Ein Artikel zum Nachdenken

  • In der ZEIT gab es mal vor vier Jahren einen Artikel, welcher ganz gut illustriert, welche Nebenwirkungen Ritalin so hat.


    Aber darf ich fragen, was der Grund ist, weshalb Du diese beiden Beiträge hier mit uns teilst, so rein interessehalber? Da meine Kinder nicht von AD(H)S betroffen sind, habe ich auch bisher keinen Bedarf gehabt, mir über Ritalin Gedanken zu machen ...

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  • Wenn ich schon lese, von "Kinder gefügig gemacht werden" reicht es mir schon. Das ist unqualifiziertes Geschwafel!

  • Hallo,


    das sind doch Räuberpistolen, mit denen Eltern von ADS-Betroffenen Kindern verunsichert und stigmatisiert werden sollen. Es geht um die Deutungshoheit über die Psychiatrie und Psychologie - wer hat Recht, die Psychoanalytische Schiene (die über Jahre hinweg oft ohne nachweisbaren Therapieerfolg an Betroffenen rumdoktert) oder die Neurobiologische Schiene (die seit 1990 die Unterschiede im Hirnstoffwechsel bei ADS mit damals neuen bildgebenden Verfahren sichtbar machen konnte und seitdem immer weiter in der Diagnostik kommt). Es ist ein Rückzugsgefecht der Psychoanalytiker.


    Was ist Ritalin/Methylphenidat?
    1. Es ist ein Medikament, dessen Patentschutz lange abgelaufen ist. Mit reinem MPh ist überhaupt nichts mehr zu verdienen, weil es jede Firma als Generikum herstellen kann. Sonderformen wie retardiertes MPh oder für Erwachsene zugelassenes MPh (und das ist ein formeller Unterschied, kein chemischer) sind noch geschützt, aber auch da herrscht Konkurrenz. Die angeblich "hohen Gewinnmargen", weshalb "die Pharmaindustrie" "unsere Kinder" anspricht, gibt es gar nicht; im Gegenteil gibt es wesentlich teurere und neuere Medikamente, mit denen mit wesentlich weniger angenommenem "Lobby-Aufwand" Geld zu verdienen ist.


    2. MPh ist ein /*Stimulanzmittel*/!!! Bei Nicht-ADS-Betroffenen steigert es zwar die Konzentration, aber nicht durch "Beruhigung", sondern weil es aufputscht!!!
    *NUR* bei Betroffenen tritt eine "beruhigende" Wirkung ein, dies ist eine sog. "paradoxe Wirkung": Vergleichbar, Du trittst bei Deinem Auto aufs Gas und es wird langsamer. Es gleicht damit eine ADS-typische *Unterstimulation* aus, der Betroffene muß sich also nicht mehr - z.B. durch Hyperaktivität - von außen "zusätzlich stimulieren".


    3. Seit die Erforschung von ADS sehr schnell fortschreitet, sind bisher nicht entdeckte Typen darunter gefallen ("Hans-Guck-in-die-Luft", der "Hypoaktive Typus" - seitdem geht man nicht mehr von einem Verhältnis von 9:1 Jungen:Mädchen aus, sondern 3:1); und in Deutschland wird man überhaupt erst problembewußt. (Immer noch gibt es Lehrer etc., die fest behaupten, das sei gar keine Krankheit - und damit den Schülern und Eltern, die ihnen glauben, gehörig die Biographie verhageln.)


    Es gibt Qualitätszirkel ADHS der Kassenärztlichen Vereinigungen und Netzwerke von Therapeuten und Ärzten, die sich mit der Krankheit gut auskennen; wenn man an der Diagnose eines Kinderarztes oder Nervenarztes Zweifel hat, kann man sich über die nochmal eine zweite Diagnose holen. - JA, es ist NORMAL, daß der letzte Schritt die überwachte MPh-Gabe ist, wenn es paradox wirkt, ist es ADS, wenn es normal wirkt, ist es keines oder kein durch MPh behandelbares (es gibt noch andere Wirkstoffgruppen).


    Wenn ein Arzt die Diagnose ADHS stellt und MPh (oder Atomoxetin/Straterra, oder...) verschreibt, dann wird er da Gründe für haben. Das sind i.d.R. nicht "die Pharmaindustrie", die angeblich jeden einzelnen Kinderarzt und Nervenarzt "schmieren". Wenn sich die Symptomatik nach einiger Zeit deutlich verbessert, dann hatte er damit wohl Recht.


