Doch noch eine Beistandschaft?

  • Hallo ihr Lieben,
    ich brauch mal eure Einschätzung!
    Ich bin am überlegen, doch noch eine Beistandschaft bzgl. des Unterhaltes einzurichten (?) / zu beantragen (?), bin mir aber nicht sicher, ob es zum einen in unserem Fall überhaupt geht, bzw. ob es tatsächlich sinnvoll ist.


    Kurz zum Hintergrund:
    KV und ich sind jetzt seit fast dreieinhalb Jahren geschieden, da war der Muckel zwei Jahre alt. Der Kindesunterhalt wurde damals im Zuge des Scheidungsverfahren durch unsere Anwälte berechnet und seither zahlt er monatlich 232,-€.
    Er beteiligt sich nicht an den Kitagebühren, da ich diese einmal im Jahr von meinem Arbeitgeber erstattet bekomme.
    Allerdings beteiligt er sich auch nicht an plötzlich auftauchende Sonderausgaben wie zuletzt Muckels Brille. Kleidung kaufe ich komplett selber und gebe sie zu den jeweiligen Umgängen mit. Sollte der Muckel ausser Essen an den Umgänge etwas benötigen, wie Nasentropfen, Hustensaft etc. dann gebe ich es ebenfalls mit oder er hebt die Quittungen auf und ich gebe ihm das Geld wieder, wenn ich den Lütten von ihm abhole.
    Letztes Jahr im Mai hat er eine neue Stelle angetreten und ich weiß, dass er da nun einiges mehr verdient als bei der vorherigen (er kann das Angeben eben manchmal nicht lassen ;) ) Eigentlich hätte der Unterhalt da schon geprüft und ggfs. neu berechnet werden müssen. Von sich aus hat er den Vorschlag natürlich nicht gemacht und ich habe ebenfalls meine Füße still gehalten, wie es so schön heißt. Er zahlt den Unterhalt regelmäßig und pünktlich und damit bin ich bisher auch zufrieden.


    Das habe ich nicht gemacht, weil ich mal heilig gesprochen werden möchte, sondern weil es eine sehr lange Zeit gedauert hat, dass sich unser Verhältnis soweit beruhigt hat, dass es bei Zusammentreffen keine Anschuldigen, Drohungen, Niedermachen etc. gab. Unsere Scheidung war recht anstrengend und geprägt von Vorwürfen und Misstrauen. Währenddessen hat ich oft keine Nerven mehr auch noch auf jedem Cent rum zu reiten. Zumal es jedesmal zu heftigen Auseinandersetzungen kam, wenn das Thema Geld aufkam. Das wollte ich auch und vor allem dem Muckel nicht mehr antun.
    Jetzt ist das Verhältnis zwischen uns recht ruhig und ausgeglichen. Bei den Übergaben können wir über unser Kind sprechen und uns in aller Ruhe dabei einen Kaffee trinken, ohne das einer laut wird.
    Dieser Frieden steht aber auf sehr wackeligen Beinen und ist noch sehr empfindsam. Ich muss immer sehr aufpassen, wie ich wann etwas sage.
    Und damit fängt mein Problem an:


    Der Muckel wird nächstes Jahr 6 Jahre alt. Damit wäre wir laut D-Tabelle eine Altersgruppe weiter. Da ich Vollzeit arbeite, geht er mit dem neuen Schuljahr in die OGS, die kostet Geld. Ab da enden aber auch die Zuzahlungen zur Kinderbetreuung meines Arbeitgebers. Unser Kind ist fest entschlossen nächstes Jahr mindestens ein Instrument lernen zu wollen. Da mein Verdienst trotz Vollzeit nicht gerade üppig ist, wird es dann sehr schwer für mich wirklich alles mehr oder weniger alleine zu tragen. Zumal er, wie gesagt einiges mehr verdient und auch noch mietfrei im eigenen Eigentum wohnt. Somit muss für mich da nächstes Jahr eine Neuberechnung stattfinden.


