Beiträge von doozersmama

    Ich hab am meisten Angst vor der Frage, warum ihn sein Vater nicht lieb hat. Warum er sich nicht kümmert. Ich will ihm vermitteln, dass nicht er was dafür kann, sondern der KV. Dass er es verdient, von ganzem Herzen geliebt zu werden und der KV ein Trottel ist, weil er es nicht tut. Aber den KV soll ich ja nicht schlecht machen, weil er ja der Vater ist und damit auch ein Teil von ihm und das auch wieder weh tut. Ich drehe mich im Kreis und die Angst vor den falschen Antworten wird größer. Eine schmerzende Wahrheit vermitteln ohne dass es weh tut - geht das überhaupt?


    Ich bin als alleinerziehender Vater auch eher ein Unikat, aber mir war es von Anfang an wichtig, mein soziales Netz (wieder) zu pflegen. Ich habe über gemeindliches Engagement liebe Menschen kennengelernt, die mich und meine Tochter auch so annehmen, wie ich bin. Auf dem Land mag das evtl. anders sein, aber es wäre einen Versuch wert - vielleicht über eine Gemeindefreizeit?


    An und für sich ein netter Gedanke - aber jetzt muss ich grad lachen.


    Hintergrund: Ich bin gerade aus dem Dorf weggezogen (in ein 10km entferntes Dorf), in dem auch der KV wohnt, dessen Familie so ziemlich alles Soziale in der Hand hält - Sportverein, Angelverein und den Gemeindevorsitz. Dass gerade die "Sozialen" manchmal die Asozialsten sind, haben der KV und seine Familie mit nunmehr bereits 2 Kindern bewiesen, die sie komplett verleugnen. Der KV ist Jugendwart und organisiert Freizeiten für andere Kinder. Er betont gerne ungefragt, wie sehr er sich Kinder wünscht. Wie sein Sohn aussieht, weiß er nicht. Er wohnt direkt neben dem Kindergarten. Seine Mutter ist die Dorfchefin - gegen die trauen sich alle nur hintenrum lästern. Bigotterie ohne Grenzen, peinlich ist denen nix.


    Daher musste ich grade - leicht verbittert - auflachen.


    Gottseidank gibt es hier einen eigenen Kindergarten und Sportverein, wo wir hoffentlich bei null anfangen.


    Aber das bringt mich auf ein weiteres Problem, mit dem ich mich rumschlage und für das ich echt keine Lösung weiß: Was sage ich meinem Sohn, wenn der mich mal nach seinem Papa fragt, bzw. warum er keinen hat? Ich habe echt Angst davor. Es tut mir in der Seele weh, wenn in den Kinderbüchern immer Papas rumschwirren. Spätestens im Kindergarten wird er wohl drauf kommen. Was sag ich da???? :kopf :nixwieweg

    Wow - ich danke euch! :knuddel


    Allein hier zu schreiben, hat mir schon geholfen, mich etwas stärker zu fühlen.


    Nach der ersten Antwort ("mach eine Therapie") dachte ich mir: "Na, hier wirst du wohl auch keine Hilfe bekommen", aber dann kam genau das: Hilfe zur Selbsthilfe! Viele von euch schreiben, dass sie mich verstehen und das ähnlich empfinden. Das hilft. Es ändert zwar die Situation nicht, aber hilft, sie zu überstehen.


    Eine Familieneinrichtung gibt es auch hier und die haben mich in der Schwangerschaft und in der ersten Zeit mit Kind super unterstützt - ohne wäre ich wohl wahnsinnig geworden - aber jetzt gehe ich da nur noch für Musikgruppen oder so hin. Und ehrlich gesagt - wenn ich da eine AE treffe, die mir strahlend erzählt, wie unglaublich gut sie sich mit den Vätern ihrer Kinder versteht (der kleinste ist 2), dann mag ich da auch nicht wirklich weiterreden. Das ist ja dann auch nicht wirklich allein. Oder eben nicht ehrlich (auch das gibt es).


    Hobby, Ehrenamt, eventuell eine Nebentätigkeit - das alles wird wohl erst kommen, wenn mein Sohnemann größer ist. Je größer, desto mehr Freiräume werden auch für mich dabei sein.


    Ich denke mir ja immer - sie können doch auch auf dem Land nicht alle ewig zusammenbleiben. Da muss doch mal jemand dabei sein, der auch alleine bleibt, zumindest für eine Zeit. Aber wahrscheinlich ist das der falsche Gedanke und der richtige ist "Ich bin anders - so what?"


    Alleinerziehende Väter habe ich noch nie getroffen. Das müssten dann wohl die besten aller Männer sein. Oder? ;)

    Danke für all eure Beiträge - es hilft mir mehr als jede Therapie, zu wissen, dass es nicht nur mir so geht!



