann abgehauen ist und deren Vorgarten immer so "ungepflegt" aussieht (keine Stiefmütterchen in Reih und Glied) und die keine Gardinen hat und so ein olles Auto fährt... :laber
    Es hat ein paar Jahre gedauert, aber ich merke jetzt ganz deutlich, dass die Leute mich endlich ernst nehmen, seit ich nicht mehr wie ein verschrecktes Reh herumlaufe, sondern erhobenen Hauptes mein Anderssein lebe. Und ich bin stolz darauf, etwas anders zu sein! :D
    ..........ist nur traurig, wenn man dieses Gefühl mit niemandem teilen kann, wenn keiner mal auf nen Kaffee rüber kommt, sich in den Garten setzt und sagt: Du hast es aber schön hier!
    Immerhin kann ich meine Haltung aber an meine Tochter weitergeben und ihr Brücken bauen zur Integration, damit wenigstens sie sich vielleicht als Hiesige empfinden kann.


    Du wirst deinen Weg finden, du bist stark, sonst wärst du gar nicht erst so weit gekommen. :-)

  • Wow - ich danke euch! :knuddel


    Allein hier zu schreiben, hat mir schon geholfen, mich etwas stärker zu fühlen.


    Nach der ersten Antwort ("mach eine Therapie") dachte ich mir: "Na, hier wirst du wohl auch keine Hilfe bekommen", aber dann kam genau das: Hilfe zur Selbsthilfe! Viele von euch schreiben, dass sie mich verstehen und das ähnlich empfinden. Das hilft. Es ändert zwar die Situation nicht, aber hilft, sie zu überstehen.


    Eine Familieneinrichtung gibt es auch hier und die haben mich in der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit Kind super unterstützt - ohne wäre ich wohl wahnsinnig geworden - aber jetzt gehe ich da nur noch für Musikgruppen oder so hin. Und ehrlich gesagt - wenn ich da eine AE treffe, die mir strahlend erzählt, wie unglaublich gut sie sich mit den Vätern ihrer Kinder versteht (der kleinste ist 2), dann mag ich da auch nicht wirklich weiterreden. Das ist ja dann auch nicht wirklich allein. Oder eben nicht ehrlich (auch das gibt es).


    Hobby, Ehrenamt, eventuell eine Nebentätigkeit - das alles wird wohl erst kommen, wenn mein Sohnemann größer ist. Je größer, desto mehr Freiräume werden auch für mich dabei sein.


    Ich denke mir ja immer - sie können doch auch auf dem Land nicht alle ewig zusammenbleiben. Da muss doch mal jemand dabei sein, der auch alleine bleibt, zumindest für eine Zeit. Aber wahrscheinlich ist das der falsche Gedanke und der richtige ist "Ich bin anders - so what?"


    Alleinerziehende Väter habe ich noch nie getroffen. Das müssten dann wohl die besten aller Männer sein. Oder? ;)

  • Und ich brauche dazu Gleichgesinnte. Menschen, die mir sagen "Du bist nicht allein" und "Alles kann gut werden, ich habe es selbst erlebt".


    Ich bin als alleinerziehender Vater auch eher ein Unikat, aber mir war es von Anfang an wichtig, mein soziales Netz (wieder) zu pflegen. Ich habe über gemeindliches Engagement liebe Menschen kennengelernt, die mich und meine Tochter auch so annehmen, wie ich bin. Auf dem Land mag das evtl. anders sein, aber es wäre einen Versuch wert - vielleicht über eine Gemeindefreizeit?


  • Ich bin als alleinerziehender Vater auch eher ein Unikat, aber mir war es von Anfang an wichtig, mein soziales Netz (wieder) zu pflegen. Ich habe über gemeindliches Engagement liebe Menschen kennengelernt, die mich und meine Tochter auch so annehmen, wie ich bin. Auf dem Land mag das evtl. anders sein, aber es wäre einen Versuch wert - vielleicht über eine Gemeindefreizeit?


    An und für sich ein netter Gedanke - aber jetzt muss ich grad lachen.