    Ich schaffe es aber nicht, ihm damit zu kommen. Zumal ich mir ziemlich sicher bin, dass er mir nicht unbedingt ehrlich sagen wird, was er genau verdient, geschweige denn mir Abrechnungen vorlegen würde.
    Somit entstand bei mir die Überlegung bzgl. der Beistandschaft. Dann kommen die Zahlen von offizieller Seite, er muss seine Einnahmen nicht mir offen legen und muss mir hierzu nichts sagen. Wenn es zu einem neuen Betrag in der Unterhaltszahlung kommen sollte und er wieder mal glaubt, dass da was nicht mit rechten Dingen zugehen kann, dann bin ich wenigstens raus aus der Nummer und muss mir nicht zum 1.000ten Mal irgendwelche Anschuldigen anhören.


    Aber geht das überhaupt so, wie ich mir das vorstelle?
    Kann ich das so einfach machen oder ist so eine Beistandschaft nur für echte Härtefälle?
    Mach ich damit wirklich das Richtige oder löse ich damit erst recht eine Lawine aus?


    Wäre echt schön, eure Einschätzung zu hören.


    Edit sagt: Fräulein Enya kann nicht "Kurz"

    :klimper

  • Ich habe auch aus ähnlichen Gründen damals eine Beistandschaft einrichten lassen.
    Dann ist man selber aus der Diskussion raus, das JA kümmert sich um die Einreichung der Einkommensnachweise, fertig.
    Ich habs gemacht, damit KV und ich uns "nur noch" über den Umgang und sonstigen Kram einigen müssen, nicht mehr über das Thema, bei dem für die meisten Leute sowieso die Freundschaft aufhört, das liebe Geld.
    Denn KV hat gut gezahlt (verdient auch gut - hat sich aber auch nicht an Erstanschaffungen etc. beteiligt), aber nach seinem Gutdünken, und ohne Vorankündigung, mehrmals deutlich reduziert. Und hat sich dann damit gebrüstet, dass er ja soviel zahlt, und das es immer noch zuviel sei.


    Und ich konnte beim JA angeben, in welchem Ausmaße sie sich um unsere Angelegenheiten kümmern sollen. Wenn ich mich also zwischenzeitlich mit KV persönlich über etwas geeinigt hatte, habe ich das mitgeteilt, und gut war (sie sind beim JA ja meist auch nicht traurig drüber, wenn man ihnen Arbeit wieder "abnimmt"). Es ist also nicht so, dass sie einem das Ruder völlig aus der Hand nehmen.


    Seitdem läuft es bei uns viel besser, es ist offiziell berechnet, keiner kann mehr meckern (kann man natürlich trotzdem, aber dann kann man sagen, es ist auf gesetzlicher Grundlage berechnet) und bei uns scheint es auch dazu beigetragen zu haben, dass KV sich wieder um Kind kümmert (hatte damals nämlich Kontakt abgebrochen). Aber auf sowas reagiert ja jeder anders, da kann ich deine Sorge auch verstehen... aber immer nur die Füße stillhalten, um bloß das einigermaßen gute Verhältnis nicht wieder zu kippen... nö, das würde ich nicht tun.
    Du hast genug Ausgaben, die ja eben nicht weniger, sondern mehr werden, und da ist es nur dein (und deines Sohnes!) Recht, das einzufordern.

  • so einfach machen oder ist so eine Beistandschaft nur für echte Härtefälle?
    Mach ich damit wirklich das Richtige oder löse ich damit erst recht eine Lawine aus?


    Beistandschaft oder Anwalt?
    Grundsätzlich kann man sich mit einer Beistandschaft selbst aus der Diskussion rausziehen und hat diesbezüglich kaum/keinen Streit mehr. Das ist ja ganz gut.
    Ich sehe es so: mit einem zahlungsunwilligen, in dieser Hinsicht problematischen KV, und einem zurückhaltenden', KV-freundlichen, überlasteten JA kann es lange dauern, bis du KU siehst bzw. den Betrag bekommst, der Kind zusteht. Wenn überhaupt.