    Das trifft es leider so ziemlich genau auf den Punkt. In all diesen Gruppen sind zwar sozial aktive Menschen, aber die sind alle komplett eingebunden in Familien, Vereine und einen uralten Freundeskreis.


    Die Frauen gucken komisch, weil sie meinen, du willst unbedingt ihre Männer haben (nichts liegt mir ferner, ich will einfach nur in Ruhe überleben) und die Männer dürfen dann nicht so wie sie wollen.


    Beim Kinderturnen z. B. sind alle sprechenden Menschen irgendwie verbandelt und reden nur über den Reitverein. Denen ist es auch egal, ob sie damit andere ausschließen - wer noch nie woanders war als in seinem Dorf, der kennt die Situation des Anschlusssuchens nicht. Dem ist auch nicht bewusst, wie verletzend es ist, wenn die aus dem Reitverein bekannten Kinder von der Leiterin freudig beim Namen begrüßt werden und für jeden Sprung überschwänglich gelobt, während mein Sohn kaum angesehen wird. Und natürlich bin ich da hypersensibel.


    Ich hab' auch dauernd das Gefühl, überall zu stören und nicht dazuzugehören. Ich hab furchtbar Angst, dass ich das meinem Sohn vermittle, obwohl er ja noch alle Chancen hat, auch so ein dazugehörender Einheimischer zu werden.


    Beim Kinderturnen hab ich schon so ein maskenhaftes Dauergrinsen im Gesicht und bin nervös, wenn ich mich tatsächlich mal drei Sätze unterhalte - bloß nicht asozial, arrogant, anders etc wirken! Und das obwohl ich aus der "sozialen Branche" komme (ich arbeite nicht mehr, lässt die Gesundheit nach dem Krebs nicht mehr zu)


    Ja, ich steh mir selbst im Weg. Aber nicht nur.


    Ich habe eine beste Freundin hier, aber sie und ihr Mann leben auch vollkommen zurückgezogen und freuen sich, wenn mein Sohn und ich da sind.


    Das mit dem Perfektionismus stimmt auch. Ich arbeite daran, aus dem Scheitern (vom Burnout über den Krebs zum Ausstieg) zu lernen und entschleunigter zu sein - aber es funktioniert nur bedingt.


    Mein Anlass zu schreiben war gestern, dass ich bei meinen Nachbarn zum Geburtstag eingeladen war und mir einen schönen Nachmittag erhoffte. Da waren viele Kinder und beim letzten Mal hat mein Sohn sich da total wohl gefühlt. Gestern aber war er nur am Heulen, Brüllen und Klammern, so dass ich nach einer Stunde frustriert beschlossen habe zu gehen. Und dann fühle ich mich wie der letzte Vollversager. Nichts läuft normal hier, nichts klappt, nicht mal ein Kaffeenachmittag ist mir gegönnt. Hätte ich einen Partner, würde der mich da wohl zurechtrücken und sagen "Das ist eine Trotzphase, das haben alle, du bist nicht schuld!", aber so muss ich mich eben nach einer Krise immer wieder alleine erden. Und das ist nicht leicht.


    Heute habe ich die Brüllerei stoisch ertragen, auch wenn die Nachbarschaft wohl gedacht hat, wir haben einen Brüllaffen zuhause. Oder vielleicht denke ich auch nur, dass die das denken. Deren Kinder waren ja auch mal klein, wer weiß, wie es da war.


    Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die Ähnliches fühlen wie ich. Nur dürften ruhig ein paar von ihnen hier in der Umgebung wohnen und mal zum Kaffeetrinken kommen. Wobei es auch richtig ist, dass das Leben nicht nur aus gleichen Menschen besteht. Ich glaube, man muss eben stark sein um sein Anderssein zu vertreten und dann verhalten sich die Menschen wohl auch anders als wenn man schon so unsicher oder komisch rüberkommt. Aber naja, ich kann mich eben auch nicht zaubern wie ich mich gerne hätte.




    Danke, dass ich das alles hier schreiben darf. Es ist schon gut, wenn es auch für solche Gedanken einen Platz gibt. :thanks:



    Danke! Es tut so gut, wenn es jemand auch so geht. Auch wenn es doch furchtbar ist - ich kriege dauernd zu hören, dass alleinerziehend heute das Normalste auf der Welt ist, aber es fühlt sich nicht so an.



    Wenn ich jedoch eins durch mein "Auswandern" begriffen habe, dann dass man sich selbst immer mitnimmt, egal wohin man geht. Ob hier oder anderswo - auf dem Land (und da will ich wohnen) ist es doch überall ähnlich und meine Probleme mit den Menschen, mein Misstrauen etc würde ich überall hin mitnehmen.