    Hintergrund: Ich bin gerade aus dem Dorf weggezogen (in ein 10km entferntes Dorf), in dem auch der KV wohnt, dessen Familie so ziemlich alles Soziale in der Hand hält - Sportverein, Angelverein und den Gemeindevorsitz. Dass gerade die "Sozialen" manchmal die Asozialsten sind, haben der KV und seine Familie mit nunmehr bereits 2 Kindern bewiesen, die sie komplett verleugnen. Der KV ist Jugendwart und organisiert Freizeiten für andere Kinder. Er betont gerne ungefragt, wie sehr er sich Kinder wünscht. Wie sein Sohn aussieht, weiß er nicht. Er wohnt direkt neben dem Kindergarten. Seine Mutter ist die Dorfchefin - gegen die trauen sich alle nur hintenrum lästern. Bigotterie ohne Grenzen, peinlich ist denen nix.


    Daher musste ich grade - leicht verbittert - auflachen.


    Gottseidank gibt es hier einen eigenen Kindergarten und Sportverein, wo wir hoffentlich bei null anfangen.


    Aber das bringt mich auf ein weiteres Problem, mit dem ich mich rumschlage und für das ich echt keine Lösung weiß: Was sage ich meinem Sohn, wenn der mich mal nach seinem Papa fragt, bzw. warum er keinen hat? Ich habe echt Angst davor. Es tut mir in der Seele weh, wenn in den Kinderbüchern immer Papas rumschwirren. Spätestens im Kindergarten wird er wohl drauf kommen. Was sag ich da???? :kopf :nixwieweg

  • Eine kinderfreundliche Wahrheit.


    Das er einen Vater hat. Falls er dann nach mehr Information fragt, würde ich sie Deinem Sohn Schritt für Schritt näher bringen.


    Sprich doch mal mit einem Kinderpsychologen, falls Du darauf Zugriff hast. Oder vielleicht dem Kinderarzt? Unsere Kinderärztin bietet zum Beispiel Sprechstunden für Eltern an… Oftmals haben Kinderärzte ja ein gutes Gespür.

  • Ich hab am meisten Angst vor der Frage, warum ihn sein Vater nicht lieb hat. Warum er sich nicht kümmert. Ich will ihm vermitteln, dass nicht er was dafür kann, sondern der KV. Dass er es verdient, von ganzem Herzen geliebt zu werden und der KV ein Trottel ist, weil er es nicht tut. Aber den KV soll ich ja nicht schlecht machen, weil er ja der Vater ist und damit auch ein Teil von ihm und das auch wieder weh tut. Ich drehe mich im Kreis und die Angst vor den falschen Antworten wird größer. Eine schmerzende Wahrheit vermitteln ohne dass es weh tut - geht das überhaupt?

  • An und für sich ein netter Gedanke - aber jetzt muss ich grad lachen.


    Ich kenne Gemeindefreizeiten, welche von Kirchengemeinden, nicht von städtischen Gemeinden organisiert werden. Auch das ist natürlich keine Garantie dafür, dass nicht getratscht wird, aber ich persönlich hatte da eigentlich immer Glück, guten Anschluss zu finden. Aber es ist zugegebenermaßen auch nicht jedermanns Sache.

  • Eine schmerzende Wahrheit vermitteln ohne dass es weh tut - geht das überhaupt?


    Für wen ist das schmerzlich? Für Dich, weil Du weißt, er wird ohne seinen leiblichen Vater aufwachsen? Oder für ihn selbst? Versuche, seine Perspektive einzunehmen. Für ihn ist es Normalität, ohne Vater aufzuwachsen. Umso wichtiger sind andere verlässliche, auch männliche, Bezugspersonen.

  • Ich hab am meisten Angst vor der Frage, warum ihn sein Vater nicht lieb hat. Warum er sich nicht kümmert. Ich will ihm vermitteln, dass nicht er was dafür kann, sondern der KV. Dass er es verdient, von ganzem Herzen geliebt zu werden und der KV ein Trottel ist, weil er es nicht tut. Aber den KV soll ich ja nicht schlecht machen, weil er ja der Vater ist und damit auch ein Teil von ihm und das auch wieder weh tut. Ich drehe mich im Kreis und die Angst vor den falschen Antworten wird größer. Eine schmerzende Wahrheit vermitteln ohne dass es weh tut - geht das überhaupt?


    Ich denke, dass du damit schon auf dem richtigen Weg bist.
    Ohne dass es weh tut wird es vielleicht nicht gehen und dann ist es wichtig, dass du für ihn da bist und ihn auffängst.


    Ich finde du kannst ihm das durchaus so sagen, dass der KV ein Trottel ist weil er sein eigenes Kind nicht kennenlernen möchte und dass du das auch gar nicht verstehen kannst. Und das er (dein Sohn) dafür absolut nichts kann.
    Du musst ja nicht sagen: Dein Vater ist ein Trottel! Beziehe es speziell auf diese Situation, dann kommt es schon ganz anders an als wenn du ihn allgemein schlecht machst.