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    keks3


    life is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing (shakespeare)
    'Does anybody remember laughter?' (R.P.)

  • Dir steht alle zwei Jahre eine Gehaltsauskunft zu.
    Zusätzlich weißt du um den neuen, höherdotierten Job. Da kann man sicherlich die Unterhaltsfrage aufs Tapet bringen. Ob es dazu die Beistandschaft sofort braucht, musst du einzuschätzen versuchen. Wenn Ex bereit wäre, dir seinen Gehaltsnachweis zu erbringen, könntet ihr das auch so regeln. Ist es stressig, empfiehlt sich der Weg über die (kostenlose) Beistandschaft. Die von dir gewünschten Boni gibt es allerdings nicht. Die genannten Dinge sind aus der Unterhaltszahlung zu decken. Das solltest du also nicht unbedingt ins Gespräch bringen.


    Vielleicht lässt du ihm auch einfach mal die DDT zukommen (hängt zB hier im Forum im Leitfaden) und bittest ihn um die neue Einstufung seinerseits. Um dann zu sagen. Sollte das zu kompliziert sein, können wir gemeinsam oder du auf Einladung aufs Jugendamt marschieren und dort kostenlos vom Spezialisten ausrechnen lassen (ein Anwalt würde uns knapp einen Jahresunterhalt kosten ...).

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Danke schon mal ihr Lieben! :blume


    Volleybap:


    Das mit den "Bonis" war wohl etwas unglücklich ausgedrückt von mir. Ich will nicht, dass er das alles zusätzlich mitbezahlt. Aber es kommt als nächstes Jahr einiges mehr auf mich zu, was unser Kind betrifft und da wäre es halt hilfreich, wenn der Unterhalt angepasst würde, damit ich dem Muckel nicht gerade seinen größten Wunsch nach einem Instrument verwehren muss.



    Leider kann ich ihn derzeit so gar nicht einschätzen und kann auch gar nicht vorher sehen, wie er dann reagiert. Im Moment ist alles ruhig aber er kann eben auch von null auf tausend.



    @Keks: Wieso dauert so etwas lange? Und wie lange ist lange? Klar braucht das dann auch seine Bearbeitungszeit aber das hört sich ja so an, als wenn das JA sich extra Zeit lässt, damit der KV möglichst lange möglichst wenig bezahlen soll??! Meintest du das?

  • ich habe eine Beistandschaft, aber der Kindsvater und ich waren unverheiratet. Das ist sehr angenehm, da ich nichts mit seinem Geld zu tun habe. Ich würde mal prüfen, ob das auch bei Dir möglich ist. Wenn ja, würde ich es auf jeden Fall machen. Ich würde, wenn die Beistandschaft möglich ist, dort gleich auch fragen, ob sie den Beitrag zur Musikschule und die Unterbringung am Nachmittag gleich mit ausrechnen für den Vater. Dann bist Du auf der sicheren Seite.

  • Volleybabs Vorschlag ist gut, so wäre das ideal.


    @Keks: Wieso dauert so etwas lange? Und wie lange ist lange? Klar braucht das dann auch seine Bearbeitungszeit aber das hört sich ja so an, als wenn das JA sich extra Zeit lässt, damit der KV möglichst lange möglichst wenig bezahlen soll??! Meintest du das?