    Ich glaube auch nicht, dass die Therapie den Unterschied macht, sondern dass man sich eben immer wieder aufrichten muss. Und ich brauche dazu Gleichgesinnte. Menschen, die mir sagen "Du bist nicht allein" und "Alles kann gut werden, ich habe es selbst erlebt".



    Deshalb danke an alle, die hier antworten! :-)



    Ja, ich weiß und sicherlich ist die meiste Zeit mein Sohn das größte Glück auf Erden. Aber die Erfahrungen mit Menschen - da ist viel für immer kaputtgegangen, den KV hätte es dazu gar nicht mehr gebraucht.


    Ich wohne in Nordfriesland.


    Mein Sohn kommt im August hier im Dorf in den Kindergarten und natürlich werden wir da andere Eltern kennenlernen. Natürlich hoffe ich, dass da auch mal ein Anschluss drin ist. Aber ich selbst meide Menschen eigentlich, weil ich mich nur mit denen wohlfühle, die ähnlich ticken wie ich und aufgrund meiner extrem anderen Erfahrungen sind das sehr wenige. Ich bin nur für meinen Sohn wieder mehr in Gesellschaft unterwegs, Kinderturnen etc....



    Danke - solche Antworten suche ich! :knuddel

    :welcome und :troest


    Ich würde eine Therapie anstreben.


    :love :love :love ICH BIN OK :love :love :love

    Ich habe nach dem Krebs drei Therapien angefangen und abgebrochen, weil es mir einfach nicht hilft, wenn ich weiß, dass mein Gegenüber meine Erfahrungen nie erlebt hat.

    :welcome


    Was hält Dich denn in diesem Ort der so gar nicht Dein zu Hause ist?

    Ich bin leider auch an keinem anderen Ort zuhause. Ich mag die Landschaft hier und das Klima ist für meine Gesundheit deutlich besser als anderswo. Ich möchte gerne, dass mein Sohn auf dem Land groß wird, mit Natur und Tieren.

    Hallo alle zusammen!


    Ich stelle mich jetzt mal nicht an anderer Stelle vor, weil ich das sonst hier gleich wiederholen müsste, da mein Problem in meiner Gesamtsituation liegt.


    Zusammengefasst sieht die so aus: Ich hatte mal Mann, Job, Haus, war Little Miss Perfect, dann bekam ich Krebs und verlor alles und alle, zog daraufhin ans andere Ende Deutschlands, um neu anzufangen und lernte dort den KV kennen, der mich im zweiten Monat der Schwangerschaft sitzen ließ. Mein Sohn ist mittlerweile 2,5 und ich eben alleinerziehend (der KV weiß nicht mal, wie sein Sohn aussieht).


    Und auch wenn es im Großen und Ganzen prima läuft, habe ich doch meine Baustellen, die mich an manchen Tagen in den Wahnsinn treiben. Ich lebe nämlich jetzt auf dem Land und da gibt es keine Singles und keine Alleinerziehenden. Alle sind seit dem Kindergarten zusammen und wenn sie sich doch mal trennen, dann haben sie ganz schnell wieder eine neue feste Beziehung.


    Und ich bin also in jeder Hinsicht ein Alien - nicht von hier, keine Familie, kein Partner. Das fühlt sich manchmal so furchtbar an. Ich mag schon gar nicht mehr unter Menschen, weiß schon gar nicht mehr, wie man richtig kommuniziert und sage im Zweifelsfall eh immer das Falsche oder bin irgendwie komisch. Zumindest fühle ich mich so.


    Und ich fühle mich dauernd beobachtet und kritisiert. Wenn mein Sohn also mal rumbrüllt, dann habe ich das Gefühl, dass alle mich mit so einem Blick zwischen mitleidig und verächtlich anschauen: "Ah, kuck mal, die macht alles falsch, alleinerziehend, verzogenes Mamakind, keine Familie, blablabla".


    Natürlich ist mein Selbstbewusstsein angefressen aufgrund der ganzen negativen Erfahrungen. Aber was soll ich machen? Ich hab' auch kaum Zeit für mich, denn mit Kleinkind allein ist das eben so - das versteht aber auch nur, wer's selbst mitgemacht hat und darum bin ich hier. Weil ich hoffe, dass mich hier jemand versteht. Und mir sagt, wie man damit umgeht.


    Wie ich mich "richtig" fühle, obwohl alles nicht so ist wie ich es mir gewünscht hätte.


    Wie ich meinem Kind ein Selbstbewusstsein vermitteln soll, das ich nicht habe.


    Wie ich den Leuten trotze, die nie in meiner Situation waren und glauben, sie könnten es besser.


    Versteht jemand, was ich meine? :hilfe