    Gerade bei unbehandeltem ADS versucht der Betroffene sonst, sich selbst zu behandeln; sehr viele sind Kettenraucher (wurde nachgeprüft, das Nikotin verbessert die Symptomatik tatsächlich), die Gefahr, an Depressionen zu erkranken geht durch die Decke (kaum ein Erwachsener mit ADS ohne Depris) und die Suchtgefahr ist sehr deutlich erhöht.


    Gruß
    diadem

  • Ich diskutiere gern darüber, wie man einem Kind, das erhebliche Schwierigkeiten bei der Bewätligungen seines Lebens im Bereich Schule, Sozialkontakte etc. hat, helfen kann; einem Kind, das ein hohes Risiko für Schulversagen, Schulabbruch (im Mittel 30%), Arbeitslosigkeit, ein erhöhtes Risiko für Drogensucht u.a. hat. Wir leben nicht in einer altsteinzeitlichen Gesellschaft aus Beeren- und Kräutersammlern.


    Dabei ist es wichtig zu wissen, wo die Ursachen liegen. Genetisch-Biologische Ursachen, wie bei ADS/ADHS (ca 80 %), unterliegen einer biologischen Entwicklung, die nicht beeinflussbar ist.


    Dabei ist es wichtig, basierend auf Studiendaten zu wissen, ob und wie Umfeld, Tagesablauf, kognitive Trainingsprogramme, Medikamente im Einzelfall helfen können und ggf. erforderlich sind. Für Psychanalytische oder Familiendynamische Ansätze, Aufenthalten in Alpenhütten etc. beispielsweise gibt es keinen Nachweis einer positiven Wirkung auf AD(H)S.


    Was man tut, ist immer abzuwägen gegen die voraussehbaren Folgen, wenn man es nicht tut.


    Ärzte, Krankenpfleger, Apotheken, Pharmaindustrie, Ergotherapeuten, Optiker (... /Innen) etc. alle verdienen Geld mit ihrem Beruf, so wie Bäcker, Kaufleute, Pfarrer oder Lehrer auch. Diskussionen um Verschwörungstheorien oder vorsätzliche Zerstörung von Kindern aus Profitgier können andere führen.

  • Zitat

    Es klingt wie die furchterregende Geschichte aus einem Horrorthriller: Ein weltweit angesehener US-Kinderpsychiater probiert in den sechziger Jahren an seinen lebhaften Patienten verschiedene Psychopharmaka aus, um die Kleinen ruhig zu stellen. Als er eine entsprechende Pille entdeckt, mit der die Kinder gefügig gemacht werden können, erhebt er im Namen der Weltgesundheitsorganisation die kindliche Lebhaftigkeit zu einer neuen Krankheit. Und fertig ist eine äußerst lukrative, für wachsenden Gehirne jedoch hochgefährliche Einnahmequelle der global arbeitenden Pharma- und Ärzteindustrie. Millionen Kinder auf der ganzen Welt schlucken seit Jahrzehnten Ritalin, weil sie angeblich ADHS haben.


    Unter Horrorthriller wäre das wohl ein B-Movie. Ich bezweifele das jede Substanz die gegen X hilft, zielgerichtet erforscht wurde. Gerade in den Anfängen war da wohl einiges Trial&Error.
    Und wie diadem schon sagt: ADS ist im bescheidenen Umfang physisch nachweisbar. Niemand würde einem Kind das Diabetes hat die Behandlung verweigern. Aber jahrelang am "Radd drehen" muss man aushalten? Ich bin auch dafür das Medikamente die letzte Lösung sein sollten. Aber wie diadem auch schon sagte: Seltsam das ADS'ler damit ruhig werden, wo Normalos aufdrehen.
    Ich bin jahrelang zu Therapien gestapft, und ein Psychologe bescheinigte meinem Sohn kein ADS. Wahrnehmungsstörung, sozio-bla Störung, 2 MRTs, 2 EEGs, mehrfach Pädaudiologe. Morgen gehen wir zum Neurologen, weil Sohn tatsächlich und dauerhaft über die linke Gehirnhälfte seltsam schwingt. Hoffentlich gibt das eine Lösung, oder wenigstens eine greifbare Diagnose, damit ich ruhiger schlafen kann. Das rumdoktorn an Symptomen und wabbelige Vermutungen seitens Psycho haben hier deutlich versagt. Ausbaden müssen das die Kinder.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()