    Ein zahlungsunwilliger KV kann alles Mögliche... anbringen, um den Unterhalt zu 'verschleppen', da können schonmal Monate und Jahre ins Land gehen. Dann gibts vlt. eine Klage, das Familiengericht ist überlastet, die Anhörung ist viele Monate später, es fehlen immer noch Nachweise, es werden wieder Fristen verschoben (Anwalt kann nicht, KV kann nicht), JA drängelt nicht... Es entstehen Schulden des KV - weil das JA zu lange nachlässig war und der Richter nicht in die Gänge kommt... Das nur so als Beispiel. Recht auf Unterhalt haben - und den auch bekommen, sind zwei verschiedene Stiefel.
    Nach dem was ich hier schon gelesen habe, vermute ich, dass sowas mit einem guten! Anwalt schneller geht weil der engagierter ist und einfach mehr Druck macht.
    Wenn dein KV allerdings kooperativ ist, dann ist die Beistandschaft eine prima Sache !

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    keks3


    life is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing (shakespeare)
    'Does anybody remember laughter?' (R.P.)

  • Ich würde, wenn die Beistandschaft möglich ist, dort gleich auch fragen, ob sie den Beitrag zur Musikschule


    Ähm, Musikschule ist "Privatvergnügen", dass muss der KV nicht zahlen!
    Beistandschaft geht auf jeden Fall. Ab Aufforderung der Gehaltsnachweise würde der KV rückwirkend den eventuell höher ausfallenden Unterhalt zahlen müssen.


    Vermutlich wird er eine Gehaltsstufe raufrutschen (reine Spekulation, ich kenne ja nicht die Zahlen) plus Altersanpassung, das macht dann so Pi mal Daumen 70 Euro/Monat.
    LG
    Lotta

    edit: Rechtschreibfehler gefunden und korrigiert


    Nur wer einen Schatten hat, steht auf der Sonnenseite des Lebens!

  • Wenn Du dem KV nicht unbedingt gleich mit einer Beistandschaft kommen willst, nimm doch den Beistand im Rahmen einer Beratung nach § 18 SGB VIII in Anspruch. Das ist praktisch die Lightvariante einer Beistandschaft; der KV wird aufgefordert, seiner Auskunftspflicht nachzukommen, der Unterhalt wird berechnet und wenn er den errechneten Betrag zahlt und titulieren lässt, ist die Angelegenheit damit erledigt. Sollte er rumzicken, kannst Du immer noch eine Beistandschaft einrichten lassen (Inverzugsetzung ist trotzdem die Aufforderung zur Erteilung der Auskunft).


    Und frag doch auch gleich mal an, was alles unter Sonderbedarf beim Kindesunterhalt fällt.

    Einmal editiert, zuletzt von Profiler2610 ()

  • Ich habe das jetzt gemacht aus zwei verschiedenen Gründen. Einmal brauche ich einen Titel, da der KV evtl. ins Ausland verzieht und dort sehr wahrscheinlich sehr viel weniger Geld verdienen wird. Sein Wegzug ist rein privat, dafür wird er hier seinen wirklich guten Job kündigen. Wenn er erstmal im Ausland ist, kommt man schwer ans Geld ran, deswegen empfohl mir der JA-Mensch unbedingt den Titel. Der zweite Grund ist, dass wir eh nächstes Jahr neu berechnen müssen, wenn die Hausraten wegfallen und unsere Kommunikation im Moment mehr schlecht als recht ist. Ich will einfach weitere Konfliktmöglichkeiten zwischen uns ausräumen, damit nur noch die Belange des Kindes übrig bleiben. Und ich möchte nicht hinter dem Geld herlaufen müssen. Mit dem Rechtsbeistand muss ich mich dann nicht mehr darum kümmern. Eine Last weniger!

  • @ Frau Zausel: Ja, genau! Eine Last weniger und gleichzeitig Konfliktmöglichkeiten ausräumen - die Gedankengänge habe ich ja auch.


    @ Profiler: Ach, das gibbet auch? Das wäre natürlich auch eine gute Möglichkeit! Danke!!



    Werde mich dann mal mit unserem JA in Verbindung setzten. Jetzt weiß ich ja, dass wir das auch machen können!!



    Danke euch noch mal :blume