    So sind zumindest meine Gedanken. Ich bin in einer ganz ähnlichen Situation, weiss also ganz genau was dir durch den Kopf geht. :troest
    Mein Kleiner ist jetzt 3 Jahre und bekommt sehr wohl mit, dass ein Vater fehlt.
    Er hat sich einen imaginären Papa angeschafft fürs erste, der uns besuchen kommt. Lange wird ihm das aber wohl auch nicht reichen.

  • Ich finde du kannst ihm das durchaus so sagen, dass der KV ein Trottel ist weil er sein eigenes Kind nicht kennenlernen möchte und dass du das auch gar nicht verstehen kannst.


    Nein, definitiv nicht. Da hört jeder heraus, dass der KV (absolut) ein Trottel ist. Man kann auch mit dem Kind zusammen trauern, dass sein KV nicht präsent ist und auch nichts vom Kind wissen möchte, aber man sollte das Kind dabei entsprechend auffangen in diesem Schmerz. Man kann ruhig zugeben, dass man das nicht versteht, warum das so ist.

  • Nein, definitiv nicht. Da hört jeder heraus, dass der KV (absolut) ein Trottel ist.


    Finde ich nicht unbedingt - es ist (bei mir) auch gar nicht so. Es gibt viele Dinge die ich zu Zeiten unserer Beziehung an ihm geschätzt habe und die möchte ich ihm auch jetzt nicht absprechen. Aber wie er sich unserem Kind gegenüber verhält finde ich nicht in Ordnung, und dass darf unser Kind auch wissen. Ich würde wahrscheinlich nicht "Trottel" sagen, ich hab das Wort von der TS aufgegriffen. Aber dass ich es dumm finde von seinem Papa, dass er ihn nicht mal kennenlernen will, dass ich es nicht verstehen kann und dass ich es mir anders für ihn gewünscht hätte.
    Ich finde nicht, dass ich damit den KV als Person abwerte.
    Denn DAS fände ich auch absolut verkehrt.


    Wollte ich nur nochmal klarstellen.

  • Aber ich dass ich es dumm finde von seinem Papa, dass er ihn nicht mal kennenlernen will.


    Es ist ein Unterschied, ob man über jemanden sagt, er sei ein Trottel, Blödmann oder ähnliches, Damit wertet man ihn ab. Wenn man sagt, man findet es dumm, dass dieser Jemand etwas nicht tut, dann tut man seine eigene Einschätzung kund, ich würde aber trotzdem versuchen, keine negativen Begriffe zu gebrauchen, um des Kindes willen.


    Warum ist es wichtig, dem Kind zu vermitteln, was man als Erwachsener über den anderen Elternteil denkt?

  • Warum ist es wichtig, dem Kind zu vermitteln, was man als Erwachsener über den anderen Elternteil denkt?



    Mein Vater war genauso, er hat sich nie gekümmert oder nur ansatzweise interessiert.
    Meine Mutter hat so getan als wäre das völlig normal.
    Aber natürlich hab ich mitbekommen, dass das eben nicht normal ist.


    Ich glaube es hätte mir geholfen, wenn sie gezeigt hätte, dass sie sein Verhalten nicht richtig findet.
    Denn es ist einfach nicht richtig seinen eigenen Kinder zu verleugnen!

  • Mein Vater war genauso, er hat sich nie gekümmert oder nur ansatzweise interessiert.
    Meine Mutter hat so getan als wäre das völlig normal.
    Aber natürlich hab ich mitbekommen, dass das eben nicht normal ist.


    Ich glaube es hätte mir geholfen, wenn sie gezeigt hätte, dass sie sein Verhalten nicht richtig findet.
    Denn es ist einfach nicht richtig seinen eigenen Kinder zu verleugnen!


    Natürlich ist es das nicht, aber man kann eben den anderen Elternteil nicht ändern, sondern muss lernen, damit zu leben, auch wenn das schwer ist. Wenn man in diesem Fall erkannt hat, dass der KV sein Leben anders ausrichtet, dann hat man als KM die Verantwortung, dem Kind Alternativen aufzuzeigen, wie es mit dieser Situation klarkommen kann.


    Es sind vielleicht nur Nuancen, aber ich denke, wenn man dem Kind nicht vermittelt, was man über den KV denkt, heißt das nicht zwangsläufig, dass man das als Normalität darstellt.